Leipziger in Neuseeland - SPORTAKUS | Projekt Sport und Medien ...

Heft 1/2013 L.E. SPORT 47
Studium in Australien
Von ihren fünf Olympiateilnahmen war die erste
1996 in Atlanta noch unbeschwert und ohne Leistungsdruck.
Sie konnte die Wettkämpfe geradezu
genießen und wurde überraschend mit Bronze
in der Bahnrad-Einerverfolgung belohnt. Sydney
2000, Athen 2004, Peking 2008 und schlussendlich
London 2012 wurden ihr durch den Erfolgsdruck
erschwert.
Doch warum gerade
jetzt das Karriereende?
„Da es mir besonders
in den letzten Monaten
dieser Tätigkeit kritisierte sie den mangelnden Fortschritt
ihrer Sportart und verwies auf Sportarten wie
Biathlon, in denen es keine Geschlechtsunterschiede
bezüglich der medialen Vermarktung der Wettkämpfe
gibt. Um die Diskrepanz zu den Männern
im Radsport zu beheben sei laut Arndt der Weltverband
UCI gefragt. Noch aktive Fahrerinnen wie die
Niederländerin Marianne
Vos bezeichneten Judith
Arndt für ihr Engagement
über die Rennen hinaus
als Vorbild.
immer schwerer fiel mich
Arndt kann mit Sicherheit
für das Training zu motivieren,
ist jetzt der richtige
Zeitpunkt aufzuhören.
auf viele schöne
Erlebnisse und Erfahrungen
als Teil der Radsport-
In 20 Jahren Radsport
Familie zurückblicken.
standen Familie, Freunde
Jetzt beginnt für sie ein
und Partner immer hinten
neuer Lebensabschnitt
an, ein einziger Ego-
trip!“, wie sie sagt: „Ich bin
auf der anderen Seite der
Welt: Den Winter genießt
froh, dass es jetzt vorbei
sie noch in Deutschland,
ist.“ „Der Radsport hat
im März jedoch
mich zu dem gemacht,
was ich heute bin und es
zieht sie zusammen mit
ihrer Partnerin, der ehemaligen
ist schön für mich mit einer
australischen
so erfolgreichen WM
Rennfahrerin Anna Wilson,
meine Laufbahn beenden
nach Melbourne,
zu können“, so Arndt.
Australien. Geplant sei
Eine Funktion in einem
Zukunftsmusik!: Judith Arndt in „Zivil“ - und keine zweite Karriere,
Verband oder Team
lehnt sie entschieden ab.
nicht mehr im Sattel. Foto: OSP Leipzig sondern ein Beruf, der sie
glücklich macht. „In Australien
Die berufliche Zukunft Arndts wird nicht im Radsport
liegen. Zwar entwickle sich laut Arndt der Frauenradsport
in den letzten Jahren insgesamt positiv,
jedoch fehle es eklatant an Medienpräsenz. Im Profi-
Radsport fühlte sie sich oft abgewertet gegenüber
den männlichen Kollegen. Judith Arndt engagierte
sich während ihrer aktiven Laufbahn als Mitglied
der UCI-Athletenkomission im Frauenradsport. In
ist das sowohl beruflich als auch privat um
einiges leichter“, findet Arndt. In ihrer neuen Heimat
will sie ein Studium in Soziologie und Kulturwissenschaft
an der Macquarie University Sydney
beginnen. Nichtsdestotrotz wird die amtierende
Zeitfahrweltmeisterin weiterhin einige Zeit
auf dem Rad verbringen: Allerdings um einiges
lockerer.