Terror der Zeichen Oder - Hochschule für bildende Künste Hamburg
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Enzo Cucch1; I pesd non devono usdre dalmare, 1982.<br />
Hleishji, Kmde und Öl azifKartoll<br />
Denksysteme, des Wissens durch eine<br />
Geschichte des Nicht-Wissens zu ergänzen.<br />
Dahinter steht denn auch die ()berzeugung,<br />
daß Geschichte nie logisch war, noch<br />
dialektisch. Daß ihr Gang mehr vom Emotionalen<br />
und Irrationalen bestimmt ist, als<br />
von <strong>der</strong> Vernunft. Dies Irrationale zu rationalisieren,<br />
ist die Aufgabe. Sind wir doch<br />
mit Revolutionen und Phänomenen kollektiver<br />
Gewalt konfrontiert, die sich nicht<br />
mehr allein aus Klassenkämpfen und dem<br />
Aufeinan<strong>der</strong>stoßen unterschiedlicher wirtschaftlicher<br />
Interessen erklären lassen, son<strong>der</strong>n<br />
eher aus Religionskriegen, Nationalismus<br />
und Traditionalismus, aus dem sogenannten<br />
Ungleichzeitigen also, dem Langsamen<br />
in <strong>der</strong> Geschichte.<br />
Die Erarbeitung eines neuen Geschichtsbildes<br />
wird als eine otwendigkeit<br />
empfunden, um mit <strong>der</strong> politischen und<br />
ideologischen Situation <strong>der</strong> Gegenwart fertig<br />
zu werden. Es wäre verwun<strong>der</strong>lich,<br />
wenn dies keinen Wi<strong>der</strong>hall in einer Kunst<br />
gefunden hätte, die sich aus dem sozialen<br />
Engagement nicht völlig entlassen sieht.<br />
So gibt es eine ganze Reihe von Künstlern,<br />
wie Francais Rouan, Rütjer Rühle,<br />
Pierre Nivollet,Jean-Yves Langlais u.a., in<br />
<strong>der</strong>en Werk neuerdings mythologische<br />
Gestalten, Symbole und längst bekannte<br />
Motive auftauchen, wie Splitter aus <strong>der</strong><br />
Erinnerung. Sie kommen alle von jenen<br />
materialistischen und strukturalistischen<br />
Tendenzen her, die die Konzeptkunst bis<br />
etwa 197 6 in Frankreich charakterisiert haben,<br />
wie Support/Surface, Peinture-Peinture,<br />
Peinture analytique, und Minimalismus.<br />
Geschichte wurde darin durchaus in<br />
Betracht gezogen. Aber entwe<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Negation o<strong>der</strong> aber als Gegenstand strukturaler<br />
und zeichentheoretischer Analysen.<br />
Heute ist sie wie<strong>der</strong> ins Bild gekommen<br />
und darf dort "figurieren".<br />
Die "Figuren" solcher Geschichte können<br />
sehr unterschiedlich sein und die Kunst<br />
alter europäischer und außereuropäischer<br />
Kulturen zum Ursprung haben, ebenso wie<br />
biblische Legenden, die christliche Ikonographie,<br />
die Malerei <strong>der</strong> Gotik, <strong>der</strong> Renaissance,<br />
des Manierismus, des Barock o<strong>der</strong><br />
die Formen <strong>der</strong> Avantgarden des XX. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />
Für die in diesem Zusammenhang auftauchenden<br />
Künstler ist es typisch, daß sie<br />
in die verschiedensten Zeiten und Orte zurückgreifen,<br />
scheinbar sprunghaft und ohne<br />
erkennbare Logik. Bezeichnend fur ihre<br />
Malerei ist die Heterogentität <strong>der</strong> Techniken<br />
und Stile. Sie multiplizieren die Sprachen.<br />
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft<br />
werden verwoben. Geschichtliches<br />
wird zitiert, aber nicht thematisiert. Da liegt<br />
<strong>der</strong> größte Unterschied zur neuesten Malerei<br />
in Deutschland. Man geht nicht ins Thema<br />
hinein. Statt dessen wird versucht, seine<br />
Historizität, seine Zeitgebundenheit bewußt<br />
zu machen. Die Komposition solcher<br />
Werke wird vielfach gebrochen und fragmentiert.<br />
Geschichte erscheint als ein'e<br />
Überlagerung zahlreicher Schichten aus<br />
Tradition und Avantgarde in einem dichten<br />
und kaum durchschaubarenJetzt Die<br />
"Bil<strong>der</strong>" in ihm bleiben schwer lesbar und<br />
offensichtlich ständiger Verwandlung unterworfen.<br />
Für diese neue Generation von Malern,<br />
möchte man daraus schließen, hat Geschichte<br />
kein abbildbares o<strong>der</strong> vorstellbares<br />
Ziel. Dennoch ist die Haltungwe<strong>der</strong> nostalgisch,<br />
noch pessimistisch. Dem Bewußtsein<br />
von <strong>der</strong> Katastrophe, die wir herbeizufuhren<br />
in <strong>der</strong> Lage sind, wird <strong>der</strong> Gedanke<br />
an das Kontinuierliche o<strong>der</strong> das Träge<br />
und Langsame in <strong>der</strong> Geschichte entgegengehalten:<br />
Geschichte als Wi<strong>der</strong>stand.<br />
In diesem Zusammenhang wird etwa<br />
Revolution nicht mehr, wie in manchen<br />
Spielarten des Marxismus, als das Ende einer<br />
Welt betrachtet, aus <strong>der</strong> sich eine neue<br />
erhebt; Revolution gleicht eher einer Drehbewegung,<br />
in die Vergehen und Dauer eingedreht<br />
sind. So ist auch <strong>der</strong> Bezug auf die<br />
Vergangenheit hier keine Utopie nach<br />
Rückwärts. Im kulturellen Erbe wird das<br />
Dauerhafte erkannt, das alle Erschütterungen<br />
überlebt.<br />
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