Z8 Wer darf ins Leben, wer muss hinaus?
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D a s U m d e n k I m p u l s Z u k u n f t s G e s t a l t u n g s M a g a z i n<br />
www.ZfürZukunft.de • ZKZ 21087 • Einzelpreis: 4,95 CH: 7,90 CHF<br />
f ü r Z u k u n f t<br />
► Eine Ideologie verlangt<br />
Menschenopfer<br />
► Wie Abtreibung, Reproduktionsmedizin,<br />
Organtransplantation<br />
und Euthanasie zusammenhängen<br />
► Ein Abtreibungsarzt packt aus –<br />
nach 60 000 Abtreibungen zum<br />
<strong>Leben</strong>sschützer<br />
► Kind einer Vergewaltigung<br />
durfte leben<br />
► Abgetriebener Tim feiert<br />
seinen 15. Geburtstag<br />
► Hirntod-Fehldiagnosen?<br />
Der Kampf um Spenderorgane<br />
► Abtreibung, und was danach?<br />
Frauen berichten<br />
<strong>Wer</strong> <strong>darf</strong> <strong>ins</strong> <strong>Leben</strong>,<br />
<strong>wer</strong> <strong>muss</strong><br />
<strong>hinaus</strong>?<br />
Als könne nur Tod der<br />
Probleme Lösung sein.<br />
Fragen zum Recht auf <strong>Leben</strong><br />
Marsch für das <strong>Leben</strong><br />
22. Sept. 2012 • Berlin<br />
Z für Zukunft<br />
A u s g a b e # 8 A u g u s t - S e p t e m b e r 2 0 1 2<br />
1
Mit der<br />
nach Berlin<br />
Damit es Ihnen leichter fällt, für das<br />
<strong>Leben</strong> einzutreten.<br />
Folgende Abfahrtsorte sind geplant: Stuttgart • Waiblingen •<br />
Schorndorf • Schwäbisch Gmünd • Aalen<br />
• Sindelfingen• Esslingen • Göppingen • Geislingen<br />
• Pforzheim • Karlsruhe • Mannheim • Heidelberg<br />
• Reutlingen • Kirchheim/Teck • Ulm • Heidenheim<br />
weitere Orte auf Anfrage<br />
Aus verschiedenen Städten<br />
Baden-Württembergs mit dem Bus zum<br />
Marsch für das <strong>Leben</strong><br />
Für 54,- frühmorgens hin und am<br />
selben Abend wieder zurück.<br />
Das spart Hotelkosten – schlafen kann man ja auch in<br />
den bequemen Bussen ...<br />
Genaue Abfahrtszeiten ab 1:30 Uhr je nach Startund<br />
Zusteigeort entnehmen Sie der Website<br />
www.ZwieZukunft.de/berlin-bus<br />
Anmeldung bis 30. August 2012 (danach auf Anfrage)<br />
Per eMail: info@ZwieZukunft.de oder per Telefon:<br />
07166-91930 oder Mobil 0171-1200 983<br />
2 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de<br />
Ihre schnelle Anmeldung erleichtert die Planung
Editorial<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
wohin haben wir uns nur entwickelt, dass das Recht auf <strong>Leben</strong> für<br />
Ungeborene, Behinderte, potenzielle Organspender und Alte immer<br />
subtiler in Frage gestellt wird. Durch strategische Meinungsbildung<br />
und beschönigende Wortwahl wird dieses grundlegende Menschenrecht<br />
immer weiter ausgehöhlt. Haben wir uns schon so an<br />
diesen Trend gewöhnt, dass wir Untragbares einfach hinnehmen?<br />
Oder sind wir so sehr mit unseren eigenen Problemen beschäftigt, dass uns kaum noch Raum bleibt<br />
für diese so existenziellen Fragen?<br />
Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum so viele zu einem Christopher-Street-Day<br />
gehen und so wenige zum Marsch für das <strong>Leben</strong>? Gut, das eine ist eine ausgelassene, schrille<br />
Spaßveranstaltung, beim anderen geht es dagegen um <strong>Leben</strong> oder Tod. Aber könnten wir nicht<br />
etwas deutlicher zeigen, dass uns Gottes Schöpfungsordnung noch etwas bedeutet? Es bräuchte<br />
nur ein paar Tausend mehr, die für das <strong>Leben</strong> auf die Straße gehen, und schon wäre das ein<br />
deutliches Zeichen in der Öffentlichkeit.<br />
Beim Marsch für das <strong>Leben</strong> geht es längst nicht mehr nur um Abtreibung. Es geht um die<br />
Fragen: Wen lassen wir <strong>ins</strong> <strong>Leben</strong>? Wen ver<strong>wer</strong>ten wir wie an seinem Ende? Und: Wen lassen wir<br />
dann wie <strong>hinaus</strong>? Diese vielfältigen Aspekte des <strong>Leben</strong>srechts betrachten wir in dieser Ausgabe<br />
ausführlich und aus verschiedenen Blickwinkeln.<br />
Diese Ausgabe will Ihnen Mut machen durchzuhalten und sich nicht in der Schweigespirale<br />
zu verlieren noch dem fatalen Irrtum zu verfallen, der Einzelne könne sowieso nichts bewegen.<br />
Die authentischen Berichte von Betroffenen bestätigen es: Jede Initiative lohnt sich. Jedes einzelne<br />
Menschenleben, das dadurch nicht zu Tode kommt, ist es absolut <strong>wer</strong>t. Wie immer finden Sie auch<br />
in dieser Ausgabe wieder Impulse „Was praktisch tun?“, diesmal als ganze Artikel.<br />
► Eines können Sie ganz sicher tun: Kommen Sie am 22. September nach Berlin zum<br />
Marsch für das <strong>Leben</strong>. Sicher gibt es viel Wichtiges, aber „opfern“ Sie diesen Tag, damit nicht noch<br />
mehr Menschenleben dem Zeitgeist zum Opfer fallen. Die Öffentlichkeit soll sehen, wie <strong>wer</strong>tvoll<br />
uns das <strong>Leben</strong> ist.<br />
Damit das auch für Interessenten aus dem süddeutschen Raum preisgünstig möglich<br />
wird, haben wir von der »Z« Busse gechartert. Lesen Sie dazu mehr auf der linken Seite.<br />
Bitte überlassen Sie es nicht anderen, in diesen lebenswichtigen Fragen Position zu beziehen.<br />
Ich freue mich darauf, auch Sie beim Marsch für das <strong>Leben</strong> in Berlin zu sehen.<br />
Wir sind noch nicht<br />
am Ziel!<br />
Wir suchen weiterhin<br />
einige hundert<br />
Spender mit je<br />
200,- für das<br />
Z-Familien-Projekt.<br />
Es geht um wichtige<br />
Impulse für unsere<br />
Gesellschaft. S.34f<br />
Peter Ischka<br />
Chefredakteur<br />
PS: Als zentraler Herausforderung wollen wir uns demnächst<br />
besonders dem Thema „Familie bleibt Ma<strong>ins</strong>tream“ widmen.<br />
Um dieses große Projekt zu realisieren, bitten wir auch um Ihre<br />
Hilfe. (Lesen Sie dazu mehr auf dem Beihefter nach Seite 34.<br />
)<br />
Dieses <strong>Wer</strong>te-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />
Wenn Sie die Vermittlung dieser Inhalte unterstützens<strong>wer</strong>t halten,<br />
sind wir über Spenden sehr dankbar. Zukunft Europa e.V.<br />
Konto-Nr. 490 155 68, BLZ 610 50000, KSK GP.<br />
SWIFT: GOPS DE 6G IBAN: DE26 6105 0000 0049 0155 68<br />
Z für Zukunft<br />
3
Inhalt<br />
Herausgeber: Zukunft-Europa e.V.<br />
setzt sich für die zukunftstragenden<br />
<strong>Wer</strong>te der Gesellschaft ein und weist<br />
auf <strong>wer</strong>tezerstörende Trends hin.<br />
Vorstand: Peter Ischka, Dr. Egon Grunwald,<br />
Hansjürg Stückelberger, Christa<br />
Meves, Sr. Dogan Hatune, Dr. Bernard<br />
Siegfried, Dr. Udo Ulfkotte<br />
Redaktion: Peter Ischka<br />
Anschrift: Zukunft-Europa e.V.<br />
Postfach 1409 • 73014 Göppingen<br />
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Satz und Gestaltung:<br />
Agentur PJI UG, Adelberg<br />
Printed in Germany<br />
Erscheinungsweise<br />
ca. 6 x jährlich<br />
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in Deutschland. Einzelexpl.: € 4,95<br />
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Wenn nichts anderes vermerkt ist, liegen<br />
alle Rechte bei Zukunft-Europa e.V.,<br />
Nachdruck und weitere Veröffentlichung<br />
nur auf Anfrage bei der Redaktion.<br />
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Auch auf der Website www.ZfürZukunft.de<br />
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Titelbild: Agentur PJI<br />
Bildmontage/iStockPhoto<br />
Leitthema<br />
Zwischen Abtreibung und Euthanasie<br />
Als könne nur der Tod Probleme lösen. Wen lassen wir<br />
<strong>ins</strong> <strong>Leben</strong>? Wen ver<strong>wer</strong>ten wir am Ende seines<br />
<strong>Leben</strong>s? Wen zwingen wir aus dem <strong>Leben</strong>? 5<br />
Deutschland tötet seine Kinder<br />
Massenhafte Abtreibungen und Sprachverbote dominieren<br />
die Bundesrepublik. Sollen schon bald Kinder<br />
auch nach der Geburt legal getötet <strong>wer</strong>den können? 8<br />
Menschenopfer<br />
Das sind religiös oder ideologisch begründete Rituale,<br />
bei denen eben Menschen geopfert <strong>wer</strong>den. Kulturen,<br />
die das praktizierten, haben selbst nie lange überlebt 11<br />
Umkehr statt Einbahn<br />
Abtreibungen beseitigen keine Probleme, sondern Kinder.<br />
In den letzten vierzig Jahren hat sich Deutschland zu<br />
einem der geburtenärmsten Länder der Welt entwickelt 14<br />
Zu Risiken und<br />
Nebenwirkungen fragen Sie ...<br />
Folgen von Abtreibung <strong>wer</strong>den tabuisiert. Abtreibung als<br />
gängige Methode der Geburtenkontrolle könnte in Misskredit<br />
kommen. Aber Frauen brauchen dringend Hilfe 16<br />
Erfahrungsbericht<br />
Vom Abtreibungsarzt zum<br />
<strong>Leben</strong>sschützer:<br />
Nach 26 Jahren und 60 000 Abreibungen erkannte der<br />
Belgrader Arzt: „Ich habe Menschen ermordet!“ 18<br />
Kind einer Vergewaltigung<br />
Rebecca Kiessling: Nach 19 Jahren trifft sie ihre<br />
leibliche Mutter. Eine Geschichte der Hoffnung 21<br />
Eine dramatische Statistik<br />
Die mit Abstand am häufigste Todesursache weltweit<br />
ist die Tötung vor der Geburt 42 Mio/Jahr 24<br />
Beabsichtigt war sein Tod.<br />
Doch Tim lebt!<br />
Anfang Juli feierte das „Oldenburger Baby“, das seine<br />
eigene Abtreibung überlebt hat, den 15. Geburtstag 25<br />
Spätabtreibung –<br />
mein E<strong>ins</strong>tieg in die Hebammenausbildung.<br />
Erfahrungen aus einer deutschen Uniklinik 27<br />
Die stillen Helden<br />
Wenn Hebammen und Ärzte „Nein“ sagen zur<br />
Tötung ungeborener Kinder 30<br />
„Ich habe mein Kind getötet!“<br />
Die dramatische Erkenntnis vieler Frauen nach der Abtreibung.<br />
<strong>Wer</strong> damit nicht fertig wird, braucht Hilfe 33<br />
Mein Himmelskind<br />
Ihr Freund stellte sie vor die Wahl: Er oder das Kind. Sie<br />
hat abgetrieben. Schuldgefühle und Depression. Bis sie<br />
eine Begegnung mit Gott hatte 35<br />
Medizin & <strong>Leben</strong>srecht<br />
Fehldiagnose Hirntod?<br />
Seit Inkrafttreten des Transplantationsgesetzes hat der<br />
nicht rechtsfähige Verein Bundesärztekammer (BÄK) das<br />
Deutungsmonopol zur Feststellung des Todes. 38<br />
„Es war die Hölle“ –<br />
Pränatal-Diagnostik (PND) auf dem Prüfstand. Ein neuer<br />
Bluttest in Diskussion. Kinder mit Down-Syndrom <strong>wer</strong>den<br />
bereits im Mutterleib aufgespürt 41<br />
Hilfe! - Was praktisch tun?<br />
Kontakt-Adressen<br />
zu Hilfs-Organisationen. Ein Auszug aus Angeboten in<br />
Deutschland, Österreich und der Schweiz 37<br />
Hilfe statt Abtreibung<br />
Abtreibung beseitigt keine Probleme, aber Kinder. Es gibt<br />
jede erdenkliche Hilfe für Mutter und Kind zur Lösung<br />
von nahezu jedem Konflikt 44<br />
Achtung! Wortwahl<br />
Bei <strong>Leben</strong>sschutz und Menschenrecht ist der wohlüberlegte<br />
Gebrauch der Sprache entscheidend. Verniedlichendes<br />
Schönreden ist zu vermeiden 46<br />
Wir können einiges tun!<br />
Kommunikationsstrategien für das <strong>Leben</strong>srecht 48<br />
4 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Leitthema<br />
Foto: © Agentur PJI, Bildmontage<br />
Zwischen Abtreibung und Euthanasie<br />
Als könnte nur der Tod Probleme lösen<br />
Wen lassen wir <strong>ins</strong> <strong>Leben</strong>? Wen ver<strong>wer</strong>ten wir wie am Ende? Wen zwingen wir wie aus dem <strong>Leben</strong>?<br />
Warum es beim Marsch für das <strong>Leben</strong> schon längst nicht mehr nur um Abtreibung geht.<br />
Gerhard Steier<br />
Ein neues<br />
Spannungsfeld.<br />
Ausgetragen wird der<br />
Konflikt auf dem<br />
Rücken Ungeborener<br />
und Sterbender<br />
Bald ist es wieder soweit: Jedes Jahr im September<br />
gehen von Kritikern als „selbsternannte<br />
<strong>Leben</strong>sschützer“ bespöttelte Bürger<br />
in Berlin auf die Straße. Die Teilnehmerzahl am<br />
„Marsch für das <strong>Leben</strong>“ steigt von Jahr zu Jahr. Offenbar<br />
teilen immer mehr Menschen die Überzeugung,<br />
die auf den Einladungskarten zu lesen ist: Jeder<br />
Mensch ist gleich <strong>wer</strong>tvoll, unabhängig von<br />
Eigenschaften und Umständen.<br />
Aber ist das nicht eine Selbstverständlichkeit? Die<br />
überdies von Grundgesetz und Verfassungsgericht<br />
sozusagen mit Ewigkeitsgarantie ausgestattet wurde?<br />
Leider ist der gleiche <strong>Wer</strong>t aller Menschen<br />
bei Weitem nicht mehr die selbstverständliche<br />
Grundlage unseres Zusammenlebens!<br />
Schon vor fast vier Jahrzehnten, als die Liberalisierung<br />
der Abtreibung in Europa nahezu flächendeckend<br />
gefordert und weithin auch durchgesetzt<br />
wurde, wiesen erfahrene Beobachter auf die Dammbruch-Wirkung<br />
dieser Entscheidungen hin, vor allem<br />
im Hinblick auf weitere bio-ethische Fragestellungen.<br />
Das trug ihnen viel Spott ein; die Geschichte aber hat<br />
ihnen leider mehr als einmal recht gegeben.<br />
Das Recht auf <strong>Leben</strong> ist die Basis aller Menschenrechte.<br />
Was so selbstverständlich, so normal<br />
und einfach klingt, sieht in der gesellschaftlichen Realität<br />
heute so aus:<br />
• Legalisierung der Selektion von Menschen mit Behinderung<br />
durch vorgeburtliche „Diagnostik“: PID<br />
(Prä-Implantations-Diagnostik), Praenatest (neuer<br />
Bluttest), Fruchtwasseruntersuchungen<br />
• Vormarsch der Euthanasie, zunächst durch ein Gesetz<br />
in Vorbereitung zur Regelung des „assistierten<br />
Suizids“<br />
• massive <strong>Wer</strong>bemaßnahmen zur Förderung der<br />
Bereitschaft zur Organspende, aber ohne ausreichende<br />
Aufklärung über das Kriterium Hirntod,<br />
und nicht zuletzt<br />
• Ignoranz gegenüber jährlich weit über 100 000<br />
Abtreibungen alleine in Deutschland<br />
Der gleiche<br />
<strong>Wer</strong>t jedes<br />
Menschen ist<br />
bei Weitem<br />
nicht mehr die<br />
selbstverständliche<br />
Grundlage<br />
unseres Zusammenlebens<br />
Z für Zukunft<br />
5
Leitthema<br />
Grafik: © Daniel Rennen<br />
Bevor das Kind das Licht<br />
der Welt erblickt – Tod als<br />
Lösung von Problemen<br />
– abgesaugt oder ausgeschabt<br />
Beim Marsch<br />
für das <strong>Leben</strong><br />
geht es schon<br />
längst nicht<br />
mehr nur um<br />
Abtreibung<br />
Elf Wochen nach der Zeugung<br />
sind die Füßchen so<br />
wunderbar ausgeprägt<br />
Was <strong>muss</strong> noch geschehen, damit wir aufwachen<br />
und aufstehen, um dieser schleichenden Entwicklung<br />
Einhalt zu gebieten?<br />
Menschenrechte gelten für alle – auch für ungeborene<br />
Kinder und für nicht einwilligungsfähige Personen.<br />
Unter diesem Blickwinkel wird schnell klar: Das<br />
geht jeden von uns an. Sie nicht? Sie können gar<br />
nicht schwanger <strong>wer</strong>den? Nun ja. Auf den ersten<br />
Blick haben Abtreibung, Reproduktionsmedizin, Organtransplantation<br />
und Euthanasie tatsächlich wenig<br />
miteinander zu tun. Aber verändern wir die Fragestellung<br />
nur ein wenig:<br />
Wie wollen wir unser eigenes bestmögliches<br />
Überleben sichern und welche Schritte könnten<br />
dazu geeignet sein?<br />
Stellen wir uns zur Abtreibung (ungeachtet aller<br />
beschönigender Gesetzesrhetorik) die einfache Frage:<br />
Wen lassen wir <strong>ins</strong> <strong>Leben</strong>?<br />
Denn darum geht es: Ob ein Kind weiterleben <strong>darf</strong>,<br />
entscheiden andere; die Letztentscheidung wird per<br />
Definition der Mutter aufgebürdet. Die Kriterien unterscheiden<br />
sich: <strong>Leben</strong>splanung, partnerschaftliche<br />
und finanzielle Situation, gesundheitlicher Zustand<br />
des Kindes, pardon, Eugenik <strong>darf</strong> ja nicht sein, also<br />
wird die Wortwahl geändert: Man spricht von der Zumutbarkeit<br />
für die Mutter.<br />
Hier soll nicht banalisiert <strong>wer</strong>den, welche dramatischen<br />
Folgen so manche Schwangerschaft haben<br />
kann. Aber wir haben uns so sehr daran gewöhnt,<br />
dass Dritte über das Weiterleben eines ungeborenen<br />
Menschen entscheiden. Anders ausgedrückt: Dass<br />
das Problem nur durch den Tod aus der Welt zu<br />
schaffen ist. Ganz schön heftig! Wie kommt man als<br />
Abtreibungsbefürworter damit klar? Vielleicht dadurch,<br />
dass man dem bereits gezeugten, aber noch<br />
nicht geborenen Menschen abspricht, Mensch oder<br />
Person zu sein ...<br />
<strong>Wer</strong> bei Reproduktionsmedizin nur daran denkt,<br />
dass unfruchtbaren Paaren seit dreißig Jahren erfolgreich<br />
geholfen <strong>wer</strong>den kann und deshalb argumentiert,<br />
das sei doch das absolute Gegenteil von Abtreibung,<br />
sollte sich vielleicht fragen:<br />
Wen zwingen wir <strong>ins</strong> <strong>Leben</strong>?<br />
Hier geht es nicht um psychologische oder geistliche<br />
Antworten darauf, wie Paare mit ihrer Unfruchtbarkeit<br />
fertig <strong>wer</strong>den können. <strong>Wer</strong> jedoch die Angebote<br />
der Fruchtbarkeitsmedizin wahrnehmen möchte,<br />
sollte genauer h<strong>ins</strong>ehen und sich mit den Nebenwirkungen<br />
der verschiedensten Methoden bekannt<br />
machen. Denn auch hier gilt es, die gesundheitlichen<br />
Belastungen für die Frau und eine sich<br />
abzeichnende größere Krankheitsanfälligkeit eines in<br />
vitro gezeugten Kindes in Betracht zu ziehen.<br />
Eines ist allerdings offenkundig: Das Überleben<br />
aller gezeugten Menschen kann nicht garantiert <strong>wer</strong>den!<br />
Die meisten Verfahren bringen einen „Embryonenverbrauch“<br />
mit sich, mit anderen Worten: Den Tod<br />
nehmen wir in Kauf. Überdeutlich wurde dies bei der<br />
PID-Debatte, bei der im Durchschnitt die Vernichtung<br />
mehrerer Dutzend Embryonen für die Erzeugung des<br />
einen, hoffentlich gesunden Kindes in Kauf genommen<br />
wird. Also auch hier: Wir holen den Tod <strong>ins</strong> Boot<br />
und rechtfertigen das durch das Prozedere vor der<br />
Einnistung. Die Erkenntnisse der Embryologie über<br />
eine einmalige neue Schöpfung ab dem Zeitpunkt der<br />
Zeugung <strong>wer</strong>den dabei großzügig ignoriert.<br />
Nur zur Organtransplantation. Organspender<br />
<strong>wer</strong>den dringend gesucht, und kürzlich wurde im<br />
deutschen Bundestag das „Befragungsgesetz“ verabschiedet.<br />
Damit sollen die Spenderzahlen gesteigert<br />
<strong>wer</strong>den. Eine große Rolle bei der Spendersuche<br />
spielt vor allem der Hinweis auf den letzten Akt der<br />
Nächstenliebe, den ein Mensch seinen Mitmenschen<br />
schulde. Aber fragen wir uns auch das:<br />
Wen ver<strong>wer</strong>ten wir wie am Ende<br />
seines <strong>Leben</strong>s?<br />
Die lebensrettende Dimension für die Organempfänger<br />
steht völlig e<strong>ins</strong>eitig im Vordergrund, obwohl die<br />
Erfolgsquoten fraglich und die Folgeprobleme massiv<br />
sind. Aber das ist nicht Gegenstand dieses Artikels;<br />
6 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Leitthema<br />
hier geht es um den Organspender und sein Sterben<br />
in Würde. Und darüber wird kein Wort verloren oder<br />
darüber, dass das Hirntodkonzept ein reiner Kunstgriff<br />
ist. Es wurde erst 1968 definiert und ist immer<br />
noch äußerst fraglich. Die „Erfindung“ des Hirntods<br />
dient zur Rechtfertigung dafür, um aus in der Regel<br />
unumkehrbar sterbenden (aber immer noch lebenden!)<br />
Körpern Organe entnehmen zu können – Ausnahmen<br />
sind zum Beispiel die erste von zwei Nieren<br />
und im weiteren Sinn auch Hornhaut, Knochenmark<br />
und Blut. In der Regel führt eine Organentnahme also<br />
zum endgültigen Tod des Spenders. Aber davon hört<br />
der umworbene Krankenversicherte nichts, wenn er<br />
mithilfe einer Bonuszahlung dazu gelockt <strong>wer</strong>den<br />
soll, einen Organspendeausweis auszufüllen und seine<br />
Zustimmung zur Organspende zu geben.<br />
Auch hier gilt also: Wir wollen unser Weiterleben<br />
sichern, indem wir uns die Organe anderer Menschen<br />
einverleiben. Dass dieser erst mit der Organentnahme<br />
endgültig stirbt, nehmen wir eben in Kauf.<br />
Und schließlich die Euthanasie, das falsche Versprechen<br />
eines schönen Todes. Der Begriff Sterbehilfe<br />
klingt verlockend, und beinahe müsste man ein<br />
Warnschild aufstellen: Achtung, Falle! Fragen wir uns:<br />
Wen lassen wir wie aus dem <strong>Leben</strong>?<br />
Vielleicht verschärft sich die Frage irgendwann noch<br />
weiter: Wen zwingen wir aus dem <strong>Leben</strong> <strong>hinaus</strong>?<br />
Noch haben wir keine Zustände wie in den Benelux-Ländern.<br />
Nach zehn Jahren der Euthanasiegesetze<br />
in den Niederlanden dürften die wohl schlimmsten<br />
Befürchtungen weit übertroffen worden sein:<br />
Weder sind geborene behinderte Kinder vor der Todesspritze<br />
sicher (Groningen-Protokoll!) noch nicht<br />
mehr zustimmungsfähige Patienten vor der Entscheidung<br />
Dritter. Dabei ging es doch angeblich nur<br />
um die freie Entscheidung eines todkranken Menschen<br />
über ein selbstbestimmtes würdiges Ende –<br />
zur Verringerung von Leid und Schmerz.<br />
Nun gibt es in Deutschland bereits einen Gesetzesvorschlag<br />
aus dem Justizministerium, der die geschäftsmäßige<br />
Sterbehilfe verhindern soll. Doch dieser greift<br />
viel zu kurz. Er brächte eine mit der Schweiz vergleichbare<br />
Situation. Die Vereine Dignitas und Exit sind zwar<br />
als gemeinnützig anerkannt, aber es kostet ganz schön<br />
viel Geld, ihre Dienste in Anspruch zu nehmen.<br />
Mediziner diskutieren darüber, ob Sterbehilfe<br />
nicht auch eine ärztliche Aufgabe sei. Allein das sollte<br />
uns aufhorchen lassen.<br />
Auch hier stehen<br />
wir also kurz<br />
davor, den Tod als<br />
Lösung zu akzeptieren.<br />
Womöglich<br />
in gar nicht allzu<br />
ferner Zukunft sogar<br />
als Lösung für<br />
das gewaltige demografische<br />
Problem?<br />
Dieser Überblick<br />
möge deutlich<br />
machen, wie<br />
sehr diese Themen<br />
uns alle angehen,<br />
jeden von uns. Jeder<br />
erste Schritt<br />
zur Ab<strong>wer</strong>tung der Würde irgendeines Menschen hat<br />
weitere Schritte zur Folge. Der kleine Anfang wird<br />
zum Selbstläufer.<br />
Nur am Rande sei erwähnt, dass dies alles für<br />
die Pharmaindustrie und die Ärzte ein gewaltiges<br />
Geschäft ist. Denken wir nur an den <strong>wer</strong>tvollen Rohstoff<br />
abgetriebener Kinder. Vorsicht, wenn Sie sich<br />
demnächst wieder eine Creme gönnen. Enthält sie<br />
