Themenheft als PDF zum Download - Landentwicklung - Steiermark
Themenheft als PDF zum Download - Landentwicklung - Steiermark
Themenheft als PDF zum Download - Landentwicklung - Steiermark
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
countdown Alpine Ski-WM 2013<br />
Nina Sulzenbacher | 16 |<br />
Nachhaltig urlauben in der<br />
Ramsau am Dachstein<br />
Die „Ramsauer Bioniere“<br />
Eine Gruppe von Bio-Bauern,<br />
Kaufleuten und Gastronomen<br />
zeigt, wie man mit der Philosophie<br />
der Bio-Landwirtschaft<br />
nicht gegen, sondern<br />
mit der Natur Tourismus betreiben<br />
kann.<br />
Dabei wird beste Urlaubsqualität im Einklang<br />
mit der Natur angeboten und auf<br />
einen nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen<br />
geachtet. Basis dafür sind die vollbiologische<br />
Landwirtschaft, ein aktiver<br />
Umweltschutz, eine sozial verträgliche<br />
Produktbeschaffung, das Ernährungsbewusstsein,<br />
eine umweltverträgliche Energie-<br />
und Abfallwirtschaft sowie die Liebe<br />
zu Natur und Mensch. Viele der Betriebe<br />
haben individuelle Aktivitäten, um Wissen<br />
an Gäste und Kinder weiterzugeben. Vorträge<br />
über Kräutergärten mit alten Heilund<br />
Genussmitteln gehören genauso<br />
dazu wie geführte Wanderungen und spezielle<br />
Kinder- und Aktivprogramme.<br />
Interview mit Georg Berger, dem Obmann<br />
vom Verein Ramsauer Bioniere.<br />
Am Anfang einer jeden Bewegung<br />
steht eine Vision. Wann und wie begann<br />
die Vision der Ramsauer?<br />
Die Nordische Ski WM 1999, die unter dem<br />
Motto „Sport, Kultur, Natur“ stand, war der<br />
Auslöser für die Ramsauer Bioniere. Bei<br />
dieser Ski-WM 1999 in der Ramsau wurde<br />
von den Verantwortlichen ein Bio-Dorf für<br />
die Zuseher der WM errichtet. Bio-Bauern<br />
aus der <strong>Steiermark</strong> präsentierten ihre<br />
Produkte dabei einem großen Publikum.<br />
Angespornt vom Erfolg dieses Bio-Dorfes<br />
entstand die große Vision, sämtliche<br />
Ramsauer Bauern und Gastronomen auf<br />
biologische Produkte umzustellen, um so<br />
Kontakt<br />
Ramsauer Bioniere:<br />
Georg Berger<br />
Tel.: 03687/81835<br />
www.bioregion-ramsau.at<br />
Landent wicklung <strong>Steiermark</strong><br />
eine „Bio-Region Ramsau“ zu schaffen.<br />
Diese Vision wird jetzt in einem kleineren<br />
Maßstab von den „Ramsauer Bionieren“<br />
gelebt, praktiziert und vermarktet.<br />
Wie unterscheiden sich die „Ramsauer<br />
Bioniere“ zu den konventionellen Gastgebern<br />
in der Urlaubsregion?<br />
Mit einer klaren Philosophie und Kriterien,<br />
die der Gast jederzeit überprüfen und kontrollieren<br />
kann. Wir denken, handeln und<br />
wirtschaften entsprechend. Sämtliche Betriebe<br />
der „Ramsauer Bioniere“ werden<br />
von der ABG kontrolliert, besitzen das Österreichische<br />
Umweltzeichen für Tourismusbetriebe<br />
und erfüllen darüber hinaus<br />
noch spezielle Kriterien. Hierzu zählen z. B.<br />
100% Bio bei Essen und Trinken am Frühstücksbuffet,<br />
die nachhaltige und sozial<br />
verträgliche Energie- und Wasserwirtschaft<br />
sowie die regionale Produktbeschaffung<br />
