Das FrieDenshort werk - Evangelische Jugendhilfe Friedenshort
Das FrieDenshort werk - Evangelische Jugendhilfe Friedenshort
Das FrieDenshort werk - Evangelische Jugendhilfe Friedenshort
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
34<br />
1 0 0 J a h r e i m Z e i c h e n d e r H o f f n u n g 1 0 0 J a h r e i m Z e i c h e n d e r H o f f n u n g<br />
35<br />
Begegnungen mit Eva von Tiele-Winckler<br />
»Liebe Mutter«, so sprachen die Heimatkinder Eva von Tiele-Winckler an, die jedes Jahr<br />
zu Besuch kam und sich die Arbeit in den Heimaten anschaute. »Wir haben uns immer riesig<br />
gefreut, wenn sie kam.« Die Freude war einmal sogar so groß, dass Gertrud Zuckschwert<br />
und drei andere Spielgenossen aus der Kinderheimat ausbüchsten, um Mutter Eva entgegen<br />
zu eilen. Diese erkannte die Heimatkinder an ihrer Kleidung und empfing sie herzlich und<br />
liebevoll in ihren ausgebreiteten Armen mit den Worten: »Meine Kinder!« Ein jeder der vier<br />
Ausreißer hing nun an einem ihrer Rockzipfel, ganz aufgeregt und voller Vorfreude. Obwohl<br />
Mutter Eva dafür plädierte, die Kinder nicht für ihr Weglaufen zu schimpfen, habe es<br />
anschließend – sicherlich zu Recht, wie Sr. Gertrud Zuckschwert betont – etwas Ärger von<br />
den Tanten gegeben.<br />
Einmal habe Mutter Eva für die beiden Gruppen »Lilien«<br />
und »Rosen« jeweils einen gepunkteten Ball mitgebracht und mit<br />
ihnen gemeinsam gespielt. Auch daran erinnert sich Sr. Gertrud<br />
mit Freude zurück und weiß sogar noch ganz genau, welche<br />
Farbe die Punkte hatten.<br />
»Ich hatte eine sehr, sehr schöne Kindheit«, bekräftigt Sr. Gertrud<br />
Zuckschwert mehrmals in unserem Gespräch. »Ich habe die<br />
Zeit sehr genossen.« Natürlich habe es auch mal Ärger gegeben,<br />
aber das sei immer erklärt worden und dann habe man es als Kind<br />
auch eingesehen. »Wir haben immer alles Nötige gekriegt«, betont<br />
sie.<br />
Weiterer Werdegang als Diakonisse<br />
Im September 1948 trat Sr. Gertrud Zuckschwert schließlich<br />
in den <strong>Friedenshort</strong> als Schwesternschülerin ein und arbeitete eine<br />
Zeit lang in einem Krankenhaus in Marienberg. Mit ganzem Herzen<br />
kümmerte sie sich dort um die jungen und alten Hilfsbedürftigen.<br />
Die Einzelschicksale gingen ihr jedoch so nah, dass sie selbst<br />
daran krank wurde. Sie wechselte daraufhin nach Heiligengrabe<br />
in eine Wäscherei, in der sie viele Jahre tätig war. »<strong>Das</strong> war die<br />
schwerste Zeit, da man ja nichts hatte – aber auch die allerbeste.<br />
Ich möchte keine einzige Minute davon missen!« Acht Jahre nach<br />
ihrem Eintritt in den <strong>Friedenshort</strong> wurde sie als Diakonisse eingesegnet<br />
und arbeitete in der Folgezeit in diversen Wäschereien<br />
an verschiedenen Standorten, darunter in Dahmen, in Alt Ruppin<br />
und Rheinsberg, bis sie im Rentenalter nach Heiligengrabe zog –<br />
und schließlich nach Freudenberg. Christina Hohmann<br />
Abb. links: Sr. Gertrud (5. v. l.) bei der Einsegnung im Jahre 1956<br />
Abb. rechts: Die Eisen-Treppe im Hintergrund gab beim Betreten der Stufen<br />
verschiedene Töne von sich, so dass die Kinder sie damals »Singtreppe«<br />
nannten.