Wehrwissenschaftliche Forschung Jahresbericht 2012
Wehrwissenschaftliche Forschung Jahresbericht 2012
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<strong>Forschung</strong>saktivitäten <strong>2012</strong> 70 71<br />
Dipl.-Phys. Stefanie Dengler<br />
Fraunhofer-Institut für Optronik,<br />
Systemtechnik und Bildauswertung,<br />
Ettlingen<br />
Dr. rer. nat. Dipl.-Phys. Bernd Eberle<br />
Fraunhofer-Institut für Optronik,<br />
Systemtechnik und Bildauswertung,<br />
Ettlingen<br />
TORR Dr. rer. nat. Sebastian Teich<br />
Wehrtechnische Dienststelle für<br />
Informationstechnologie und Elektronik,<br />
Greding<br />
Dr. rer. nat. Dipl. Phys. Gunnar Ritt<br />
Fraunhofer-Institut für Optronik,<br />
Systemtechnik und Bildauswertung,<br />
Ettlingen<br />
stefanie.dengler@iosb.fraunhofer.de<br />
bernd.eberle@iosb.fraunhofer.de<br />
sebastian1teich@bundeswehr.org<br />
gunnar.ritt@iosb.fraunhofer.de<br />
Schutz des menschlichen Auges vor Zerstörung durch Laserstrahlung<br />
Der Schutz des menschlichen Auges aber auch von Technik Die Vielzahl heute verfügbarer Laserquellen erfordert zwingend<br />
innovative Schutzkonzepte, um das Auge und die Technik<br />
vor Zerstörung durch Laserstrahlung im optischen und<br />
infraroten Spektralbereich gewinnt zunehmend an Bedeutung,<br />
denn heute kann jede Laserwellenlänge mit großer ter Anstrengungen wurden bisher nur wenig befriedigende<br />
gegen jede Art von Laserstrahlung zu schützen. Trotz weltwei-<br />
Leistung erzeugt werden. Es werden Materialien benötigt, Ergebnisse erzielt, so dass immer noch konventionelle Schutzfilter<br />
eingesetzt werden müssen, die einen nur begrenzten oder<br />
die Laserstrahlung unabhängig von Intensität und Wellenlänge<br />
effizient dämpfen. Nanopartikel bieten hier einen gar keinen Schutz bieten. Wünschenswert ist eine Schutztechnik,<br />
die die auftreffende Laserstrahlung in Abhängigkeit von<br />
Lösungsansatz.<br />
ihrer Intensität und unabhängig von der Wellenlänge dämpft.<br />
Dadurch ließe es sich vermeiden, mehrere verschiedene<br />
Schutzbrillen vorrätig zu halten und die Gefahr, eine falsche,<br />
wirkungslose Laserschutzbrille zu benutzen, wäre gebannt.<br />
Im Gegensatz zum aktiven Verfahren gegen Blendung durch<br />
Laserstrahlung, welches im <strong>Jahresbericht</strong> <strong>Wehrwissenschaftliche</strong><br />
<strong>Forschung</strong> 2010 vorgestellt wurde, dient das hier erläuterte,<br />
passive und breitbandig wirkende Konzept dem Schutz vor<br />
Zerstörung. Ein auf Strahlungsintensität basierendes Schutzkonzept<br />
kann z. B. durch die Nutzung nichtlinearer optischer<br />
Effekte realisiert werden. Dadurch lassen sich zusätzlich zur<br />
linearen Absorption weitere Absorptionsbereiche erschließen,<br />
was mit steigender Intensität zu einer Verminderung der Filtertransmission<br />
führt. Ein solches Verhalten wird als optische<br />
Leistungsbegrenzung beschrieben, wobei idealerweise die<br />
transmittierte Strahlung auf einen konstanten Wert begrenzt<br />
wird. In der Praxis wird diese ideale Begrenzung jedoch nicht<br />
erreicht. Das Prinzip der optischen Leistungsbegrenzung<br />
ist in Abbildung 1 dargestellt, rot – die ideale Leistungsbegrenzung,<br />
grün – der reale Verlauf. Damit die notwendig hohen<br />
Intensitäten erreicht werden, muss ein solches Filter in einer<br />
Zwischenbildebene einer Optik, z. B. in einem Zielfernrohr,<br />
siehe Abbildung 2, positioniert werden. Bei sehr hohen Intensitäten<br />
tritt unvermeidlich eine lokale Materialzerstörung ein,<br />
was aber nicht nachteilig ist. Im Gegenteil: eine lokale Filterschädigung<br />
signalisiert den Beschuss durch Laserstrahlung<br />
und somit fungiert das Filter auch als einfacher Warnsensor.<br />
Ein vielversprechender Ansatz für einen von der Wellenlänge<br />
unabhängig wirkenden Schutz basiert auf der Verwendung<br />
von Nanopartikeln. Das Absorptionsverhalten metallischer<br />
Nanopartikel ist gekennzeichnet durch lichtinduzierte kollektive<br />
Schwingungen der an der Partikeloberfläche angesiedelten<br />
Elektronen, welche als Plasmonenschwingung bezeichnet wird.<br />
Die Stärke der Plasmonenschwingung hängt von der eingestrahlten<br />
Wellenlänge ab und lässt sich für ein bestimmtes<br />
Material über die Partikelgröße und -geometrie gezielt einstellen,<br />
so dass sich farbneutrale Filter verwirklichen lassen.<br />
Abbildung 4 zeigt die Absorptionsgebiete für sphärische Nanopartikel<br />
aus Gold, Silber und einer Gold-Silber-Legierung, Abbildung<br />
5 das Absorptionsspektrum von Nano-Goldwürfeln.<br />
Die Nanopartikel werden am Fraunhofer-Institut für Optronik,<br />
Systemtechnik und Bildauswertung IOSB durch chemische<br />
Verfahren oder durch Laserablation hergestellt sowie optisch<br />
und geometrisch charakterisiert. Ausgangsbasis sind Suspensionen,<br />
aus denen Festkörperfilter hergestellt werden. Zur<br />
Charakterisierung der Nanopartikel wird deren Größe, bzw.<br />
deren Größenverteilung bestimmt, während deren geometrische<br />
Form elektronenmikroskopisch analysiert wird.<br />
Die hier vorgestellten <strong>Forschung</strong>sarbeiten leisten wichtige<br />
Beiträge für den Schutz von Leib und Leben unserer Soldaten.<br />
Zudem können derartige Filter, eingesetzt in elektronischem<br />
Aufklärungs- und Beobachtungsequipment, die Durchhaltefähigkeit<br />
unsere Streitkräfte wesentlich erhöhen.<br />
Das Vorhaben CF196 wird im Rahmen der wehrwissenschaftlichen<br />
<strong>Forschung</strong> durch die Wehrtechnische Dienststelle für<br />
Informationstechnologie und Elektronik (WTD 81) betreut.<br />
Abb. 1: : Prinzip der optischen<br />
Leistungsbegrenzung<br />
Abb. 2: Zerlegtes Zielfernrohr mit Schutzfilter<br />
Abb. 3: Blick durch ein Zielfernrohr mit<br />
Filterschäden<br />
Abb. 4: Absorption durch Plasmonenschwingungen bei sphärischen<br />
Nanopartikeln von ca. 50 nm Durchmesser<br />
Abb. 5: Absorption durch Plasmonenschwingungen bei Nano-Goldwürfeln<br />
mit ca. 100 nm Kantenlänge