Wohin steuert Papst Franziskus? Was wirklich zählt Diener ... - BKU
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KULTUR<br />
Auf die Verkündigung kommt es an<br />
Gregor Linßen ist einer der bekanntesten Komponisten von Neuen Geistlichen Liedern<br />
Als „der zur Zeit bedeutendste Vertreter<br />
des Neuen Geistlichen Lieds“ wurde er<br />
in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bezeichnet.<br />
Seine Lieder „Ein Licht in dir geborgen“<br />
sowie „Und ein neuer Morgen“ zählen<br />
zu den bekanntesten und meistgesungenen<br />
ihrer Gattung. Außerdem ist er Schöpfer<br />
des Weltjugendtagsliedes „Venimus adorare<br />
eum“ von 2005. Der Komponist, Texter und<br />
freie Tonmeister Gregor Linßen aus Neuss<br />
sieht sich selbst jedoch nicht als Kirchenmusiker.<br />
„Ganz einfach, weil ich Kirchenmusik<br />
nicht studiert habe“, betont der 47-Jährige.<br />
„Ich bezeichne mich als ,Gospelmusiker<br />
in der Kirche‘.“ Gospel (deutsch: „Evangelium“)<br />
deshalb, weil für Linßen bei einem<br />
Kirchenlied vor allem eines <strong>zählt</strong>: der Beitrag<br />
zur kirchlichen Verkündigung.<br />
Linßens Weg zum Neuen Geistlichen Lied<br />
(NGL) wurde durch die Chancen bereitet,<br />
die das Zweite Vatikanum schuf: „Großgeworden<br />
bin ich in den 70er- und 80er-Jahren<br />
mit den Auswirkungen des Konzils“, sagt er.<br />
Nachkonziliar habe sich eine Vielzahl von<br />
Möglichkeiten ergeben, in der Kirche Musik<br />
machen zu können. So wurde er Mitglied im<br />
Kinder-, dann im Jugendchor seiner Gemeinde.<br />
Doch Linßen wollte nicht nur Sänger<br />
sein: Es folgte eine Ausbildung an den Ins-<br />
trumenten Querflöte und Gitarre. Später nahm<br />
der Neusser ein Studium zum Toningenieur<br />
am Düsseldorfer Robert-Schumann-Institut<br />
auf, das er mit dem Diplom abschloss.<br />
Prägend für Linßens Laufbahn waren<br />
die jährlichen Jugendtreffen der Spiritaner<br />
in Knechtsteden. „Dort bin ich in die Rolle<br />
gekommen, selbst Lieder zu schreiben“, er<strong>zählt</strong><br />
er. Zu den verschiedenen thematischen<br />
Schwerpunkten der Treffen habe er immer<br />
wieder neue Lieder beige<strong>steuert</strong>. Seine kompositorische<br />
Tätigkeit setzte er ab 1985 in der<br />
christlichen Musikgruppe RUHAMA fort.<br />
Parallel textete er auch außerhalb der Gruppe<br />
weiter und schrieb Lieder. So entstand 1991<br />
„Lied vom Licht“ – die heute meistgesungene<br />
NGL-Messe. 1993 war er Gründungsmitglied<br />
der Gruppe AMI – einem „Verband von<br />
Musikern in der Kirche“, wie Linßen erläutert.<br />
Mit AMI tritt er bis heute auf Konzerten<br />
und bei Gottesdiensten auf.<br />
Gregor Linßen.<br />
(Foto: Glenz)<br />
Wobei Linßen keinen Unterschied macht:<br />
Seine Konzerte seien immer auch Gottesdienst,<br />
eben weil die Lieder für ihn Teil der<br />
kirchlichen Verkündigung seien. Der Text ist<br />
für ihn von großer Bedeutung, weshalb er ein<br />
besonderes Kompositionsprinzip nutzt: Der<br />
Rhythmus seiner Lieder ist so angelegt, dass<br />
sie nicht gesungen werden können, ohne sich<br />
dabei Gedanken über den Text zu machen.<br />
„Mit den Liedern versuche ich, zum Nachdenken<br />
über das Nicht-Begreifbare, also<br />
Gott, anzuregen“, erklärt Linßen.<br />
Die Arbeit des Neussers beschränkt sich<br />