zur Stärkung der Region.<br />
Gerade in der heutigen Ökobewegung<br />
ist es wichtig, den Nachhaltigkeitsanspruch<br />
in der richtigen Sprache glaubwürdig<br />
zu vermitteln. Welche Anforderungen<br />
stellt der Gast, der bei den<br />
„Ramsauer Bionieren“ Urlaub macht,<br />
und wie wird diese Herausforderung<br />
gemeistert?<br />
Wir haben bei den Ramsauer Bionieren<br />
sehr unterschiedliche Betriebe. Vom<br />
4-Stern-Hotel bis zu Urlaub am Bauernhof.<br />
Deshalb sind auch die Anforderungen<br />
sehr verschieden. Gemeinsam haben alle<br />
Betriebe 100 % Bio-Produkte, die wir unseren<br />
Gästen anbieten. Das wird von Anfang<br />
an von einer unabhängigen Bio-Kontrollstelle<br />
geprüft.<br />
Nicht nur regionale, frische Produkte,<br />
auch das soziale und ökologische Engagement<br />
zeichnen die Ramsauer Bioniere<br />
aus – welche Maßnahmen werden<br />
hier gesetzt?<br />
„Regionale Produkte“ ist für mich <strong>zum</strong> gleichen<br />
Unwort geworden wie „Nachhaltigkeit“.<br />
Beide Wörter werden missbraucht.<br />
Regional sagt nichts über die Qualität<br />
eines Produktes (Lebensmittel) aus. Z. B.<br />
kann man mit großen Mengen von genmanipuliertem<br />
Soja in der konventionellen<br />
Landwirtschaft Milch und Fleisch produzieren.<br />
Nur weil wir große Teile Südamerikas<br />
für die Tierfutterproduktion systematisch<br />
zugrunde richten, können wir<br />
zu diesen Preisen Milch- und Fleischprodukte<br />
erzeugen und kaufen. Dieser<br />
Wahnsinn geht hin bis zur Ausrottung von<br />
indigenen Völkern. Das ist für mich weder<br />
regional noch nachhaltig. Man darf nicht<br />
nur das fertige Produkt sehen, sondern<br />
muss auch seine Vorgeschichte (Düngung,<br />
Spritzmittel usw.) kennen. Unser Motto<br />
beim Einkauf unserer Produkte lautet:<br />
REGIONAL, SAISONAL, aber in BIOQUALITÄT.<br />
Neben Exkursionen für Schulen und Kindergärten<br />
bieten wir immer wieder<br />
veranstaltungen <strong>zum</strong> Thema Bio an: allen<br />
voran das jährliche Bio-Hoffest am dritten<br />
Sonntag im Juli.<br />
„Ramsauer Bionier“ zu sein bedeutet<br />
auch Investitionen zu tätigen. Wie wirtschaftlich<br />
ist es, ein „Ramsauer Bionier“<br />
zu sein?<br />
Wir sind alle Unternehmer und führen unsere<br />
Betriebe seit über zehn Jahren nach<br />
unseren Richtlinien. Wäre es nicht<br />
wirtschaftlich, würde es uns wohl nicht<br />
mehr geben!<br />
Wie sieht die Zukunft des Bio-Marktes<br />
aus und welche Chancen sehen Sie im<br />
Nachhaltigen Tourismus?<br />
Immer mehr Menschen erkennen, dass<br />
der Raubbau an unserer Mutter Erde<br />
zweifellos in die Katastrophe führt. Wir<br />
müssen andere Wege gehen. Bio zeigt einen<br />
anderen Weg sowohl in der Landwirtschaft<br />
<strong>als</strong> auch im Tourismus. Und es<br />
sind immer mehr, die bereit sind, mitzugehen.<br />
Nachhaltigkeit bedeutet für Sie?<br />
Alles zu versuchen, um so zu wirtschaften<br />
und zu leben, dass ich den nächsten<br />
ge nerationen in die Augen schauen kann.<br />
Wir können nicht das Wohlergehen<br />
künf tiger Generationen gegen jetzigen<br />
gewinn eintauschen.