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menschen<br />

Selberg<br />

(1913–2011)<br />

ärztlicher Direktor<br />

anstaltungen oder anderen medizinischen Meetings - er besuchte<br />

diese gern – nicht mehr das Wort ergreifen. Ich habe ihm das, Gott<br />

sei Dank, nie sagen müssen.<br />

Werner Selberg wurde 1913 in Hamburg geboren, also im Jahr<br />

der Eröffnung des Allgemeinen Krankenhauses Barmbek. 1932<br />

macht er im Johanneum das Abitur, um anschließend in Marburg,<br />

München und Freiburg Medizin zu studieren. 1939, wenige Wochen<br />

vor Beginn des II. Weltkriegs, erhält er seine Promotion. Wegen<br />

starker Kurzsichtigkeit zieht man ihn nicht ein. Statt dessen beginnt<br />

er seine Weiterbildung als Pathologe im Allgemeinen Krankenhaus<br />

St. Georg. Er wird ausgebombt. Dabei verbrennen die Unterlagen<br />

für seine Habilitationsschrift. In seiner Funktion als Luftschutzwart<br />

gelingt es ihm, wichtige Teile der Ärztlichen Bibliothek zu retten.<br />

1953 wird er, der wie sein Chef Prof. Josef Heine nationalsozialistisch<br />

unbelastet ist, Leiter der Pathologie des Krankenhauses Barmbek.<br />

25 Jahre begleitet er diesen Posten. Was er schreibt und forscht steht<br />

immer in unmittelbarer Beziehung zu dem, was er täglich auf dem<br />

Sektionstisch sieht. 1.500 Patienten werden damals jährlich obduziert.<br />

Ohne die vollständige Krankenakte zu haben, beginnt er keine<br />

Sektion. Oft reicht nicht einmal das. Er will auch den behandelnden<br />

Arzt hören. 1978 geht er in Pension, behält aber ein Arbeitszimmer in<br />

der Pathologie und sein Mikroskop. Wenn er nicht auswärts Pathologen<br />

vertritt, arbeitet er, schreibt Gutachten und Statements, immer<br />

im weißen Arztkittel. Er ist über 90 Jahre alt, als er damit aufhört.<br />

Ein Arzt solle sich besser nicht parteipolitisch engagieren, sagt<br />

er. Berufs politisch schon. Eine Zeitlang war er Vorsitzender des<br />

Marburger Bunds in Hamburg.<br />

Werner Selberg 1966 mit Examensschülern<br />

Als 89-Jähriger unterzieht er sich noch einer Herzoperation und<br />

ist erstaunt und erfreut, dass er sie überlebt. Ob ich die Zahl der<br />

100-Jährigen in der Stadt kenne, fragt er. Eine ganz neue Pathologie!<br />

Es scheint, als hätte er gern zu ihr beigetragen. Zwei Jahre vor dem<br />

Erreichen dieser magischen Zahl ist er leider gestorben.<br />

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