vielleicht humanes Collagen?<br />
Wie sehr sich die angesprochenen Themenbereiche<br />
überlappen, zeigen seit Jahren Fälle aus Belgien:<br />
Mit dem Sterbewunsch noch nicht allzu alter Patienten<br />
mit der Bereitschaft zur Organspende kann man<br />
gleich mehrere Probleme auf einmal lösen. Zwei, drei<br />
Fliegen auf einen Streich – was will man mehr??<br />
Schöne neue Welt? Ohne Sie? Aber was kann<br />
der Einzelne schon machen? Nun, wenn Sie da<br />
nicht mitgehen können und wollen, dann informieren<br />
Sie sich genauer als vielleicht bisher. Unsere Welt ist<br />
in Gefahr, nicht erst seit der Finanzkrise. Aber: Sie<br />
sind nicht alleine. Finden Sie Gleichgesinnte. Zum<br />
Beispiel beim Marsch für das <strong>Leben</strong>, Samstag,<br />
22. September 2012 vor dem Kanzleramt in<br />
Berlin! www.marsch-fuer-das-leben.de<br />
Gerhard Steier war nach Lehramts- und Sozialarbeitsstudium<br />
30 Jahre in sozialen Einrichtungen der Diakonie und des DRK leitend<br />
tätig, seit 2008 Geschäftsführer von „Kooperative Arbeit <strong>Leben</strong> ehrfürchtig<br />
bewahren“ (KALEB e. V.) in Berlin. www.kaleb.de<br />
Foto: © Daniel Rennen<br />
Statt <strong>Leben</strong>shilfe wird<br />
auch am Ende Sterbehilfe<br />
angeboten. Wieder<br />
der Tod als Lösung des<br />
Problems<br />
Die „Erfindung“<br />
des Hirntods<br />
dient zur Rechtfertigung,<br />
um<br />
aus unumkehrbar<br />
Sterbenden,<br />
aber noch <strong>Leben</strong>den,<br />
Organe<br />
entnehmen zu<br />
können<br />
Z für Zukunft<br />
7
Leitthema<br />
Deutschland tötet seine Kinder<br />
Massenhafte Abtreibungen und Sprachverbote dominieren die Bundesrepublik<br />
Sollen schon bald Kinder auch nach der Geburt legal getötet <strong>wer</strong>den können? Nichts weniger<br />
haben die Medizinethiker Giubilini und Minerva in einem Aufsatz in der Fachzeitschrift<br />
Journal of Medical Ethics erörtert: Weshalb dürfen ungeborene Kinder zum Teil<br />
bis zur Geburt im Mutterleib getötet <strong>wer</strong>den, außerhalb jedoch nicht?<br />
Dieter Stein<br />
Schon bald sollen Kinder auch nach der Geburt<br />
legal getötet <strong>wer</strong>den können. Nichts weniger<br />
haben Anfang des Jahres die Medizinethiker<br />
Alberto Giubilini und Francesca Minerva in einem<br />
Aufsatz in der einflussreichen Londoner Fachzeitschrift<br />
Journal of Medical Ethics erörtert: Nämlich<br />
die Frage, weshalb ungeborene Kinder zum Teil bis<br />
zur Geburt im Mutterleib getötet <strong>wer</strong>den dürfen,<br />
außerhalb des Mutterleibes jedoch vom Gesetz geschützt<br />
sind.<br />
So kann in Deutschland aufgrund einer faktischen<br />
Fristenlösung („Beratungsschein“) bis zur zwölften<br />
Schwangerschaftswoche praktisch jedes Kind straffrei<br />
getötet <strong>wer</strong>den, danach bei „medizinischer Indikation“<br />
(beispielsweise Behinderung des Kindes)<br />
auch durch sogenannte „Spätabtreibungen“.<br />
Die Wissenschaftler Giubilini und Minerva denken<br />
nur konsequent weiter, was durch den Dammbruch<br />
der faktischen Abtreibungslegalisierung moralisch<br />
<strong>ins</strong> Rutschen gekommen ist. Sie schreiben<br />
wörtlich am Schluss ihres Aufsatzes:<br />
„Jedenfalls wenn eine Erkrankung während der Schwangerschaft nicht<br />
erkannt wurde, wenn etwas während der Entbindung schiefging, oder<br />
wenn sich ökonomische, soziale oder psychologische Umstände geändert<br />
haben, so dass es zu einer Bürde wird, weiter für das Kind zu sorgen,<br />
dann sollte den Menschen die Chance gegeben <strong>wer</strong>den, nicht zu<br />
etwas gezwungen zu <strong>wer</strong>den, das sie sich nicht leisten können.“<br />
Jedem fünften Kind (e<strong>ins</strong>chließlich Dunkelziffer<br />
mutmaßlich jedem dritten) wird bereits heute in<br />
Deutschland durch Abtreibung das <strong>Leben</strong> genommen.<br />
Das Statistische Bundesamt gibt mit trauriger<br />
Routine die offiziell gemeldete Zahl der Abtrei-<br />
bungen wieder: 2011 waren dies 109 000. Rund<br />
97 Prozent der Abtreibungen finden nach der<br />
„Schein“-Regelung statt. Ja, wenn man den richtigen<br />
Schein vorweisen kann, ist die Tötung eines<br />
Menschen in unserem Land erlaubt. Die Zahl<br />
der Abtreibungen ist nur deshalb rückläufig, weil<br />
die Gesamtzahl der Geburten ebenfalls sinkt – auch<br />
weil Mädchen, die heute Mütter sein könnten, in den<br />
1970er- und 1980er-Jahren nicht gezeugt oder abgetrieben<br />
wurden.<br />
Die Empörung über die Medizinethiker, die nun<br />
Babys auch nach der Geburt töten wollen, ist in gewisser<br />
H<strong>ins</strong>icht verlogen. Unsere Gesellschaft hat<br />
sich nämlich mit dem alltäglichen Massensterben<br />
von Kindern arrangiert, wir leben in einer „Kultur<br />
des Todes“ (Papst Benedikt XVI.), die im Übrigen<br />
auch dem Menschen im hohen Alter das <strong>Leben</strong>srecht<br />
beschneiden will. Es sind wenige, die dagegen<br />
öffentlich aufbegehren. Wie die 200 mutigen Menschen,<br />
die Anfang März in Münster für das <strong>Leben</strong>srecht<br />
Ungeborener demonstrierten.<br />
Diese mutigen <strong>Leben</strong>sschützer <strong>muss</strong>ten jedoch<br />
von einem massiven Polizeiaufgebot gegen einen tobenden<br />
Mob militanter linksradikaler Abtreibungsbefürworter<br />
geschützt <strong>wer</strong>den. Und die Partei, die<br />
das „C“ im Namen trägt? Sie schweigt. Und hat die<br />
Radikal-Feministin Alice Schwarzer zur Wahlfrau für<br />
die Bundesversammlung bestimmt, die am 18. März<br />
Joachim Gauck zum neuen Bundespräsidenten wählte.<br />
Diese Frau rühmt sich, mit der Aktion „Wir haben<br />
abgetrieben“ in der Illustrierten „Stern“ entscheidend<br />
zum ethischen Dammbruch beigetragen zu haben.<br />
Und wird hierfür jetzt von der CDU geadelt.<br />
8 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Leitthema<br />
Grafik: © Fritz Poppenberg/Drei-Linden Film<br />
Mit 1000 Paar Kinderschuhen<br />
wird in Fußgängerzonen<br />
deutscher Städte<br />
darauf hingewiesen, dass<br />
täglich mehr als 1000 Kinder<br />
durch Abtreibung zu<br />
Tode kommen. Hier eine<br />
Aktion von Durchblick e.V.<br />
Als Vater von vier Kindern weiß ich:<br />
Wenn Kinder geboren <strong>wer</strong>den, ergreift uns die ganze<br />
Macht des <strong>Leben</strong>s. So klein und doch so stark<br />
sind die winzigen Wesen. Jeden schlagen sie in ihren<br />
Bann. Dem Zauber Neugeborener kann sich niemand<br />
entziehen. Sie sind eine Anrufung, das Schicksal in<br />
eigene Hände zu nehmen. Als Eltern erkennt man<br />
sich selbst in den Kindern wieder und durchlebt die<br />
eigene Mensch<strong>wer</strong>dung noch einmal neu. Plötzlich<br />
erwacht auch in viel mächtigerem Maße das Interesse<br />
für die aus unzähligen Generationen geformte<br />
Kette, deren letztes Glied wir waren, bis wir Eltern<br />
wurden. Doch wie oft enden die Generationenketten?<br />
In der Phase des demografischen Herbstes unseres<br />
Volkes entscheidet sich eine wachsende Zahl<br />
der <strong>Leben</strong>den dagegen, <strong>Leben</strong> zu stiften und weiterzugeben.<br />
Sicher gibt es vielfältige Gründe dafür,<br />
weshalb es nicht zur Gründung von Familien kommt<br />
und Paare ihren aufrichtigen Wunsch, Kindern das<br />
<strong>Leben</strong> zu schenken, nicht verwirklichen können.<br />
Doch hier versagt die Politik, denn die Prioritäten<br />
sind falsch gestellt:<br />
Anfang dieses Jahres stellte Bundesfamilienministerin<br />
Kristina Schröder (CDU) den „Familienreport<br />
2011“ vor – eine Art Bericht zur Lage der Familien<br />
und Kinder in Deutschland. Vieles in diesem Bericht<br />
dreht sich um die „Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf“, um „Betreuungsquoten“ und andere in<br />
Talkshows überstrapazierte Nebeneffekte, die vom<br />
eigentlichen Kern einer gesellschaftlichen Megakrise<br />
ablenken. Und viele Journalisten konzentrierten<br />
sich genau darauf. Das Grundproblem unseres<br />
Volkes und aller europäischen Völker ist nämlich<br />
die millionenfache Weigerung, Nachwuchs<br />
zu zeugen, also das <strong>Leben</strong> über das beschränkte<br />
eigene <strong>hinaus</strong> weiterzugeben. Statistiken weisen<br />
diesen Indikator des Überlebenswillens in der Geburtenrate<br />
mit kalter Präzision aus. Und die liegt<br />
seit 40 Jahren nahezu konstant bei statistisch 1,4<br />
Geburten pro Frau. Zum Erhalt einer Bevölkerungsgruppe<br />
sind jedoch 50 Prozent mehr notwendig,<br />
nämlich 2,1 Geburten.<br />
Des Pudels Kern ist die Bevölkerungspolitik,<br />
in ihr offenbart sich die Krise unserer Kultur.<br />
An ihr entscheidet sich die Vitalität einer Zivilisation,<br />
sie definiert, ob unsere Geme<strong>ins</strong>chaft überlebt<br />
oder untergeht. Papst Benedikt XVI. hat mit einer<br />
Neujahrsansprache vor dem diplomatischen Korps in<br />
Rom den Finger in diese Wunde gelegt – und empörte<br />
Reaktionen hervorgerufen, als er Selbstverständliches<br />
äußerte. Dort erklärte er im Zusammenhang<br />
mit dem Thema „Erziehung“, dass diese „Räume“<br />
brauche. Und dann: „Unter diesen steht die auf die<br />
Ehe zwischen einem Mann und einer Frau gegrün-<br />
Das<br />
Grundproblem<br />
aller<br />
europäischen<br />
Völker ist die<br />
millionenfache<br />
Weigerung,<br />
Nachwuchs zu<br />
zeugen, das<br />
<strong>Leben</strong> über<br />
das eigene <strong>hinaus</strong><br />
weiterzugeben.<br />
Z für Zukunft<br />
9
Leitthema<br />
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dete Familie an erster Stelle. Es handelt sich dabei<br />
nicht um eine bloße gesellschaftliche Konvention,<br />
sondern um die Grundzelle der ganzen Gesellschaft.<br />
Folglich bedroht eine Politik, welche die Familie gefährdet,<br />
die Würde des Menschen und die Zukunft<br />
der Menschheit selbst.“<br />
Vertreter der lautstarken Homolobby interpretierten<br />
dies hysterisch als „Angriff auf die Menschenrechte“,<br />
so der grüne Bundestagsabgeordnete<br />
Volker Beck. Der Familienreport weist nun aus,<br />
dass selbst in unserer „bunten Republik“ unter den<br />
„Familienformen“ die Ehe mit einem Anteil von erstaunlichen<br />
72 Prozent weiterhin klar dominiert. Die<br />
Ausrichtung der Politik auf die Sorgen von Alleinerziehenden,<br />
die 19 Prozent stellen, ist eine klassische<br />
ökonomische „Fehlallokation“ (Fehlsteuerung), die<br />
linksliberaler Ideologie geschuldet ist. Zwei oder<br />
mehr Kinder wachsen nach wie vor – mit einem Anteil<br />
von über 80 Prozent – in klassischen Ehen auf.<br />
Die mit viel Tamtam propagierte, medial gehätschelte<br />
Homo-Ehe verschwindet mit lächerlichen 0,4 Promille<br />
im statistischen Niemandsland.<br />
Frei nach Bill Clinton: „It’s the demography,<br />
stupid“ – Es ist die Bevölkerungsentwicklung, Dussel!<br />
Richten wir unsere Politik nicht danach aus,<br />
wird Thilo Sarraz<strong>ins</strong> Befürchtung endgültig Wirklichkeit:<br />
Deutschland schafft sich ab. Doch eine freie<br />
und offene Debatte über die existenziellen Fragen<br />
unseres Volkes wird von einer unerträgliche „Political<br />
Correctness“, durch Sprach- und Denkverbote<br />
blockiert. Der bekannte Literaturwissenschaftler<br />
Hans Ulrich Gumbrecht brachte dies auf den Punkt,<br />
als er über eine deutsche Krankheit sprach: die<br />
ekelhafte Konsenssucht, den kollektiven Zwang<br />
zur Harmonie, der in die obsessive Gängelung<br />
abweichender Köpfe mündet, „dieses Phänomen<br />
der ‘erwünschten Meinung’ (...) und das Selektieren<br />
der ‘unerwünschten Meinungen’.“ Reinhard<br />
Müller beklagte kürzlich in der FAZ diese „Stigmatisierung<br />
als ‘rechts ’“, die generell „hierzulande<br />
ein vernichtendes Urteil“, ein „wirksamer Pranger“<br />
sei, weil es mit Rechtsextremismus gleichgesetzt<br />
<strong>wer</strong>de. Das Konservative findet so faktisch fast keinen<br />
Raum mehr.<br />
Gumbrecht hingegen fordert eine „echte Debatte“,<br />
die eine „Konfrontation verschiedener Standpunkte“<br />
bedeute „und nicht das Durchsetzen des einen,<br />
angeblich richtigen“. Genau das realisieren wir<br />
mit der Wochenzeitung Junge Freiheit. Audiatur et<br />
altera pars – man höre auch die andere Seite, dieses<br />
Prinzip wird man mit Maulkörben und Schreibverboten<br />
nicht ersticken können; es <strong>muss</strong> jedoch täglich<br />
erkämpft <strong>wer</strong>den.<br />
Dieter Stein ist Chefredakteur<br />
der Wochenzeitung Junge<br />
Freiheit (JF) aus Berlin. Er<br />
setzt sich unermüdlich für die<br />
Stärkung einer konservativen<br />
Gegenöffentlichkeit ein. Die<br />
1986 in Freiburg/Breisgau gegründete<br />
JF konnte seit Januar<br />
2008 um 34 Prozent zulegen.<br />
www.jungefreiheit.de<br />
10 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Leitthema<br />
Foto: © Apocalypto/Constantin-Film<br />
Menschenopfer<br />
Menschenopfer? Darunter versteht man in der Regel religiös oder ideologisch begründete<br />
Rituale, bei denen eben Menschen geopfert <strong>wer</strong>den. Das hat es schon immer gegeben.<br />
Nur: Kulturen, die das praktizierten, haben selbst nie lange überlebt<br />
Peter Ischka<br />
Kein Volk der Erde hat in<br />
der Vergangenheit so viele<br />
Menschenopfer dargebracht<br />
wie die Azteken.<br />
Warum wurden Menschenopfer gebracht?<br />
Die Begründungen sind unterschiedlich.<br />
Um einer Gottheit als Nahrung zu dienen,<br />
um ihren Forderungen nachzukommen, ihren „Zorn“<br />
zu besänftigen, Unheil abzuwehren oder von ihr Segen<br />
zu erbitten – in moderner Sprache heißt das: Um<br />
einen (vermeintlichen) Wohlstand zu erlangen oder<br />
aufrechtzuerhalten.<br />
Dieses <strong>Wer</strong>te-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />
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Unter den vielen Kulturen, in denen Menschen geopfert<br />
wurden, stechen die Azteken besonders hervor.<br />
1519 stieß der Spanier Hernando Cortez im Hochland<br />
von Mexiko auf ihre blutige Kultur. Zunächst waren<br />
da nur Fragmente der Überlieferung, aber sie <strong>wer</strong>den<br />
ständig durch neue Ausgrabungen in Mexico<br />
City bestätigt. Die aus Vulkanstein erbaute Stufenpyramide<br />
ragte 45 Meter hoch in den Himmel. Auf der<br />
Plattform oben wurde dem Sonnen- und Kriegsgott<br />
Huitzilopochtli geopfert: Mit einem Dolch aus Obsidian<br />
schnitten die Priester dem Opfer bei lebendigem<br />
Leibe das Herz aus der Brust. Die Leiber wurden die<br />
Stufen hinuntergestoßen und Raubtieren zum Fraß<br />
vorgeworfen. 13 blutrünstige Gottheiten der Azteken<br />
<strong>muss</strong>ten zufriedengestellt <strong>wer</strong>den. Die Archäologen<br />
sind sich einig: Kein Volk der Erde hat in der Vergangenheit<br />
so viele Menschenopfer dargebracht. Alleine<br />
zur Weihe eines neuerbauten Tempels sollen an<br />
einem einzigen Tag 20 000 Menschen geopfert<br />
worden sein – anschließend wurden die Arme und<br />
Beine verzehrt. Das gehörte zum Ritual.<br />
Der Tod war ständiger Begleiter der Azteken,<br />
ständig wurde gemordet und erschlagen. Hatte dieses<br />
Volk vielleicht deshalb eine übermächtige Furcht<br />
vor Dämonen aus dem Jenseits? Auch ihre Götter<br />
zeichnete eine grausame Vergangenheit aus. Alte<br />
Texte berichten, dass die Schwester dieses Sonnen-<br />
Foto: © abortionNO.org<br />
Blick in einen<br />
Entsorgungsbehälter<br />
neuzeitlicher Menschenopfer<br />
© by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de<br />
Z für Zukunft<br />
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Leitthema<br />
Nicht mehr die Brust wird zur Entnahme pochender<br />
Herzen geöffnet. Medizinmänner und Priester<br />
des Gottes Mammon zerren kle<strong>ins</strong>te pochende Herzen<br />
ungeborener Kinder und ein Körperteil ums andere<br />
aus der Gebärmutter unzähliger Frauen, um sie<br />
auf den Altar der Wohlstandsgesellschaft zu legen.<br />
Medien begleiten dieses Ritual. Sie wirken wie eine<br />
besänftigende Droge. <strong>Wer</strong> nimmt diese Zusammenhänge<br />
wirklich wahr?<br />
Im Mammon-Kult ist man überzeugt: Diese Menschenopfer<br />
sind nötig, um diesen Götter-Dämon<br />
gütig zu stimmen, damit Wohlstand, Karriere und<br />
Selbstverwirklichung sich bestens entfalten können.<br />
Mit weit über 100 000 Opferungen im Jahr stellt<br />
schon allein Deutschland die Azteken bei Weitem in<br />
den Schatten.<br />
Foto: © Wikipedia<br />
Aus dem Codex Magliabechiano,<br />
einer aztekische<br />
Bildhandschrift, in der<br />
historische und mythische<br />
Ereignisse aufgezeichnet<br />
sind<br />
gott-Dämons Huitzilopochtli, die Mondgöttin Coyoluxauhqui,<br />
ihm nach dem <strong>Leben</strong> trachtete. Doch dieser<br />
sprang in voller Rüstung aus dem Mutterschoß,<br />
schlug seiner Neiderin den Kopf ab und zerstückelte<br />
sie. Ein „guter“ Auftakt.<br />
Die Azteken glaubten, dass die Sonne eine besondere<br />
Antriebskraft braucht, um immer wieder von<br />
Neuem aufzugehen. Dazu <strong>muss</strong>te sie mit Menschenherzen<br />
und Menschenblut genährt <strong>wer</strong>den, sonst<br />
drohte ewige F<strong>ins</strong>ternis.<br />
Regelmäßig zogen die Prozessionen auf die Plattform<br />
des Tempels hinauf und vollzogen das kultische<br />
Drama. Flötenklänge, Hörnerschall und Trommeln<br />
umrahmten das schaurige Spiel. Die Todgeweihten<br />
wurden rücklings auf den Altar geworfen und festgehalten.<br />
Dann öffneten die Priester mit einem Steinmesser<br />
die Brust, rissen das noch zuckende Herz<br />
heraus und boten es den anwesenden Götter-Dämonen<br />
dar. Ein Ritual, das keine Gnade kannte.<br />
Heute ist das anders. Menschenopfer <strong>wer</strong>den<br />
nicht mehr auf den Spitzen von Steinpyramiden<br />
dargebracht, sondern in den gynäkologischen<br />
Kultstätten unserer Zeit.<br />
Dem ging eine im 19. Jahrhundert entstandene<br />
neo-religiöse Strömung voraus. Ihre Oberpriester<br />
Marx und Engels frönten der Utopie von einer klassenlosen<br />
Gesellschaft. Neue Götter sollten den Platz<br />
der alten einnehmen. „Alle sind gleich – aber manche<br />
sind gleicher ...“ am Ende soll allen alles<br />
gleich gültig sein …<br />
Daraus erwuchs der Kult um die Göttin Femina,<br />
der mit Ritualen sexueller „Befreiung“ der Frau<br />
einherging. Diese Befreiung verlangte erneut Menschenopfer.<br />
Die Priesterin Marie Stopes eröffnete<br />
1921 in London den ersten Tempel dafür. Inzwischen<br />
ist daraus eine der größten internationalen<br />
Menschenopfer-Bewegungen geworden. Die<br />
Kultstätten haben die unterschiedlichsten Namen:<br />
American Birth Control League, daraus entstand<br />
Planned Parenthood, in Deutschland ProFamilia genannt<br />
(wobei „Pro“ hier euphemistisch „gegen“ bedeutet),<br />
in der Schweiz Planes genannt. In aller Welt<br />
<strong>wer</strong>den ungeborene Kinder zu Ehren dieser neuen<br />
Götter geopfert – der Kult hat sich zum gigantischen<br />
Geschäft entwickelt.<br />
Der Same für eine neue Radikalisierung des Frauenkults<br />
war also gelegt. Dreißig Jahre später, 1951,<br />
erschien „Das andere Geschlecht“ von Simone de<br />
Beauvoir auf Deutsch. Simone de Beauvoir, eine<br />
weitere Priesterin im Dienste eines Menschenopferkults,<br />
wurde zu einer der stärksten Impulsgeber einer<br />
Ideologie, die besonders 1968 zum Durchbruch<br />
kam: Jetzt sei „der Zeitpunkt gekommen, die jahrtausendelange<br />
Unterjochung der Frau durch das Patriarchat<br />
abzuschütteln.“<br />
12 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Leitthema<br />
De Beauvoir empfand es als empörend, dass eine<br />
Frau nicht die Verfügungsgewalt über Tod oder <strong>Leben</strong><br />
des Kindes in ihrem Bauch hatte. Für sie war es<br />
ein „blutiges Etwas“, ein „Parasit“. De Beauvoir rief<br />
die Frauen auf, sich „aus der Sklaverei der Mutterschaft<br />
zu befreien“.<br />
De Beauvoir formulierte das Programm eines<br />
radikalen Femina-Kults:<br />
• Absage an moralische Normen für die<br />
Sexualität<br />
• Ent<strong>wer</strong>tung der Mutterschaft<br />
• Er<strong>wer</strong>bstätigkeit als einzig erstrebens<strong>wer</strong>tes <strong>Leben</strong>sideal<br />
der Frau<br />
• Auflösung der Familie<br />
• Abtreibung als Recht – ja gar als „Menschenrecht“<br />
der Frau<br />
• Diffamierung des Mannes als patriarchalen<br />
Macho<br />
• Machtkampf gegen den Mann<br />
Keine Kultur, die exzessiv Menschenopfer<br />
praktizierte, hat lange überlebt. Vor rund 500 Jahren<br />
war es mit der Kultur der Azteken zu Ende. Wann<br />
wird es bei uns soweit sein? Wir stehen heute vor<br />
dem demografischen Zusammenbruch. Jahr für Jahr<br />
<strong>wer</strong>den so viele Kinder geopfert wie geboren <strong>wer</strong>den<br />
müssten, um eine positive Geburten-/Sterbebilanz<br />
aufweisen zu können. Bald <strong>wer</strong>den wir dem Gott des<br />
Mammon gar nichts mehr zu opfern haben.<br />
Es wäre sinnvoll, sich dem Gott zuzuwenden, der<br />
keine Opfer fordert und trotzdem alles gibt. Angst<br />
und Schuld trieben die Azteken zu immer tieferen Opfergrausamkeiten<br />
an. Und wir? Wie können wir mit<br />
der Schuld fertig<strong>wer</strong>den, die wir aufgehäuft haben?<br />
Die Finanzkrise zeigt, dass man Schulden nicht mit<br />
neuen Schulden begleichen kann. Auf Dauer funktioniert<br />
das einfach nicht. Schuld kann nur durch Vergebung<br />
beseitigt <strong>wer</strong>den. Wir brauchen Vergebung für<br />
die Menschenopfer, die wir den falschen Göttern gebracht<br />
haben. Vergebung von dem, der einzig in der<br />
Lage ist, Vergebung zu gewähren.<br />
Die Femina-Kult-<br />
Priesterinnen Simone de<br />
Beauvoir (oben) und Alice<br />
Schwarzer (unten)<br />
Alice Schwarzer, eine Jüngerin von Simone de Beauvoir,<br />
wird selbst zur Hohepriesterin des Femina-Kults.<br />
Am 6. Juli 1971 bekannten sich 374 Frauen im „Stern“<br />
öffentlich dazu, ihr Kind geopfert zu haben, und forderten<br />
das Recht auf Menschenopfer für jede Frau. Diese<br />
Aktion schlug ein wie eine Bombe und wurde zum<br />
Auslöser für den deutschen Frauenbewegungskult.<br />
Schwarzer reklamiert: „Deutsche Frauen haben<br />
bis heute immer noch kein Recht auf eine selbstbestimmte<br />
