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40 •˜ 11 Die Anschauungen uber die chemische Bindung 3 11 Die Anschauungen uber die chemische Bindung 41<br />

In der Sprache der Wellenmechanik bedeutet das Pauliverbot<br />

eine neue Einschrankung der mathematisch moglichen Losungen<br />

der Wellengleichungen auf solche, die physikalisch durch das geschilderte<br />

Uberein~timmun~sverbot der vier Quantenzahlen als<br />

realisierbar zugelassen werden. In den folgenden Kapiteln werden<br />

wir sehen, wie dieser Grundsatz uns uberall begleitet, so T. B. bei<br />

der Molekulbildung, in der Elektronentheorie der Metalle, die auf<br />

das Elektronengasmodell bei organischen Molekulen angewandt,<br />

zur Berechnung der Energieterme der normalen und angeregten<br />

Zustande fuhrt. Aus diesen werden dann die Absorptionsspektren,<br />

d. h. die Farbe organischer Molekule vorausgesagt.<br />

•˜ 11 Die dnschauungen uber die chemische Bindung<br />

bis zu den Anfangen der Quantenmechanik<br />

Die Frage nach der Natur der chemischen Bindung ist ebenso<br />

alt wie die chemische Forschung selbst. Im Altertum und Mittelalter<br />

suchte man auf Grund philosophischer Maximen zum Wesen<br />

der chemischen Krafte vorzudringen. HERAKLITS (535-475 V. C.)<br />

Ausspruch geschieht aus einer Gegensatzlichkeit heraus"<br />

bestimmte die Anschauungen uber die Ursachen der chemischen<br />

Affinitat, namlich der Erscheinung, das gewisse Stoffe zu einander<br />

getrieben werden, wogegen andere sich vollig indifferent verhalten.<br />

In der modernen Forschung erhielt dieser Gedanke eine konkrete<br />

physikalische Passung erst durch BERZELIUS (1812), welcher die<br />

erste Theorie der chemischen Bindung aufstellte, wenige Jahre<br />

nachdem DALTON (1808) der antiken Atomtheorie durch das Gesetz<br />

der einfachen und multiplen Proportionen eine experimentelle<br />

Stutze gegeben hatte.<br />

Die Berzeliussche Theorie der chemischen Bindung liese sich<br />

in dem Satz zusammenfassen, das zwei Elemente sich dann verbinden,<br />

wenn sie eine entgegengesetzte elektrische Ladung tragen.<br />

Die These von BERZELIUS hat einige Jahrzehnte das Feld der chemischen<br />

Forschung beherrscht. Sie konnte die damals bekannten<br />

Tatsachen gut beschreiben, weil die bis dahin untersuchten Stoffe<br />

meist anorganische Verbindungen waren. Diese kommen, wie wir<br />

heute wissen, durch elektrostatische Anziehung von Ionen zustande.<br />

Mit der Entwicklung und dem weiteren Ausbau der organischen<br />

Chemie erwies sich aber die Berzeliussche Theorie als unhaltbar.<br />

Man hat beispielsweise im CH4 die H-Atome, die gegenuber dem<br />

Kohlenstoff fur positiv geladen erklart wurden, sukzessive durch<br />

die negativen Cl-Atome ersetzen konnen, wobei man ebenfalls<br />

stabile Verbindungen erhielt. Noch groser war die Verlegenheit,<br />

als man erkannte, das Molekule wie H,, O,, N, usw. aus zwei gleichartigen<br />

Atomen, die keinerlei Polaritat aufweisen, aufgebaut sind.<br />

Man brachte diese Tatsache durch den Namen<br />

Bindung" zum Ausdruck, jedoch die Erklarungsschwierigkeiten fur<br />

diese Korperklasse begleiteten den Chemiker bis in das Jahr 1927.<br />

HEITLER und LONDON haben diese Frage durch Anwendung wellenmechanischer<br />

Vorstellungen prinzipiell losen konnen (vgl. •˜ 9).<br />

In der Zeit des Beginnes der Strukturlehre hat man die chemische<br />

Bindung durch zwei ineinander greifende Haken, welche<br />

die Atome vereinigen, dargestellt und diese Haken spater durch<br />

einen einfachen bis heute noch gebrauchlichen Strich ersetzt. In<br />

der Zeitspanne von 1830 bis 1850 wurde die Reaktionsweise organischer<br />

Verbindungen durch die Radikaltheorie von LIEBIG und<br />

WOHLER und durch die Substitutionstheorie von KOLBE beschrieben.<br />

Bald lernte man nach physikalisch-chemischen Methoden<br />

Atom- und Molekulargewichte bestimmen, was wesentlich<br />

zur Festigung des WertigkeitsbegrXes beitrug. Nachdem VAN'T<br />

HOFF und LE BEL (1879) fur das C-Atom den die chemische Bindung<br />

darstellenden Strichen eine feste Richtung im Raume, namlich<br />

nach den Ecken eines regularen Tetraeders, gegeben haben, war<br />

es moglich, die Zahl der Isomeren und Stereoisomeren vorauszusagen.<br />

Damit war eine Hypothese von groser Fruchtbarkeit aufgestellt,<br />

die eine sturmische Entwicklung in der organischen<br />

Chemie ausloste. Die Konstitution einer grosen Zahl von Verbindungen<br />

wurde aufgeklart, und eine ebenso grose Zahl neuer<br />

organischer Molekule wurde synthetisiert. Man hatte wenig Zeit,<br />

uber das Wesen der chemischen Bindung nachzudenken, da man<br />

mit den praktischen Valenzstrichen gut auskam und erfolgreich<br />

war.<br />

Vom physikalischen Standpunkt aus aber war die Darstellung<br />

der Valenz durch Striche hochst unbefriedigend, und sehr bald<br />

sollte sich die Unzulanglichkeit dieser Bildersprache zeigen. Einige<br />

Beispiele sollen die Schwierigkeiten zeigen, die der exakten

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