Wehrwissenschaftliche Forschung Jahresbericht 2012
Wehrwissenschaftliche Forschung Jahresbericht 2012
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<strong>Forschung</strong>saktivitäten <strong>2012</strong> 62 63<br />
KptLt Dr.-Ing. Sebastian Lange<br />
<strong>Wehrwissenschaftliche</strong>s Institut für<br />
Schutztechnologien – ABC-Schutz,<br />
Munster<br />
sebastian8lange@bundeswehr.org<br />
Numerische Modellierung zur Festlegung von Hf-Schutzbereichen<br />
an Bord von Schiffen<br />
Das wissenschaftliche Rechnen ist neben Theorie und<br />
Experiment als zusätzliche <strong>Forschung</strong>sdisziplin in Form der<br />
numerischen Simulation etabliert. Das WIS verfolgt einen<br />
Aufbau von Analyse- und Bewertungsfähigkeit in diesem<br />
Bereich. Vorgestellt wird der Anteil an Strahlenschutzuntersuchungen<br />
der in Nutzung befindlichen Klassen F122 und<br />
F123.<br />
LTRDir Dr.-Ing. Frank Sabath<br />
<strong>Wehrwissenschaftliche</strong>s Institut für<br />
Schutztechnologien – ABC-Schutz,<br />
Munster<br />
franksabath@bundeswehr.org<br />
Der Fokus unserer <strong>Forschung</strong>sarbeiten liegt in der numerischen<br />
Analyse des elektromagnetischen Feldes. Das wissenschaftliche<br />
Rechnen wurde 1992 als <strong>Forschung</strong>sthema aufgegriffen und<br />
wird seitdem am <strong>Wehrwissenschaftliche</strong>n Institut für Schutztechnologien<br />
– ABC-Schutz (WIS) in Munster verfolgt.<br />
Hierdurch verfügt der Rüstungsbereich über leistungsstarke<br />
Methoden der Feldberechnung, welche auf die speziellen<br />
Bedürfnisse komplexer militärischer Systeme und Infrastrukturen<br />
optimiert sind. Das im Rahmen eines Amtsauftrages<br />
entstandene Programmpaket PROTHEUS vereint diese Feldberechnungsmethoden<br />
auf Basis einer Softwarelösung und<br />
bildet die Grundlage der Analyse- und Bewertungsfähigkeit<br />
im Bereich des wissenschaftlichen Rechnens für den Elektromagnetismus.<br />
Die hier vorgestellte Untersuchung der Schutzbereiche auf<br />
den Fregatten der Klassen F122 und F123 zeigt beispielhaft wie<br />
PROTHEUS bereits jetzt für Anwendungen in der Nutzungsphase<br />
von schwimmende Einheiten der Marine unterstützend<br />
eingesetzt wird. Die numerische Analyse ist hierbei begleitend<br />
zur messtechnischen Untersuchung durch die Wehrtechnische<br />
Dienststelle für Schiffe und Marinewaffen, Maritime<br />
Technologie und <strong>Forschung</strong> (WTD 71) durchgeführt worden.<br />
Zu diesem Zweck wurde ein neues Nahfeldschema entwickelt,<br />
welches eine Platzierung der Nahfeldmonitore in einem<br />
äquidistanten Abstand zum Oberdeck erlaubt (Abbildung 1).<br />
Dies entspricht dem Verwenden eines Stativs während der<br />
Messung. Diese durch die Praxis motivierte Idee des Nahfeldschemas<br />
stellt die Flexibilität eines eigenen und somit offenen<br />
Feldberechnungsprogramms dar. Ein solches Vorgehen erlaubt<br />
die Betrachtung des gesamten Oberdecks durch die Verwendung<br />
von zwei (F123) bis drei (F122) Nahfeldbereichen mit einer<br />
Anzahl von Punkten in der Größenordnung von 106 – 107.<br />
Die Berechnung der Feldwerte dominiert die Gesamtrechenzeit,<br />
so dass ein beschleunigtes Verfahren zur Berechnung<br />
von Nahfeldern implementiert worden ist, was eine effiziente<br />
Berechnung erlaubt. Ferner verfügt PROTHEUS über eine<br />
Stabilisierung für den niederfrequenten Bereich, die eine<br />
Berechnung elektrisch kleiner Strukturen ermöglicht. Die<br />
betrachteten Frequenzen liegen zwischen 2 – 30 MHz, was<br />
einer Wellenlänge von 10 – 150 m entspricht. Demgegenüber<br />
steht eine Schiffslänge von 130 m. Sowohl die Stabilisierung<br />
als auch das Nahfeldschema sind unerlässliche Komponenten<br />
für eine robuste Bearbeitung der Problemstellung.<br />
Abbildung 2 zeigt das Netz und die Nahfeldpunkte der F122.<br />
Die berechneten Oberflächenströme sind in Abbildung 3 dargestellt<br />
und Abbildung 4 zeigt die dazugehörigen elektrischen<br />
Nahfelder. Entsprechend zeigen die Abbildungen 5 und 6 die<br />
Feldbilder für die F123. Insgesamt konnte gezeigt werden, dass<br />
komplexe Strukturen mit hinreichender Genauigkeit berechnet<br />
werden können, so dass die Güte der Ergebnisse einzig von der<br />
Modellbildung abhängt. Mit den Messungen wurden diskrete<br />
Frequenzen und Positionen untersucht. Die Simulation betrachtet<br />
das gesamte Oberdeck und den kompletten Frequenzbereich.<br />
Eine fundierte Aussage ist bei Vergleich möglich. Der<br />
messtechnische Vergleich ist jedoch unerlässlich, so dass die<br />
Simulation der Abdeckung des nicht gemessenen Frequenzbereiches<br />
dient und sich beide Aussagen ergänzen.<br />
Eines der Ziele künftiger Arbeiten ist die Erweiterung der<br />
vorliegenden Frequenzbereichsmethoden um Verfahren im<br />
Zeitbereich. Hierbei stehen Anwendungen im Bereich High-<br />
Power Electromagnetics (HPEM) im Fokus der Arbeiten.<br />
Neben schwimmenden Einheiten der Marine stehen Infrastrukturen<br />
im Vordergrund der angestrebten virtuellen Tests.<br />
Im ersten Schritt wurde bereits ein Verfahren implementiert,<br />
welches eine Bewertung der elektromagnetischen Felder<br />
im menschlichen Körper auf der Grundlage von Anatomiemodellen<br />
ermöglicht.<br />
Abb. 1: Äquidistante Nahfeldpunkte über Deck<br />
(Screenshot)<br />
Abb. 2: Netz der Fregatte F122 (Screenshot)<br />
Abb. 3: Verteilung des Oberflächenstroms<br />
auf Fregatte F122 (Screenshot)<br />
Abb. 4: Elektrische Nahfelder auf Fregatte F122<br />
(Screenshot)<br />
Abb. 5: Verteilung des Oberflächenstroms<br />
auf Fregatte F123 (Screenshot)<br />
Abb. 6: Elektrisches Nahfeld auf Fregatte F123<br />
(Screenshot)