Mutterschaft. Durch eine Pflichtberatung<br />
gewährt man ihnen bestenfalls Gnade. Abtreibung<br />
[Menschenopfer] ist heute immer noch<br />
rechtswidrig – auch wenn dies längst nicht mehr<br />
dem Rechtsbewusstsein der Menschen entspricht.“<br />
Sie kritisiert ein (fundamentalistisches) Verständnis,<br />
das ihrem neo-religösen Kult widerspricht: „Die Frau<br />
ist kein selbstbestimmter Mensch, sondern nur ein Gefäß,<br />
in dem das Kind heranwächst. Ihr wird also das<br />
Recht, selbst über ihren Körper und ihr <strong>Leben</strong> zu bestimmen,<br />
abgesprochen.“<br />
Schwarzer findet es nicht gut, dass bei den modernen<br />
Opferzeremonien nicht mehr von Embryo<br />
oder Fötus die Rede ist, sondern Begriffe wie „<strong>wer</strong>dendes<br />
<strong>Leben</strong>“ und „Kind im Mutterleib“ in den allgemeinen<br />
Sprachgebrauch eingeflossen sind.<br />
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Ärzten steht für einen engagierten <strong>Leben</strong>sschutz. So So retten wir wir die die<br />
ungeborenen Kinder vor vor<br />
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Z für Zukunft<br />
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Leitthema<br />
Umkehr statt Einbahn<br />
Abtreibungen beseitigen keine Probleme, sondern Kinder<br />
Im Lauf der letzten vierzig Jahre hat sich Deutschland zu einem der geburtenärmsten<br />
Länder der Welt entwickelt. Der Abwärtstrend begann schleichend, nahm aber besonders<br />
in den 1970er-Jahren enorm zu.<br />
Christa Meves<br />
Foto: © Agentur PJI UG<br />
Mit der<br />
Neufassung des<br />
§ 218 ging eine<br />
Minderung des<br />
Unrechtsbewusstse<strong>ins</strong><br />
in<br />
der Bevölkerung<br />
einher<br />
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Von 1967 bis 1990 ging die Zahl der Geburten<br />
in der alten Bundesrepublik (West) um mehr<br />
als die Hälfte zurück, und der Zuwachs durch<br />
die Länder der ehemaligen DDR hat den Abwärtstrend<br />
noch verstärkt. 2011 brachte mit 663 000<br />
den extremsten Tiefstand der Geburten in Deutschland.<br />
Das hängt mit dem unaufhaltsam fortschreitenden<br />
Abtreibungsboom seit der Änderung des § 218 in<br />
den 1970er-Jahren zusammen.<br />
Erinnern wir uns: Mit der Regierungs-Übernahme<br />
durch die SPD/FDP-Koalition im Jahre 1969 war<br />
eine intensive Diskussion um die Freigabe der Abtreibung<br />
entbrannt. 1974 war im Parlament die Änderung<br />
des Gesetzes beschlossen worden. Die sogenannte<br />
Fristenlösung wurde aber im Februar 1975<br />
vom Bundesverfassungsgericht verworfen, da sie<br />
mit dem Recht des Ungeborenen auf <strong>Leben</strong> nicht zu<br />
vereinbaren war. Daraufhin kam es zu einer Neufassung<br />
des Paragrafen im Mai 1976, die medizinische,<br />
soziale, eugenische und ethische Indikationen einführte<br />
(1995 wurde er nochmals geändert und die<br />
Beratungspflicht eingeführt).<br />
Obgleich mit der Neufassung des § 218 der Prämisse<br />
des Grundgesetzes, das die Unantastbarkeit<br />
des menschlichen <strong>Leben</strong>s verbürgt, weiterhin entsprochen<br />
wird, bewirkten diese Regelung und der<br />
Kampf um das Recht auf Abtreibung eine Minderung<br />
des Unrechtsbewusstse<strong>ins</strong> in der Bevölkerung.<br />
Das zeigte sich besonders darin, dass z. B. die<br />
Geburten im Januar 1977 – also sieben Monate nach<br />
der Gesetzesänderung – stark zurückgingen. Danach<br />
hielt der Geburtenrückgang weiter an, während die<br />
Abtreibungen zunahmen. Nach Recherchen von<br />
Prof. Spieker (Osnabrück) wurden bis 2011 in<br />
Gesamtdeutschland acht Millionen Kinder vor<br />
ihrer Geburt getötet. Offiziell sind es zwar nur halb<br />
so viele, aber auch nach der Änderung des Gesetzes<br />
müssen wir weiterhin eine Dunkelziffer annehmen.<br />
Wo liegen die Ursachen, wie sehen die Folgen<br />
aus? Man bedenke, dass die deutsche Bevölkerung<br />
bei der momentanen Geburtenrate bis<br />
zum Ende dieses Jahrhunderts auf 20 Millionen<br />
schrumpfen wird, also auf ein Viertel der gegenwärtigen<br />
Bevölkerung.<br />
Als Erstes: Psychologisch war es unsch<strong>wer</strong> vorauszusehen,<br />
dass die Lockerung des Abtreibungsverbots einen<br />
demoralisierenden Effekt haben würde. Jegliche<br />
Gesetzgebung beruht schließlich grundsätzlich<br />
darauf, dass der Mensch seit vorsintflutlichen<br />
14 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Leitthema<br />
Zeiten die Erfahrung gemacht hat, dass er eines<br />
Schutzes vor seiner eigenen Neigung zu Grenzüberschreitungen<br />
bedürftig ist. Gesetze markieren<br />
deshalb auf sinnvolle und sinngebende Weise<br />
die Grenze des in einer Geme<strong>ins</strong>chaft Erlaubten und<br />
schrecken durch Strafe von Grenzüberschreitungen<br />
ab. Der Gedanke, dass man bei der Abtreibungsproblematik<br />
solcher Gesetze nicht bedürfe, enthält das<br />
ideologische altromantische Trugbild vom Menschen,<br />
der von Natur aus gut sei; infolgedessen könne es in<br />
sein Belieben gestellt <strong>wer</strong>den, ja um seiner Freiheit<br />
willen müsse es ihm geradezu erlaubt sein, sich so zu<br />
verhalten, wie es ihm gefällt.<br />
Als Zweites: Es hat schon immer zur Scheinlogik des<br />
Nachahmungstriebes gehört, das zu akzeptieren, was<br />
eine vermeintliche Mehrheit für richtig hält. Dieser<br />
Nachahmungstrieb ist bei uns Frauen nachweislich<br />
sogar stärker ausgeprägt als bei den Männern. Bekunden<br />
anerkannte Idole in den Schlagzeilen der Regenbogenpresse:<br />
„Mein Bauch gehört mir!“, so verfehlt<br />
das gewiss nicht seine Wirkung. Die psychotherapeutische<br />
Praxis hat aber durch die letzten beiden Jahrzehnte<br />
hindurch gezeigt, dass durch das Wissen über<br />
das Menschsein des Ungeborenen – das Wissen über<br />
die schon so früh e<strong>ins</strong>etzende Hirn- und Herztätigkeit<br />
des Babys im Mutterleib – seelische Erkrankungen<br />
von Frauen, die abgetrieben haben, zugenommen haben.<br />
Sch<strong>wer</strong>e Schuldgefühle, Depressionen und psychosomatische<br />
Leiden treten in zunehmendem Maße<br />
als postabortive Syndrome auf.<br />
Inzwischen dämmert es nun doch einigen Menschen,<br />
dass dort, wo das Recht an einer so zentralen<br />
Stelle in den Rechtsbruch abgleitet, eine Grenze<br />
überschritten worden ist, was sich unheilvoll auf<br />
das Gedeihen der Gesamtbevölkerung auswirkt. Es<br />
wächst ein Unbehagen gegen das auf diese Weise<br />
überzogene Selbstbestimmungsmodell der Moderne.<br />
Die Bevölkerung ist offensichtlich noch nicht so<br />
seelenlos, dass sie sich bereitwillig in den Zug der<br />
Lemminge, in das Rennen zum Untergang hineinpressen<br />
lässt.<br />
Darauf dürfen wir hoffen, nicht zuletzt aufgrund<br />
der Aktivitäten und der Fülle der <strong>Leben</strong>srechtsbewegungen<br />
in unserem Land. Der Zug der tausend<br />
Weißen Kreuze – nun erneut in Berlin anberaumt<br />
– macht Schule. (Marsch für das <strong>Leben</strong>,<br />
siehe Seite 2)<br />
Foto: © Agentur PJI UG<br />
<strong>Wer</strong> geht da auf die Straße? Es sind Menschen<br />
mit einem überpersönlichen Verantwortungsbewusstsein;<br />
es sind die jungen unter ihnen, die es<br />
nicht zulassen wollen, dass man ihnen – wie sie es<br />
e<strong>ins</strong>t selbst ihren Großeltern in Bezug auf den Holocaust<br />
vorgeworfen haben – einmal zuruft: „Aber ihr<br />
habt es doch gewusst! Und ihr habt doch sogar<br />
in einer freien Demokratie gelebt!“ Und es sind<br />
auch und gerade Frauen in diesem aufbrechenden<br />
Protest gegen das Töten von Ungeborenen zu finden,<br />
die aus eigenem schmerzhaften Erleben nach einer<br />
Abtreibung zu leidenschaftlichen Abtreibungsgegnerinnen<br />
geworden sind. Die eigenen Schuldgefühle,<br />
ihr „Phantomkind-Symptom“ (siehe Karin Struck in<br />
ihrem sch<strong>wer</strong>mütig klagenden Buch „Ich sehe mein<br />
Kind im Traum“), das Unglück ihrer auf Abtreibung<br />
beruhenden seelischen Verfassung, oft auch ihre dadurch<br />
entstandene Gebärunfähigkeit und andere<br />
Frauenkrankheiten haben sie dazu <strong>wer</strong>den lassen.<br />
Diese neuen Bewegungen verdienen unsere<br />
uneingeschränkte Hochachtung. Denn durch eine<br />
Öffentlichkeit dieser Art kann eine neue E<strong>ins</strong>tellung<br />
wachsen, die der Sühne, der Demut. Sie eröffnet eine<br />
Möglichkeit zur Abwendung des Niedergangs durch<br />
Christi Versöhnungsangebot an alle in diesem Land, die<br />
durch Befürworten, durch Schweigen und Unterlassen<br />
mitschuldig geworden sind. Selbst Aporie, selbst Ausweglosigkeit<br />
lässt also noch darauf hoffen, dass, um<br />
mit Reinhold Schneider zu sprechen, „die trockenen<br />
Brunnen sich wieder mit <strong>Leben</strong> füllen“.<br />
Christa Meves, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin sowie Autorin<br />
vieler Bücher, die millionenfache Auflagen erreicht haben. Informationen<br />
über den Verein „Verantwortung für die Familie“ auf<br />
www.vfa-ev.de<br />
Foto: © Life Issues Institute<br />
Beteiligen auch Sie sich<br />
am 22. September 2012<br />
am Marsch für das<br />
<strong>Leben</strong>. Nützen Sie die<br />
demokratische Freiheit,<br />
für etwas so Wichtiges<br />
Position zu beziehen.<br />
Inzwischen<br />
dämmert es nun<br />
doch Einigen,<br />
dass dort, wo<br />
Recht in Rechtsbruch<br />
abgleitet,<br />
eine Grenze<br />
überschritten<br />
ist, zum Unheil<br />
aller<br />
Ein Kind, 14 Wochen nach<br />
der Zeugung - alles dran!<br />
Z für Zukunft<br />
15
Medizin & <strong>Leben</strong>srecht<br />
Foto: © Montage/Agentur PJI UG<br />
<strong>Wer</strong> Abtreibung in Erwägung<br />
zieht, sollte<br />
auch den „Beipackzettel“<br />
aufmerksam lesen.<br />
Unerwünschte Nebenwirkungen<br />
können auch<br />
langfristig auftreten.<br />
Zu Risiken und Nebenwirkungen<br />
fragen Sie ...<br />
Die Auseinandersetzung mit den Folgen einer Abtreibung ist in unserer Gesellschaft tabu.<br />
Denn das könnte Abtreiben als gängige Methode der Geburtenkontrolle in Misskredit bringen.<br />
Aber Frauen brauchen nach einer Abtreibung dringend Verständnis und wirksame Hilfe.<br />
Erika Wick<br />
Nach einer Abtreibung versinken viele Frauen<br />
in einem regelrechten Chaos der Gefühle.<br />
Aus anfänglicher Erleichterung wird oft Trauer,<br />
Schmerz und Reue. Diese Gefühle wirken manchmal<br />
nur im Unterbewusstsein und können – auch noch<br />
nach Jahren – zum Post-Abortion-Syndrom führen.<br />
Das Post-Abortion-Syndrom (PAS), die Verlusterkrankung<br />
nach Abtreibung, ist eine seelische Erkrankung<br />
mit psychosomatischer Symptomatik, die<br />
in zeitlich variablen Intervallen auftritt. Es ist eine<br />
Sonderform von Post-Traumatic Stress Disorder<br />
(PTSD), einer durch ein sch<strong>wer</strong>es Trauma ausgelösten<br />
Störung körperlicher und seelischer Funktionen,<br />
die vor allem nach körperlicher Gewaltanwendung,<br />
sexuellem Missbrauch oder (passiver oder aktiver)<br />
Teilnahme an einem gewaltsamen Tötungsgeschehen<br />
auftreten. Der Zusammenhang mit dem Trauma<br />
einer Abtreibung wird oft verdrängt oder nicht erkannt<br />
(Definition von Dr. Angelika Pokropp-Hippen).<br />
Lesen Sie hier so etwas wie<br />
eine Packungsbeilage:<br />
Folgende Nebenwirkungen und Symptome sind nach<br />
einer Abtreibung möglich:<br />
◾ Symptome wie nach einem Unfallschock<br />
◾ Absterben des emotionalen <strong>Leben</strong>s (Roboter-Feeling)<br />
◾ Schlafstörungen, Albträume<br />
◾ Fixierung auf Schwangere und Kleinkinder oder aber<br />
panische Angst beim Anblick solcher Menschen<br />
◾ starker Wunsch, die Erfahrung der Abtreibung durch<br />
eine schnelle erneute Schwangerschaft „wieder gutmachen“<br />
zu wollen<br />
16 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Medizin & <strong>Leben</strong>srecht<br />
◾ irrationale, unangemessene emotionale<br />
Reaktionen auf<br />
• Staubsaugergeräusche<br />
• den Anblick eines Säuglings<br />
◾ körperliche Reaktionen wie<br />
• Schweißausbrüche<br />
• Schreikrämpfe<br />
◾ Konzentrationsstörungen, Hyperaktivität<br />
◾ wiederholtes Wiedererleben der Abtreibung<br />
(Flashbacks)<br />
◾ Aggressivität gegenüber<br />
• dem Kindsvater<br />
• dem Abtreibungsarzt<br />
• Männern im allgemeinen<br />
• sich selbst<br />
◾ Beziehungsstörungen und häufiges Zerbrechen<br />
der Partnerschaft<br />
◾ Frigidität oder andere Sexualstörungen<br />
wie<br />
• Eingehen ausbeuterischer<br />
Beziehungen (Co-Abhängigkeit)<br />
• extrem häufiger Partnerwechsel<br />
• Dabei hat die Betroffene häufig das<br />
Gefühl oder die Überzeugung,<br />
es nicht besser verdient zu haben.<br />
◾ Mehrfach-Abtreibungen<br />
◾ Versuch der Selbstrechtfertigung durch E<strong>ins</strong>atz<br />
für oder gegen Abtreibung, um andere<br />
Frauen ebenfalls zu einer Abtreibung zu bewegen<br />
oder aber sie davon abzuhalten<br />
◾ langanhaltende Verlust- und<br />
Leeregefühle<br />
◾ Depressionen<br />
◾ Schuldgefühle<br />
◾ Schmutzgefühle<br />
◾ Verdammungsgefühle<br />
• „Das kann Gott mir nie vergeben.“<br />
• „Das <strong>wer</strong>de ich mir nie verzeihen!“<br />
◾ Angst (vor Bestrafung durch Unfälle der<br />
eigenen Kinder)<br />
◾ sch<strong>wer</strong>e Störung des Selbst<strong>wer</strong>tgefühls<br />
◾ Autoaggression in verschiedenen Formen<br />
◾ Medikamenten-, Alkohol-, Drogenmissbrauch<br />
◾ Suizidgefährdung<br />
• Todeswunsch, Todessehnsucht<br />
• Gedanken an Selbstmord und<br />
• manchmal auch Selbstmordversuche<br />
(Quelle: Miriam … Warum we<strong>ins</strong>t du?, Pius Stössel,<br />
Stiftung JA ZUM LEBEN, S. 51)<br />
Mögliche sekundäre Symptome des<br />
Post-Abortion-Syndroms, d. h. Konsequenzen<br />
der Vermeidungsstrategien:<br />
◾ Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit<br />
◾ Vertrauensverlust<br />
◾ Streitigkeiten und Auseinandersetzungen<br />
mit anderen Menschen<br />
◾ Beziehungs- und Kontaktprobleme<br />
◾ zunehmende soziale Isolation<br />
◾ Identitätsprobleme<br />
◾ Selbstvorwürfe<br />
◾ Verlust von Interesse an Dingen, für die<br />
man sich vorher begeistern konnte<br />
◾ Gefühl von dauerhafter Behinderung<br />
◾ körperliche Gesundheitsprobleme und<br />
Krankheitssymptome<br />
(Quelle: Das Kind, das ich nie geboren habe, Dr. med. D. Katzwinkel (Hrsg.),<br />
SCM R. Brockhaus Verlag, S. 45)<br />
ENDLICH WIEDER LEBEN! ist eine Initiative,<br />
die Menschen mit unterschiedlichen<br />
Verletzungen und Belastungen Hilfe anbietet,<br />
um wieder zu einem sinnerfüllten <strong>Leben</strong>,<br />
voller Hoffnung und Freude zu finden.<br />
Sch<strong>wer</strong>punkt sind SaveOne-Aufarbeitungskurse<br />
(www.saveoneeurope.org).<br />
Seelsorgerlich tätige <strong>Wer</strong>ke können<br />
diese Aufarbeitungskurse kennenlernen<br />
und als ergänzendes <strong>Wer</strong>kzeug selbst<br />
e<strong>ins</strong>etzen. Das Ziel ist, diese Hilfestellung<br />
zur Bewältigung von Folgen einer<br />
Abtreibung in ganz Deutschland flächendeckend<br />
anzubieten.<br />
Bei etwa tausend Abtreibungen pro<br />
<strong>Wer</strong>ktag gibt es mittlerweile sehr viele<br />
Frauen und auch Männer, die unter<br />
den psychischen Folgen einer Abtreibung<br />
leiden und bisher keine wirksame<br />
Hilfe erfahren. Sie gleiten leider oft in<br />
Drogen- bzw. Alkohol-Probleme ab, leiden<br />
unter Depressionen und ähnlichen<br />
Störungen, weil vor allem die „Schuldfrage“<br />
nicht gelöst ist.<br />
Erika Wick, siehe Seite 36<br />
Z für Zukunft<br />
17
Erfahrungsbericht<br />
Foto: © Drei-Linden Film/Fritz Poppenberg<br />
Dr. Stojan Adasevic war<br />
26 Jahre Abtreibungsarzt in<br />
einer staatlichen Klinik<br />
in Belgrad.<br />
Vom Abtreibungsarzt<br />
zum <strong>Leben</strong>sschützer<br />
„In diesem Moment wusste ich: Ich habe Menschen ermordet!“<br />
Gerlinde Rainer<br />
Er ist verantwortlich für den Tod von mehreren<br />
zehntausend ungeborenen Kindern: der ehemalige<br />
Abtreibungsarzt Dr. Stojan Adasevic. Wie<br />
viele es genau waren, weiß er nicht, doch aus seinen<br />
Aufzeichnungen geht hervor, dass es „mehr als 40 000<br />
und weniger als 62 000“ waren. 26 Jahre lang praktizierte<br />
der heute 79-Jährige als Gynäkologe in einer<br />
staatlichen Klinik in Belgrad und war als renommiertester<br />
Abtreibungsarzt Serbiens bekannt. An manchen<br />
Tagen führte er bis zu 35 Abtreibungen durch.<br />
Heute ist er wie Bernard Nathanson in den USA,<br />
auch ein ehemaliger Abtreibungsarzt, eine der<br />
stärksten Stimmen für das <strong>Leben</strong>srecht ungeborener<br />
Kinder. Doch bis dahin war es ein ebenso schwieriger<br />
wie wundersamer Weg.<br />
Eine missglückte Abtreibung<br />
Als junger Mediz<strong>ins</strong>tudent im kommunistischen Jugoslawien<br />
erfuhr Adasevic durch Zufall, dass er<br />
selbst hätte abgetrieben <strong>wer</strong>den sollen, der Eingriff<br />
aber missglückt war. Er hörte ein Gespräch älterer<br />
Gynäkologen mit, die von einer Frau berichteten,<br />
deren Muttermund sich bei der Abtreibung nicht<br />
dehnen ließ und deshalb war es nicht zur Abtreibung<br />
gekommen. Anhand verschiedener Einzelheiten<br />
über die Schwangere erkannte Adasevic, dass<br />
es sich um seine Mutter handelte, als sie mit ihm<br />
schwanger war.<br />
18 Z für Zukunft<br />
© by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Erfahrungsbericht<br />
Wie eine Blinddarm-Operation<br />
Im Studium lernte Adasevic, eine Abtreibung sei ein<br />
„normaler chirurgischer Eingriff“ und unterscheide<br />
sich kaum von der Entfernung eines Blinddarms.<br />
Nur das zu entfernende Gewebe sei eben ein anderes.<br />
Lange Zeit war auch Adasevic davon überzeugt.<br />
Begegnungen<br />
Dann lernte er katholische Ordensfrauen kennen. Er<br />
schätzte sie als sehr gute und zuverlässige Krankenschwestern.<br />
Sie hatten nur ein Problem – aus seiner<br />
Sicht zumindest: Sie weigerten sich strikt, an Abtreibungen<br />
mitzuwirken. Das war für ihn etwas völlig Neues!<br />
Bedeutsam wurde auch die Begegnung mit einem<br />
Priester aus Slowenien, mit dem er eines Tages <strong>ins</strong> Gespräch<br />
kam. Der Geistliche fragte ihn, ob er Abtreibungen<br />
durchführe. Adasevic entgegnete stolz, er habe seine<br />
„Technik“ so weit „vervollkommnet“, dass die Frau<br />
während des Eingriffs keine Schmerzen empfinde.<br />
Der Priester war davon jedoch wenig beeindruckt<br />
und entgegnete, dass vielleicht die Frauen keinen<br />
Schmerz verspürten, aber das Kind um so mehr. Adasevic<br />
war überrascht und entgegnete: „Aber das ist<br />
doch kein Mensch, sondern nur Masse, noch nicht<br />
ausgebildetes Gewebe!“ Der Priester erwiderte:<br />
„Nein, das ist ein lebendiges Geschöpf“, und erklärte<br />
Adasevic, das Kind sei vom Zeitpunkt der Empfängnis<br />
an Mensch.<br />
Obwohl Adasevic die Worte des Priesters als „Unsinn“<br />
abtat und weiterhin Abtreibungen durchführte,<br />
<strong>muss</strong>te er immer wieder darüber nachdenken.<br />
Tötete er wirklich Menschen?<br />
Ein lebendiges Kind<br />
In den 1980er-Jahren, mit der Einführung von Ultraschallgeräten,<br />
sah Adasevic erstmals, was bis dahin<br />
für ihn unsichtbar gewesen war: ein lebendiges Kind<br />
im Mutterleib, das seine Arme und Beine bewegt, das<br />
gähnt und am Daumen lutscht. Und langsam aber sicher<br />
begann er, in Sachen Abtreibung umzudenken.<br />
Er sah am Bildschirm, wie das Kind bei einer Abtreibung<br />
verzweifelt versucht, den Instrumenten zu entkommen.<br />
Dennoch machte er weiter. „Ich sah, ohne<br />
zu sehen“, sagt Adasevic heute über diese Zeit.<br />
Albträume<br />
Doch „alles änderte sich, als die Träume anfingen“.<br />
Monatelang hatte er Nacht für Nacht den gleichen<br />
Albtraum:<br />
Er befindet sich auf einer sonnigen Wiese voll bunter<br />
Schmetterlinge und schöner Blumen. Alles ist warm<br />
und friedlich. Und doch quält ihn ein Gefühl der Unruhe.<br />
Plötzlich füllt sich die Wiese mit herumtollenden<br />
und lachenden Kindern, die Ball spielen. Ihr Alter<br />
liegt zwischen etwa drei und 20 Jahren. Alle sind auffallend<br />
hübsch. Insbesondere ein Junge und zwei der<br />
Mädchen scheinen ihm seltsam vertraut, aber er kann<br />
sich nicht entsinnen, wo er sie zuvor gesehen hat.<br />
Wenn er versucht, mit ihnen zu sprechen, laufen sie<br />
schreiend vor ihm davon, als liefen sie um ihr <strong>Leben</strong>.<br />
Ein Mann in Schwarz beobachtet alles aufmerksam.<br />
Jede Nacht erwacht Adasevic schweißgebadet und<br />
konnte bis zum Morgen nicht mehr e<strong>ins</strong>chlafen. Er<br />
nahm Medikamente, aber vergeblich. Die Träume<br />
wiederholten sich wieder und wieder. Adasevic konnte<br />
nicht mehr und ging schließlich zum Psychiater.<br />
„Hilfe! Mörder!!“<br />
Eines Nachts versuchte er im Traum, den fliehenden<br />
Kindern hinterherzujagen. Es gelang ihm, eines<br />
zu erhaschen, doch das Kind schrie in Panik:<br />
„Hilfe! Mörder!! Rettet mich vor dem Mörder!“<br />
Auf der Stelle verwandelte sich der schwarzgekleidete<br />
Mann in einen Adler, stürzte herab und entriss<br />
ihm das Kind.<br />
Adasevic wachte auf, das Herz klopfte ihm bis<br />
zum Hals. Im Zimmer war es kalt, er aber war<br />
schweißnass. Er nahm sich vor, in der nächsten<br />
Nacht diesen Mann in seinem Traum zu fragen, <strong>wer</strong><br />
er sei. Das tat er auch. Die Antwort: Thomas von<br />
Aquin. Dieser Name sagte Adasevic rein gar nichts,<br />
er hörte ihn zum ersten Mal.<br />
Foto: © youthforlife.net<br />
Dr. Stojan Adasevic während<br />
eines Interviews in der ehemaligen<br />
Abtreibungsklinik<br />
Z für Zukunft<br />
19
Erfahrungsbericht<br />
Das sind die Kinder, die DU ...<br />
Der Mann in Schwarz erklärte ihm nun, <strong>wer</strong> die Kinder<br />
auf der Wiese waren: „Das sind die Kinder, die<br />
du durch Abtreibungen umgebracht hast.“ Da wusste<br />
Adasevic plötzlich, weshalb ihm die Gesichter des<br />
zwanzigjährigen Jungen und der beiden Mädchen so<br />
bekannt vorkamen: Sie ähnelten Leuten, die er gut<br />
kannte. Der Junge sah einem engen Freund Adasevics<br />
ähnlich, an dessen Frau er vor zwanzig Jahren<br />
