Themenheft als PDF zum Download - Landentwicklung - Steiermark
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Bewusst regional<br />
Kathrin Grillitsch<br />
| 25 |<br />
Steirisch<br />
essen<br />
Familie Petzl aus St. Peter am<br />
Kammersberg „isst“ steirisch<br />
Im letzten Sommer wurde<br />
Barbara Petzl auf einen Zeitungsartikel<br />
aufmerksam, der<br />
einen Urlaub <strong>als</strong> Preis für eine<br />
Beteiligung an der Aktion,<br />
sich ein halbes Jahr nur mit<br />
steirischen Produkten zu<br />
ernähren, versprach.<br />
Neugierig geworden, welche Bedingungen<br />
zu erfüllen wären, meldete Barbara<br />
Petzl sofort ihre Familie an. Aus 111 Bewerbungen<br />
kam die Familie aus St. Peter am<br />
Kammersberg zu einem Casting, zu dem<br />
sich zehn Familien qualifiziert hatten. Über<br />
Internetvoting wurden dann drei Familien<br />
ausgewählt, ein halbes Jahr steirisch zu<br />
essen, aber dabei den gewohnten Lebenswandel<br />
beizubehalten.<br />
Am 13. August 2011 begann eine sehr<br />
spannende Zeit, die wohl beim Einkaufen<br />
die größten Veränderungen brachte, nicht<br />
aber im täglichen Leben, denn Frau Petzl<br />
ist eine Frau mit Herz und einem gesunden<br />
Hausverstand, die das intakte Familienleben<br />
im Einklang mit der Natur gestaltet.<br />
Ein 100-prozentiges steirisches Leben<br />
ist nach Meinung von Barbara Petzl nicht<br />
möglich, denkt man an Kaffee oder Kakao.<br />
Diese Produkte gibt es einfach nicht in der<br />
<strong>Steiermark</strong>. Diese wurden dann über „fairtrade“<br />
gekauft. Als Alternative <strong>zum</strong> Kakao<br />
gab es für die Kinder heiße Milch mit Honig.<br />
Stolpersteine waren das Gemüse, die Gewürze<br />
und das Salz, bei Zucker half man<br />
sich mit dem Anbau der Pflanze Stevia im<br />
Hausgarten, <strong>als</strong> Süßigkeiten für die Kinder<br />
dienten getrocknete Früchte.<br />
Im Zuge der Aktion wurde die Aufmerksamkeit<br />
auf regionale Produzenten, Bauernmärkte<br />
und Direktvermarkter gelenkt.<br />
Zum Einkaufen benötigte man mehr Zeit,<br />
denn im Supermarkt gibt es die Kennzeichnungspflicht<br />
„Steirisch“ nicht, es wird<br />
nur „Herkunft Österreich“ ausgewiesen.<br />
Daher wurde dann das Kaufgeschäft in der<br />
Bezirkshauptstadt aufgesucht, um den<br />
Einkauf zu tätigen.<br />
Obwohl es keine Kontrolle seitens der veranstaltenden<br />
Zeitung gab, war der Druck<br />
der Öffentlichkeit enorm, denn Barbara<br />
Petzl fühlte sich beim Einkaufen von anderen<br />
Frauen beobachtet.<br />
Rückblickend waren die Einkaufswege länger,<br />
um steirische Produkte zu erwerben.<br />
Es haben sich neue Handelsbeziehungen<br />
ergeben, der Gemüsehändler aus Leibnitz<br />
hat nun auch in der Obersteiermark neue<br />
Kunden gefunden. Finanziell gab es durch<br />
die neue Art des Einkaufens keinen wesentlichen<br />
Mehraufwand, denn es wurde<br />
viel selbst erzeugt und im Hausgarten angebaut.<br />
Das Arbeitspensum hat sich sicherlich<br />
erhöht, da das Brot und die Mehlspeisen<br />
selbst gebacken wurden und das<br />
Schweinefleisch zu Hause eingepökelt<br />
wurde. Kräuter mussten gesammelt und<br />
getrocknet, das Gemüse angebaut und im<br />
Herbst eingelagert werden.<br />
Obwohl diese Aktion im Februar dieses<br />
Jahres offiziell zu Ende ging, ernährt sich<br />
Familie Petzl weiter steirisch, denn diese<br />
ausgewogene, gesunde Ernährung wird<br />
von der gesamten Großfamilie mitgetragen<br />
und <strong>als</strong> sinnvolle Gestaltung ihres Lebens<br />
angesehen.<br />
Begleitet wurden die drei Familien von<br />
LAbg. Ing. in Eva-Maria Lipp, Gesunde<br />
Kochschule, Dr. Meinrad Lintschinger, Ernährungswissenschaftler,<br />
Starkoch Willi<br />
Haider, der ein Buch, „Steirisch essen“, ein<br />
Führer durch steirische Produktvielfalt,<br />
herausgegeben hat.