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PDF 44.747kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Zusammenfassung 131<br />

Ein wichtiges handwerkliches Element in Udabno ist die Textilherstellung. In allen Bereichen<br />

der Siedlung Udabno I – vor allem aber innerhalb der Zitadelle und angrenzend an<br />

diese – fanden sich zahlreiche Webwerkzeuge, wie Kämme, Gewichte, Spinnwirtel und<br />

weitere Hilfswerkzeuge. Auch die Obsidian- und Feuersteinklingen könnten in diesem Zusammenhang<br />

von Bedeutung gewesen sein. Webgewichte und Halterungen zur Justierung von<br />

Litzenstäben verweisen auf die Nutzung hölzerner Gewichtswebstühle. Trotz des bisherigen<br />

Fehlens von Primärfunden, wie den Geweben oder den eigentlichen Webstühlen ist von einem<br />

nicht zu unterschätzenden und nicht unbedeutenden Textilhandwerk in Udabno auszugehen.<br />

Welche Bedeutung der Textilherstellung zukam, ist heute kaum noch abzuschätzen. Möglicherweise<br />

wurden die Erzeugnisse nur siedlungsintern, zum Beispiel als Kleidung oder als<br />

Wandteppiche, verwendet. Doch ist auch ihre Nutzung als Handelswaren nicht völlig auszuschließen.<br />

Einen weitereren wichtigen Bereich der Funde aus Udabno stellen die aus den verschiedensten<br />

Materialien hergestellten Schmuckgegenstände, wie Ringe, Nadeln, Anhänger und Figurinen,<br />

dar. Eine Besonderheit bilden drei „Schmuckdepots“, die als Vorratslager von ansässigen<br />

Handwerkern interpretiert werden. Dazu zählen Niederlegungen von Karneolperlen<br />

(Haus UI–K), Zierblechen (Zitadellenbefestigung) und Tonschieferanhängern (Haus UIII–B).<br />

In allen drei Bereichen lagerten fertige und unfertige Exemplare nebeneinander. Allerdings<br />

befanden sich die Rohstoffe, wie beispielsweise der Karneol, in anderen Häusern. Somit<br />

konnte eine Arbeitsteilung nachgewiesen werden, die sich auch in anderen Bereichen zeigte<br />

(zum Beispiel bei der Lagerung von Kalken zur Wandauskleidung der Häuser).<br />

Eher selten konnten – insbesondere für diese Periode – Metallfunde aus Bronze dokumentiert<br />

werden. Neben den bereits erwähnten Schmuckgegenständen (Ringe, Nadeln, Zierbleche)<br />

lagen sie überwiegend als kleine Werkzeuge in Form von meißelartigen Geräten vor.<br />

Ein Meißel aus Arsenbronze wurde zusammen mit den Karneolperlen entdeckt, so dass ein<br />

Zusammenhang mit der Schmuckherstellung naheliegt. Als besondere Funde gelten zwei hervorragend<br />

erhaltene Waffen – eine Lanzenspitze aus Zinn- (UI–K) und ein Messer aus Arsenbronze<br />

(UIII–D). Eisengegenstände lagen noch spärlicher vor (Meißel, Nadel). In welchem<br />

Umfang Prestigeobjekte aus Metall in den Gräbern vorliegen, bleibt aufgrund der bisher nicht<br />

lokalisierten Bestattungsplätze spekulativ.<br />

Nahezu alle stratigraphisch gesicherten Metallfunde wurden naturwissenschaftlich untersucht.<br />

Als Ergebnis der Analysen zeigten sich metallurgisch einfach hergestellte und teilweise<br />

recycelte Objekte (Schmuckgegenstände), deren materielle Zusammensetzung von hochlegierten<br />

Zinnbronzen bis über niedriglegiertes Arsenkupfer mit teils erhöhten Gehalten an Blei<br />

bis hin zu „einfachen“ Eisenprodukten reichte, ohne dass typologische Differenzierungen auszumachen<br />

sind. Die qualitativ geringwertige Herstellung der Lanzenspitze verweist in Kombination<br />

mit zahlreichen Niederlegungen gleicher Artefakte in den ostgeorgischen „Kultstätten“<br />

auf keine praktische Funktion.<br />

Die Diskussion zur möglichen Herkunft der zu schmelzenden Erze erbrachte kein deutlich<br />

zufriedenstellendes Ergebnis, doch verweisen hohe Arsen- und gleichzeitig sehr niedrige<br />

Nickelgehalte in den Objekten auf die Ausbeutung regionaler Kupferlagerstätten. Die Beantwortung<br />

der „Zinnfrage“ bleibt spekulativ. Die stratigraphisch in der Regel nicht gesicherten<br />

Eisenfunde wurden dahingehend nicht näher untersucht, aber auch hier sind regionale Vorkommen<br />

anzunehmen.

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