eine Abtreibung vorgenommen hatte; in den beiden<br />
Mädchen erkannte Adasevic die Gesichtszüge ihrer<br />
Mütter – eine davon war seine eigene Cousine. Als er<br />
erwachte, beschloss der zutiefst erschütterte Adasevic,<br />
nie wieder eine Abtreibung durchzuführen.<br />
Verfolgung<br />
Als Adasevic die Klinikleitung über seine Entscheidung<br />
informierte, keine Abtreibungen mehr durchzuführen,<br />
wurde ihm das Gehalt um die Hälfte gekürzt.<br />
Seine Tochter verlor ihre Arbeitsstelle und<br />
sein Sohn wurde nicht zum Studium zugelassen.<br />
Die Medien starteten eine Hetzkampagne gegen ihn.<br />
Zwei Jahre der Verfolgung brachten ihn an den Rand<br />
eines chronischen Erschöpfungssyndroms.<br />
Unter dem anhaltenden Druck war er kurz davor,<br />
wieder Abtreibungen vorzunehmen. Da erschien ihm<br />
im Traum nochmals Thomas von Aquin. Dieser klopfte<br />
ihm auf die Schulter: „Du bist mein guter Freund.<br />
Gib nicht auf.“ So bestärkt, entschied sich Adasevic,<br />
durchzuhalten und den Kampf gegen die Abtreibung<br />
von neuem aufzunehmen, ja zu verstärken.<br />
Foto: © Drei-Linden Film/Fritz Poppenberg<br />
Dr. Stojan Adasevic,<br />
79-jährig, besucht den Ort<br />
seiner Albträume, die<br />
Klinik in Belgrad.<br />
Ein schlagendes Herz<br />
Doch der Vorsatz hielt nicht lange. Als er am selben<br />
Morgen in der Klinik ankam, wartete bereits<br />
ein Cousin mit seiner Freundin. Sie war im vierten<br />
Monat schwanger. Adasevic weigerte sich, aber der<br />
Cousin blieb hartnäckig und schaffte es schließlich<br />
doch, ihn zu überreden. „Diese letzte Abtreibung öffnete<br />
mir endgültig die Augen“, bekennt Adasevic.<br />
Denn als er die Körperteile des getöteten Kindes aus<br />
der Gebärmutter zog, hielt er plötzlich das noch schlagende<br />
Herz in seiner Hand. „Es wurde immer langsamer<br />
und hörte schließlich ganz auf zu schlagen. In<br />
diesem Moment wusste ich: Ich habe einen Menschen<br />
ermordet.“ Entsetzt und innerlich verzweifelt um Barmherzigkeit<br />
flehend, warf Adasevic die Abtreibungs<strong>ins</strong>trumente<br />
von sich, um sie nie mehr anzurühren.<br />
Dieses <strong>Wer</strong>te-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />
Wenn Sie die Vermittlung dieser Inhalte unterstützens<strong>wer</strong>t halten,<br />
sind wir über Spenden sehr dankbar. Zukunft Europa e.V.<br />
Konto-Nr. 490 155 68, BLZ 610 50000, KSK GP.<br />
SWIFT: GOPS DE 6G IBAN: DE26 6105 0000 0049 0155 68<br />
KÄMPFER für das <strong>Leben</strong><br />
Adasevic schloss sich der <strong>Leben</strong>srechtsbewegung an.<br />
„Man <strong>muss</strong> die Frauen darüber informieren, was es<br />
bedeutet, eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Und<br />
welche körperlichen und seelischen Folgen damit verbunden<br />
sind.“ So einer der „größten“ Abtreibungsärzte,<br />
der seither nicht müde wird, auf Vortragsreisen in<br />
vielen Ländern über die Tötung ungeborener Kinder<br />
aufzuklären und eindringlich zu appellieren: „Beenden<br />
Sie das Töten, hören Sie auf abzutreiben!“<br />
Gerlinde Rainer, Studium der Germanistik und Musikwissenschaften,<br />
Mitarbeiterin von Tiqua e.V. www.tiqua.org<br />
Ian McCormack<br />
starb beim Tauchen<br />
durch die giftigen<br />
Würfelqualle. Er<br />
wurde von unbeschreiblichem<br />
Licht<br />
in die Gegenwart<br />
Gottes gezogen.<br />
Zurück <strong>ins</strong><br />
<strong>Leben</strong>, beschreibt<br />
er viele Details<br />
seines Erlebnises.<br />
Gebunden<br />
96 Seiten inkl. DVD<br />
Best.Nr. 453.103.715<br />
nur ¤12,50<br />
Viele weitere Titel im Internet • Online ausführlich<br />
informieren und bestellen, versandkostenfrei ab 20,-<br />
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20 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Erfahrungsbericht<br />
Rebecca Kiessling<br />
Kind einer<br />
Vergewaltigung<br />
Eine Geschichte der Hoffnung<br />
Ich wurde als Baby adoptiert und wusste fast<br />
nichts über meine leibliche Mutter. Mit 18 Jahren<br />
wollte ich alles über sie wissen, was ich wissen<br />
durfte. Ein Serientäter hatte sie mit vorgehaltenem<br />
Messer brutal vergewaltigt. So wurde ich also<br />
gezeugt. Ich erinnere mich, dass ich mich schon immer<br />
hässlich und ungewollt gefühlt hatte und ich<br />
fragte mich ernsthaft, <strong>wer</strong> mich jemals würde lieben<br />
können.<br />
Bis dahin hatte ich mit keinem Gedanken daran<br />
gedacht, dass Abtreibung irgendetwas mit meinem<br />
<strong>Leben</strong> zu tun haben könnte. Aber nun, von einem<br />
Moment auf den anderen, betraf es mich, und zwar<br />
ganz existenziell. In meinem Kopf hörte ich die Stimmen<br />
all Jener, die sagen: „Nun, außer nach einer Vergewaltigung<br />
...“ oder „Besonders und vor allem bei<br />
Vergewaltigung!“ Mir wurde bewusst, dass sie über<br />
mich sprachen – über mein <strong>Leben</strong>. Ich fühlte mich,<br />
als müsste ich meine Dase<strong>ins</strong>berechtigung<br />
nachweisen und der Welt zeigen, dass es gut<br />
war, dass ich nicht abgetrieben wurde, und dass<br />
ich das Recht hatte zu leben. Ich dachte an meine<br />
leibliche Mutter und mir wurde klar: „Sie <strong>muss</strong><br />
mich hassen. Sie wird mich nie kennenlernen wollen.<br />
Wahrscheinlich wollte sie mich abtreiben.“<br />
Ich hatte den Gedanken, wenn ich meine Mutter<br />
nur kennenlernen könnte, damit sie mir sagen könnte,<br />
dass sie mich nicht abtreiben wollte. Ich würde<br />
mich besser fühlen. Ich müsste mich nicht länger als<br />
Zielscheibe empfinden. Als ich 19 Jahre alt war, benannte<br />
ein Richter eine Vertrauensperson und ich<br />
hörte schließlich von meiner leiblichen Mutter. Sie<br />
war so begeistert von der Aussicht, mich kennenzulernen,<br />
dass sie mir einen Brief schrieb:<br />
Foto: © Rebecca Kiessling<br />
Z für Zukunft<br />
21
Erfahrungsbericht<br />
Foto: © Rebecca Kiessling<br />
Mit 19 Jahren lernte<br />
Rebecca Kiessling ihre<br />
leibliche Mutter<br />
kennen.<br />
„Meine liebste Rebecca,<br />
ich hoffe, dass Du den Schock über die Einzelheiten<br />
Deiner Geburt inzwischen verkraftet hast. Denn all<br />
das war wirklich kein Grund, etwas so Schönes wie<br />
Dich aufzugeben – etwas so Kostbares wie ein Baby!<br />
Meistens fällt man nach neun Monaten Schwangerschaft<br />
nach der Geburt in ein Loch und denkt, niemand<br />
liebt einen, aber Du warst so vollkommen und<br />
hübsch.<br />
All die Jahre hatte ich nichts von Dir, kein Foto,<br />
nichts, was mir sagte, dass Du ein Teil von mir bist.<br />
Nur die Erinnerung an eine Schwangerschaft mit einem<br />
Baby, von dem ich hoffte, dass es eines Tages<br />
seine wirkliche Mutter suchen würde, so wie auch<br />
ich mein Baby kennenlernen wollte. In meinem Herzen<br />
habe ich Dich immer geliebt. Du warst immer in<br />
meinen Gedanken, vor allem jedes Jahr im Juli ...<br />
Es scheint eine Ewigkeit her zu sein, ich weiß.<br />
Als ich vor zwei Jahren krank war, fragte ich mich,<br />
würde ich mein kleines Mädchen jemals kennenlernen?<br />
... Das waren lange drei Wochen. Ich freue<br />
mich so sehr auf unser Treffen. Es ist großartig – so<br />
wahnsinnig schön! Das war immer mein Traum. Ich<br />
weine vor Glück! Eine Liebe, die mich neunzehn Jahre<br />
nicht losgelassen hat, und jetzt endlich lerne ich<br />
meine Tochter kennen.<br />
In Liebe, Deine Mutter Joanne.“<br />
Ich fühlte mich so bestätigt – bis wir über Abtreibung<br />
sprachen. Mit Grauen hörte ich, dass sie<br />
mich abgetrieben hätte, wenn das damals im<br />
Herbst 1968 schon legal gewesen wäre. Aber es<br />
war nicht legal. Gut für sie und gut für mich. Später<br />
gab sie zu, dass sie doch zu zwei Hinterhof-Engelmachern<br />
gegangen war und ich beinahe abgetrieben<br />
worden wäre.<br />
Wie die meisten anderen Frauen damals<br />
schreckte auch meine Mutter vor der ersten Abtreibung<br />
zurück, weil es im „Hinterhof“ so unhygienisch<br />
zuging und weil es verboten war. Den nächtlichen<br />
Termin bei dem zweiten Engelmacher hatte<br />
der Berater arrangiert, den ihr die Polizei empfohlen<br />
hatte. Sie sollte in der Nähe des „Detroit Institute<br />
of Art“ warten. Jemand würde sich ihr nähern,<br />
ihren Namen nennen, ihr die Augen verbinden, sie<br />
auf den Rücksitz eines Autos verfrachten. Dieses<br />
Auto würde sie zu dem Engelmacher bringen und<br />
dort könnte sie mich abtreiben lassen. Danach, wieder<br />
mit verbunden Augen, ginge es zum Kunstmuseum<br />
zurück. Sie hatte immer noch Angst um ihre<br />
eigene Sicherheit, aber sie war entschlossen, es<br />
durchzuziehen.<br />
Meine Tante sollte sie zu dem Treffpunkt fahren.<br />
Aber an jenem Morgen setzte einer der schlimmsten<br />
Schneestürme des Jahrhunderts in der Region<br />
ein. Es schneite tagelang und die Straßen waren<br />
blockiert. Das war‘s dann. Die ersten drei Monate<br />
der Schwangerschaft waren vorbei und sie konnte<br />
nicht mehr abtreiben. Wenn ich das erzähle, sagen<br />
einige Leute doch tatsächlich zu mir: „Es ist einfach<br />
schrecklich, dass Ihre leibliche Mutter all das durchmachen<br />
<strong>muss</strong>te, um Sie abtreiben zu können!“ Soll<br />
das etwa mitfühlend sein? Aus meiner Sicht ist das<br />
ziemlich gedankenlos und hartherzig!<br />
Immerhin habe ich es nur<br />
gerade so <strong>ins</strong> <strong>Leben</strong> geschafft.<br />
Der Verhandlungstermin in Sachen Roe gegen<br />
Wade fiel auf meinen ersten Geburtstag, und genau<br />
dreieinhalb Jahre nach meiner Geburt, am 22. Januar<br />
1973, fällte der U.S. Supreme Court sein Urteil.<br />
Auf den Tag genau, denn ich wurde am 22. Juli 1969<br />
geboren. Inzwischen bin ich Familienanwältin und<br />
wenn ich Frauen vertrete, die zur Abtreibung genötigt<br />
wurden, tue ich das sehr gerne kostenlos. Vier<br />
22 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Erfahrungsbericht<br />
meiner Fälle, bei denen Abtreibung im Spiel war, haben<br />
es in die nationalen Nachrichten geschafft.<br />
Heute bin ich eine Vollzeit-Mutter von vier Kindern,<br />
zwei adoptierten und zwei eigenen. Es ist mir<br />
ein Privileg, dass Gott mein <strong>Leben</strong> so gebraucht hat.<br />
Ich bin <strong>wer</strong>tvoll, weil Gott mich zu einem bestimmten<br />
Zweck geschaffen hat und einen unendlichen hohen<br />
Preis für mich bezahlt hat.<br />
Wenn Sie meine leibliche Mutter heute fragen,<br />
wird Sie Ihnen sagen, dass ich für sie ein Segen bin.<br />
Wenn nur jeder die Wahrheit erkennen würde, dass<br />
jedes Kind ein Geschenk ist! Wenn die Leute dann<br />
von einer Situation wie der meinen hören würden,<br />
würden sie nicht sagen: „O wie schrecklich! Diese<br />
Frau wurde vergewaltigt und dann tatsächlich gezwungen,<br />
das Baby auszutragen?“ Vielmehr könnten<br />
sie sagen: „Gott hat diese Frau mit dem <strong>Leben</strong><br />
dieses Kindes beschenkt und ihr so ‚Schönheit statt<br />
Asche‘ gegeben!“ Und ist Gott nicht genau dafür<br />
berühmt?<br />
„Mein <strong>Wer</strong>t ist nicht darin begründet, wie ich gezeugt<br />
wurde, <strong>wer</strong> mich aufgezogen hat, was andere<br />
Leute von meinem <strong>Leben</strong> halten – und noch nicht<br />
einmal darin, was ich aus meinem <strong>Leben</strong> mache. Ich<br />
bin nicht das Produkt einer Vergewaltigung, sondern<br />
ein Kind Gottes.“<br />
Rebecca Kiessling ist Anwältin und bekannt für ihr Engagement<br />
für das <strong>Leben</strong>srecht. Sie bereist ganz Nordamerika und auch Teile<br />
Europas, um ihre „Geschichte der Hoffnung“ zu erzählen.<br />
www.rebeccakiessling.com.<br />
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Sie könnten ein Buch schreiben<br />
... ja, warum eigentlich nicht?<br />
Lektorat und Übersetzung<br />
Translation – Переводы<br />
Gabriele Pässler<br />
Lektorat & Übersetzung<br />
Manuskript-Bearbeitung<br />
Tel. 07754 – 92 94 39 • www.g-paessler.de<br />
Richtiges und gutes Deutsch für <strong>wer</strong>tvolle Gedanken<br />
Das bringt Ihr Manuskript auf Hochglanz<br />
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Dieses <strong>Wer</strong>te-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />
Wenn Sie die Vermittlung dieser Inhalte unterstützens<strong>wer</strong>t halten,<br />
sind wir über Spenden sehr dankbar. Zukunft Europa e.V.<br />
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SWIFT: GOPS DE 6G IBAN: DE26 6105 0000 0049 0155 68<br />
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Z für Zukunft<br />
23
Statistik<br />
Eine dramatische Statistik<br />
Die mit Abstand häufigste Todesursache weltweit • Tötung vor Geburt • laut FIAPAC: 36 Mio/<br />
Jahr in Industrienationen • 42 Mio/Jahr weltweit • das sind 115 000/Tag • oder 5 000/Stunde<br />
oder 1,33/Sekunde • Abtreibungen kosten 16,8 Mrd € (400 €/Tötung) zzgl. Folgekosten<br />
Eckhard Michaelis<br />
Zahlen aus dem Jahr <br />
2009 nach Gründen:<br />
• Abtreibung wegen <br />
<br />
Vergewaltigungen: 14 von<br />
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110 694 gemeldeten Kinds-<br />
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tötungen, nur 0,1 ‰<br />
• lediglich 4,4 % Minderjährige,<br />
also noch nicht<br />
18 Jahre alt<br />
Die Masse der Tötungen<br />
hat keine schlimme Notlage<br />
als Motiv, sondern bloß die<br />
gestörte <strong>Leben</strong>splanung:<br />
„Kinder eventuell schon,<br />
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304375<br />
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317470<br />
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325058<br />
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408520<br />
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384893<br />
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463205<br />
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Antibabypille kommt kommt<br />
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486985<br />
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417504<br />
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460525<br />
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325058<br />
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325360<br />
1165555<br />
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406319<br />
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357859<br />
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1175870<br />
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901657<br />
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815969<br />
815969<br />
805500<br />
805500<br />
782310<br />
782310 798334<br />
798334 805496<br />
805496 808619<br />
808619 817217 865789<br />
817217 865789 862100<br />
862100 861275<br />
861275<br />
827933<br />
827933<br />
812292<br />
812292 813803<br />
813803 848232<br />
848232<br />
357452 408520<br />
238447<br />
238447<br />
154274<br />
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1261614 1313505<br />
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Antibabypille kommt<br />
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384893 463205<br />
Antibabypille kommt<br />
460525<br />
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486985<br />
1357304<br />
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417504<br />
-64032<br />
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-147019<br />
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-151073<br />
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-207339<br />
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-168539<br />
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-125659<br />
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-113099<br />
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-105007<br />
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1013396<br />
901657<br />
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830019<br />
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809114<br />
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798447<br />
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769903<br />
769903 765221<br />
765221 796013<br />
796013 812173<br />
812173<br />
785034<br />
785034<br />
770744<br />
770744 766999<br />
766999<br />
734475<br />
734475<br />
719250<br />
719250<br />
706721<br />
706721 705622<br />
705622<br />
685795<br />
685795<br />
672724<br />
672724 684862<br />
684862<br />
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Abtreibungsgesetz<br />
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-151073<br />
-207339<br />
-168539<br />
-125659<br />
-146931<br />
-127257<br />
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-115846<br />
-77194<br />
-33322<br />
-33322<br />
-7634<br />
-7634<br />
-22982<br />
-22982<br />
-15770<br />
-15770<br />
-81226<br />
-81226<br />
-76329<br />
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-98823<br />
-98823<br />
-115058<br />
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817217 865789<br />
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-119367<br />
-86830<br />
-119367<br />
-86830<br />
862100<br />
861275<br />
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812292<br />
813803<br />
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-86582<br />
-92336<br />
-82557<br />
-113099<br />
-105007<br />
-115846<br />
-48216<br />
-48216<br />
-67348<br />
-67348<br />
-75586<br />
-75586<br />
-71798<br />
-71798<br />
-94066<br />
-94066<br />
-122436<br />
-122436<br />
848232<br />
<br />
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665126<br />
677947<br />
682514<br />
682514<br />
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-147225<br />
-112649<br />
-147225<br />
-112649<br />
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-77194-33322<br />
-7634<br />
-22982<br />
-15770<br />
<br />
<br />
Wiedervereinigung<br />
830019<br />
809114<br />
798447<br />
<br />
<br />
665126<br />
677947<br />
-144432<br />
-144432<br />
-148903<br />
-148903<br />
-142293<br />
-142293<br />
-161925<br />
-161925<br />
-189418<br />
-189418<br />
-180821<br />
-180821<br />
<br />
<br />
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<br />
-81226<br />
-76329<br />
769903<br />
765221<br />
796013<br />
<br />
<br />
Neues Abtreibungsgesetz<br />
<br />
<br />
<br />
812173<br />
<br />
785034<br />
770744<br />
766999<br />
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734475<br />
719250<br />
706721<br />
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aber doch nicht jetzt.“<br />
verstorben<br />
<br />
• Ledig waren 54,8 % derer,<br />
<br />
die ihr(e) Kind(er) durch <br />
<br />
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<br />
Abtreibung töten ließen. <br />
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geboren<br />
• Erstgebärende waren<br />
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nur 40,4 <br />
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%! Der Trend geht <br />
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zur Ein-Kind-Familie wie <br />
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in China.<br />
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• Tötung durch die Pille<br />
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„Mifegyne“<br />
<br />
14 %.<br />
<br />
• 35,2 <br />
% der Tötungen<br />
Eheschließungen<br />
<br />
durch <br />
Abtreibung finden in <br />
der 6. <br />
bis 8. Woche statt, <br />
Abtreibungen<br />
Geburtenüberschuss<br />
• 51,4 <br />
% später! <br />
realistisch<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Abtreibungen<br />
offiziell<br />
<br />
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<br />
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<br />
Geburtendefizit = demografische Katrastrophe<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
Alle Zahlen wurden den Abtreibungen in Deutschland seit 1996<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Veröffentlichungen des Offiziell 1 879 009, nach realistischen <br />
<br />
<br />
<br />
Schätzungen 4 228 000. Offiziell kommt Mit den Krankenkassen <strong>wer</strong>den ca. 50 % mehr Abtreibungen abgerechnet<br />
<br />
Statistischen Bundesam-tes<br />
das der jährlichen Ausrottung einer ganzen Stadt wie Recklinghausen gleich als in der Statistik angegeben. Zudem erfasst die Kassenärztliche Vereinigung<br />
vom Februar 2012 (125 000 Ew), realistisch geschätzt der von ganz Karlsruhe (280 000 Ew). nur 85 % der Bevölkerung (nach M. Spieker). Auch die „Pille danach“, die oft<br />
entnommen und gewis-senhaft<br />
Hinweis! Streitgespräche wegen der Schätzzahlen lohnen nicht, da schon die Frühabtreibung bedeutet, ist nicht berücksichtigt.<br />
wiedergegeben. offiziellen Zahlen erschreckend hoch sind.<br />
Die Statistik zeigt: Das Geburtendefizit resultiert aus der Tötung gezeug-<br />
<br />
<br />
Das Statistische<br />
<br />
Bundesamt<br />
<br />
hat in<br />
<br />
den 1980er-Jahren<br />
<br />
seinem<br />
<br />
jährlichen<br />
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Bericht<br />
<br />
ter, also<br />
<br />
lebender<br />
<br />
Kinder.<br />
<br />
Trotzdem<br />
<br />
wundert man sich über den „demografischen<br />
Eckhard Michaelis die Warnung vorangestellt, die Zahlen seien „h<strong>ins</strong>ichtlich ihrer Größenordnung Wandel“, wie man es verharmlosend ausdrückt.<br />
<br />
Seit 30 Jahren aktiv im und Entwicklung mit Vorbehalt zu betrachten, weil verschiedene Indizien darauf<br />
Richtig müsste von einer Katastrophe gesprochen <strong>wer</strong>den, von einer Kultur<br />
ALfA-Regionalverband<br />
hindeuten, dass nicht alle Ärzte ... ihrer Meldepflicht nachkommen.“ Fer-<br />
des Todes. In Bälde könnten auch Alte straflos „entsorgt“ <strong>wer</strong>den – wie jetzt<br />
Reutlingen-Tübingen ner müsse „mit gewissen Zahlen illegaler“ Tötungen gerechnet <strong>wer</strong>den.<br />
schon in den Niederlanden, in Belgien und in der Schweiz.<br />
<br />
705622<br />
685795<br />
672724<br />
684862<br />
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682514<br />
665126<br />
677947<br />
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-98823<br />
-115058<br />
-119367<br />
