Z8 Wer darf ins Leben, wer muss hinaus?
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Leitthema<br />
Nicht mehr die Brust wird zur Entnahme pochender<br />
Herzen geöffnet. Medizinmänner und Priester<br />
des Gottes Mammon zerren kle<strong>ins</strong>te pochende Herzen<br />
ungeborener Kinder und ein Körperteil ums andere<br />
aus der Gebärmutter unzähliger Frauen, um sie<br />
auf den Altar der Wohlstandsgesellschaft zu legen.<br />
Medien begleiten dieses Ritual. Sie wirken wie eine<br />
besänftigende Droge. <strong>Wer</strong> nimmt diese Zusammenhänge<br />
wirklich wahr?<br />
Im Mammon-Kult ist man überzeugt: Diese Menschenopfer<br />
sind nötig, um diesen Götter-Dämon<br />
gütig zu stimmen, damit Wohlstand, Karriere und<br />
Selbstverwirklichung sich bestens entfalten können.<br />
Mit weit über 100 000 Opferungen im Jahr stellt<br />
schon allein Deutschland die Azteken bei Weitem in<br />
den Schatten.<br />
Foto: © Wikipedia<br />
Aus dem Codex Magliabechiano,<br />
einer aztekische<br />
Bildhandschrift, in der<br />
historische und mythische<br />
Ereignisse aufgezeichnet<br />
sind<br />
gott-Dämons Huitzilopochtli, die Mondgöttin Coyoluxauhqui,<br />
ihm nach dem <strong>Leben</strong> trachtete. Doch dieser<br />
sprang in voller Rüstung aus dem Mutterschoß,<br />
schlug seiner Neiderin den Kopf ab und zerstückelte<br />
sie. Ein „guter“ Auftakt.<br />
Die Azteken glaubten, dass die Sonne eine besondere<br />
Antriebskraft braucht, um immer wieder von<br />
Neuem aufzugehen. Dazu <strong>muss</strong>te sie mit Menschenherzen<br />
und Menschenblut genährt <strong>wer</strong>den, sonst<br />
drohte ewige F<strong>ins</strong>ternis.<br />
Regelmäßig zogen die Prozessionen auf die Plattform<br />
des Tempels hinauf und vollzogen das kultische<br />
Drama. Flötenklänge, Hörnerschall und Trommeln<br />
umrahmten das schaurige Spiel. Die Todgeweihten<br />
wurden rücklings auf den Altar geworfen und festgehalten.<br />
Dann öffneten die Priester mit einem Steinmesser<br />
die Brust, rissen das noch zuckende Herz<br />
heraus und boten es den anwesenden Götter-Dämonen<br />
dar. Ein Ritual, das keine Gnade kannte.<br />
Heute ist das anders. Menschenopfer <strong>wer</strong>den<br />
nicht mehr auf den Spitzen von Steinpyramiden<br />
dargebracht, sondern in den gynäkologischen<br />
Kultstätten unserer Zeit.<br />
Dem ging eine im 19. Jahrhundert entstandene<br />
neo-religiöse Strömung voraus. Ihre Oberpriester<br />
Marx und Engels frönten der Utopie von einer klassenlosen<br />
Gesellschaft. Neue Götter sollten den Platz<br />
der alten einnehmen. „Alle sind gleich – aber manche<br />
sind gleicher ...“ am Ende soll allen alles<br />
gleich gültig sein …<br />
Daraus erwuchs der Kult um die Göttin Femina,<br />
der mit Ritualen sexueller „Befreiung“ der Frau<br />
einherging. Diese Befreiung verlangte erneut Menschenopfer.<br />
Die Priesterin Marie Stopes eröffnete<br />
1921 in London den ersten Tempel dafür. Inzwischen<br />
ist daraus eine der größten internationalen<br />
Menschenopfer-Bewegungen geworden. Die<br />
Kultstätten haben die unterschiedlichsten Namen:<br />
American Birth Control League, daraus entstand<br />
Planned Parenthood, in Deutschland ProFamilia genannt<br />
(wobei „Pro“ hier euphemistisch „gegen“ bedeutet),<br />
in der Schweiz Planes genannt. In aller Welt<br />
<strong>wer</strong>den ungeborene Kinder zu Ehren dieser neuen<br />
Götter geopfert – der Kult hat sich zum gigantischen<br />
Geschäft entwickelt.<br />
Der Same für eine neue Radikalisierung des Frauenkults<br />
war also gelegt. Dreißig Jahre später, 1951,<br />
erschien „Das andere Geschlecht“ von Simone de<br />
Beauvoir auf Deutsch. Simone de Beauvoir, eine<br />
weitere Priesterin im Dienste eines Menschenopferkults,<br />
wurde zu einer der stärksten Impulsgeber einer<br />
Ideologie, die besonders 1968 zum Durchbruch<br />
kam: Jetzt sei „der Zeitpunkt gekommen, die jahrtausendelange<br />
Unterjochung der Frau durch das Patriarchat<br />
abzuschütteln.“<br />
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