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PDF | 90 Seiten | 6,1 MB - Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und ...

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2. Öffentliche Förderung // 33<br />

→ PRAXISBEISPIEL<br />

Öffentlich <strong>und</strong> privat: »Schule in crescendo«<br />

Arend Schmidt-Landmeier unterrichtet seit 30 Jahren das Fach<br />

Musik in den Klassenstufen 5 bis 13 an der Stadtteilschule Horn,<br />

einer Schule mit Musikprofil in Hamburg. Er war über ein Jahrzehnt<br />

lang in der Hamburger Lehrerfortbildung tätig <strong>und</strong> ist seit<br />

14 Jahren Lehrbeauftragter für Didaktik der Popmusik an der<br />

Musikhochschule Lübeck. An seiner Schule gründete er unter anderem<br />

Bands, darunter eine Steelband, <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Gospelchöre,<br />

ein Cajon-Orchester <strong>und</strong> eine Schülerfirma, die Instrumente baut.<br />

Für diese Arbeit erhielt seine Schule die B<strong>und</strong>espreise »musik<br />

gewinnt 2007« <strong>und</strong> »MIXED UP 2009«.<br />

Der Musikbereich der Stadtteilschule Horn in Hamburg<br />

wird öffentlich wie privat gefördert<br />

Drei Musikräume, ein eigener Rechnerraum, ein Konzertsaal<br />

<strong>und</strong> ein Angebot an Instrumenten, das an ein bestausgestattetes<br />

Musikhaus erinnert. Ob Banjos, SAZ oder Ud, Cajones, Steeldrums<br />

oder Djembes, E-Gitarren, Flügel oder Keyboards – das<br />

alles <strong>und</strong> vieles mehr gehört eben zum »Musikleben« dazu, meint<br />

Arend Schmidt-Landmeier. Er ist einer von vier Musiklehrern<br />

<strong>und</strong> zwei Mitarbeiterinnen im Fach Musik an der Stadtteilschule.<br />

Sukzessive haben er <strong>und</strong> seine Kollegen/-innen das Musikprofil<br />

der Schule geschärft.<br />

Finanziert wird das »Musikleben der Stadtteilschule Horn« über<br />

verschiedenste Einnahmequellen. So ermöglichten neben durch<br />

Konzerte selbst erwirtschaftete Einnahmen – sowohl Gelder aus<br />

öffentlich zugänglichen Töpfen als auch Spenden <strong>und</strong> Sachmittel<br />

der freien Wirtschaft wie auch Zuwendungen privater <strong>und</strong> öffentlicher<br />

Stiftungen – den konsequenten Ausbau des Musikbereichs<br />

zum zweitgrößten Kulturanbieter des Hamburger Ostens.<br />

Die Ausstattung mit über den Gr<strong>und</strong>stock hinausgehenden professionellen<br />

Musikinstrumenten sicherte sich die Stadtteilschule<br />

über einen Sondermitteletat des Stadtstaats. Bis zu fünfstellige<br />

Summen können dort zur Einrichtung musikalischer Schwerpunkte<br />

eingeworben werden.<br />

»Kein Befremden im Umgang mit der Wirtschaft«<br />

Mit Gründung der Schülerfirma »Wood’n’Box« nahm die Schule<br />

sofort Kontakt zu einem in der Branche führenden Wirtschaftsunternehmen<br />

auf. Der Instrumentenbauer MEINL aus dem bayerischen<br />

Gutenstetten übernahm den Bau <strong>und</strong> Vertrieb des von der<br />

Firma entwickelten Trejons <strong>und</strong> stattete im Gegenzug die Schule<br />

mit zahlreichen Percussion-Instrumenten aus. »Vertrauen ist<br />

dabei die Basis des Sponsorships«, so Schmidt-Landmeier. Einen<br />

Vertrag gibt es nicht, Gegenleistungen von <strong>Seiten</strong> der Schule – wie<br />

Nennung des Förderers oder Abdruck des Logos – sind freiwillig.<br />

»Wir gehen weder inhaltliche Bindungen ein, noch haben wir Ergebniszwang<br />

oder Zeitdruck, weder didaktische Vorgaben noch<br />

festgeschriebene Ziele. Nicht einmal werben müssen wir«, so<br />

betont Arend Schmidt-Landmeier. »Vertrauen zwischen Sponsor<br />

<strong>und</strong> Schule ist elementar, aber auch zwischen Schulleitung <strong>und</strong><br />