-86830<br />
-48216<br />
-67348<br />
-75586<br />
-71798<br />
-94066<br />
-122436<br />
-147225<br />
-112649<br />
-144432<br />
-148903<br />
-142293<br />
-161925<br />
-189418<br />
-180821<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
24 Z für Zukunft<br />
© by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Erfahrungsbericht<br />
Foto: © Meiko Herrmann/BILD am Sonntag<br />
Beabsichtigt war sein Tod.<br />
Doch Tim lebt!<br />
Anfang Juli feierte er seinen 15. Geburtstag<br />
Tim spielt mit seinem<br />
Pflegevater Bernhard<br />
Guido, im Hintergrund<br />
dessen Frau Simone. Sie<br />
sind stolz auf Tim und<br />
seinen Willen zum <strong>Leben</strong>.<br />
Seine Pflegemutter Simone hat eine Reihe Geschenke<br />
vorbereitet. Alle extra dick in Papier<br />
eingewickelt. Tim kann die Einzelheiten der<br />
Inhalte nicht genau unterscheiden, aber er liebt es,<br />
das Papier zu zerfetzen. „Happy Birthday, lieber Tim,<br />
Happy Birthday to you ...“<br />
Das war eine ganz besondere Geburtstagsparty<br />
im Hause Guido im niedersächsischen Quakenbrück.<br />
Aber sein Geburtstag war ursprünglich als sein Todestag<br />
geplant. Tim wurde als das „Oldenburger<br />
Baby“ bekannt, das 1997 seine eigene Abtreibung<br />
überlebt hat.<br />
Tim hätte eigentlich keine Chance haben sollen.<br />
Als seine damals 35 Jahre alte Mutter im sechsten<br />
Monat mit ihm schwanger war, diagnostizierten die<br />
Ärzte Down-Syndrom (Trisomie 21).<br />
Die Mutter wollte das behinderte Kind auf keinen<br />
Fall zur Welt bringen. Sie drohte mit Selbstmord. Dreieinhalb<br />
Stunden nach der Diagnose bekam ein junger<br />
Assistenzarzt den dienstlichen Auftrag: Schwangerschaftsabbruch<br />
durch Einleitung einer Frühgeburt.<br />
Aufgrund der seelischen Notlage der Mutter willigten<br />
die Ärzte in eine Spätabtreibung noch am selben<br />
Tag ein. Seit dem 1. Januar 2010 kann das nur<br />
noch nach drei Tagen Bedenkzeit mit vorausgegangener<br />
Beratung geschehen.<br />
Doch der kleine Tim kommt lebend zur Welt.<br />
In der Erwartung, dass es bald stirbt, wird das<br />
32 Zentimeter große, 690 Gramm sch<strong>wer</strong>e Baby<br />
neun lange Stunden ohne ärztliche Behandlung liegen<br />
gelassen, ohne Nahrung, ohne Decke. Seine Körpertemperatur<br />
sinkt auf 28 Grad. Wäre er ein Früh-<br />
Delfine wurden zu Tims<br />
Freunden, sie halfen ihm,<br />
einige Behinderungen zu<br />
überwinden.<br />
Z für Zukunft<br />
25
Leitthema<br />
Foto: © Tim-lebt.de<br />
Kundgebung vor dem<br />
Köner Dom, um auf die<br />
dramatischen Folgen von<br />
Spätabtreibungen<br />
hinzuweisen<br />
Spätabtreibung<br />
So nennt man einen Schwangerschaftsabbruch nach der 23. Schwangerschaftswoche.<br />
Das Kind ist zu diesem Zeitpunkt bereits lebensfähig.<br />
Trotzdem sind Spätabtreibungen nach deutschem Gesetz zulässig<br />
und <strong>wer</strong>den mehrmals täglich durchgeführt (etwa 1 000 von 108 867<br />
Schwangerschaftsabbrüchen im Jahr). Der Eingriff ist für die Mutter besch<strong>wer</strong>lich;<br />
das Kind erleidet dabei große Schmerzen.<br />
Methoden der Spätabtreibung, die in Deutschland angewendet <strong>wer</strong>den:<br />
Die Prostaglandin-Methode, hier wird eine Frühgeburt eingeleitet.<br />
Das Kind wird „geboren“, indem die Mutter es zur Welt bringt. Sie spürt<br />
dabei das Treten des Kindes in seinem Todeskampf und nimmt oft auch<br />
Schreie ihres Kindes wahr.<br />
Die Kaliumchlorid-Methode soll verhindern, dass das Kind die Geburt<br />
überlebt. Hierzu wird die Bauchdecke der Frau mit einer langen Nadel<br />
punktiert und Kaliumchlorid in das Herz des Ungeborenen injiziert.<br />
Ultraschall macht es sichtbar. Das Herz des Kindes hört sofort auf zu<br />
schlagen, denn Kaliumchlorid blockiert die Reizleitung am Herzen.<br />
Kaiserschnitt als weitere Abtreibungsmethode. Er kommt bei Komplikationen<br />
während einer eingeleiteten Fehlgeburt zur Anwendung.<br />
chen, müssten die Ärzte alles tun, damit er überlebt.<br />
Er aber soll so schnell wie möglich sterben. Also legt<br />
man ihn in eine Schale und stellt sie zur Seite.<br />
Kinder mit Down-Syndrom, die „reif“ geboren <strong>wer</strong>den,<br />
haben in der Regel keine zusätzlichen Behinderungen.<br />
Tim aber ist zusätzlich sch<strong>wer</strong>stbehindert,<br />
wahrscheinlich aufgrund von Schädigungen durch<br />
die versuchte Tötung und die fehlende medizinische<br />
Versorgung nach der Frühgeburt. Insbesondere sein<br />
Gehirn, seine Augen und die Lungen wurden sch<strong>wer</strong><br />
geschädigt. Monatelang steht sein <strong>Leben</strong> auf der Kippe.<br />
Tims leibliche Eltern bleiben bei ihrer Entscheidung:<br />
Sie wollen nichts mit ihm zu tun haben. Ein<br />
halbes Jahr nach der Geburt findet sich eine Pflegefamilie,<br />
die Tim aufnimmt. Dort lebt er bis heute. „Der<br />
Junge könnte es viel besser haben“, sagt der Pflegevater,<br />
„wenn die Spätabtreibung nicht gewesen wäre.“<br />
Die leiblichen Eltern des Kindes verklagten<br />
die Geburtsklinik und den behandelnden Arzt auf<br />
Schadensersatz und Schmerzensgeld. Sie seien<br />
nicht angemessen informiert worden. Keiner habe<br />
ihnen gesagt, dass das Kind in diesem Stadium der<br />
Schwangerschaft den Schwangerschaftsabbruch<br />
überleben könnte.<br />
Ein Bundestagsabgeordneter, der jetzige Behindertenbeauftragte<br />
der Bundesregierung Hubert<br />
Hüppe, erstattete Strafanzeige zur Prüfung, ob<br />
überhaupt eine Indikation für den Abbruch vorgelegen<br />
habe. Außerdem wies er auf die Behandlungspflicht<br />
der Ärzte hin, die in diesem Fall viele Stunden<br />
lang unterblieben war.<br />
Der „Fall Tim“ war für den Arzt mit der Abtreibung<br />
also noch nicht erledigt: Wegen unterlassener<br />
Hilfeleistung wurde er zu einer Geldstrafe von<br />
13 000 Euro verurteilt. Nicht wegen der Spätabtreibung,<br />
die war legal. Der Arzt beschreib offen sein Dilemma:<br />
„Erst sollte ich das Kind umbringen, um die<br />
Mutter zu retten. Dann sollte ich alles tun, um Tim<br />
am <strong>Leben</strong> zu halten. Dabei hatte ich ihn durch den<br />
Eingriff doch sch<strong>wer</strong> geschädigt.“<br />
Tim ist ein weiteres Beispiel, das Spätabtreibungen<br />
deutlich infrage stellt. Schon längst gelten Ungeborene<br />
im sechsten Monat als lebensfähig. Bei<br />
einem „Frühchen“ wird alle ärztliche Kunst aufgeboten,<br />
um es zu retten. Kann es dann legal<br />
sein, ein behindertes ungeborenes Kind im selben<br />
Alter sterben zu lassen?<br />
Tims leibliche Mutter begab sich nach der gescheiterten<br />
Abtreibung in psychotherapeutische<br />
Behandlung, einige Jahre später nahm sie sich das<br />
<strong>Leben</strong>. Die psychischen Langzeitfolgen von Abtreibungen<br />
für die Mütter <strong>wer</strong>den leider zu<br />
leichtfertig bagatellisiert.<br />
Tim kämpfte sich <strong>ins</strong> <strong>Leben</strong>.<br />
Zwar wurde er durch den Abtreibungseingriff ernsthaft<br />
geschädigt, doch hat er bis heute alle lebensbedrohlichen<br />
Situationen überstanden.<br />
26 Z für Zukunft<br />
© by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Leitthema<br />
Seine Pflegefamilie aus dem Kreis Cloppenburg<br />
nahm ihn im Frühjahr 1998 liebevoll auf. Seither hat<br />
Tim viel Schönes erlebt, er kann unbekümmert lachen<br />
und fröhlich sein. Doch es gab und gibt auch<br />
viele sch<strong>wer</strong>e Stunden, in denen vor allem die Pflegeeltern<br />
einen großen persönlichen E<strong>ins</strong>atz bringen<br />
müssen. Tim <strong>muss</strong>te zeitweise einen Helm tragen,<br />
um sich nicht zu verletzen. Lange Zeit konnte er<br />
nicht gehen. Noch immer kann er nicht sprechen. Er<br />
<strong>muss</strong> über eine Sonde ernährt <strong>wer</strong>den.<br />
Durch Delfintherapien und andere Hilfsmaßnahmen,<br />
die dank der Unterstützung der Stiftung „Ja<br />
zum <strong>Leben</strong>“ möglich waren, konnte Tim beachtliche<br />
Fortschritte machen. Heute braucht er keinen Helm<br />
mehr. Tim kann jetzt schon seit einigen Jahren gehen,<br />
und in einem neu entwickelten Sprachtraining<br />
erlernt er zurzeit eine Gebärdensprache, um sich<br />
besser verständigen zu können.<br />
Bundesverdienstmedaille<br />
für Tims Pflegeeltern<br />
Simone Guido und Bernhard Neumann-Guido wurden<br />
2006 mit der Verdienstmedaille der Bundesrepublik<br />
Deutschland ausgezeichnet. Damit wurde die<br />
Bereitschaft des Ehepaars zur Aufnahme zweier behinderter<br />
Kinder gewürdigt.<br />
Aber nicht jeder hat Verständnis für das Engagement<br />
der Guidos. Freunde und Bekannte fragten: „Warum<br />
halst ihr euch denn ein behindertes Kind auf?“<br />
waren anfangs nicht ermutigend. Man machte uns<br />
kaum Hoffnung auf ein längeres und zufriedenes <strong>Leben</strong><br />
für Tim.<br />
Heute, 15 Jahre später, erleben wir Tim als einen<br />
lebhaften, extrem zufriedenen jungen Mann, mit<br />
dem ersten Bartflaum im Gesicht und jeder Menge<br />
„Flausen“ im Kopf. Er kann inzwischen sehr gut gehen<br />
und sogar springen, ist gesundheitlich stabil und<br />
kann einigermaßen mit uns kommunizieren. Wir sind<br />
natürlich sehr stolz auf unseren Tim. Allen Prognosen<br />
zum Trotz hat er seinen Weg gefunden!“<br />
Weitere Informationen finden Sie auf www.Tim-lebt.de<br />
Bei mehreren Delfintherapien<br />
konnten einige von Tims<br />
Behinderungen deutlich<br />
reduziert <strong>wer</strong>den<br />
Foto: © Tim.lebt.de<br />
Mit seinem Schicksal hat Tim auf die Problematik<br />
von Spätabtreibungen in Deutschland aufmerksam gemacht.<br />
Sie können bis zur Geburt durchgeführt <strong>wer</strong>den,<br />
und zwar völlig legal. Auch nach der Ergänzung<br />
des Gesetzes 2009 um eine dreitägige Bedenkzeit und<br />
vorausgehende Beratungspflicht des Arztes hat sich<br />
die Lage der ungeborenen Kinder nicht verbessert.<br />
Kurz gefasst: Das ist Selektion von Menschen<br />
und das sollte beendet <strong>wer</strong>den. Hier ist die Politik<br />
gefragt. Die Tötung ungeborener Kinder<br />
zählt zu den sch<strong>wer</strong>sten Menschenrechtsverletzungen<br />
in Deutschland.<br />
Simone Guido erinnert sich: „Erst nachdem wir<br />
uns entschlossen hatten, Tim bei uns aufzunehmen<br />
und mit ihm geme<strong>ins</strong>am den Weg zu gehen, erfuhren<br />
wir von Tims dramatischem Überlebenskampf.<br />
Wir waren zutiefst beeindruckt von seiner Stärke.<br />
Doch die Prognosen der Ärzte und Therapeuten<br />
Tims Delfintherapien<br />
Dank der Unterstützung vieler Spender konnte die Stiftung „Ja zum <strong>Leben</strong>“<br />
Tim mehrere Delfintherapien ermöglichen. Die Therapieplätze im<br />
„Dolphin Human Therapy Center“ auf Key Largo in Florida sind langfristig<br />
ausgebucht. So war es ein besonderes Geschenk für Tim, dass er in<br />
mehreren Therapien sehr erfolgreich einige seiner Behinderungen wenn<br />
nicht überwinden, so doch reduzieren konnte.<br />
Langsam fasste Tim Vertrauen zu seinem Therapeuten und der Delfin<br />
Kimbit schaffte es, Tim immer wieder zu neuen Herausforderungen zu motivieren.<br />
Sch<strong>wer</strong>punkte einer Therapie waren das Erarbeiten von Verhaltensregeln,<br />
weitere Fortschritte in der Motorik und im selbstständigen Gehen.<br />
Inzwischen bewegt sich Tim frei im Garten seiner Pflegeeltern.<br />
Der Höhepunkt war immer das Schwimmen mit dem Delfin, der sich<br />
ganz auf Tims Bedürfnisse eingestellt hatte. Ein weiteres Ziel war die eigenständige<br />
Nahrungsaufnahme. Tatsächlich stellte sich der so sehr ersehnte<br />
Erfolg ein und Tim begann zu essen. Bereitwillig öffnete er den<br />
Mund und ließ sich füttern. Leider nur in der Therapie. Zu Hause ist Tim<br />
weiterhin auf die Magensonde angewiesen.<br />
Z für Zukunft<br />
27
Erfahrungsbericht<br />
Spätabtreibung – mein E<strong>ins</strong>tieg<br />
in die Hebammenausbildung<br />
Erfahrungen aus einer deutschen Uniklinik<br />
Antje S., Hebamme<br />
Eingeteilt<br />
zur Nalador-<br />
Einleitung,<br />
frage ich mich,<br />
was eine<br />
Nalador-<br />
Einleitung eigentlich<br />
ist<br />
Nalador wird eingesetzt, um<br />
zum Abbruch einer späten<br />
Schwangerschaft eine künstliche<br />
Totgeburt einzuleiten.<br />
Das Kind soll so im Mutterleib<br />
getöt <strong>wer</strong>den.<br />
Foto: © Montage/Agentur PJI UG<br />
So sieht ein Kind<br />
20 Wochen nach der<br />
Zeugung aus.<br />
Ich war im ersten Ausbildungsjahr und stand vor<br />
einem meiner ersten E<strong>ins</strong>ätze im Kreißsaal. Geburtshilfe,<br />
die Königsdisziplin der Hebammenarbeit!<br />
Ich bin gespannt wie ein Bogen. Die Hierarchie<br />
dabei ist klar. Als Hebammenschülerin bin ich unten,<br />
ganz unten.<br />
Übergabe der Nachtschicht an den Frühdienst. Wir<br />
stehen im Flur vor den drei Kreißsälen. Universitätsklinik,<br />
1 500 Geburten im Jahr, Hochrisikoschwangere,<br />
Pathologie, Frühchen, Intensivmedizin,<br />
Forschung, Lehre, Profilneurotiker,<br />
späte Abbrüche, IFT (intrauteriner Fruchttod),<br />
IVF (in-vitro-Fertilisation).<br />
Die Begrifflichkeiten sind mir nicht vertraut,<br />
und ich wage nicht zu fragen. Schülerinnen<br />
im 1. Ausbildungsjahr dürfen nicht<br />
fragen, sie sollen tun, was man ihnen aufträgt.<br />
Zum Beispiel die Kugellager der<br />
Kreißbetträder mit der Zahnbürste von altem Blut<br />
befreien.<br />
Ich <strong>wer</strong>de von einer Hebamme eingeteilt: „Du<br />
gehst zu der Nalador-Einleitung.“ Ich bin also eingeteilt,<br />
und während ich in Richtung Kreißsaal gehe,<br />
frage ich mich, was eine Nalador-Einleitung ist. Mir<br />
begegnet das Wort zum ersten Mal.<br />
Im Kreißbett eine völlig erstarrte Frau. Sie regt<br />
sich kaum, als ich mich vorstelle und sie und ihren<br />
offensichtlich unglücklichen Mann begrüße.<br />
Mich überkommt große Unsicherheit und Verlorenheit.<br />
Was ist hier los?<br />
Bestandsaufnahme:<br />
Die Frau hat einen venösen Zugang über Tropfenzähler,<br />
wahrscheinlich das mir unbekannte Nalador.<br />
Ich vermute ein Wehenmittel.<br />
Offensichtlich liegt eine Peridural-Anästhesie<br />
(Teilnarkose) vor; ich erkenne den kleinen Plas-<br />
28 Z für Zukunft<br />
© by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Erfahrungsbericht<br />
tikschlauch, der vom Rücken kommend über ihrer<br />
Schulter liegt. Das kenne ich schon.<br />
Der Bauch ist sehr klein. Viel zu klein für eine<br />
ausgetragene Schwangerschaft. Es läuft kein CTG<br />
(Herzton- und Wehenüberwachung). Das CTG ist ein<br />
Muss bei jeder Geburt.<br />
Ich beginne vorsichtig ein Gespräch mit dem<br />
Paar, um das mir vorliegende Rätsel zu lösen. Das<br />
Paar ist sehr wortkarg und bedrückt, und mithilfe<br />
des Partogramms (Geburtsbericht) beginne ich zu<br />
begreifen.<br />
Diese Schwangerschaft wird künstlich beendet - mit<br />
einem sehr starken Wehenmittel, das dazu dienen soll,<br />
dass das Kind möglichst nicht lebend zur Welt kommt.<br />
Die Hebamme rauscht herein, redet nicht viel,<br />
untersucht die Frau vaginal und sagt, dass „es“<br />
nicht mehr lange dauere. Sie erklärt, dass das Kind<br />
sowieso nicht überlebensfähig sei, da ein Anenzephalus<br />
diagnostiziert sei. Das Kind hat keine Schädelknochen.<br />
Alle Schülerinnen erleben das: Anweisung – funktionieren<br />
– Sprachlosigkeit. Das ist ein Teil der tausend<br />
Aufgaben, die wir während unserer Ausbildung<br />
bewältigen müssen. Es gibt so viele „emergency<br />
room“-Momente, so viel Adrenalinausschüttungen,<br />
dass keine Zeit für Tränen bleibt.<br />
Und am Ende des dritten Ausbildungsjahres kann<br />
ich diese Abgestumpftheit, diese Sprachlosigkeit,<br />
diese Distanz der Hebammen verstehen. Damals bin<br />
ich selbst so geworden, weil es mein Überleben in<br />
dieser unmenschlichen Maschinerie gesichert hat.<br />
Wenig später breitet die Hebamme ein steriles<br />
Tuch über den Oberschenkeln der Gebärenden<br />
aus. Sie beginnt, zwischen den Beinen zu hantieren.<br />
Ich soll eine Nierenschale holen. Es fällt kein Wort.<br />
Schweigen, leises Stöhnen, Hantieren – ich fühle<br />
mich wie eine Aufziehpuppe.<br />
Dann legt mir die Hebamme das kleine, dunkelblaue,<br />
zarte Wesen in die Nierenschale. Es schnappt<br />
nach Luft und bewegt sich ganz sanft.<br />
Ich soll die Nierenschale in der Spüle abstellen.<br />
Hier reinigen wir unsere Instrumente. Ich funktioniere,<br />
abgeschnitten von mir selbst, Roboter, nicht<br />
verstehend, voller Angst, etwas falsch zu machen in<br />
diesem mir unbegreiflichen Prozedere, in das ich vor<br />
etwa drei Stunden hineingeworfen wurde.<br />
Ich wasche die Frau, bette sie neu und über allem<br />
liegt eine Decke des Schweigens. Ich weiß nicht, was<br />
ich sagen soll. Ich weiß nicht einmal, was hier gerade<br />
passiert ist. Die Hebamme signalisiert mir weiterhin<br />
keine Gesprächsbereitschaft.<br />
Später gehe ich noch einmal an die Spüle. Das<br />
Kind ist inzwischen in der kalten Nierenschale unter<br />
Neonlicht ganz alleine gestorben. Und ich bin ein<br />
Teil von diesem unwürdigen Tod! Die fehlende Schädeldecke<br />
schockt mich nicht. Dieses Wesen sieht<br />
einzigartig aus. Ich betrachte es lange. – Dann bekomme<br />
ich die Anweisung, die Nierenschale in den<br />
Kühlschrank zu stellen – für die Pathologie.<br />
Foto: © Daniel Rennen<br />
Seit meinem Examen 1990 konnte ich keinen Fuß<br />
mehr in die Universitätsklinik setzen und habe seit<br />
dem keine Nalador-Einleitungen mehr betreut – ich<br />
kann es nicht mehr.<br />
Wie wunderbar es sich anfühlt, als Hebamme zu<br />
arbeiten, das habe ich erst nach meinem Examen gespürt<br />
und erlebe es immer noch.<br />
„Spätabtreibungen sind eine besonders grausame Abtreibungsart.<br />
Die Opfer sind außerhalb des Mutterleibes bereits lebensfähige<br />
Kinder. Da wird uns vollends klar, dass bei jeder Abtreibung tatsächlich<br />
ein Mensch stirbt, dass jeder Mensch, wenn auch noch so<br />
winzig, ganz Mensch ist von Anfang an!“<br />
Johanna Gräfin von Westphalen<br />
Dieses <strong>Wer</strong>te-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />
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Z für Zukunft<br />
29
Weigerungsrecht<br />
Die stillen Helden<br />
Wenn Hebammen und Ärzte „Nein“ sagen<br />
zur Tötung ungeborener Kinder<br />
Sonja Dengler<br />
Foto: © Montage/Agentur PJI UG<br />
„Unannehmlichkeiten bis hin zu einem faktischen<br />
Ausbildungs- und Berufsverbot“ – damit<br />
müssen Abtreibungsverweigerer rechnen ...<br />
Anstelle von<br />
Restriktionen<br />
hätten diese<br />
stillen Helden<br />
Orden für<br />
ihren Mut<br />
verdient<br />
... So beschreibt ein Artikel der Schweizerischen <strong>Leben</strong>srechtsvereinigung<br />
Mamma 1 die Folgen, auf die<br />
sich alle Hebammen, Pflegepersonen und Ärzte e<strong>ins</strong>tellen<br />
müssen, die aus Gewissensgründen die Beteiligung<br />
an Abtreibungen verweigern. Das von der<br />
Schweizer Verfassung garantierte Grundrecht der<br />
Glaubens- und Gewissensfreiheit wird im realen Praxisalltag<br />
regelmäßig untergraben.<br />
Mamma führt im oben genannten Artikel zwei<br />
Beispiele an: zunächst das eines Anästhesisten, der<br />
jahrelang auf der gynäkologischen Abteilung gearbeitet<br />
hatte. Doch dann löste der neue Vorgesetzte<br />
die bis dahin geltende Abmachung, dass Nietlisbach<br />
(Name geändert) bei Abtreibungen nicht anästhesieren<br />
<strong>muss</strong>“, einfach auf. Nietlisbach war gezwungen,<br />
in eine andere Abteilung zu wechseln. In der Anästhesie-Ausbildung<br />
sei es heute „Pflicht, bei Abtreibungen<br />
zu assistieren“, so der Artikel. Des Weiteren<br />
wird von einem Gynäkologen namens Cadruvi<br />
berichtet (Name geändert): Aufgrund seiner Weigerung,<br />
Abtreibungen durchzuführen, erhielt er von<br />
Dutzenden Spitälern eine Absage. Cadruvi wörtlich:<br />
„Je klarer und konsequenter man ist und das<br />
in Worte fasst und wissenschaftlich begründet,<br />
desto mehr wird man diskriminiert.“<br />
Die Situation in der Bundesrepublik und in Österreich<br />
ist ähnlich. „Niemand ist verpflichtet, an einem<br />
Schwangerschaftsabbruch mitzuwirken“, heißt<br />
es im Schwangerschaftskonfliktgesetz (§ 12 SchKG).<br />
Doch die Praxis sieht längst anders aus. Ein ungeborenes<br />
Kind zu töten, gehört heute standardmäßig zur<br />
Facharztausbildung für Gynäkologie und Geburtshilfe.<br />
So stellt der Kreis Katholischer Ärzte München<br />
fest: „Leider ist es für junge Ärzte fast unmöglich,<br />
heute eine Weiterbildungsstelle in Gynäkologie in einer<br />
Klinik zu erhalten, in der nicht abgetrieben wird<br />
und bei der nicht zur Mitwirkung an der Abtreibung<br />
verpflichtet wird.“<br />
In einem Internet-Forum für Jungmediziner stellte<br />
jemand die Frage, ob man denn als Assistenzärz-<br />
30 Z für Zukunft<br />
© by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Weigerungsrecht<br />
tin für Gynäkologie Abtreibungen vornehmen müsse.<br />
Eine Ärztin wies in ihrer Antwort zwar zunächst auf<br />
das Gesetz hin, dass niemand dazu gezwungen <strong>wer</strong>den<br />
dürfe, an Abtreibungen mitzuwirken, um dann<br />
aber gleich hinzuzufügen, dass es „in der Praxis“ einen<br />
„Druck“ gebe, „sich nicht zu verweigern“.<br />
Ärzte, Hebammen und medizinisches Personal<br />
erhalten vielerorts keine Anstellung, wenn<br />
sie nicht bereit sind, bei Abtreibungen mitzumachen,<br />
oder sie müssen kündigen. Insbesondere für<br />
Hebammen ist es heute fast unmöglich, zumindest indirekt<br />
nicht bei Abtreibungen mitzuwirken. Das gilt für<br />
die Schweiz ebenso wie für Österreich und Deutschland.<br />
So besteht zwar ein grundsätzliches Recht zur<br />
Gewissensverweigerung, aber, so die Deutsche Gesellschaft<br />
für Gynäkologie und Geburtshilfe: „Nach<br />
Vollzug des SSA [Schwangerschaftsabbruchs] dürfen<br />
Maßnahmen der reinen Nachsorge nicht verweigert<br />
<strong>wer</strong>den; es <strong>darf</strong> z. B. die Nachtschwester nicht die anschließende<br />
Pflege und Betreuung der Patientin ablehnen.“<br />
2 „Es besteht für den einzelnen Arzt grundsätzlich<br />
das Recht, einen Schwangerschaftsabbruch nach<br />
