PDF 44.747kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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Relevanz des Themas 8<br />
Die Ausgrabungen der <strong>Universität</strong> <strong>Tübingen</strong> in Troia und die damit verbundenen Fragestellungen<br />
zur Archäologie im Gebiet des Schwarzen Meeres förderten Ende der 1990er Jahre<br />
auch das Interesse an der Kaukasusregion. 2 Die Ergebnisse zweier kleinerer, siedlungsarchäologischer<br />
Ausgrabungsprojekte am Didi Gora (Leitung Prof. Dr. M. Korfmann: Korfmann et<br />
al. 1999; Korfmann et al. 2002) und am Tqisbolo Gora (Leitung: Prof. Dr. G. Mansfeld:<br />
Mansfeld & Pizchelauri 1992; Göhring 2005) in Ostgeorgien und erste begleitende Survey-<br />
Ergebnisse aus dem Gebiet der David-Garedschi-Steppe im Jahr 1998 führten zu einem neuen<br />
Projekt in dieser Region: M. Korfmann initiierte im Jahr 2000 in Zusammenarbeit mit der<br />
Akademie der Wissenschaften Georgiens (K. Pizchelauri) umfassende Ausgrabungsarbeiten<br />
auf einem strategisch günstig gelegenen Siedlungshügel mit dem Namen Naomari Gora, der<br />
in mehreren Vorberichten als Udabno I Bekanntheit erfuhr (Korfmann et al. 2005; Bertram &<br />
Pizchelauri 2005; Uerpmann 2006). Zusätzlich wurden zwei weitere in unmittelbarer Nähe<br />
befindliche Anlagen in die Erkundung aufgenommen (Udabno II und III).<br />
Die Untersuchungen von Udabno gelten bis heute als eine der ersten systematischen Ausgrabungen<br />
einer Siedlung aus der Zeit um 1000 v. Chr. im zentralkaukasischen Raum. Vereinzelte<br />
Siedlungssondagen in der Region, wie beispielsweise am Ciskaraant Gora und Noname<br />
Gora, zeigten ähnliche architektonische Details, datieren allerdings in etwas jüngere<br />
Zeiten und erbrachten weit weniger detaillierte Einblicke in das Siedlungswesen und in die<br />
Ausstattung der Gebäude (Furtwängler & Knauß 1997; Furtwängler et al. 1999a; Furtwängler<br />
et al. 1999b; Knauß 2005; Ludwig 2010).<br />
Unter Mithilfe von C. Hübner konnten in den Jahren 2000 und 2001 erste magnetische<br />
Prospektionsarbeiten unternommen werden (Hübner et al. 2002). Anhand der deutlichen Prospektionsbilder<br />
konnte ein erster detaillierter Einblick in die Struktur des Fundplatzes gewonnen<br />
werden, dessen regelhaft angelegtes Siedlungsmuster für den post-hethitischen und<br />
prä-urartäischen Zeitraum der Spätbronze-/Früheisenzeit überraschte.<br />
Umfangreiche naturwissenschaftliche Untersuchungen mittels Radiokohlenstoffmethode<br />
konnten schnell eine, bereits durch Lesefunde vermutete, Datierung an den Übergang vom 2.<br />
zum 1. Jahrtausend v. Chr. und eine annähernd zeitgleiche Nutzung aller drei Siedlungen um<br />
das 10 Jh. v. Chr. bestätigen (Korfmann et al. 2005, 203–208; Bertram & Pizchelauri 2005,<br />
347; Bertram 2008, 241–245). 3<br />
Im Gegensatz zu vielen anderen Siedlungen bestand in Udabno die Möglichkeit, eine einphasige<br />
Siedlungsstruktur zu ergraben. Bereits vorab konnten einige Funktionen der Anlagen<br />
durch die präzisen Prospektionsbilder gedeutet werden.<br />
Exemplarisch wurden schließlich erste Bereiche einer Zitadelle innerhalb der Siedlung<br />
Udabno I und weitere Gebäudereste in allen drei Komplexen freigelegt. Dabei überraschte der<br />
hervorragende Erhaltungszustand. Selbst architektonische Details im Inneren der Gebäude,<br />
wie diverse Abtrennungen von Arbeitsbereichen oder die Auskleidung einzelner Fußbodenbereiche<br />
mit Steinplatten, ließen sich dokumentieren.<br />
Die Exaktheit der Prospektionsbilder und die hervorragende Erhaltung der Befunde und<br />
Funde in geringer Tiefe unterhalb der heutigen Oberfläche zeugen von fehlenden Überbauungen,<br />
so dass mit Abschluss der Feldarbeiten im Sommer 2007 ein relativ kurzer zeitlicher<br />
Bestand der drei Siedlungen nachgewiesen werden konnte. Umfangreiche Befund- und<br />
Fundinventare konnten in situ beobachtet, dokumentiert und geborgen werden (zum Beispiel<br />
verschiedene Arbeitsbereiche, eine Ofenanlage sowie Gefäße und Kleinfunde). Somit lassen<br />
sich aufgrund der archäologischen Substanz in Udabno detaillierte Informationen zum Siedlungsverhalten<br />
und zur Ausstattung der Häuser ableiten.<br />
2 Ziele und Hintergründe wurden umfassend in Korfmann et al. (2005) dargelegt.<br />
3 Eine derzeit im Druck befindliche Publikation von Bertram & Ilgezdi-Bertram (2012) beschäftigt sich ausgiebig<br />
mit einer zusammenfassenden Darstellung und Erläuterung zu den Ergebnissen der insgesamt 26 Radiokohlenstoffdaten<br />
von Udabno.