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Editorial 07_08 - Zm-online

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88 Finanzen<br />

Nach dem Liechtenstein-Skandal<br />

Eine Bleibe für die Scheine<br />

Eine kleine CD-ROM mit Daten aus einer kleinen Bank in einem kleinen Staat<br />

stürzte die große Zahl internationaler Anleger in eine große Krise. Von der<br />

sie sich bislang noch nicht wirklich erholt hat. Die Kapitalisten, ständig auf<br />

der Flucht vor dem Zugriff des Fiskus, wissen nicht mehr wohin.<br />

Uhr in der Frühe (die beliebteste Zeit für<br />

Steuerprüfer) vor dem Weckerklingeln unterbrochen<br />

wird.<br />

Wer wirklich mit seinem Geld auf legale<br />

Weise Geld verdienen will, kommt nicht<br />

umhin, sich schlau zu machen. Damit weder<br />

Gebühren die Renditen auffressen noch<br />

Betrüger leichte Beute machen.<br />

Scheinbar sorglos,<br />

tatsächlich Geld los<br />

Foto: CC<br />

Er könnte ruhig schlafen, wenn er sein Geld zu Hause angelegt hätte. Viel zu viele fallen immer noch<br />

auf Zauberworte wie „Steuerersparnis“ herein. Doch Rendite gibt’s auch legal.<br />

Wie einfach wäre das Leben für alle mit<br />

großen Ersparnissen, wenn sie ihre Steuern<br />

in ihrem Land zahlen würden und sich vor<br />

allem vor unseriösen Anbietern vermeintlich<br />

steueroptimaler Anlagen schützen würden.<br />

Es würde viel weniger Vermögen vernichtet<br />

und die Rendite könnte sich wahrscheinlich<br />

auch sehen lassen.<br />

Derzeit jedenfalls verbuchen die Steuerfahnder<br />

aus Bochum so manche Euro-Million<br />

auf dem Staatskonto. Der Einsatz von<br />

4,2 Millionen Euro für die kleine Scheibe<br />

mit dem riesigen Datenspeicher hat sich<br />

jedenfalls gelohnt. Und wer sein Konto in<br />

Liechtenstein oder anderswo bislang noch<br />

nicht deklariert, Steuern gezahlt oder sich<br />

selber angezeigt hat, dürfte sobald keinen<br />

ruhigen Schlaf mehr finden. Eines ist sicher:<br />

Regierungen wie die deutsche, die französische<br />

oder die amerikanische werden ihren<br />

Druck auf die Steueroasen verschärfen.<br />

Entbehrlicher Nervenkitzel<br />

Dabei ist es für den Anleger doch die Frage,<br />

ob sich der Nervenkitzel überhaupt lohnt.<br />

Zwar bleibt das Schwarzgeld (bis zur Entdeckung)<br />

auf dem schweizerischen oder<br />

liechtensteinischen Konto steuerlich unangetastet,<br />

doch die Erträge daraus sind<br />

wegen der dort eher niedrigen Zinsen und<br />

hohen Verwaltungskosten nicht besonders<br />

üppig. Ein weiterer Nachteil ist sicherlich,<br />

dass der Kontoinhaber nicht frei über dieses<br />

Geld verfügen kann. Angenehmer lebt es<br />

sich, wenn die Geldanlage mit reinem Gewissen<br />

geschieht und die Nachtruhe nicht<br />

von Störungen zwischen sechs und sieben<br />

Viele Anleger, darunter etliche Ärzte, die<br />

im Beruf sehr erfolgreich sind, aber eigentlich<br />

von der Kunst des Geldanlegens<br />

nur wenig Ahnung haben, reagieren<br />

wie von Zauberhand gesteuert,<br />

wenn irgendwo der Slogan „Steuern<br />

sparen“ aufleuchtet. Die sonst so risikosensiblen<br />

Menschen vergessen alle<br />

Warnhinweise und glauben in der Tat,<br />

die ultimative Anlage für ihr schwer verdientes<br />

Kapital gefunden zu haben. Auf<br />

diese Weise versickern rund 40 Milliarden<br />

Euro jährlich in den Untiefen geschlossener<br />

Fonds, Immobilienfehlkäufen<br />

oder sonstiger dubioser Anlagemöglichkeiten.<br />

Rechtsanwälte wie Dr. Johannes Fiala,<br />

München, wissen ein Lied darüber zu<br />

singen, auf welche Lockangebote ihre<br />

Klienten hereinfallen. Er schimpft über<br />

„hohe Provisionszahlungen für Vertriebslügen<br />

auch liechtensteinischer Kapitalanlagen“.<br />

Und warnt vor „sogenannter<br />

professioneller Vermögensverwaltung, bei<br />

der jedes Jahr Hunderttausende Bürger auf<br />

scheinbare Rundum-sorglos-Pakete hereinfallen.“<br />

Mäntel in Mode<br />

Derzeit in Mode sind maßgeschneiderte<br />

Versicherungsmäntel. Sie umhüllen das<br />

Vermögen eines Anlegers und schützen es<br />

so vor dem Zugriff des Finanzamtes. In seinem<br />

Schutz kann das Vermögen wachsen.<br />

So oder so ähnlich lauten jedenfalls die<br />

Werbebroschüren liechtensteinischer Banken.<br />

Sie locken mit der hohen Flexibilität ihres<br />

Modells, das die Einstellung bestehender<br />

Wertpapierdepots, Aktien, Anleihen,<br />

zm 98, Nr. 7, 1. 4. 20<strong>08</strong>, (976)

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