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Themenheft als PDF zum Download - Landentwicklung - Steiermark

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Lokale Agenda 21<br />

Interview Astrid Holler<br />

| 22 |<br />

Ein Weingut „biowegt“ die Zukunft<br />

Biologisch-dynamisch<br />

Interview mit Alice und<br />

Roland Tauss, an deren Wein –<br />

ein Produkt ihrer Lebenshaltung<br />

– immer mehr Menschen<br />

Geschmack finden.<br />

Was ist das Besondere an<br />

Eurem Betrieb?<br />

Es zieht sich in Sachen Nachhaltigkeit und<br />

Umwelt ein ökologischer Faden durch unseren<br />

Betrieb und durch unser tägliches<br />

Leben. Das betrifft die Landwirtschaft, die<br />

Energieversorgung, das Bauen und Wohnen<br />

sowie die Gästebeherbergung und<br />

Verpflegung. Es ist unsere Lebenshaltung,<br />

die wir hier auf unserem Stück Land mit<br />

unserem Tun <strong>zum</strong> Ausdruck bringen. In<br />

Dankbarkeit und Respekt mit allen Pflanzen,<br />

Tieren und Menschen.<br />

Wie kommt man zu diesem ganzheitlichen<br />

Ansatz?<br />

Auslöser für die bewusste Auseinandersetzung<br />

mit diesem ganzheitlichen Ansatz<br />

der Bewirtschaftung und des Lebens war<br />

vor ca. 15 Jahren die Neurodermitis unseres<br />

Sohnes. Dam<strong>als</strong> hat uns unser<br />

Homöopath empfohlen, auf Produkte mit<br />

Farb- und Konservierungsmitteln sowie<br />

auf alle künstlichen Zusatzstoffe zu verzichten<br />

und stattdessen auf Bioprodukte<br />

zurückzugreifen, was sich auch innerhalb<br />

kurzer Zeit sofort positiv auf Jakobs Gesundheit<br />

ausgewirkt hat.<br />

Wir haben uns neu orientiert und trotz<br />

großer Investitionen in den Weinkeller die<br />

Betriebsphilosophie geändert. Der letzte<br />

Schritt war dann 2005 die Umstellung auf<br />

biologisch-dynamische Landwirtschaft,<br />

wir sind <strong>als</strong>o ein Demeter-Betrieb.<br />

Gab es Rückschläge?<br />

Ja natürlich gab es die. Ein Großteil unserer<br />

Kunden konnte sich mit diesem völlig<br />

anderen Geschmacksbild der Weine nicht<br />

identifizieren. Und so waren nicht nur die<br />

geringen Erträge, sondern auch Verkaufsrückgänge<br />

zu verzeichnen. Nach fünf<br />

schwierigen Jahren haben sich genügend<br />

neue Kunden gefunden, die unsere Weine<br />

wertschätzen und uns auf unserem Weg<br />

begleiten. BIO beim Wein war anfangs für<br />

die Menschen viel schwerer zu verstehen<br />

<strong>als</strong> bei den übrigen Lebensmitteln. Mittlerweile<br />

hat sich aber das Bewusstsein der<br />

Menschen so weit verändert, dass sie sich<br />

fragen: Was tut mir gut? Was schmeckt mir<br />

wirklich? Wo ist noch Lebendigkeit<br />

vorhanden? Wen unterstütze ich mit meiner<br />

Kaufentscheidung und was kann ich<br />

persönlich beitragen zu einer gesunden<br />

Natur? Es sind neue Werte im Entstehen<br />

und genau das stärkt uns jetzt umso mehr.<br />

Warum hat man sich für das<br />

Umwelt zeichen für Tourismusbetriebe<br />

entschieden?<br />

Wir haben uns für das Umweltzeichen für<br />

Tourismusbetriebe ebenso wie für die Biohotels-Mitgliedschaft<br />

entschieden, damit<br />

wir unser Angebot besser und gezielter<br />