Pränataldiagnostik im Sinne der Freistellungsklausel<br />
zu verweigern. Für Hebammen greift in diesem Fall<br />
aber das HebG § 4 Abs. 2, wonach die Betreuung von<br />
Beginn der Wehen an durch eine Hebamme zu gewährleisten<br />
ist, womit sie sich nur schlecht dieser Tätigkeit<br />
entziehen kann.” 3 Damit ist eine Verweigerung<br />
der Betreuung und Begleitung einer Frau, die eine<br />
Spätabtreibung vornehmen lässt, also nicht möglich,<br />
lediglich die „aktive” Handlung (beispielsweise die<br />
Verabreichung eines wehenauslösenden Mittels) kann<br />
aus Gewissensgründen verweigert <strong>wer</strong>den.<br />
Vier Hebammen aus Sachsen – Kirsten Zeil, Tamar<br />
Küchler, Aline Queck und Andrea Käppler –, kündigten<br />
ihre festen Arbeitsstellen in der Chemnitzer Frauenklinik,<br />
weil sie als Hebammen nicht oder nicht mehr<br />
an Spätabtreibungen mitwirken wollten. Ihre mutige<br />
Entscheidung begründeten sie damit, dies vor Gott<br />
und ihrem Gewissen nicht verantworten zu können. 4<br />
Dabei fanden diese Frauen ihren jeweils eigenen<br />
Weg zu dieser Entscheidung. Während es beispielsweise<br />
für Kirsten Zeil sofort klar war, dass sie nicht<br />
bleiben würde, als bekannt wurde, dass auch im<br />
Kreißsaal Spätabtreibungen stattfinden sollten, redete<br />
sich Tamar Küchler zunächst noch ein, dass „ich<br />
doch auch etwas Gutes dabei tue. Denn schließlich<br />
begleite ich die Frauen in dieser schwierigen Situ-<br />
ation und unterstütze sie in den Wehen.” Bis dann<br />
einmal ein spätabgetriebenes Kind lebend zur Welt<br />
kam. Die gängige Praxis in diesen Fällen ist, solche<br />
Babys einfach in eine Plastikschüssel zu legen, zuzudecken<br />
und unversorgt sterben zu lassen. Doch Tamar<br />
Küchler wollte das Baby nicht alleinlassen: „Ich<br />
habe es in meinen Händen gehalten, mit ihm gebetet<br />
und geweint, bis es sich nicht mehr bewegt hat.”<br />
Am folgenden Sonntag traf im Gottesdienst ein Ausspruch<br />
aus der Bibel sie <strong>ins</strong> Herz und nun war es für<br />
Tamar Küchler klar, dass sie nicht länger an Spätabtreibungen<br />
mitwirken konnte und folglich kündigen<br />
<strong>muss</strong>te – und das, obwohl sie als alleinerziehende<br />
Mutter für zwei Söhne zu sorgen hatte und den Kredit<br />
für ein Haus abzahlen <strong>muss</strong>te.<br />
Ihre Weigerung, sich an Abtreibungen zu beteiligen,<br />
löste teilweise heftiges Unverständnis und „wütende<br />
Ablehnung“ aus, so die vier Hebammen, die<br />
einen eindringlichen Appell an ihre Kolleginnen richten,<br />
dem sie die weisen Worte Salomons „<strong>Wer</strong> dem<br />
Geringen Gewalt tut, lästert dessen Schöpfer“ voranstellen<br />
[Sprüche 14,31]:<br />
„Gibt es einen geringeren und schutzbedürftigeren<br />
Menschen als ein ungeborenes Kind? Mache<br />
ich mich nicht schuldig, wenn ich als Hebamme<br />
oder Hebammenschülerin die Vorbereitungen für<br />
die Abtreibungen treffe? Die Frau während der Wehen<br />
begleite, die das Kind ersticken? Die Frau beim<br />
Pressen so anleite, dass das Kind möglichst noch im<br />
Mutterleib stirbt? Was ist, wenn sich das Kind nach<br />
der Geburt noch bewegt? Wenn die Hebamme es<br />
dann in eine Plastikschüssel legt, zudeckt, in den Abstellraum<br />
stellt und rausgeht? Tut sie dem Geringen<br />
damit keine Gewalt an?“ 5<br />
Vom Zwang, in<br />
der stressigen Kliniksituation<br />
trotz<br />
klar geäußerter<br />
Gewissensverweigerung<br />
an Abtreibungen<br />
mitzuwirken,<br />
berichtete<br />
Rebecca Sutter,<br />
Hebamme in einer<br />
Schweizer Uniklinik,<br />
in einem Interview:<br />
„Ich habe<br />
in der Ausbildung<br />
„Ich habe es in<br />
meinen Händen<br />
gehalten, mit ihm<br />
gebetet und geweint,<br />
bis es sich<br />
nicht mehr<br />
bewegt hat.”<br />
Foto: anonym im facebook<br />
Z für Zukunft<br />
31
Weigerungsrecht<br />
Foto: © Daniel Rennen<br />
In zwei Stress-<br />
Situationen sah<br />
ich mich trotzdem<br />
gezwungen, Frauen<br />
Medikamente<br />
für ihre Abtreibung<br />
zu geben.<br />
Das hat mich sehr<br />
belastet.<br />
und auch an meinen Arbeitsplätzen meine persönliche<br />
Haltung stets deutlich ausgedrückt. Aber in zwei<br />
Stress-Situationen sah ich mich trotzdem gezwungen,<br />
den Frauen Medikamente für ihre Abtreibung<br />
zu geben. Das hat mich sehr belastet.” 6<br />
Bereits 1994 erregte der Fall der Schweizer Hebamme<br />
Myriam Häfliger 7 Aufsehen. Von der Gebärsaal-Leitung<br />
vor die Entscheidung gestellt: „<strong>Wer</strong> bei<br />
Abtreibungen nicht mitmacht, <strong>muss</strong> gehen”, reichte<br />
sie geme<strong>ins</strong>am mit sechs weiteren Kolleginnen die<br />
Kündigung ein.<br />
Doch nicht nur im deutschen Sprachraum wird<br />
das Recht auf Gewissensverweigerung untergraben:<br />
Zwei schottische Hebammen verklagten Anfang des<br />
Jahres ihr Krankenhaus, weil es sie nicht länger von<br />
einer Beteiligung bei Abtreibungen freistellen wollte.<br />
Die Klage der Hebammen wurde abgewiesen mit der<br />
Begründung, dass mit dem Zwang, andere Mitarbeiter<br />
bei der Durchführung von Abtreibungen zu überwachen,<br />
keine „direkte Beteiligung” vorliege.<br />
Wie gefährdet die in der Praxis zwar ausgehöhlte,<br />
aber gesetzlich existierende Gewissensfreiheit<br />
tatsächlich ist, zeigt ein Blick auf eine Debatte im<br />
Dieses <strong>Wer</strong>te-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />
Wenn Sie die Vermittlung dieser Inhalte unterstützens<strong>wer</strong>t halten,<br />
sind wir über Spenden sehr dankbar. Zukunft Europa e.V.<br />
Konto-Nr. 490 155 68, BLZ 610 50000, KSK GP.<br />
SWIFT: GOPS DE 6G IBAN: DE26 6105 0000 0049 0155 68<br />
Europarat im Oktober 2010. Damals kam ein Resolutionsentwurf<br />
von Abtreibungsbefürwortern zur Abstimmung,<br />
der die Gewissensfreiheit stark beschneiden<br />
wollte. Dieser McCafferty-Bericht forderte beispielsweise<br />
eine Liste, auf der Ärzte, die keine Abtreibungen<br />
vornehmen wollen, vom Staat erfasst würden,<br />
sowie die Schaffung eigener Besch<strong>wer</strong>destellen. Nur<br />
mit einer knappen Mehrheit der Stimmen wurde dieser<br />
Angriff auf die Gewissensfreiheit abgewehrt und<br />
das – theoretische – Recht der Ärzte bekräftigt, aus<br />
Gewissensgründen Abtreibungen abzulehnen.<br />
Sonja Dengler, Familientherapeutin, 1. Vorsitzende von Tiqua e.V.,<br />
seit vier Jahrzehnten im <strong>Leben</strong>sschutz aktiv. www.tiqua.org<br />
1 „Ärzte, Hebammen & Co.: Mitwirken bei Abtreibungen obligatorisch?<br />
Die Gewissensfreiheit wird verletzt”, www.mamma.ch,<br />
22.11.2010<br />
2 Deutsche Gesellschaft für Gynäologie und Geburtshilfe e.V.: Zur<br />
Ausübung des Rechts, die Mitwirkung an einem Schwangerschaftsabbruch<br />
zu verweigern (§ 12 SchKG). Leitlinien, Empfehlungen,<br />
Stellungnahmen. Stand August 2010<br />
3 „Schwangerenvorsorge durch Hebammen.” Hg. v. Deutscher<br />
Hebammen Verband e.V. 2010, S. 335f<br />
4 „Tapfere Hebammen. Glaubensmut statt Abtreibung“, idea Spektrum,<br />
5.12.2007<br />
5 „Tapfere Hebammen. Glaubensmut statt Abtreibung“, idea Spektrum,<br />
5.12.2007<br />
6 „Hebamme: Seit der Fristenregelung entscheiden die Frauen vorschnell”,<br />
www.jesus.ch<br />
7 vgl. „Weil sie mutig war, durfte sie nicht mehr Hebamme<br />
sein ...“, von Markus Häfliger, Chrischona Magazin, 29.03.2002<br />
32 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Erfahrungsbericht<br />
„Ich habe mein Kind getötet!“<br />
Zu dieser dramatischen Erkenntnis kommen viele Frauen leider erst, nachdem sie abgetrieben<br />
haben. Nicht jeder kann damit selber fertig <strong>wer</strong>den. Es ist daher wichtig, Hilfe<br />
in Anspruch zu nehmen.<br />
Natalie Bayer-Metzler<br />
Foto: © Daniel Rennen<br />
Frau T. fühlte sich zu schwach, um sich dem<br />
Druck ihres Mannes zu widersetzen. Sie<br />
liebt Kinder sehr, aber der Zeitpunkt für ein<br />
weiteres Kind schien unpassend. Die plötzliche Arbeitslosigkeit<br />
ihres Mannes und finanzielle Sorgen<br />
„zwangen“ sie zur vermeintlich naheliegenden Lösung<br />
– zur Abtreibung.<br />
Hinzu kam, dass sie selber mitten in der Berufsausbildung<br />
steckte. Sie befürchtete Nachteile, wenn<br />
sie die Ausbildung unterbrechen <strong>muss</strong>te. Sch<strong>wer</strong>en<br />
Herzens entschied sich Frau T. für eine Abtreibung,<br />
was sie bereits beim Aufwachen aus der Narkose bitter<br />
bereute.<br />
Frau T. möchte mit ihrem Bericht andere Frauen<br />
warnen, die bisher nur die e<strong>ins</strong>eitigen falschen<br />
Versprechungen der Abtreibungsbefürworter gehört<br />
haben:<br />
Mitte April 2012 besuchte ich Dr. W. in seiner<br />
Praxis. Ich sagte, dass ich zwei positive Schwangerschaftstests<br />
gemacht habe und dass ich nicht weiß,<br />
ob ich das Kind haben kann.<br />
Sofort erklärte Dr. W., eine Abtreibung sei überhaupt<br />
kein Problem und zudem nur eine Sache von<br />
zwei Minuten. Er untersuchte mich – und auf Anhieb<br />
war ein kleiner Mensch zu erkennen. Meine ersten<br />
Worte waren: „Das ist aber groß.“<br />
Er vermaß das Kind und stellte fest, dass ich in<br />
der 11. Woche war. Er holte einen „Plastikschlauch“<br />
aus seinem Schubfach und erklärte mir anhand eines<br />
Schaubildes, wie die Abtreibung vorgenommen wird.<br />
Er sagte: „Dieser Schlauch ist für einen Fötus in der<br />
achten Woche, Ihrer wäre dann größer.“<br />
Er wollte mit mir gleich einen Termin vereinbaren,<br />
doch ich bat um Bedenkzeit. Dann war der Tag<br />
gekommen.<br />
Der Narkose-Arzt stach mir eine Kanüle und<br />
spritzte mir eine halbe Ampulle Morphium zur Beruhigung.<br />
Doch es beruhigte mich in ke<strong>ins</strong>ter Weise.<br />
Ich fing bitterlich an zu weinen, legte die Hand auf<br />
meinen Bauch und bat mein Kind um Verzeihung. Ich<br />
sagte ihm: „Ich liebe dich und es tut mir leid.“<br />
Alle Dämme brachen, und ich bekam einen Nervenzusammenbruch.<br />
Die Arzthelferin kam und sagte:<br />
„Das ist nichts Schlimmes, du <strong>muss</strong>t da jetzt<br />
durch, schau in die Zukunft.“ So nach dem Motto:<br />
Reiß dich zusammen.<br />
Nun wurde ich <strong>ins</strong> Behandlungszimmer gebracht<br />
und auf den Stuhl fixiert. Ich bekam das Schlafmittel<br />
Sofort<br />
erklärte mir der<br />
Arzt, eine Abtreibung<br />
sei überhaupt<br />
kein Problem<br />
– nur eine<br />
Sache von<br />
zwei Minuten<br />
Z für Zukunft<br />
33
Erfahrungsbericht<br />
Foto: © rockzoom_de-flickr<br />
Frauenrecht auf Entscheidungsfreiheit sein, wie man<br />
uns suggerieren will? Ist neben dem toten Kind nicht<br />
auch die Frau ein Opfer der Abtreibung? Müsste nicht<br />
auch sie geschützt <strong>wer</strong>den, ebenso wie das Kind?<br />
Die Mitarbeiter der verschiedenen hier im Heft<br />
genannten Organisationen bieten Menschen im<br />
Schwangerschaftskonflikt qualifizierte Beratung und<br />
konkrete Hilfe an – kostenlos und anonym.<br />
Kein Mensch ist bloßer Zufall. Jeder Mensch hat<br />
als eigenständige Person von der Zeugung an den<br />
vollen Schutz und die Achtung seines <strong>Leben</strong>s verdient.<br />
Sobald ihre Eizelle befruchtet ist, ist jede<br />
Frau bereits Mutter ihres Kindes.<br />
Natalie Bayer-Metzler arbeitet für „Platform für das <strong>Leben</strong>“<br />
in Vorarlberg. www.plattform-leben-vorarlberg.at<br />
Kein<br />
Mensch<br />
ist bloßer<br />
Zufall. Jeder<br />
hat als eigenständige<br />
Person<br />
von der Zeugung<br />
an den vollen<br />
Schutz und die<br />
Achtung seines<br />
<strong>Leben</strong>s verdient.<br />
und der Arzt sagte noch: „Jetzt schlaf gut, Jasmin.“ –<br />
Bitterlich weinend schlief ich ein.<br />
Dann wachte ich vom Geklimper des OP-Bestecks<br />
auf. Ich hörte, wie der Abtreibungsarzt zum Narkose-Arzt<br />
sagte: „Da haben wir ja dann alles gut wegbekommen,<br />
wir sollten ihr nur nicht sagen, dass wir<br />
zehn Anläufe gebraucht haben, weil das Kind nicht<br />
gehen wollte.“<br />
Mit diesem Satz dämmerte ich wieder ein. Als ich<br />
später aufwachte, war mir diese Aussage sofort wieder<br />
präsent.<br />
Ich bemerkte, dass jemand neben mir stand, und<br />
fragte sogleich, ob alles gut gelaufen sei. Erst nachdem<br />
ich die Frage vier Mal wiederholt hatte, erhielt<br />
ich ein kurzes: „Ja, alles ist gut gelaufen.“ Danach<br />
wollte ich wissen: „Ist es auf dem Müll?“<br />
Und dieser Jemand sagte: „Nein, hier ist es Gesetz,<br />
dass es <strong>ins</strong> Krankenhaus gebracht und dann<br />
sorgfältig mit anderen verbrannt wird.“<br />
Ich wurde auf meine Liege gebracht. Ich weinte<br />
und weinte. Ich fühlte mich einfach nur schlecht,<br />
und dann war da dieser Satz, der mir unendliches<br />
Leid zufügte. Hinzu kam, dass die Wände sehr hellhörig<br />
waren und ich ständig den Sauger hörte, mit<br />
dem das nächste Kind abgesaugt wurde.<br />
Wie geht es den vielen Frauen in unserem Land,<br />
die diesen Irrweg ebenfalls gewählt haben? Soll das,<br />
was Frau T. hier beschreibt, das viel propagierte<br />
Ungeplant<br />
schwanger?<br />
Beratung und Hilfe<br />
für Schwangere<br />
0180-36 999 63 www.vita-l.de<br />
0180-36 999 63<br />
9 Cent/Minute<br />
Mobil bis 42 Cent/Minute<br />
www.vita-l.de<br />
TAG und<br />
N A C H T<br />
34 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Erfahrungsbericht<br />
Mein Himmelskind<br />
Im Laufe meines <strong>Leben</strong>s habe ich viele falsche Entscheidungen getroffen, und die meisten<br />
davon zogen negative Folgen nach sich. Eine solche Entscheidung war, mich auf ein<br />
sexuelles Abenteuer einzulassen. Die Folgen blieben nicht aus. Ich war schwanger.<br />
Erika Wick<br />
Foto: © designpics / 123RF Stock Foto<br />
Ich wollte schon immer Kinder haben. Aber der<br />
Zeitpunkt war denkbar ungünstig: Einerseits<br />
war ich gerade dabei, mich beruflich neu zu<br />
orientieren und eine Karriere zu beginnen, andererseits<br />
wollte ich meine Beziehung zum Vater des<br />
Kindes vertiefen und ausbauen. Denn eine geme<strong>ins</strong>ame<br />
Zukunft mit diesem Mann, das konnte ich mir<br />
gut vorstellen.<br />
Aber mein Freund machte mir deutlich, dass er<br />
keine Kinder haben wollte, weder jetzt noch in Zukunft.<br />
Er stellte mich vor die Wahl: entweder er<br />
oder das Kind. Aus dieser inneren Zerreißprobe<br />
konnte ich keinen Ausweg finden. Intuitiv erfasste<br />
ich augenblicklich, dass ich zu diesem Mann keine<br />
vertrauensvolle Beziehung mehr haben könnte. Allerdings<br />
hatte ich damals nicht die Kraft zu dem konsequenten<br />
Schritt einer Trennung. So entschied ich<br />
mich gegen mein Gewissen und mein Kind, für diesen<br />
Mann.<br />
Dass ich ihm dieses Opfer brachte, schien er aber<br />
überhaupt nicht zu registrieren. Er nahm mir sogar<br />
das Versprechen ab, niemals mehr darüber zu sprechen,<br />
und ich gab es ihm bereitwillig. Ich dachte,<br />
dass ich das schon irgendwie „auf die Reihe“ bekommen<br />
würde. Innerlich war ich seitdem wie abgestellt,<br />
ich nahm meine Gefühle gar nicht mehr richtig wahr<br />
und „funktionierte“ nur noch wie ein Roboter.<br />
Als der Tag der Abtreibung kam, fühlte ich mich<br />
e<strong>ins</strong>am und verloren und hoffte auf irgendeinen Zuspruch<br />
von irgendjemandem, damit doch noch eine<br />
Wende eintreten könnte. Nach dem Eingriff war ich<br />
selbst wie tot und mein Gewissen fing an, mich anzuklagen.<br />
Ich versuchte es zu verdrängen und wieder<br />
„normalen Alltag“ zu leben, aber das gelang mir nicht<br />
wirklich. Nichts war mehr, so wie es früher war.<br />
Bald verspürte ich in mir den starken Wunsch<br />
nach einer erneuten Schwangerschaft, die sich nach<br />
etwa zwei Jahren auch e<strong>ins</strong>tellte. Dieses Mal war ich<br />
Mein Freund<br />
stellte mich<br />
vor die Wahl:<br />
entweder er<br />
oder das Kind.<br />
Z für Zukunft<br />
35
Erfahrungsbericht<br />
Von meinem Ehemann fühlte ich mich im Stich<br />
gelassen. Unsere Ehe war nur noch ein Trümmerhaufen,<br />
aus dem ich ausbrechen wollte, aber dazu<br />
fehlte mir die Kraft.<br />
Foto: © Monika Wick<br />
Weil Monika Wick das<br />
selbst durchgemacht hat,<br />
kann sie heute betroffenen<br />
Menschen helfen.<br />
Im Stillen<br />
verurteilte<br />
ich mich und<br />
dachte, dies<br />
sei eben die<br />
verdiente<br />
Strafe dafür<br />
aber entschlossen, nicht abtreiben zu lassen, und ich<br />
wollte meine Entscheidung auch bis zur letzten Konsequenz<br />
verfechten. Unterschwellig nahm ich in mir<br />
auch eine gewisse Aggression gegen den Vater meines<br />
zweiten Kindes wahr.<br />
Dennoch heirateten wir und ich brachte zunächst<br />
eine Tochter zur Welt. Zwei Jahre später bekam ich<br />
noch einen Sohn. Beide Schwangerschaften waren<br />
sehr anstrengend. Bis kurz vor der Geburt hatte ich<br />
mit starker Übelkeit zu kämpfen. Im Stillen verurteilte<br />
ich mich wegen der Abtreibung und dachte, dies<br />
sei eben die Strafe dafür. Warum sollte ich jetzt die<br />
Schwangerschaften genießen dürfen? Nach der Geburt<br />
meines Sohnes bekam ich dazu noch eine nicht<br />
erkannte und folglich nicht behandelte Wochenbett-<br />
Depression. Immer häufiger litt ich unter Depressionen<br />
bis hin zu Todeswünschen.<br />
Während der Stillzeit beider Kinder konnte ich<br />
fast keinen Augenkontakt zu meinen Kleinen aufnehmen;<br />
in den Augen meiner Kinder sah ich immer<br />
die Augen meines getöteten Babys, die mich anstarrten.<br />
So war eine gute Beziehung zu meinen Kindern<br />
schon von Anfang an getrübt. Dazu kamen meine<br />
weiteren Schwierigkeiten – bald war ich völlig überfordert.<br />
Ich lud immer mehr Schuldgefühle auf mich<br />
und versank in Depressionen. Aus dieser Spirale sah<br />
ich keinen Ausweg mehr. Irgendwann wollte ich nur<br />
noch sterben, um aus diesem Schreckensdasein erlöst<br />
zu <strong>wer</strong>den.<br />
Sechs Jahre nach der Abtreibung kam eine erstaunliche<br />
Wende.<br />
Es klingt absurd, aber ich hatte eine persönliche Begegnung<br />
mit Gott. Dabei hatte ich gar nicht nach<br />
Gott gesucht, er war einfach plötzlich da. Er saß –<br />
wie in einer Art Vision – in meiner Küche im Schaukelstuhl<br />
und schaute mich einfach nur an. – Sein<br />
Blick war aber so durchdringend liebevoll, warmherzig<br />
und voller Güte, dass ich nur noch in Tränen ausbrach<br />
und weinte. Diese Lichtgestalt in meiner Düsternis<br />
– ich dachte: Das <strong>muss</strong> Jesus sein. Zugleich<br />
hatte ich die tiefe Gewissheit, dass es Vater-Gott<br />
war. Ich saß, bildlich gesehen, auf seinem Schoß und<br />
weinte meine ganze Last an seiner Schulter aus. Mit<br />
unumstößlicher Gewissheit wusste ich damals, dass<br />
nun alles gut wird und ich fühlte, wie mein ganzer<br />
Körper, meine Seele, einfach alles in mir sich füllte<br />
– mit Hoffnung, Zuversicht, Freude und Kraft.<br />
Gott hatte mir vergeben und er hatte mir sogar<br />
eine Zukunft eröffnet. Schritt für Schritt führte er<br />
mich über einen längeren Zeitraum hinweg zu innerer<br />
Heilung und Wiederherstellung. In dieser Zeit<br />
lernte ich besonders die große Vaterliebe Gottes für<br />
mich kennen, dann erfuhr ich noch mehr Vergebung,<br />
erkannte meinen Teil der Verantwortung und wurde<br />
in die Lage versetzt, anderen Beteiligten und auch<br />
mir selbst zu vergeben. Dabei löste ich mich auch<br />
von dem Schweige-Versprechen.<br />
In einem weiteren Schritt erlebte ich, wie Jesus –<br />
mit meinem Kind auf dem Arm – auf mich zukam und<br />
ich erkannte, dass es ein Mädchen war. Ich gab ihr<br />
den Namen Maria-Anna und bat auch sie um Vergebung.<br />
Nach einer Zeit der inneren Zwiesprache mit<br />
Maria-Anna gab ich sie zurück in Jesu Arme und<br />
wusste, dass ich nun auch mit meinem Kind versöhnt<br />
bin. Eines Tages <strong>wer</strong>den wir uns im Himmel wiedersehen.<br />
Erika Wick, Mutter von drei Kindern, hat die Initiative „Endlich<br />
Wieder <strong>Leben</strong>!“ gegründet und macht den Aufarbeitungskurs<br />
nach einer Abtreibung „SaveOne“ verfügbar, in dem sie einen hervorragenden<br />
Weg sieht, das selbst Erfahrene Betroffenen als Hilfe<br />
zu eröffnen. www.saveoneeurope.org<br />
36 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Deutschland<br />
TCLG–Treffen Christlicher<br />
<strong>Leben</strong>srecht-Gruppen e.V.<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
10119 Berlin Å 030–521 399 39<br />
www.tclrg.de<br />
Kaleb e. V.–Kooperative Arbeit<br />
<strong>Leben</strong> Ehrfürchtig Bewahren<br />
Bundesgeschäftstelle<br />
10119 Berlin Å 030–440 588 66<br />
www.kaleb.de<br />
Rückenwind e.V.<br />
18021 Rostock Å 0160–93 230 488<br />
www.rueckenwind-mv.de<br />
Hilfe für Schwangere in Norddeutschland<br />
e.V.<br />
22959 Linau Å 04154–75 275<br />
www.schwangerenhilfe-nord.de<br />
Hilfe für Schwangere e.V.<br />
29221 Celle Å 05141–21 71 41<br />
www.hfscelle.de<br />
Hoffnung e.V.<br />
29525 Uelzen<br />
Å 0581–973 6557 od. –75 817<br />
www.hoffnung-uelzen.de<br />
Rachels Weinberg Heilsame<br />
Hoffnung nach Abtreibung<br />
31134 Hildesheim<br />
Å 05121–133 761<br />
www.rachelsweinberg.de<br />
Weißes Kreuz e.V. Bundesz.<br />
Sexualethik und Seelsorge<br />
34292 Ahnatal bei Kassel<br />
Å 05609–83 99-0<br />
www.weisses-kreuz.de<br />
Arbeitsgem. Christlicher <strong>Leben</strong>shilfen<br />
(ACL) Geschäftsstelle<br />
34590 Wabern-Falkenberg<br />
Å 05683–99 80-0<br />
www.acl-deutschland.de<br />
help center e.V.<br />
35232 Dautphetal-Buchenau<br />
Å 06466–911 314; –911 200-0<br />
www.help-center-ev.de<br />
Kontakt zu Hilfe<br />
Wo Sie Hilfe finden<br />
Im Konflikt? Hier sind Adressen von Leuten, die Ihnen gerne helfen. Manche tun das bundesweit,<br />
andere beschränken sich auf ihre Stadt. Und Sie können sicher sein: Es gibt noch<br />
viel mehr! Bei den Bundesgeschäftsstellen einzelner Träger erfahren Sie mehr über das<br />
jeweilige bundesweite Angebot, möglicherweise finden Sie sogar einen Ansprechpartner<br />
ganz in Ihrer Nähe.<br />
Eine ausführliche Liste von Beratungsstellen und Mutter-Kind-Einrichtungen finden Sie<br />
unter www.hilfreiche-adressen.de – oder fordern Sie diese bei der Geschäftsstelle des Treffens<br />
