Themenheft als PDF zum Download - Landentwicklung - Steiermark
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Vielfalt des Landes<br />
Gudrun Gruber<br />
| 21 |<br />
Ländliche Vielfalt bewahren<br />
Regionalität für mehr Sicherheit<br />
und Transparenz<br />
Im Rahmen der Nahversorger-<br />
Tagung im Juni 2012 in Salzburg<br />
hatte ich Gelegenheit,<br />
mit Heiner Sindel, dem 1. Vorsitzenden<br />
des Bundesverbandes<br />
der Regionalbewegung in<br />
Bayern, ein Interview zu<br />
führen.<br />
Sie sind seit vielen Jahren engagiert,<br />
dem ländlichen Raum mehr wirtschaftliche<br />
Bedeutung zukommen zu lassen.<br />
Wie würden Sie „die Region“<br />
definieren?<br />
Eine Region kann sich geographisch definieren<br />
im Bezug auf das, was sie in Zukunft<br />
unternehmen möchte. Es kann aber<br />
auch zu neu geschaffenen Regionen kommen,<br />
wie z.B. die Region Hesselberg, die<br />
von dem Bewusstsein vieler Bürger getragen<br />
wird, wo es aber keine geografische<br />
Zuordnung gibt. Einer der wichtigsten<br />
Punkte ist es, eine regionale Dachmarke<br />
zu schaffen, wobei man sich vorher klar<br />
sein muss, welche Bereiche man mit einbeziehen<br />
möchte. Dann muss man viele<br />
Menschen an Bord holen, die den gleichen<br />
Weg gehen wollen und sich den Rückenwind<br />
der Bevölkerung sichern. Regionen<br />
brauchen starke ländliche Räume und lebendige<br />
Ortskerne.<br />
Was wäre im Hinblick auf die demografische<br />
Entwicklung des ländlichen<br />
Raumes zu beachten?<br />
Die ländlichen Räume müssen unsere Zukunft<br />
sein, sonst werden sie weiterhin ausbluten.<br />
Es ist das Ziel, die Vielfalt des ländlichen<br />
Raumes zu bewahren und darauf<br />
zu achten, dass die Versorgung gewährleistet<br />
ist. Eine Vielzahl von Akteuren in<br />
den Regionen sind Garanten ihrer Stabilität.<br />
Gute Politik unterstützt diesen Prozess.<br />
Wie sehen Sie die Wertschöpfung der<br />
Jugend im ländlichen Raum?<br />
Dieser Bereich ist seit über 30 Jahren nicht<br />
behandelt worden. Junge Menschen sollten<br />
selbst gefragt werden, warum sie den<br />
ländlichen Raum verlassen und was sie benötigen<br />
würden, um bleiben zu wollen.<br />
Wir haben im ländlichen Raum einen hohen<br />
Anteil an Abiturienten, die in den<br />
städtischen Bereich abwandern, weil wir<br />
diesbezüglich keine Angebote für das Berufsfeld<br />
der jungen Menschen anbieten.<br />
Diese Prognosen „Was steht für Arbeit in<br />
Zukunft an?“ könnte man mittels einer<br />
Studie erheben. Ich glaube auch, dass die<br />
Lebensqualität vom schönen ländlichen<br />
Raum zu wenig beworben wird. Die alten<br />
Vereinsstrukturen müssten sich ändern<br />
und das Vereinsleben sollte stärker auf Jugendliche<br />
bezogen sein.<br />
Was müssten Kommunalpolitiker in<br />
Zukunft stärker beachten?“<br />
Die Kommunalpolitiker sollten nicht den<br />
einfachen Weg gehen und billiges Bauland<br />
ausweisen, um ihren Bedarf zu decken,<br />
sonst verlieren sie die Zukunft des<br />
ländlichen Raums aus dem Blick. Im ländlichen<br />
Raum muss die Vielfalt bewahrt<br />
werden. Wenn einer aufhört, hört auch der<br />
nächste auf. Wenn aber einer erfolgreich<br />
ist, steckt er die anderen an. Die Globalisierung<br />
ist nicht mehr umkehrbar, aber<br />
man kann regionale Nischen schaffen, die<br />
wieder marktwirtschaftliche Bedeutung<br />
erlangen.<br />
Pioniergeist ist wieder gefragt, denn wer<br />
nicht wagt, hat schon verloren!<br />
Zur Person<br />
Heiner Sindel,<br />
Feuchtwangen, Bayern<br />
VerbraucherInnen für den regionalen und<br />
fairen Einkauf zu gewinnen, das ist Heiner<br />
Sindels Ziel.<br />
Er ist Mitbegründer von Artenreiches Land<br />
– lebenswerte Stadt und ist 1. Vorsitzender<br />
des 2005 gegründeten Bundesverbandes<br />
der Regionalbewegung.<br />
Er schmiedet Allianzen für Stadt und Land,<br />
denn „die Vielfalt des Landes“, davon ist er<br />
überzeugt, „ist die Lebensqualität der<br />
Stadt“.<br />
www.regionalbewegung.de<br />
www.region-hesselberg.de<br />
R e g i o n a l b e t r e u u n g<br />
„Mein Kaufhaus“ in Lassing<br />
In Zuge der Nahversorger-Tagung wurden<br />
Gemeinden präsentiert, die wieder<br />
versuchen, gemeinsam mit einem Betreiber<br />
die Lebensmittel-Nahversorgung in<br />
ihrer Gemeinde zu gewährleisten. In der<br />
<strong>Steiermark</strong> gibt es bereits 221 Gemeinden,<br />
die keinen Lebensmittelversorger<br />
mehr haben, das heißt, 40 Prozent der<br />
steirischen Gemeinden sind ohne Lebensmittelgeschäft.<br />
Vor fast sieben Jahren wurde in Lassing<br />
im Rahmen der Lokalen Agenda 21 wieder<br />
die Versorgung mit Lebensmitteln<br />
für die Bevölkerung mit der Neueröffnung<br />
eines Kaufhauses sichergestellt.<br />
Die Betreiberin Heidrun Lackner bietet<br />
im „Mein Kaufhaus“ – Nah & Frisch ihren<br />
Kunden neben der üblichen Produktpalette<br />
auch noch eine gemütliche Kaffee-<br />
Ecke, Geschenksartikel und jeden Mittwoch<br />
regionale Köstlichkeiten wie Bauernbrot<br />
und Roggerne Krapfen an. Zusätzlich<br />
werden auch Platten und Brötchen<br />
auf Bestellung angeboten und bei<br />
Bedarf die Waren auch nach Haus geliefert.<br />
Großen Anklang innerhalb der Bevölkerung<br />
findet auch der Fischmarkt,<br />
der zeitweise durchgeführt wird.<br />
Kontakt<br />
Gudrun Gruber<br />
<strong>Landentwicklung</strong> <strong>Steiermark</strong><br />
Prozess- u. Projektmanagement<br />
gudrun.gruber@stmk.gv.at<br />
Mobil: 0676/866 43 754