27.01.2014 Aufrufe

Das FrieDenshort werk - Evangelische Jugendhilfe Friedenshort

Das FrieDenshort werk - Evangelische Jugendhilfe Friedenshort

Das FrieDenshort werk - Evangelische Jugendhilfe Friedenshort

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

32<br />

1 0 0 J a h r e i m Z e i c h e n d e r H o f f n u n g 1 0 0 J a h r e i m Z e i c h e n d e r H o f f n u n g<br />

33<br />

Sr. Gertrud Zuckschwert<br />

in ihrer Wohnung in Freudenberg<br />

Lebensbilder I:<br />

Von der Kindheit im <strong>Friedenshort</strong> bis zur Diakonisse:<br />

Erinnerungen von Sr. Gertrud Zuckschwert<br />

Gertrud Zuckschwert feiert in diesem Jahr ihre 65-jährige Zugehörigkeit zur <strong>Friedenshort</strong>schwesternschaft<br />

und kann somit auf eine sehr lange Zeit im <strong>Friedenshort</strong><br />

Sr.<br />

zurückblicken. Und diese reicht sogar in die eigene Kindheit zurück,<br />

denn sie ist selbst in Kinderheimaten des <strong>Friedenshort</strong>es<br />

aufgewachsen. Seit September 2005 wohnt sie in Freudenberg in<br />

einer eigenen kleinen Schwesternwohnung, über die sie sehr glücklich<br />

ist. An einem sonnigen Mai-Tag treffen wir uns dort, um über<br />

ihre Erinnerungen an die Zeit in den Kinderheimaten Gronau<br />

und Görke zu sprechen. Wenngleich die allerersten Anfänge im<br />

Dunkeln liegen – sie kam mit nur etwa eineinhalb Jahren nach<br />

Gronau – kann sie aus den späteren Jahren einiges berichten, da sie<br />

bis zu ihrer Konfirmation in der Kinderheimat lebte.<br />

»Als wir klein waren, haben wir viel gespielt. Wir hatten viel Zeit<br />

dafür, vor allem in Gronau, wo es noch nicht so viel Landwirtschaft<br />

gab«, erinnert sie sich. Es habe aber auch eine richtige, von einer<br />

Schwester geleitete Spielschule (eine Art Kindergarten) innerhalb<br />

der Heimaten gegeben. Davon war Gertrud Zuckschwert allerdings<br />

nicht vollends begeistert, lieber habe sie einer der Tanten bei der Arbeit mit den Babys<br />

geholfen, erzählt sie. Auch in späteren Jahren bereitete ihr es viel Freude, Zeit mit den<br />

Jüngeren zu verbringen. Nach dem Mittagessen durfte sie mit ihnen spielen, während die<br />

anderen in der Küche halfen. Hatte sie jedoch einmal etwas angestellt, sollte sie zur ›Strafe‹<br />

ebenfalls in der Küche mitarbeiten – was allerdings kein Problem für sie war, da sie auch<br />

das gerne machte. Jedoch, so erzählt sie schmunzelnd, wurde sie schnell vermisst und so<br />

habe sie manchmal keine fünf Minuten dort verweilt, da hätte es schon Geschrei gegeben:<br />

»Truuudchen, Truuudchen! Schwester Agnes kann nicht mehr allein, sie kriegt die Kinder<br />

nicht ruhig!«<br />

Draußen auf dem Feld – »<strong>Das</strong> war meine Welt«<br />

In den damaligen Kinderheimaten war es üblich, dass die Diakonissen einen Garten<br />

hatten, den sie bewirtschafteten. »Unserer war sehr schön und groß«, erinnert sich<br />

Sr. Gertrud Zuckschwert. Als Kinder hätten sie zahlreiche Beeren gepflückt,<br />

Äpfel aufgelesen und vieles mehr. Lieber sei sie jedoch auf das Feld gegangen.<br />

»Die Arbeit dort hat immer ganz besonders viel Spaß gemacht, das war meine<br />

Welt!« Sie habe immer etwas Handfestes gebraucht, fügt sie hinzu. Dazu passt<br />

auch, dass sie sich vor allem mit ihren männlichen Spielkameraden gut verstanden<br />

hat. Als sie einmal gefragt worden sei, was sie später machen wolle, da<br />

habe sie prompt geantwortet: »Ich möchte sechs Jungen haben.« Warum denn<br />

das? – habe man sie damals gefragt. »Mädchen waren mir immer zu zimperlich.<br />

Mit Jungen konnte man viel mehr machen,« erzählt sie.<br />

Wie für alle Kinder, so war auch für Sr. Gertrud Zuckschwert Weihnachten<br />

der Höhepunkt des Jahres. »Ostern zwar auch, wenn der Osterhase kam«, ergänzt<br />

sie, »aber Weihnachten war etwas ganz Besonderes und immer sehr, sehr<br />

schön.« Alle hätten sie fein angezogen in ihren Sonntagskleidern vor der Tür<br />

gestanden, bis das Glöckchen geklingelt habe. Dann seien sie – das Lied »Ihr<br />

Kinderlein kommet« singend – eingezogen und hätten vor dem Weihnachtsbaum<br />

Andachten gehört und Gedichte vorgetragen. »Die Geschenktische waren<br />

da natürlich noch zugedeckt, damit keiner abgelenkt wurde.« Was für eine<br />

Freude aber, als das Tuch weggezogen wurde! Da gab es für jedes Kind einen<br />

Platz, auf dem die jeweiligen Geschenke lagen, die sie sich gewünscht hatten.<br />

Jeder habe ja auch ein bis zwei Sternchen gehabt, von denen ebenfalls ein Päckchen<br />

dort lag. Auch schon vorher in der Adventszeit sei es sehr spannend gewesen,<br />

weil die Pakete nach und nach eingetrudelt seien und die Tanten bereits<br />

Andeutungen gemacht hätten, für wen gerade etwas angekommen sei.<br />

Gerne erinnert sich Sr. Gertrud Zuckschwert auch an die ausgiebigen<br />

Schneeballschlachten, die das »Mütterchen« initiiert habe. »Da mussten dann<br />

wirklich alle – von Klein bis Groß – raus«, erzählt sie. Man habe getobt und geworfen, bis<br />

das Mütterchen gerufen habe »Jetzt ist Schluss!« In ihren Schlafsälen hätten sie natürlich<br />

auch gerauft und Kissenschlachten gemacht. <strong>Das</strong> durften sie auch, so lange es nicht Überhand<br />

nahm.<br />

Sr. Gertrud (2. v. r.) als Probeschwester

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!