Christlicher <strong>Leben</strong>srecht-Gruppen (TCLG) in Berlin an.<br />
Die Kontakte sind nach Postleitzahlen sortiert.<br />
vitaL–Es gibt Alternativen<br />
Bundesweite Notrufnummer<br />
Å 0180 36 999 63<br />
(9 cent/min, rund um die Uhr)<br />
57413 Finnentrop-Weuspert<br />
Å 02724–94 99 66 • www.vita-l.de<br />
Schwangerenfonds<br />
„Kultur des <strong>Leben</strong>s”<br />
59872 Meschede Å 0291–2261<br />
www.schwangerenfonds.de<br />
Träger: Stiftung Ja zum <strong>Leben</strong><br />
Lichtzeichen e.V.<br />
Hilfe für schwangere Frauen<br />
56179 Vallendar<br />
Å 0261–98 30 330 oder–963 41 74<br />
www.lichtzeichen.org<br />
Heartbeat Crisis Pregnancy<br />
Center e.V.<br />
66877 Ramstein-Miesenbach<br />
Å 06371–406 136 oder<br />
Å 0174–40 38 900<br />
Träger: Heartbeat International<br />
Å 06340–8904<br />
Die Birke e.V.<br />
69121 Heidelberg<br />
Å 06221–60 670<br />
www.diebirke.org<br />
Tiqua e.V.<br />
69151 Neckargemünd<br />
Å 06223–990 245<br />
http://www.tiqua.org<br />
SCHWANGERENhilfe - Hall e.V.<br />
74545 Schw. Hall-Michelfeld<br />
Å 0791–95 41 03 67<br />
www.schwangerenhilfe-hall.de<br />
Rahel e.V.<br />
Erfahrungen nach Abtreibung<br />
75056 Sulzfeld/Baden<br />
Å 07269–324 01 08<br />
www.rahel-ev.de<br />
Beratungsstelle Aus-WEG?!<br />
75172 Pforzheim<br />
Å 07231–424 6000,<br />
Å 0152–29 29 00 82<br />
www.ausweg-pforzheim.de<br />
Family Life Mission e.V.<br />
77679 Kehl Å 07851–48 30 45<br />
<strong>Leben</strong>szentrum München<br />
80339 München<br />
Å 089–51 99 98 51<br />
www.kostbare-kinder.de<br />
European Pro-Life Doctors<br />
(EPLD) Deutsche Sektion<br />
82008 Unterhaching<br />
Å 089–61 50 17 17<br />
www.epld.de<br />
Aktion <strong>Leben</strong>srecht für Alle –<br />
ALfA e.V. Bundesgeschäftsstelle<br />
86152 Augsburg<br />
Å 0821–51 20 31 • www.alfa-ev.de<br />
Österreich<br />
<strong>Leben</strong>szentrum Wien<br />
Hilfsstelle für Schwangere in Not<br />
A-1010 Wien<br />
Å 0043–1–513 75 79 • www.hli.at<br />
Österreichische <strong>Leben</strong>sbewegung<br />
Geborene für Ungeborene<br />
A-1030 Wien<br />
Å 0043–1–408 6288<br />
www.lebensbewegung.at<br />
Jugend für das <strong>Leben</strong><br />
A-4020 Linz<br />
Å 0043–664–34 20 804<br />
www.jugendfuerdasleben.at<br />
Schweiz<br />
Prenat<br />
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Z für Zukunft 37
Medizin & <strong>Leben</strong>srecht<br />
Fehldiagnose Hirntod?<br />
Mit Inkrafttreten des Transplantationsgesetzes bekam der nicht rechtsfähige Verein<br />
Bundesärztekammer (BÄK) das Deutungsmonopol zur Feststellung des Todes. Als Tod<br />
des Menschen wird der sogenannte „Hirntod“ angenommen, obwohl es dafür keine wissenschaftliche<br />
Begründung gibt.<br />
Richard Fuchs<br />
Wie lange<br />
ist ein Sterbender<br />
noch am<br />
<strong>Leben</strong> und wann<br />
ist er wirklich<br />
tot? Kann ein<br />
Gesetz, kann der<br />
Gesetzgeber das<br />
festlegen?<br />
Foto © Montage Agentur PJI UG<br />
Seit 1997 ist in Deutschland das Transplantationsgesetz<br />
in Kraft. Damit verlieh der Gesetzgeber<br />
das Deutungsmonopol zur Feststellung<br />
des Todes der Bundesärztekammer (BÄK) – einem<br />
nicht rechtsfähigen Verein. Doch nicht erst seit dieser<br />
Zeit gilt der sogenannte „Hirntod“ als Tod des<br />
Menschen, obwohl es dafür keine wissenschaftliche<br />
Begründung gibt. Es gab noch nie eine.<br />
Wenn nun ein als hirntot diagnostizierter Patient<br />
durch die Organentnahme tatsächlich den Tod findet,<br />
handelt es sich dabei um einen fremdnützigen<br />
Eingriff an einem sterbenden Menschen. Das ist eine<br />
Verletzung seiner Menschenwürde und seines Rechts<br />
auf <strong>Leben</strong> und körperliche Unversehrtheit. Wie lange<br />
ist ein Sterbender noch am <strong>Leben</strong> und wann ist er<br />
wirklich tot? Kann ein Gesetz, kann der Gesetzgeber<br />
das festlegen? So einfach geht das nicht. Deshalb ori-<br />
Dieses <strong>Wer</strong>te-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />
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entiert sich die Justiz an den Richtlinien der BÄK. Diese<br />
wurde somit für die Justiz zum Meinungsmacher.<br />
Und die Rechtslehre hat nicht lange gezögert, sondern<br />
zügig und naiv übernommen, was ihr die BÄK<br />
nahelegt. In Kommentaren zum Strafgesetzbuch heißt<br />
es bereits 1970: „Da das StGB über den Zeitpunkt des<br />
Todes keinerlei Anhaltspunkte gibt, sind <strong>ins</strong>oweit medizinische<br />
Anschauungen zu übertragen …“ Beim „gegenwärtigen<br />
Stand der Medizin“ sei deshalb mit der<br />
„überwiegenden Meinung“ die bisherige Definition<br />
des Todeszeitpunkts aufzugeben. Als Eintritt des Todes<br />
gilt bisher die „totale Zerstörung des Gehirns. Die<br />
zunehmende Bedeutung des Problems erzwingt praktikable<br />
und (...) nachvollziehbare Entscheidungen.“ 1<br />
Auch wenn es um die Richtlinien für die Hirntoddiagnose<br />
geht, liegt die Kompetenz bei der BÄK.<br />
Sie legt explizit fest: „Der Hirntod kann in jeder<br />
Intensivstation auch ohne ergänzende apparative<br />
Diagnostik festgestellt <strong>wer</strong>den.“ 2 Das<br />
38 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Medizin & <strong>Leben</strong>srecht<br />
schließt Fehldiagnosen nicht aus. Eine Hirntoddiagnose<br />
wird ausschließlich bei noch lebenden<br />
Menschen gestellt; in rund 90 Prozent aller Fälle<br />
geschieht das unter Verzicht auf eine persönliche<br />
und rechtswirksame Einwilligung. Sobald die Einwilligung<br />
der Angehörigen in eine Organentnahme<br />
vorliegt, <strong>wer</strong>den Fakten geschaffen, die eine retrospektive<br />
Ermittlung im Falle einer Fehldiagnose<br />
schlechterdings unmöglich machen. Denn nach<br />
einer Organentnahme ist ein Patient definitiv und<br />
unumkehrbar tot.<br />
Der Neurologe Dr. Alan Shewmon von der Universität<br />
Los Angeles hat nachgewiesen, dass 175<br />
als hirntot diagnostizierte Patienten ihren Hirntod<br />
einige Zeit überlebt haben, in einem Fall sogar um<br />
14 Jahre. 3 Im Jahr 2008 konnten Radiologen der<br />
Newark Medical School New Jersey in einer weiteren<br />
Studie nachweisen, dass elf Prozent der Hirntoddiagnosen<br />
in den letzten vier Jahren falsch waren.<br />
In meinem ersten Buch zur Transplantationsmedizin<br />
(„Tod bei Be<strong>darf</strong>”) beschrieb ich 1996 eine dieser<br />
Fehldiagnosen. Der Niederländer Jan Kerkhoffs<br />
schrieb an den Gesundheitsausschuss des Deutschen<br />
Bundestages: „Am 18. August 1992 wurde ich,<br />
Jan Kerkhoffs, für hirntot erklärt.” Dann folgt eine<br />
längere Beschreibung einer komplizierten Operation<br />
mit der Folge, dass Kerkhoffs <strong>ins</strong> Koma fiel. Noch am<br />
selben Tag wurde seiner Ehefrau von dem Neurochirurgen<br />
mitgeteilt, ihr Mann sei hirntot. Im Einvernehmen<br />
mit ihrer Tochter lehnte sie eine Organentnahme<br />
entschieden ab. Kerkhoffs weiter: „Entgegen<br />
allen Erwartungen starb ich nicht, sondern erwachte<br />
am Samstag, dem 22. August, aus dem Koma. Meine<br />
Verwandten sind fest davon überzeugt, dass ich jetzt<br />
nicht mehr am <strong>Leben</strong> wäre, wenn meine Frau einer<br />
Organexplantation zugestimmt hätte. Ein schrecklicher<br />
Gedanke. Nach einer sehr intensiven Rehabilitation<br />
bin ich heute wie neugeboren und freue mich<br />
auf jeden neuen Tag.”<br />
Foto © Uni-Klinikum Erlangen<br />
Bemerkens<strong>wer</strong>t an diesem Fall ist außerdem,<br />
dass Kerkhoffs im Koma keineswegs „bewusstlos”<br />
war. Immerhin war er anschließend imstande, seine<br />
Erlebnisse in einem Buch zusammenzufassen. Seine<br />
Betreuer, die er zuvor nie gesehen hatte, konnte er<br />
später genau identifizieren. Dass ein Hirntoter noch<br />
ein Bewusstsein haben kann, das bestreiten Transplantationsmediziner<br />
aber vehement. 4<br />
Nun wird in den USA darüber diskutiert, ob man<br />
sich von der lange praktizierten Sprachregelung verabschieden<br />
soll, dass Organe nur Toten entnommen<br />
<strong>wer</strong>den. Die Alternative wäre, die Organentnahme<br />
als „legitimes Töten“ zu legalisieren („justified killing“).<br />
Der renommierte Professor für Anästhesiologie<br />
und medizinische Ethik Robert D. Truog und der<br />
Professor für Bioethik Franklin G. Miller schrieben<br />
2008: „Die Begründung dafür, warum diese Patienten<br />
[Hirntote] für tot gehalten <strong>wer</strong>den sollen, war<br />
nie völlig überzeugend.“ 5 In einem weiteren Beitrag<br />
fragen Truog und Miller, wie es ethisch begründet<br />
<strong>wer</strong>den könne, „Organe von hirntoten Patienten zu<br />
entnehmen, wenn sie nicht wirklich tot sind.” 6 Sie<br />
entbinden die Explantation vom Tötungsverbot und<br />
erklären: Es sei nicht ganz falsch, im Zusammenhang<br />
mit der Organgewinnung von einem „justified<br />
killing”, einem „legitimen Töten“ zu sprechen. Nur:<br />
Diese Rhetorik würde die Transplantationsmedizin<br />
zwar kompromittieren, in Misskredit bringen. Die<br />
„Tote-Spender-Regel“ könne dafür aber fallengelassen<br />
<strong>wer</strong>den, ohne dass Transplantationsmediziner<br />
sich eines Verbrechens schuldig machten. 7<br />
Die Änderung der Sprachregelung in Bezug<br />
auf die Organentnahme ist im Zusammenhang mit<br />
der Erklärung des President‘s Council of Bioethics<br />
(PCBE) 2008 zu sehen. 8 Dieses Papier gesteht ein:<br />
Der anhaltende Dissens über das Kriterium des Hirntods<br />
sowie neue empirische Ergebnisse zur integrierten<br />
Funktion des Körpers von Hirntoten fordere eine<br />
erneute Debatte über den Hirntod. Der Rat räumt<br />
Der steigende Be<strong>darf</strong><br />
an Organen erhöht den<br />
Druck, Spender zu finden.<br />
Läuft es darauf<br />
<strong>hinaus</strong>, für die<br />
Gewinnung von<br />
Organen von<br />
„justified killing”,<br />
einem<br />
„legitimen<br />
Töten“ zu<br />
sprechen?<br />
Z für Zukunft<br />
39
Medizin & <strong>Leben</strong>srecht<br />
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3. Auflage 2009.<br />
ein, dass das integrierte Funktionieren des Körpers<br />
nicht unbedingt gleich nach Eintritt des Hirntods endet.<br />
9 Die Behauptung, kurz nach dem Hirntod trete<br />
unweigerlich der Tod ein, <strong>wer</strong>de kaum überprüft und<br />
sei sogar eine selbsterfüllende Prophezeiung. Denn<br />
Hirntote würden entweder zu Organspendern, oder<br />
ihre künstliche Beatmung <strong>wer</strong>de eingestellt. Folglich<br />
hat man sich bei dem 1968 in den USA eingeführten<br />
Hirntod-Konzept geirrt. Das bestätigte auch eine<br />
weitere US-Instanz. 2010 sprach die American<br />
Academie of Neurology dem Hirntod-Konzept<br />
die naturwissenschaftliche Begründung ab.<br />
<strong>Wer</strong> nun meint, diese Erkenntnisse hätten deutsche<br />
Politiker oder die Mitglieder des Deutschen Ethikrates<br />
zum Nachdenken gebracht, sieht sich getäuscht.<br />
Christian Morgenstern (1871 – 1914) beschreibt dieses<br />
Verhalten so: „Weil, so schließt er messerscharf,<br />
nicht sein kann, was nicht sein <strong>darf</strong>.“<br />
1 Vgl. Schönke/Schröder, StGB, Kommentar, 15. Aufl. 1970.<br />
2 Bundesärztekammer, Richtlinien zur Feststellung des Hirntodes,<br />
in: Deutsches Ärzteblatt, 95 (1998), S. A-1861.<br />
3 Vgl. D. Alan Shewmon, Chronic ‘brain death’, in: Neurology 51<br />
(1998) 6, S. 1538–1545.<br />
4 Sehr lesens<strong>wer</strong>t in diesem Zusammenhang: Pim van Lommel:<br />
Endloses Bewusstsein.<br />
5 Robert D. Truog/Franklin G. Miller: The Dead Donor Rule<br />
and Organ Transplantation, in: The New England Journal of<br />
Medicine, 359 (2007), S. 674. Zitiert nach: Anna Bergmann:<br />
Organspende – tödliches Dilemma oder ethische Pflicht? In: APuZ<br />
20–21/2011, 16.05.2011, S. 13.<br />
6 Diss., Rethinking the Ethics of Vital Organ Donations, in: Hastings<br />
Center Report, 38 (2008) 6, S. 41. Zitiert nach: Anna Bergmann:<br />
Organspende – tödliches Dilemma oder ethische Pflicht? In: APuZ<br />
20–21/2011, 16.05.2011, S. 13.<br />
7 Vgl. Hastings Center Report, 38 (2008) 6, S. 42.<br />
8 President‘s Council of Bioethics, Controversies in the<br />
determination of death. A White Paper, Washington, D.C. 2008.<br />
9 Ebd., vgl. auch: Dr. phil. Sabine Müller: Wie tot sind Hirntote? Alte<br />
Frage – neue Antworten, in: APuZ 20–21/2011, 16.05.2011, S. 7.<br />
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40 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Medizin & <strong>Leben</strong>srecht<br />
„Es war die Hölle“<br />
Pränatal-Diagnostik auf dem Prüfstand<br />
In Deutschland wird zurzeit ein neuer Bluttest diskutiert, der in der Pränatal-Diagnostik<br />
(PND) zur Anwendung kommen soll. Kinder mit Down-Syndrom <strong>wer</strong>den bereits im<br />
Mutterleib aufgespürt.<br />
Gerlinde Rainer<br />
Foto: © flickr/wbk<br />
Ein<br />
weiterer<br />
Schritt zur<br />
„Rasterfahndung“<br />
nach<br />
Menschen mit<br />
Behinderung<br />
Waren bis jetzt zur Feststellung von Trisomie<br />
21 noch invasive Diagnostik-<br />
Methoden erforderlich, verspricht dieser<br />
neue Test mittels einfacher Blutentnahme eine „risikofreie“<br />
und „frühzeitige“ Erkennung. Die fatalen<br />
Konsequenzen sind unsch<strong>wer</strong> abzusehen:<br />
Der ohnehin schon enorme gesellschaftliche<br />
Druck auf Schwangere wächst, von den Möglichkeiten<br />
der vorgeburtlichen Diagnostik vollständig<br />
und uneingeschränkt Gebrauch zu machen. Natürlich<br />
steht dahinter die unausgesprochene Erwartung,<br />
im Falle einer angenommenen oder tatsächlichen<br />
Behinderung das Kind abzutreiben. Der Druck<br />
nimmt also zu.<br />
Der Arzt meinte, wenn er das [die Fruchtwasseruntersuchung]<br />
jetzt macht, müsste ich im Fall eines Falles,<br />
also wenn das Kind Trisomie 21 hätte, auch die Konsequenz<br />
ziehen und die Schwangerschaft abbrechen.<br />
Die einzig „sichere“ Methode, um Trisomie 21 zu<br />
diagnostizieren, war bisher die Fruchtwasseruntersuchung<br />
(Amniozentese), die etwa jeder zehnten Geburt<br />
vorausgeht und die in einem von 100 Fällen zu<br />
einer Fehlgeburt führt.<br />
Ich bin total verzweifelt. Habe in der 16. Schwangerschaftswoche,<br />
zwei Tage nach einer Fruchtwasseruntersuchung,<br />
mein Baby verloren. Uns wurde<br />
gesagt, die Gefahr, ein behindertes Kind zu bekommen,<br />
sei größer als die Gefahr einer Fehlgeburt.<br />
Bereits jetzt <strong>wer</strong>den 95 Prozent aller Kinder, bei<br />
denen vorgeburtlich ein Down-Syndrom festgestellt<br />
wird, im Mutterleib getötet. Daher melden sich zu<br />
diesem neuen Bluttest zahlreiche kritische Stimmen<br />
zu Wort. Hubert Hüppe etwa, der Regierungsbeauftragte<br />
für die Belange behinderter Menschen,<br />
bezeichnete den Test als einen weiteren Schritt zur<br />
„Rasterfahndung nach Menschen mit Behinderung“.<br />
Die Einführung des neuen Bluttests offenbart in aller<br />
Schärfe eine ganz grundsätzliche Fehlentwicklung<br />
der PND: Nicht die Heilung oder Therapie<br />
eines kranken Kindes ist der Zweck. Das Ziel ist<br />
einzig und allein, von der Norm abweichende<br />
Hubert Hüppe, MdB (CDU)<br />
und Regierungsbeauftragter<br />
für die Belange behinderter<br />
Menschen<br />
Foto © Hubert Hüppe/Wikipedia<br />
Z für Zukunft<br />
41
Medizin & <strong>Leben</strong>srecht<br />
Foto: © Universität Innsbruck (MUI)<br />
Sieht man in den vielen<br />
Mikrodetails überhaupt<br />
noch den Menschen?<br />
Der gesellschaftliche<br />
Druck auf<br />
Schwangere<br />
wächst, im Falle<br />
einer Behinderung<br />
das Kind<br />
abzutreiben.<br />
Kinder aufzuspüren und zu töten. Schließlich ist<br />
das Down-Syndrom keine Krankheit oder Behinderung,<br />
die man medizinisch behandeln, mildern oder<br />
heilen könnte, sondern eine genetische Abweichung.<br />
Die Grenzen zwischen normalen Vorsorgeuntersuchungen<br />
und der Pränatal-Diagnostik sind teilweise<br />
fließend. So kann eine Ultraschalluntersuchung im<br />
Rahmen der allgemeinen Schwangerschaftsvorsorge<br />
zum E<strong>ins</strong>tieg in die PND-Spirale <strong>wer</strong>den, da schon<br />
hier zum Beispiel Hinweise auf einen Neuralrohrdefekt<br />
oder auf Trisomie 21 gefunden <strong>wer</strong>den können.<br />
Ich habe mich zu einer Fruchtwasseruntersuchung<br />
überreden lassen, weil der Arzt mir damals<br />
sagte, ich könne aufgrund des Ultraschalls froh sein,<br />
wenn „nur“ ein Down-Syndrom vorliegt. Vorher hatte<br />
ich nicht mal einen Gedanken daran verschwendet,<br />
das machen zu lassen.<br />
Ergibt sich ein positiver Befund, gerät die<br />
Schwangere in eine regelrechtes Untersuchungskarussell:<br />
Je mehr Untersuchungen durchgeführt <strong>wer</strong>den,<br />
desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, irgendwelche<br />
(unbedeutenden) Abweichungen zu finden,<br />
die dann weitere Untersuchungen zur Abklärung<br />
nach sich ziehen.<br />
Ich wollte eigentlich gar keinen dieser Tests machen!<br />
Meine größte Angst ist diese Ungewissheit,<br />
die ganzen Untersuchungen, und dann, wenn der erneute<br />
Ultraschall und der Bluttest den Verdacht verstärken,<br />
wird uns zu weiteren Untersuchungen geraten,<br />
Amniozentese und so weiter. All das, was ich<br />
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nie wollte! Davor habe ich solche Angst! Und natürlich<br />
<strong>wer</strong>de ich dann diese Untersuchungen machen,<br />
denn dann möchte ich natürlich doch wissen, ob das<br />
Baby gesund ist oder eben nicht.<br />
Obwohl der Arzt die Schwangere darüber aufklären<br />
<strong>muss</strong>, ob eine Untersuchung noch zur normalen<br />
Vorsorge oder bereits zur Pränatal-Diagnostik gehört,<br />
wird dies oft nicht ausreichend deutlich gemacht<br />
– zum Beispiel dann, wenn der Ersttrimestertest<br />
routinemäßig angeboten wird.<br />
Ich hab den Ersttrimestertest machen lassen,<br />
weil mein Arzt mir dazu geraten hat! Ich hab gedacht,<br />
das ist so eine Art Prävention! Sonst hätte ich<br />
das niiieee machen lassen!<br />
Diese Erfahrung einer Schwangeren wird durch<br />
Untersuchungen über die Informationspraxis der Ärzteschaft<br />
beim Ersttrimestertest bestätigt. Die Untersuchungen<br />
belegen, dass Schwangere nur unzureichend<br />
über Möglichkeiten und Grenzen informiert <strong>wer</strong>den.<br />
So wurde ein Großteil der befragten Frauen erst nach<br />
der Durchführung darüber aufgeklärt, dass der Test<br />
lediglich Wahrscheinlichkeitsaussagen ermöglicht!<br />
Mehr als ein Drittel der Frauen wusste nicht,<br />
dass der Test auch falsche negative oder falsche<br />
positive Resultate hervorbringen kann. Zudem<br />
machen die Tests meist keine Aussagen über den<br />
Sch<strong>wer</strong>egrad einer Behinderung oder Krankheit.<br />
Warum dann raten Ärzte trotzdem vermehrt zur<br />
pränatalen Diagnostik? Wird ein behindertes oder<br />
krankes Kind geboren, können die Eltern oder das<br />
Kind selbst den Arzt auf Schadensersatz verklagen<br />
(„Kind-als-Schaden“-Rechtsprechung). Somit ergibt<br />
sich ein Interessenskonflikt zwischen dem „Recht<br />
auf Nichtwissen“ der Eltern und der Pflicht der Ärzte,<br />
über einen auffälligen Befund aufzuklären. Unterlassen<br />
sie das, können sie haftbar gemacht <strong>wer</strong>den.<br />
Eine Schwangere, die sich gegen Pränatal-Diagnostik<br />
entscheidet, gerät häufig unter Rechtfertigungsdruck:<br />
„Mein Facharzt war sehr erzürnt darüber. Er sagte,<br />
ich sei verantwortungslos, wenn ich keine Fruchtwasseruntersuchung<br />
vornehmen lasse.“ „Meine Gyn<br />
meinte gestern doch tatsächlich, dass es unverantwortlich<br />
wäre, keinen Tripletest zu machen.“<br />
PND belastet beide Elternteile. PND belastet die<br />
Schwangerschaft enorm. Teilweise müssen die Eltern<br />
mehrere Wochen lang auf den Befund warten.<br />
42 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Medizin & <strong>Leben</strong>srecht<br />
Foto: © flickr/wedaka<br />
„Die Tage bis zum Ergebnis waren der Horror.“<br />
Diese Ungewissheit macht mich wirklich krank.<br />
Als ich auf die Ergebnisse gewartet habe, wusste ich<br />
nicht mehr ein noch aus … Es gibt keine Worte für<br />
diese unglaubliche Angst.<br />
Zwei Wochen <strong>muss</strong>ten wir auf das Ergebnis warten.<br />
Es war die Hölle. Wir malten uns das Schlimmste<br />
aus.<br />
Die Mutter fühlt sich „schwanger auf Probe“.<br />
Denn um sich emotional die Option einer (Spät-)Abtreibung<br />
offenzuhalten, lässt sie keine Freude über<br />
ihr Kind zu. Eine emotionale Bindung zum Ungeborenen<br />
entwickelt sich erst nach einem beruhigenden<br />
Ergebnis. So <strong>wer</strong>den auch die Kindsbewegungen<br />
meist erst verspätet wahrgenommen.<br />
Solange ich kein Ergebnis habe, das besagt, dieses<br />
Kind ist gesund und diese Schwangerschaft wird<br />
erst nach neun Monaten mit der Geburt beendet,<br />
kann ich mich nicht darauf einlassen. Ich fühle mich<br />
noch so unschwanger, und das in der 14. Schwangerschaftswoche!<br />
Morgen um zehn habe ich meine Fruchtwasseruntersuchung.<br />
In dieser Nacht <strong>wer</strong>de ich sicher<br />
kein Auge zubekommen. Wenn es doch schon vorbei<br />
wäre. Mir geht´s psychisch ganz schlecht, was sich<br />
hoffentlich nicht auf mein Kind überträgt … Ich bin<br />
einfach nicht in der Lage, irgendeine Beziehung zu<br />
dem Kleinen in meinem Bauch zu entwickeln.<br />
Viele Schwangere haben vor dem Eingriff (eine<br />
durchaus begründete) Angst, dass ihr Baby bei der<br />
invasiven Diagnostik verletzt <strong>wer</strong>den könnte. Und<br />
wie geht es ihnen nach der PND? Aus dem Wissen,<br />
ihr Baby zur Disposition gestellt zu haben, erwachsen<br />
häufig Schuldgefühle.<br />
Ich habe noch Monate nach der Geburt unserer<br />
Tochter sehr drunter gelitten, dass ich ihr <strong>Leben</strong> riskiert<br />
habe.<br />
Man erhofft sich die beruhigende Zusicherung,<br />
dass mit dem Baby alles in Ordnung ist. Und wenn<br />
diese ausbleibt? Dann steht die Schwangere plötzlich<br />
vor einer sch<strong>wer</strong>wiegenden und unumgänglichen<br />
Entscheidung. Diese Entscheidung betrifft ihr<br />
ungeborenes Kind, sie selbst, ihren Partner und evtl.<br />