Team, <strong>und</strong> zwar dahingehend, dass der Bildungsauftrag nicht<br />

durch Spenden- oder Sponsoringeinnahmen gefährdet wird. Ansonsten<br />

braucht es nur noch ein wenig Mut, Neues anzugehen.<br />

Unser Leitsatz ist hier: Wir lassen uns nicht beeinflussen <strong>und</strong> haben<br />

vor nichts Angst. Wenn etwas schief läuft, hat es keine Konsequenzen,<br />

außer der, es in Zukunft besser machen zu wollen.«<br />

»Kontaktpflege ist Gr<strong>und</strong>voraussetzung«<br />

Gut vernetzt ist die Schule durch ihre Mitgliedschaft im Stadtteilverein<br />

sowie die Präsenz der Kollegen/-innen z. B. im Arbeitskreis<br />

für Schulmusik. Zwei Kollegen haben jeweils einen Lehrauftrag<br />

an den Musikhochschulen Lübeck <strong>und</strong> Hamburg. Auch die Fachseminare<br />

der Hamburger Musikreferendarinnen <strong>und</strong> -referendare<br />

besuchen regelmäßig den Musikbereich, um mögliche Konzepte<br />

für ihre Zukunft zu erleben. Öffentliche Auftritte der Instrumentalensembles,<br />

das »Horner Nachtcafé« <strong>und</strong> die enge Zusammenarbeit<br />

mit Prominenten haben der Stadtteilschule in Hamburg<br />

einen festen Platz im Stadtteil <strong>und</strong> bei Presse <strong>und</strong> Öffentlichkeit<br />

eingebracht.<br />

Der hohe Motivationsgrad des Musiklehrerteams <strong>und</strong> das positive<br />

Image der Schule brachten Steinberg Media, den internatio nal<br />

bekannten Hamburger Musiksoftware-Produzenten, dazu, die<br />

Stadtteilschule Horn zur Steinberg Modell Schule zu machen.<br />

Als einzige dieser Art verfügt der Musikbereich über eigene 26<br />

Rechner-Plätze <strong>und</strong> erhält regelmäßige aktuellste Software-<br />

Updates. Schüler/-innen, Musiklehrer/-innen sowie Musikstudierende<br />

üben an neuen Rechnern das Handwerk des Arrangierens,<br />

Komponierens, Notendrucks <strong>und</strong> Herstellens von Musik. Auch<br />

andere Förderer unterstützten das Projekt »Steinberg Modell<br />

Schule«: Die Preuschhof-Stiftung spendete etwa das Geld für die<br />

ersten Rechner, die Elisabeth-Kleber-Stiftung investierte in die<br />

Restaurierung des Flügels, um Geld für die Modell Schule freizumachen,<br />

Acer spendete vor kurzem 22 neue Netbooks.<br />

Das Erfolgsrezept für die Gewinnung privater Fördermittel liegt<br />

vor allem in der Leidenschaft für Musik <strong>und</strong> ihrer Vermittlung sowie<br />

in dem Bestreben mehr tun zu wollen, als ein/e Lehrer/-in in<br />

der Regel meint tun zu können. Außerdem sind eine aufgeschlossene<br />

Schulleitung <strong>und</strong> ein Musiklehrerteam, das sich ergänzt,<br />

statt sich neidisch oder ängstlich auf die Finger zu schauen, Voraussetzung<br />

für eine erfolgreiche Arbeit. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage<br />

entsteht fast von selbst ein kreativer Umgang mit einem System<br />

aus Förderern der Wirtschaft, Stiftungen, Musikern/-innen, privaten<br />

Gönnern <strong>und</strong> den zahllosen positiv »verrückten« Typen, die<br />

überall sitzen, wo man sie nie vermutet hätte, <strong>und</strong> die mit einem<br />

hochmotivierten Musikkollegium in ständigem Gespräch dafür<br />

Sorge tragen, dass die Finanzierung von Visionen irgendwann zu<br />

einer Art »Selbstläufer« wird.<br />

→ www.musik-in-horn.de

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