nach außen kommunizieren können und<br />

so auch eine Kunden- bzw. Gästeschicht<br />

erreichen, die bereits für den ganzheitlichen<br />

Ansatz sensibilisiert ist.<br />

Auch die Kooperation mit „Schmecke das<br />

Leben“, die wir mit vier weiteren Winzer-<br />

Familien eingegangen sind, bestärkt unser<br />

aller Philosophie und unseren Weg der<br />

bio-dynamischen Bewirtschaftung.<br />

Was war/ist die Herausforderung, die es<br />

aus Eurer Sicht zu bewältigen galt?<br />

Je schwieriger der Weg geworden ist,<br />

umso klarer ist er für uns geworden. Es gab<br />

zwar wirtschaftliche Einbußen, aber die<br />

persönliche Entwicklung und unsere Erfahrungen<br />

auf diesem Weg waren unglaublich<br />

erfüllend. Es war in Summe ein<br />

großes Bewusstseinsbildungsprojekt. Es<br />

hat uns Sicherheit gegeben, dass wir beide<br />

dasselbe wollten und wir so auch nicht<br />

vom Pfad abgekommen sind. Heute können<br />

wir uns klar deklarieren und sehen<br />

gestärkt und voller Zuversicht den kommenden<br />

Jahren entgegen.<br />

Mit der Natur zu arbeiten und im Sinne der<br />

Schöpfung, das ist unsere Aufgabe. Daraus<br />

entsteht für uns eine Freiheit, die sich im<br />

Alltag genauso spiegelt wie in unseren<br />

Weinen. Und das ist schön (lacht)!<br />

Was hält andere Unternehmen aus<br />

Eurer Sicht derzeit ab, ebenso diesen<br />

Euren Weg einzuschlagen?<br />

Wir denken, dass es in erster Linie<br />

wirtschaftliche Überlegungen sind und<br />

die Angst vor finanziellen Einbußen überwiegt.<br />

Aber es wird auch hier ein Umdenken<br />

geben.<br />

Was würdet Ihr anderen<br />

Betrieben empfehlen?<br />

Kritisch zu sein, über sich und das Leben<br />

und Wirken nachzudenken.<br />

Ein Spruch, der mir in diesem Zusammenhang<br />

sehr gefällt: „Hat der eingeschlagene<br />

Weg ein Herz“ (Staudinger).<br />

Wir haben den Mitbewerbern immer wieder<br />

angeboten, ihnen unsere Erfahrungen<br />

weiterzugeben und ihnen auf dem Weg<br />

der Umstellung behilflich zu sein. Es wurde<br />

bis jetzt nie angenommen.<br />

Immer wieder wird gesagt – „Ich alleine<br />

kann nichts ändern“ – das stimmt nicht;<br />

gerade ich selbst kann aktiv werden, indem<br />

ich handle und mein Leben selbst<br />

bestimme (wie ich leben will, was ich esse,<br />

wie ich produziere, was mir wichtig ist …).<br />

Was fehlt Euch im Sinne einer nachhaltigen<br />

Entwicklung in der Region?<br />

Wo würdet Ihr ansetzen?<br />

Es gibt so viele gute Beispiele von Ökoregionen.<br />

Es ist wichtig, dass die Player<br />

einer Region an einem Strang ziehen und<br />

sich zu einer nachhaltigen Entwicklung<br />

bekennen. (z. B. Bürgermeister, Naturpark,<br />

…). Abschließend können wir nur sagen,<br />

dass wir durch die bewusste Umstellung<br />

auf eine nachhaltige Wirtschafts- und<br />

Lebensweise ein Mehr an Lebensqualität<br />

und Freiheit gewonnen haben.<br />

Kontakt<br />

Fam. Alice & Roland Tauss<br />

Biologisch-Dynamisches Weingut<br />

Schlossberg 80, 8463 Leutschach<br />

Tel. 03454 6715<br />

www.weingut-tauss.at<br />

Landent wicklung <strong>Steiermark</strong>

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