PDF 44.747kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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Untersuchung der Metallfunde 85<br />
Kapitel 5<br />
UNTERSUCHUNG DER METALLFUNDE VON UDABNO<br />
„[…] Im ausgehenden 2. Jahrtausend v. Chr. […] erreichte die Bronzemetallurgie [in Ostgeorgien] mit dem<br />
Gießen und Schmieden von Waffen und Schmuck ihren Höhepunkt“<br />
(Pizchelauri & Pizchelauri 2002, 108)<br />
Einleitung<br />
Diese Aussage überrascht. Bei der Abfassung des deskriptiven Teils dieser Arbeit konnten<br />
im Verhältnis zum Gesamtinventar nur relativ wenige Metallobjekte dokumentiert werden.<br />
Sicher sind weitere Funde in den Gräbern zu erwarten bzw. wurden beim Verlassen der Siedlungen<br />
mitgenommen, doch deutet sich neben der quantitativen auch eine qualitative „Metallarmut“<br />
in Udabno an.<br />
Der Grund für diese Situation könnte einer Hypothese nach an der Entwicklung mehrerer<br />
unabhängiger Kulturbereiche Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. im zentralen und östlichen Georgien<br />
liegen (vgl. Kap. 2). Die zuvor ausgedehnten Bronzezentren des Iori- und des Alasani-<br />
Tals wurden demnach abhängig von den wenigen Kupferlagerstätten an den Südhängen des<br />
östlichen Großen Kaukasus (Pizchelauri & Pizchelauri 2002, 101). Dies hätte unweigerlich zu<br />
einer Erschwerung des Imports von Kupfer und den Zulegierungsmetallen geführt.<br />
Eine ähnliche Situation ergibt sich für die noch selteneren Eisenfunde. Sie bestehen aus<br />
verhältnismäßig reinem Eisen mit nur geringen Anteilen von Spurenelementen 78 , weisen<br />
allerdings schmiedetechnisch eine eher geringe Qualität auf. Dies ist von besonderer Bedeutung,<br />
handelt es sich doch bei den Eisenartefakten aus Udabno erstmalig um Objekte aus<br />
einem datierten Siedlungszusammenhang im Untersuchungsgebiet.<br />
Auch in diesem Fall wird die besondere Rolle der Eisentechnologie und ihrer Verbreitung<br />
im Kaukasus ab dem 14. Jh. v. Chr. betont (Chachutaischwili 1987, 218; Lordkipanidze 1991,<br />
80). Diese Aussagen beziehen sich allerdings eher auf Beobachtungen in Westgeorgien (Kolchis).<br />
O. Lordkipanidze mutmaßt eine nur „[…] allmähliche Verbreitung auf […] Ostgeorgien<br />
im 12.–11. Jh. v. Chr. […]“ (Lordkipanidze 1991, 81). Vermutlich ist die Aufgabe<br />
der Siedlungen von Udabno zeitgleich mit dem zögerlichen Übergang zu einer breiteren Verwendung<br />
von Eisen in Ostkaukasien einzuordnen. R. Abramischwili (1961, 380) und A.<br />
Schachner (2005, 186) datieren diesen Wechsel erst in das 8. Jh. v. Chr. 79<br />
Die vereinzelten Funde aus Udabno können somit nur als Beginn der Eisenproduktion interpretiert<br />
werden. In diesem Zusammenhang muss betont werden, dass nur zwei Objekte<br />
stratigraphisch gesichert vom Fußboden geborgen wurden und sämtliche weitere Funde ebenfalls<br />
zeitgleich, aber auch jünger sein könnten. Darauf verweist auch die Tatsache, dass<br />
sämtliche Eisengegenstände in der Zitadelle (Udabno I) oder Udabno III aufgefunden wurden,<br />
deren Gebäudereste vermutlich sekundär noch teilweise (nach)genutzt wurden (Nieling 2008,<br />
284; Bertram & Ilgezdi-Bertram 2012).<br />
Eine rohstoffbedingte Spezialisierung auf Eisen aufgrund des möglicherweise erschwerten<br />
Kupferimports ist somit nicht erkennbar. Vereinzelte Berichte zu riesigen Mengen „Eisenerz<br />
von hoher Qualität und älteste Erzbergbauten“ (Pizchelauri 1996, 428) am so genannten<br />
Rkinis Mta (Eisenberg), in der direkten Umgebung Udabnos, wurden überprüft, konnten bisher<br />
allerdings nicht bestätigt werden. Gleiches gilt für ein „[…] Bergwerk bei Udabno in<br />
David Garedscha, das aufgrund von Keramik in den Übergang vom 2. zum 1. Jahrtausend v.<br />
Chr. datiert werden konnte“ (Pizchelauri & Pizchelauri 2002, 108).<br />
78 Die Angaben beruhen auf den Literaturwerten in Bertram & Pizchelauri (2005, 357 Tab. 2).<br />
79 Der Nachweis der breiten Eisenverwendung ab dem angegebenen Zeitraum widerspricht Annahmen von Nieling<br />
(2008, 284), der eine Nichtbeachtung des Eisens als „kachetische Eigenart“ interpretiert.