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PDF 44.747kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen

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Werkzeuge 42<br />

einsätze in diesen Bereichen nur gelegentlich Verwendung fanden, da die Bewohner hier noch<br />

mit dem Bau ihrer Häuser beschäftigt waren. Eine nachträgliche Entwendung der Klingen<br />

nach dem Brand kann durch die Befundsituation ausgeschlossen werden.<br />

Abb. 3.9–11: v.l.n.r. [145]/[131]; [618]/[23]; [236]/[239]. Beispiele für Klingen/Sicheleinsätze aus Udabno I.<br />

Das Rohmaterial Silex konnte vermutlich aus der direkten Umgebung beschafft werden,<br />

auch wenn genaue geologische Kartierungen der Region noch ausstehen. Silexkernsteine<br />

(z. B. [627]) zeugen davon, dass je nach Gebrauch Klingen von der Knolle abgespalten wurden.<br />

Auch Objekte aus ortsfremdem Obsidian wurden nicht als Fertigprodukt sondern in<br />

Form von etwa 30 cm großen Obsidianknollen [277] von den Bewohnern Udabnos importiert<br />

und in den Siedlungen je nach Gebrauch abgeschlagen und bearbeitet. 31<br />

Ebenfalls zu den Kleinwerkzeugen werden etwa 8–10 cm lange Schleifsteine und kleinere<br />

Poliersteine gezählt. Die vorliegenden Schleifsteine sind im Querschnitt meist rund, vereinzelt<br />

auch eckig. Die Poliersteine sind vorwiegend ellipsoid bis rechteckig geformt. Als Material<br />

wurde Vulkangestein, graubrauner Sandstein oder schwarzer Kieselstein verwendet. Häufig<br />

weisen beide Typen hellgraue bis schwarze Färbungen auf. An den Kanten der Schleifsteine<br />

sind nur sehr selten Schleifspuren zu erkennen. Häufig beschriebene Schleifsteine mit durchbohrtem<br />

Ende (zur Befestigung am Gürtel des Besitzers) – ähnlich den Prestigeobjekten der<br />

Skythen 32 – aus anderen Regionen, wie unter anderem bei Czichon & Werner (1998, Taf.<br />

149/152) angegeben, finden sich in Udabno nicht. Ebenfalls sind aus der Literatur zahlreiche<br />

Verbindungen zwischen Schleifsteinen und dem Metall Eisen bekannt. So stellt E. I. Krupnov<br />

einen Zusammenhang zwischen der Verwendung von Schleifsteinen und dem Aufkommen<br />

skythenzeitlicher Kurzschwerter aus Eisen, den so genannten Akinakai, her (Krupnov 1951;<br />

Krupnov 1960). M. P. Grjaznov nimmt diese Annahme für kaukasische Schleifsteine auf und<br />

ordnet sie rituell ein, da sie in skythisch-sarmatischen Gräbern niemals Gebrauchsspuren<br />

aufweisen würden und ihre Form für den Alltagsgebrauch nicht zweckmäßig sei (Grjaznov<br />

1961, 142–143; vgl. auch Bill 2003, 101). A. I. Terenozkin vergleicht das Auftreten der<br />

Schleifsteine analog zur Verbreitung des Eisens um die Jahrtausendwende im Nordschwarzmeerraum<br />

(Terenozkin 1976, 112), woraufhin V. Kozenkova eine Verwendung bei der Schärfung<br />

von Metall mutmaßt (Kozenkova 1992, 25). 33 J. Apakidze sieht die Funktion der Schleifund<br />

auch der Poliersteine vorwiegend in der Perlenproduktion (Apakidze 2000, 196), was<br />

einen möglichen Anhaltspunkt auch für die Objekte in Udabno darstellt (vgl. Teilkap.<br />

Schmuck).<br />

31 Wie Untersuchungen in Kap. 6 zeigen, stammt der Obsidian vom Vorkommen Chikiani im Trialeti-Hochland.<br />

32 Vgl. den skythischen Goldfund von Vettersfelde, in: Kobyliski & Nebelsick (2006).<br />

33 Kozenkova breitet die Verwendung der Schleifsteine auch auf die Schärfung von Bronzegegenständen aus und<br />

bezieht sich nicht ausschließlich auf Eisenobjekte.

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