PDF 44.747kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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Schmuck 56<br />
dagegen in allen drei Siedlungen (vorwiegend aber Udabno III) dokumentiert. Der Großteil<br />
der Schmuckstücke lag „depotartig“ vor.<br />
Perlen aus Karneol sind am häufigsten vertreten (n=95). Das Material Karneol definiert<br />
sich durch einen rötlich bis gelblich gefärbten Chalzedons mit teilweise kleinen schwarzen<br />
Einschlüssen. Zusätzlich fanden sich einige Perlen aus Knochen bzw. Elfenbein (n=9), Glas<br />
(n=6), Keramik (n=3), Antimon (n=2) und Bronze (n=1).<br />
Perlenensembles fanden sich vor allem innerhalb der Häuser (Abb. 3.33). Besondere Bedeutung<br />
besitzen einige bläulich gefärbte Perlen aus dem Bereich der Zitadelle von Udabno I<br />
(Häuser UI–B, C, I) und ein Depotfund bestehend aus 68 Karneol- sowie einigen Metall-,<br />
Knochen- und Antimonperlen aus Haus UI–K ([382]; Taf. 38–43). Zu diesem Perlenkollektiv<br />
zählt der bereits angesprochene Meißel aus Arsenbronze, der möglicherweise bei der Perforierung<br />
(Anlochung) der Perlen Verwendung fand (Abb. 3.14; vgl. Kap. Metallwerkzeuge).<br />
Haus UI-A<br />
Haus UI-B<br />
Haus UI-C<br />
Haus UI-E<br />
Haus UI-G<br />
Haus UI-H<br />
Haus UI-I<br />
Haus UI-K<br />
Haus UI-Q<br />
Haus UI-R<br />
Arealfunde<br />
Befestigung<br />
Abb. 3.33: Häufigkeiten von Perlenfunden innerhalb<br />
der untersuchten Häuser der Siedlung Udabno I.<br />
Im Gegensatz zur heutigen Zeit, in der<br />
Perlen und Perlenketten sowie Anhänger<br />
vorwiegend als Schmuckelemente zu betrachten<br />
sind, galt für die vorchristliche Zeit<br />
regionenübergreifend die magische Bedeutung<br />
als wesentlicher Faktor. Ob nun der<br />
Glaube an die Heilung von Krankheiten<br />
(Karneol), die Stärkung der Fruchtbarkeit<br />
(Schnecken) oder die Abwehr des Bösen<br />
(Amulette in Form eines Igelkleides; vgl.<br />
Anhänger in Haus UI–A [62]; Taf. 44), alle<br />
Materialien dienten einem bestimmten<br />
Zweck. Auch die „Wirkung“ der angesprochenen<br />
blauen Perlen ist nicht zu unterschätzen,<br />
da in der Prähistorie der Farbe<br />
Blau eine große Bedeutung zugeschrieben<br />
wurde. Dieser Glaube konnte durch Kombinationen untereinander noch verstärkt werden, so<br />
dass häufiges Auftreten von Perlenketten aus diversen Perlenarten nicht ungewöhnlich ist.<br />
Karneolperlen<br />
Die Formen der Perlen aus Karneol sind variantenreich und können kugelig, zylindrisch<br />
und oval sein (Abb. 3.34–35). Resultierend aus den unterschiedlichen Formen ergeben sich<br />
abweichende Massen von 0,25–2,75 g (Anhang D-5). Oberflächenverzierungen sind nicht belegt.<br />
Die Herstellung und besonders die Glättung der Perlen könnte in einer Art Lederbeutel<br />
geschehen sein, wobei durch Schleudern die Perlen geschliffen und geformt werden konnten.<br />
Zeitlich zu Udabno äquivalente Hortfunde wie aus dem kachetischen Schilda (Pizchelauri<br />
1984, 63) und dem kolchischen Nagvazao sowie den Grabfunden aus Ergeta und Tsaishi (Gogadze<br />
et al. 1986, 52–54; Papuaschwili 2001, 68–71) zeugen vom hohen Stellenwert des Karneols.<br />
Trotz oder gerade wegen den häufigen Vorkommen von Karneolobjekten in kaukasischen<br />
Gräbern und Horten galten die Perlen zweifelsfrei als Luxus. Ihre „[…] mutmaßlich<br />
magische Bedeutung“ (Schmidt 2002, 67) „[…] gegen Haarausfall oder gegen eine Lähmung<br />
der rechten Hand“ (Czichon & Werner 1998, 149) begründet die Verbreitung als wichtiges<br />
Handelsgut spätestens mit Beginn der Spätbronzezeit (Basedow 2000, 137–138).<br />
Die Herkunft des Rohstoffes Karneol ist aus der Region selbst zu vermuten. Aus dem Kleinen<br />
Kaukasus sind einige Vorkommen bekannt und kartiert. Dazu gehören vor allem Lagerstätten<br />
im Norden und Nordosten von Armenien wie bei Idzhevan, Schamschadin (heute<br />
Tavush) oder Kalinino, dem heutigen Tashir (Sejranjan 1987, 40). Die Verbindung zwischen