jedoch nicht nur auf Texten und Komponieren.<br />
Er besitzt ein hauseigenes Studio und einen<br />
Verlag. Hier werden CDs und Noten produziert.<br />
Linßen ist zudem Berater in Fragen<br />
der Beschallungstechnik und bietet technische<br />
Betreuung bei Konzerten. Als freiberuflicher<br />
Referent für NGL ist er bei Chorwochenenden<br />
und kirchenmusikalischen Werkwochen<br />
in ganz Deutschland unterwegs.<br />
Zudem war er musikalischer Leiter für internationale<br />
Wallfahrten und verschiedene diözesane<br />
Großprojekte – etwa den 2. Ökumenischen<br />
Kirchentag in München 2010.<br />
Trotzdem hat Linßen den Boden unter den<br />
Füßen nicht verloren: Am Herzen liege ihm<br />
nach wie vor die kirchenmusikalische Arbeit<br />
„vor Ort“, wie er betont. So spielt er regelmäßig<br />
die monatlichen Jugendmessen in der<br />
Jungen Kirche Neuss. Außerdem leitet er den<br />
Stadtjugendchor D in Düsseldorf: „Da liegt<br />
zurzeit mein Schwerpunkt, und ich lade alle<br />
Interessierten aus dem Großraum Düsseldorf<br />
zu unseren Proben ein“, sagt Linßen.<br />
Die Frage, die für den Neusser stets im<br />
Mittelpunkt steht, lautet: „Wie kann Kirche,<br />
wie kann Liturgie die Lebenswelt junger<br />
Menschen ansprechen?“ Besonderes Potenzial<br />
sieht er in dieser Hinsicht im NGL. Es<br />
setze sich auf moderne Art mit den Fragen<br />
des Glaubens auseinander, so Linßen. Dabei<br />
verschließe sich NGL keinen Musikstilen,<br />
im Gegenteil nutze es auch popmusikalische<br />
Mittel. „Darum schätze ich die Lieder<br />
so“, sagt er. „Sie sind eine große Chance der<br />
Verständigung.“ Denn ein gutes Kirchenlied,<br />
so Linßen, müsse in Text und Musik authentisch<br />
sein und auf „mich“ – also Komponist<br />
wie Singende – zutreffen.<br />
Wie Gottesdienst<br />
gelingen kann<br />
Auch in Zukunft wird wieder einiges von<br />
Linßen zu hören sein: Im neuen Gotteslob ist<br />
er im Stammteil mit zwei Psalmen-Kehrversen<br />
und im Kölner Eigenteil mit dem Lied<br />
„Herr, in deine Hände“ vertreten. Jetzt im<br />
Herbst ist er im Ruhrgebiet mit seiner Oratorien-Trilogie<br />
„Rede und Antwort“ auf Tour.<br />
Zudem plant er ein gemeinsames Stück mit<br />
dem englischen Komponisten Colin Mawby.<br />
Inhaltlich wird es die sieben Gaben des<br />
Heiligen Geistes behandeln, wobei sämtliche<br />
Chöre aus Neuss mitwirken sollen.<br />
„In meiner Biografie habe ich viele Ereignisse<br />
von gelungenen Gottesdiensten“, resümiert<br />
Linßen. Wenn die beiden „starken<br />
Säulen“ – Liturgie und Musik – ineinandergreifen,<br />
wenn die beiden Leitenden – Liturge<br />
und Musiker – zusammenpassen, „dann kann<br />
Gottesdienst gelingen“. TOBIAS GLENZ<br />
>> www.edition-gl.de<br />
INFO<br />
Das neue Gotteslob wird von der Deutschen Bischofskonferenz,<br />
der Österreichischen Bischofskonferenz<br />
und dem Bischof von Bozen-Brixen<br />
(Südtirol) herausgegeben. Es sollte zum Ersten<br />
Advent in allen Gemeinden eingeführt werden. Aufgrund<br />
von Problemen mit dem verwendeten Papier<br />
erfolgt die Auslieferung in einigen Diözesen jedoch<br />
erst 2014 – im Erzbistum Köln wohl zu Ostern.<br />
27. September 2013 | Ausgabe 39/13 www.kirchenzeitung-koeln.de | Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln | 19