PDF Öffnen - Biokreis
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n_2_13.qxp 25.03.2013 11:33 Seite 18<br />
<strong>Biokreis</strong> Fachberatung<br />
LfL forscht an alten Maissorten<br />
Genetische Ressourcen sind wichtig für die Züchtung<br />
Von Kristina Peus-Michal<br />
Auch im ökologischen Landbau<br />
werden beim Mais fast<br />
ausschließlich Hybridsorten<br />
verwendet, obwohl diese nicht unumstritten<br />
sind. Doch es fehlt<br />
schlichtweg an Alternativen. Seit in<br />
den 1950er Jahren die Hybridsorten<br />
Einzug gehalten haben, sind die<br />
alten, früher weit verbreiteten,<br />
Landsorten völlig verdrängt worden.<br />
200 alte Sorten aus dem<br />
Dornröschenschlaf geweckt<br />
Wer kennt heute noch Sorten wie<br />
Pautzfelder, Pfarrkirchner Körnermais<br />
oder Rottaler Silomais? Bis Ende der<br />
1950er Jahre wurden diese Sorten an<br />
der Landesanstalt für Landwirtschaft<br />
(LfL) in Bayern geprüft, danach verschwanden<br />
sie sowohl von den Feldern<br />
der Bauern als auch von denen der<br />
Forschungsanstalten. Hybridsorten<br />
überzeugten einfach durch höheren<br />
Ertrag und Homogenität. Die alten<br />
Sorten überlebten lediglich in Form<br />
von Saatgutmustern in den Genbanken.<br />
Leider und zugleich glücklicherweise -<br />
denn nun konnten ca. 200 Sorten aus<br />
Deutschland und dem benachbarten<br />
Ausland aus ihrem Dornröschenschlaf<br />
erweckt erweckt werden.<br />
Am Institut für für Pflanzenbau und<br />
Pflanzenzüchtung an der LfL in<br />
Freising hat das Team um Dr. Barbara<br />
Eder, Dr. Joachim Eder und Dr.<br />
Günther Schweizer aus verschiedensten<br />
Quellen (Genbanken, Universitäten,<br />
Züchter und Privatleute) ebendieses<br />
alte Saatgut gesammelt und auf<br />
Versuchsfeldern angebaut. Bereits<br />
2009 wurde mit dem Anbau begonnen.<br />
Es wurde weiteres Saatgut vermehrt,<br />
phänotypische Beschreibungen und<br />
genetische Untersuchungen vorgenommen.<br />
Auch in Leistungsprüfungen und<br />
züchterischer Bearbeitung hat das verwendete<br />
Material wieder Eingang<br />
gefunden.<br />
Ernährungsphysiologisch interessant<br />
Erste Ergebnisse liegen bereits vor. In<br />
den Leistungsprüfungen schnitten die<br />
Land- und Populationssorten mit etwa<br />
40-50 Prozent des Ertrages der modernen<br />
Hybridsorten erwartungsgemäß<br />
schlechter ab, im Trockensubstanzgehalt<br />
sind sie jedoch gleichwertig.<br />
Ernährungsphysiologisch könnten sie<br />
interessant werden durch z.B. hohe<br />
Kalium- und Magnesiumgehalte.<br />
Doch das für die Forschung und<br />
Züchtung bedeutendste Ergebnis liegt<br />
auf genotypischer Ebene. In den<br />
Genomen der Landsorten wurden verschiedene<br />
Allele (mögliche Ausprägung<br />
eines Genabschnittes) gefunden,<br />
die eben nur dort vorkommen. Für die<br />
Züchtung sind solche genetischen Ressourcen<br />
wichtig, um auch in Zukunft<br />
gesunde, den Anforderungen entsprechende<br />
Sorten züchten zu können.<br />
Daher sollen im weiteren Vorgehen die<br />
Versuchsergebnisse in einer Datenbank<br />
zusammengetragen werden. Natürlcih<br />
werden auch die untersuchten Sorten,<br />
besonders die für bayerische Verhältnisse<br />
adaptierten, weiter vermehrt und<br />
eingelagert, sodass sie für Forschungszwecke<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Zum Anbau nicht zugelassen<br />
Aktuell können die alten Landsorten<br />
nicht großflächig angebaut werden, da<br />
kein Saatgut zugelassen ist. Dieses<br />
müsste erst über den Weg der<br />
Erhaltungssortenregelung zugelassen<br />
werden. Die LfL plant, die interessantesten<br />
Landsorten beim Bundesamt als<br />
Erhaltungssorten anzumelden und dementsprechend<br />
Saatgut bereitzustellen.<br />
Auch die ertragreicheren, neuen Populationssorten<br />
können noch nicht in den<br />
Handel, das übliche Zulassungsverfahren<br />
des Bundessortenamts eignet sich<br />
nicht für sie. So müssen zur Beurteilung<br />
einer neuen Sorte immer vergleichbare,<br />
zugelassene Sorten herangezogen<br />
werden. Doch wie soll man<br />
alte Landsorten oder Populationssorten<br />
zulassen, wenn es keine vergleichbaren<br />
Sorten mehr gibt? Ebenso können<br />
Populationssorten die hohen Homogenitätsanforderungen<br />
naturgemäß nicht<br />
erfüllen. Auch an der Lösung dieses<br />
Problems arbeiten die Forscher gemeinsam<br />
mit der BSA.<br />
Die Vielfalt der verschiedenen<br />
Maissorten wird<br />
im Kolben sichtbar:<br />
Bilder: Dr. Barbara Eder, LfL<br />
Pfarrkirchner-K aus Bayern<br />
Rheintaler Monsheim-K. aus Rheinland-Pfalz<br />
Kemater-Rot-K aus Tirol Blaumais-K aus Salzburg Buntmais-K aus Kärnten<br />
18 Bionachrichten 2 | April/Mai 2013