vorhandene Geschwisterkinder.<br />
Nach jeder Untersuchung die bange Frage, ob alles<br />
in Ordnung ist, und vor allem: Was mache ich,<br />
wenn nicht?<br />
Fazit: Eine Pränatal-Diagnostik, die nicht auf<br />
die medizinische Therapie eines kranken Kindes<br />
abzielt, sondern lediglich die Ausmerzung von Kindern<br />
mit bestimmten „fehlerhaften“ Eigenschaften<br />
verfolgt, ist strikt abzulehnen. Sie ist zudem nicht<br />
geeignet, angemessene Antworten auf Sorgen und<br />
Ängste einer Frau während der Schwangerschaft<br />
zu geben, vielmehr schürt und verstärkt sie diese<br />
Ängste und vermittelt das irrige Gefühl, ein gesundes<br />
Kind wäre „machbar“.<br />
Gerlinde Rainer, Studium der Germanistik und Musikwissenschaften,<br />
Mitarbeiterin von Tiqua e.V., www.tiqua.org<br />
Das Warten<br />
auf das Ergebnis<br />
war die Hölle.<br />
„Schwanger auf<br />
Probe“, um emotional<br />
die Option<br />
einer (Spät-)Abtreibung<br />
offenzuhalten<br />
Z für Zukunft<br />
43
Praktische Hilfe<br />
Hilfe statt Abtreibung<br />
Abtreibung beseitigt keine Probleme, aber Kinder. Es gibt jede erdenkliche<br />
Hilfe für Mutter und Kind zur Lösung von nahezu jedem Konflikt<br />
Heribert Nuhn<br />
Foto: © Daniel Rennen<br />
Die Anforderungen von<br />
außen sind vielfältig, aber<br />
am Ende bleibt die Frau<br />
mit den Schmerzen und<br />
der Schuld alleine.<br />
Hilfe ist so nötig!<br />
Abtreibung ist eine Straftat, das weiß jeder.<br />
Selbst Staatsorgane, Politiker und Kirchenführer<br />
wissen es. Trotzdem verständigt man<br />
sich dahingehend, dies zu verdrängen und Abtreibung<br />
nicht strafrechtlich zu verfolgen. Inzwischen<br />
<strong>wer</strong>den Kinder schon beim bloßen Verdacht auf<br />
Krankheit oder Behinderung getötet. Es gibt Städte<br />
in Deutschland, in denen das Fällen eines Baumes<br />
mit Strafe belegt ist, das Bußgeld wird gnadenlos<br />
eingetrieben. In der gleichen Stadt aber<br />
<strong>wer</strong>den im städtischen Krankenhaus vor aller<br />
Augen Abtreibungen vorgenommen, also Straftaten<br />
begangen, und jegliche Sanktion bleibt aus.<br />
Seit Jahrzehnten <strong>wer</strong>den Autobahnen nicht fertiggestellt,<br />
weil dort möglicherweise Amphibien leben<br />
(A 1, A 4). Wie verblendet ist eine Gesellschaft, in<br />
der Bäume und Tiere besser geschützt sind als ungeborene<br />
Kinder? Selbstverständlich verdient Gottes<br />
Schöpfung unseren Respekt, aber Gott selbst hat<br />
klare Prioritäten gesetzt. Für Christen ist das vielleicht<br />
eine Selbstverständlichkeit, für Nichtchristen<br />
sollte es zumindest konsensfähig sein.<br />
Im Schwangerschaftskonflikt?<br />
Es gibt Hilfen, nützen Sie jedes Angebot. Lassen Sie<br />
Abtreibung wirklich die allerletzte Möglichkeit sein.<br />
Es gibt viele Organisationen, die Frauen in Notsituationen<br />
helfen (siehe Seite 37). Auch in absolut<br />
ausweglos scheinenden Situationen können Frauen<br />
„Ja“ sagen zu ihrem Kind. ALfA und andere gemein-<br />
44 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Praktische Hilfe<br />
nützige Organisationen suchen mit ihnen geme<strong>ins</strong>am<br />
nach gangbaren Wegen, und zwar ohne zwischen<br />
schon geborenen und noch nicht geborenen<br />
Menschen zu unterscheiden. Hier finden nicht nur<br />
die Mütter, sondern auch die Väter einfühlsame Ansprechpartner,<br />
sie bekommen <strong>wer</strong>tvollen Rat und effektive<br />
Hilfestellung. Diese Unterstützung ist so vielfältig<br />
wie die <strong>Leben</strong>ssituation der Hilfesuchenden.<br />
Zum Beispiel so:<br />
Hotline und Internet ermöglichen oft die erste<br />
Kontaktaufnahme im Konfliktfall. Die Anonymität<br />
ist gewährleistet, das erleichtert den E<strong>ins</strong>tieg sehr.<br />
Die gut geschulten Mitarbeiter, einfühlsame Zuhörer,<br />
stellen sich ganz bewusst auf ihren jeweiligen<br />
Gesprächspartner ein. Oft reichen bereits einige<br />
Telefongespräche, um Wege aus der momentanen<br />
Notlage zu finden. Zur weiteren Unterstützung können<br />
Fachkräfte hinzugezogen <strong>wer</strong>den – Ärzte, Hebammen<br />
oder Anwälte zum Beispiel. Für finanzielle<br />
Engpässe wurde ein eigenes Patenschaftsprogramm<br />
aufgebaut.<br />
VitaL hat eine Beratungs-Hotline eingerichtet,<br />
Tel.: 0180 36 999 63 (9 Cent/Min., rund um die Uhr),<br />
E-Mail: kontakt@vita-l.de<br />
Darlehen <strong>wer</strong>den nur in Ausnahmefällen gewährt.<br />
Ein klassischer Fall wäre, dass diese Unterstützung<br />
den Betroffenen neue Möglichkeiten erschließt, dieser<br />
kurzfristige Finanzbe<strong>darf</strong> kann aber nicht von<br />
Notfallhilfen oder durch eine Patenschaft abgedeckt<br />
<strong>wer</strong>den. Ein typisches Beispiel dafür ist die Finanzierung<br />
einer Weiterbildung, die wegen der Schwangerschaft<br />
nicht im vorgesehenen zeitlichen Rahmen<br />
abgeschlossen <strong>wer</strong>den konnte.<br />
Kinderbetreuungskosten und Haushaltshilfen fallen<br />
zunächst in den Zuständigkeitsbereich der Krankenkassen.<br />
Im Laufe der Zusammenarbeit mit den<br />
Betreuerinnen entwickelt sich jedoch oft ein freundschaftliches<br />
Verhältnis. So können sich aus der Beziehung<br />
im Laufe der Zeit mitunter Kinderbetreuung<br />
oder Mithilfe im Haushalt ergeben.<br />
Hilfen zur Geburt umfassen gute Erstausstattungen,<br />
die von der ALfA bereitgehalten und verliehen<br />
<strong>wer</strong>den – oder Gutscheine für Kinderkleidung in Second-Hand-Läden.<br />
Notfallhilfen <strong>wer</strong>den kurzfristig gewährt und sollen<br />
Abtreibungen aufgrund von Panikreaktionen verhindern.<br />
Hierbei handelt es sich um auf die Akutsituation<br />
abgestimmte Maßnahmen, wenn etwa zu der<br />
soeben festgestellten Schwangerschaft noch unvorhergesehene<br />
Schwierigkeiten in Haushalt und Familie<br />
kommen.<br />
Wenn etwa nach der Geburt eine größere Wohnung<br />
benötigt wird, die Kaution für die derzeitige<br />
Wohnung aber noch nicht wieder verfügbar ist, hilft<br />
die ALfA, diesen Zeitraum zu überbrücken. Dabei<br />
wird darauf geachtet, dass nach dem festgelegten<br />
Zeitraum der gewährte kostenlose „Überbrückungskredit“<br />
wieder an die ALfA zurückgegeben wird.<br />
Foto: © flickr-Audringje<br />
Patenschaften beginnen meist im dritten Schwangerschaftsmonat<br />
und enden in der Regel mit dem<br />
dritten <strong>Leben</strong>sjahr des Kindes. Der Patenschaftsbetrag<br />
in Höhe von bis zu 1 300 Euro monatlich wird<br />
regelmäßig überprüft und angepasst.<br />
<strong>Wer</strong> Hilfe in Anspruch nehmen möchte, wendet<br />
sich an die Bundesgeschäftsstelle der ALfA,<br />
Ottmarsgäßchen 8, D-86152 Augsburg,<br />
Tel. 0821 – 51 20 31 oder an die VitaL-Hotline,<br />
Tel. 0180 36 999 63 (9 Cent/Min., rund um die Uhr),<br />
E-Mail: kontakt@vita-l.de. Oder an irgendeine andere<br />
Initiative, Adressen finden Sie auf Seite 37.<br />
Heribert Nuhn, Mitglied der ALfA und zuständig für die Betreuung<br />
von Patenschaften. Leiter einer Organisation für Aus- und<br />
Weiterbildung in der Automobilindustrie.<br />
Schon ein Anruf<br />
kann neue Perspektiven<br />
eröffnen.<br />
Im Schutz der<br />
Anonymität kann<br />
neues Vertrauen<br />
entstehen.<br />
Z für Zukunft<br />
45
Praktische Hilfe<br />
Achtung! Wortwahl<br />
Für den Umgang mit <strong>Leben</strong>sschutz und Menschenrecht ist der wohlüberlegte Gebrauch<br />
der Sprache von entscheidender Bedeutung. Besonders verniedlichende Worte (Euphemismen)<br />
versuchen, den eigentlichen Tatbestand bei Abtreibung schönzureden.<br />
Eckhard Michaelis<br />
Worte, die Bilder<br />
hervorrufen, die unsere<br />
Sinne und Gefühle schockieren,<br />
<strong>wer</strong>den von<br />
Abtreibungsbefürwortern<br />
systematisch vermieden<br />
Feministinnen haben schon früh erkannt: Wenn<br />
Abtreibung legalisiert <strong>wer</strong>den soll, um die Tötung<br />
von ungeborenen Kindern durchsetzen<br />
zu können, dürfen Begriffe wie „Kind“ und „töten“<br />
nicht länger benutzt <strong>wer</strong>den. Die verbale Eliminierung<br />
des Kindes wurde durch den strategischen<br />
Manipulationsbegriff „Schwangerschaftsabbruch“<br />
erreicht.<br />
Im § 218 gibt es weder<br />
„Kind“ noch „töten“<br />
Wenn wir bei jeder Gelegenheit die Realität beim<br />
Namen nennen und davon sprechen, dass „ungeborene<br />
Kinder“ „getötet“ <strong>wer</strong>den, dann bewirkt<br />
dies im Bewusstsein unseres Gegenübers sicher<br />
mehr als stundenlange Gespräche mit verhüllenden<br />
Begriffen wie „Abbruch“ und „Embryo“.<br />
Es geht doch nicht in erster Linie um den Zustand<br />
der Frau, ob sie nun „schwanger“ ist oder nicht. Das<br />
Ziel des Angriffs, das Ziel der Tötungs<strong>ins</strong>trumente<br />
des Abtreibers, der Abtreiberin ist definitiv<br />
das Kind. Erst wenn dieses Kind umgebracht<br />
ist und aus der Mutter entfernt wurde, ist dann als<br />
Folge der Zustand „schwanger“ beendet.<br />
Abtreibungsbefürworter meiden die der Wahrheit<br />
entsprechenden Wörter Kind und töten „wie die<br />
Pest“. ProFamilia (pro?) bagatellisiert im Internet<br />
die Tötung des Kindes als „Absaugen von Schwangerschaftsgewebe“.<br />
Lüge und Tod sind Geschwister<br />
Wenn wir um das Kindeswohl und um das dauerhafte<br />
Wohl der Mutter besorgt sind, sollten auch wir<br />
die Verwendung bestimmter Begriffe „meiden wie<br />
die Pest“, zum Beispiel den Manipulationsbegriff<br />
Schwangerschaftsabbruch und erst recht das so bequem<br />
kurze Wort Abbruch, das inzwischen von Beratungsstellen<br />
und Ärzten am häufigsten gebrauchtg<br />
wird. Und leider auch von gedankenlosen „<strong>Leben</strong>sschützern“,<br />
wahrscheinlich ohne zu ahnen, was<br />
sie damit anrichten. Denn Worte sind bewusstse<strong>ins</strong>bildend.<br />
Foto: © abortionNO.org<br />
Der Fernsehjournalist Peter Hahne schreibt in<br />
seinem Büchlein Die Macht der Manipulation:<br />
„Verschleierung der Tatsachen: Manipulation ist eigentlich<br />
Desinformation, d. h. bewusste Fehlinformation.<br />
Man sagt nie die ganze, höchstens die halbe<br />
Wahrheit“ (S. 35). „Manipulation betreibt ihr Geschäft<br />
mit der Lüge. Dabei ist der Sprachbetrug der größte“<br />
(S. 37). „Im Blick auf manche Zeiterscheinung hat<br />
Solschenizyn dann wohl recht: «Jeder, der die Gewalt<br />
zu seiner Methode gemacht hat, <strong>muss</strong> zwangsläufig<br />
46 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Praktische Hilfe<br />
die Lüge zu seinem Prinzip erwählen.» Dann heißt<br />
es nicht mehr «Abtreibung», sondern «Schwangerschaftsunterbrechung»“<br />
(S. 38).<br />
„...Ideologie [ist] immer gewissenlos. Wen will<br />
man denn heute für den Massenmord an ungeborenem<br />
<strong>Leben</strong> schuldig sprechen, wenn die darwinistische<br />
Auslese-Ideologie zum geme<strong>ins</strong>amen Credo<br />
erhoben wird?! <strong>Wer</strong> fragt denn nach Recht und Unrecht,<br />
wenn alle es tun?“ (S. 17) „Es war doch ein umwälzender<br />
Prozess der Bewusstse<strong>ins</strong>veränderung,<br />
der Abtreibung legalisierte“ (S. 17).<br />
Die Deutlichkeit der Sprache der Bibel dagegen<br />
lässt nichts zu wünschen übrig. Auch und gerade, wo<br />
es um <strong>Leben</strong> und Tod geht, kennt sie keine Vertuschung<br />
durch milde Formulierungen:<br />
„<strong>Wer</strong> wahrhaftig ist, sagt offen, was recht ist.“ Sprüche 12,17<br />
„Errette, die man zum Tode schleppt, und entziehe<br />
dich nicht denen, die zur Schlachtbank wanken.<br />
Sprichst du «Siehe, wir haben´s nicht gewusst!»,<br />
fürwahr, der die Herzen prüft, merkt es, und der auf<br />
seine Seele acht hat, weiß es und vergilt dem Menschen<br />
nach seinem Tun.“ Sprüche 24,11<br />
Jean Garton schreibt in Mein Bauch gehört<br />
mir – Manipulation durch Sprache (S.40):<br />
„Das Wort «Schwangerschaftsabbruch» ist ein<br />
Euphemismus [Beschönigung], der es erlaubt, mit<br />
Abtreibung wie mit einem abstrakten Begriff umzugehen.<br />
Es ist ein Ausdruck, der die Wahrheit verschleiert,<br />
denn er suggeriert, eine Abtreibung sei<br />
eine Prozedur ohne Opfer, und so lässt sich mit diesem<br />
Wort hervorragend um den heißen Brei herumreden.<br />
«Schwangerschaftsabbruch» klingt viel akzeptabler<br />
für das Gewissen als «ungeborene Babys vergiften,<br />
verstümmeln oder zerkleinern» – Worte, die<br />
Bilder hervorrufen, die unsere Sinne und Gefühle<br />
schockieren. Und genau das ist der Zweck eines Euphemismus:<br />
Etwas durch einen Begriff so zu beschönigen,<br />
dass der wirkliche Charakter oder Sachverhalt<br />
nicht durch geistige Bilder fühlbar wird.<br />
Das Wort «Schwangerschaftsabbruch» macht uns<br />
taub für den Schmerz dieses Vorgangs, denn es ist<br />
eindeutig das <strong>Leben</strong> des ungeborenen Kindes, das<br />
hier «abgebrochen» wird.“<br />
Dringlicher<br />
Appell:<br />
Lassen wir uns in unserem<br />
Sprachgebrauch<br />
nicht länger fremdbestimmen<br />
von Gesetzgebern,<br />
die selbst<br />
manipuliert sind, von<br />
feministischen Ideologen<br />
und von Leisetretern<br />
unter den <strong>Leben</strong>sschützern,<br />
die aus<br />
falsch verstandener<br />
Rücksicht die <strong>Leben</strong><br />
zerstörende Realität<br />
verschleiern und dadurch<br />
mehr Schaden<br />
anrichten, als sie ahnen.<br />
Wie soll jemand<br />
Fakten erkennen, wenn<br />
die Tatsachen durch<br />
verschleierte Sprache<br />
verharmlost <strong>wer</strong>den?<br />
„Kinder <strong>wer</strong>den getötet.“<br />
Das ist die nackte „tragische“ Wahrheit, die weder<br />
kaschiert noch beschönigt und auch nicht<br />
dramatisiert <strong>wer</strong>den soll. Wir müssen Tatsachen<br />
beim richtigen Namen nennen. Alles andere ist Wasser<br />
auf die Mühle der Abtreibungslobby.<br />
„Schwangerschaftsabbruch“ gehört nicht<br />
in den Sprachgebrauch von Freunden des <strong>Leben</strong>srechts,<br />
an keinem Ort und unabhängig vom<br />
Gesprächspartner. Das Gleiche gilt für „<strong>wer</strong>dendes<br />
<strong>Leben</strong>“ oder „Embryo“ statt „Kind“.<br />
Eckhard Michaelis Seit 30 Jahren setzt er sich für das <strong>Leben</strong><br />
ungeborener Kinder ein und ist im ALfA-Regionalverband Reutlingen-Tübingen<br />
aktiv. Sein Sch<strong>wer</strong>punkt ist, Hintergrund-Information<br />
zu liefern und verschleiernden Sprachgebrauch aufzudecken.<br />
Er wird gerne für Vorträge von Organisationen, Jugendgruppen<br />
und in den Schul-Unterricht eingeladen.<br />
Foto © Life Issues Instidute<br />
Fünf Monate existierte dieser-<br />
Mensch bereits im Leib seiner<br />
Mutter.<br />
Du hast meinen<br />
Körper und meine<br />
Seele kunstvoll im<br />
Leib meiner Mutter<br />
gebildet.<br />
Deine Augen<br />
sahen mich schon,<br />
als mein <strong>Leben</strong> im<br />
Leib meiner Mutter<br />
entstand.<br />
König David,<br />
Dieses <strong>Wer</strong>te-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />
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sind wir über Spenden sehr dankbar. Zukunft Europa e.V.<br />
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Psalm 139, 13und 16<br />
Z für Zukunft<br />
47
Praktische Hilfe<br />
Wir können einiges tun!<br />
Kommunikationsstrategien für das <strong>Leben</strong>srecht<br />
Thomas Schührer<br />
Mit solchen<br />
1000-Kreuze-Feldern<br />
soll die Zahl der pro <strong>Wer</strong>ktag<br />
in Deutschland durch Abtreibung<br />
getöteten Kinder von<br />
gut frequentierten<br />
Straßen aus sichtbar<br />
gemacht <strong>wer</strong>den..<br />
Wenn man sich für das <strong>Leben</strong>srecht e<strong>ins</strong>etzt,<br />
sorgt das in der Öffentlichkeit immer noch<br />
für misstrauisches Unverständnis. Das ist<br />
selten böse gemeint. Es herrscht aber ein hohes Maß<br />
an Unkenntnis. Dem gilt es Abhilfe zu leisten.<br />
Ein Großteil der Bevölkerung weiß nicht, was bei<br />
einer Abtreibung wirklich geschieht, welches Ausmaß<br />
Abtreibung erreicht hat und mit welchen Folgen<br />
Betroffene konfrontiert sind. Aufklärung ist daher<br />
dringend nötig. Es reicht nicht, recht zu haben – wir<br />
müssen auch gehört <strong>wer</strong>den! Daher gebe ich aufgrund<br />
meiner jahrelangen Erfahrung hier praktische<br />
Anregungen, wie man die öffentliche Wahrnehmung<br />
für das <strong>Leben</strong>srecht positiv beeinflussen kann.<br />
Die drei Kernaussagen<br />
Journalisten sind keine Feinde unserer Öffentlichkeitsarbeit,<br />
sondern müssen als Partner gesehen<br />
<strong>wer</strong>den. Sie brauchen „Storys“ und Bilder. Bieten<br />
wir etwas „Außergewöhnliches“, <strong>wer</strong>den wir wahrgenommen.<br />
Wichtig sind neben kurzen und klaren<br />
Botschaften auch vernünftige und nachvollziehbare<br />
Argumente. Erschlagen Sie Ihr Gegenüber nie mit<br />
Argumenten. Konzentrieren Sie sich auf wesentliche<br />
Aussagen und bringen Sie diese deutlich zum<br />
Ausdruck.<br />
Es ist gut, sich auf drei Fakten zu beschränken :<br />
Fakt 1: Bei jeder Abtreibung wird ein<br />
Mensch getötet.<br />
Fakt 2: Eine Abtreibung kann für die betroffenen<br />
Frauen physische und psychische Folgen haben,<br />
die oft lebenslang anhalten.<br />
Fakt 3: Die Zahl der Abtreibungsopfer ist<br />
ungeahnt hoch.<br />
Anhand von medienwirksamen Veranstaltungen,<br />
die ich schon mehrfach durchgeführt habe, kann das<br />
gut verdeutlicht <strong>wer</strong>den.<br />
Foto: © Thomas Steimer/Durchblick e.V.<br />
48 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Praktische Hilfe<br />
Foto: © Agentur PJI UG<br />
Das Embryomodell<br />
Erfolgreich setzen wir das originalgetreue Kunststoffmodell<br />
eines zehn Wochen alten ungeborenen<br />
Kindes ein. Dieses lässt einen im wahrsten Sinne des<br />
Wortes be-greifen, dass es sich dabei um einen Menschen<br />
und nicht um einen Zellklumpen handelt. Als<br />
medienwirksame Aktion verteilen wir die Embryomodelle<br />
regelmäßig in größeren Städten oder ganzen<br />
Regionen an alle Haushalte. Diese „Embryonenoffensive“<br />
kündigen wir stets vorher in der Presse<br />
an. Es hat sich bewährt, vor der Aktion ein Modell an<br />
Journalisten zu schicken, zusammen mit einer Pressemitteilung.<br />
Dadurch wird die Neugierde geweckt.<br />
Betroffene Frauen<br />
Das Leid der Frauen, die abgetrieben haben, wird<br />
meist tabuisiert. Dem Großteil der Bevölkerung ist<br />
nicht bewusst, dass viele Frauen oft ihr <strong>Leben</strong> lang<br />
unter einer Abtreibung leiden; diese Folgen <strong>wer</strong>den<br />
nur zu gerne tabuisiert und verdrängt. Die Überwindung<br />
dieser Verdrängung ist eine vorrangige Aufgabe<br />
guter Öffentlichkeitsarbeit. Lassen Sie daher bei<br />
Pro-Life-Veranstaltungen immer betroffene Frauen zu<br />
Wort kommen. <strong>Wer</strong> authentische Berichte gehört hat,<br />
wird sich nicht so leicht täuschen lassen. Wenn bewegende<br />
Berichte Betroffener zum regelmäßigen Programm<br />
solcher Veranstaltungen gehören, kann langfristig<br />
auch die Presse dies nicht ignorieren.<br />
Kreuze und Kinderschuhe<br />
Um die Zahl der Abtreibungsopfer sichtbar zu machen,<br />
stellen wir auf einem gepachteten Grundstück<br />
an einer vielbefahrenen Straße für einige Wochen<br />
weiße Holzkreuze auf. Ein gut lesbares Schild weist<br />
Autofahrer auf den Sinn der Aktion hin. Damit erzielen<br />
wir regelmäßig ein überwältigendes Presseecho.<br />
Weniger aufwändig ist es, eine entsprechende Anzahl<br />
von Kinderschuhen aufzustellen, die zeigen: So<br />
viele Schuhe müssen leer bleiben, weil die Kinder,<br />
die sie tragen könnten, gar nicht geboren <strong>wer</strong>den.<br />
Diese Aktion eignet sich für Kundgebungen in Innenstädten.<br />
So erhalten Journalisten auf 150 Quadratmetern<br />
ein aussagekräftiges Fotomotiv.<br />
Praktische Ratschläge für die<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Bei der Planung öffentlichkeitswirksamer Veranstaltungen<br />
zum Thema <strong>Leben</strong>srecht sollte man einige<br />
Grundsätze beachten:<br />
• <strong>Wer</strong> sich für <strong>Leben</strong>srecht e<strong>ins</strong>etzt, dem wird immer<br />
wieder Frauenfeindlichkeit vorgeworfen. Daher<br />
sollten unter den Referenten und Mitarbeitern viele<br />
und möglichst auch junge Frauen sein.<br />
• Seien Sie immer auf Gegenreaktionen und Störungen<br />
gefasst. Reagieren Sie dabei sachlich und nicht<br />
aufgeregt.<br />
• Ein wichtiger Grundsatz: Nie nachgeben! Die Botschaft<br />
nach außen <strong>darf</strong> nicht sein: Wenn Druck ausgeübt<br />
wird, ziehen sich die <strong>Leben</strong>srechtler schon<br />
zurück.<br />
• Jede Organisation braucht einen umfangreichen E-<br />
Mail- und Fax-Verteiler von Redaktionen und Journalisten.<br />
Neben überregionalen Medien sollten für<br />
die einzelnen Veranstaltungen besonders regionale<br />
Kommen Sie<br />
zum Marsch<br />
für das <strong>Leben</strong><br />
nach Berlin!<br />
Für alles<br />
Mögliche gehen<br />
Menschen auf<br />
die Straße.<br />
Das Recht auf<br />
<strong>Leben</strong> ist doch<br />
wirklich ein<br />
Grund!<br />
22. September 2012,<br />
13 Uhr vor dem<br />
Bundskanzleramt.<br />
Siehe Seite 2<br />
Z für Zukunft<br />
49
Praktische Hilfe<br />
Foto: © Thomas Steimer /Durchblick e.V.<br />
Thomas Schührer veranstaltet<br />
große Verteilaktionen mit<br />
Embryomodellen, um der<br />
Bevölkerung zu veranschaulichen,<br />
welches <strong>Leben</strong> es zu<br />
schützen gilt.<br />
1000 Paar Kinderschuhe lassen<br />
es greifbarer <strong>wer</strong>den, wie viele<br />
ungeborene Kinder im Mutterleib<br />
jeden Tag getötet <strong>wer</strong>den.<br />
und lokale Medien (auch <strong>Wer</strong>beblättchen vor Ort)<br />
genutzt <strong>wer</strong>den, die Einladung soll breit gestreut<br />
<strong>wer</strong>den. Vermeiden Sie den Eindruck einer Exklusivberichterstattung<br />
in nur wenigen Medien.<br />
• Jeweils eine Pressemitteilung wenige Tage vor der<br />
Veranstaltung und schnellstmöglich nach der Veranstaltung<br />
sollte selbstverständlich sein. Stellen Sie<br />
Journalisten immer auch Fotomaterial zur Verfügung.<br />
• Während der Veranstaltung kümmert sich ein Pressesprecher<br />
um die anwesenden Journalisten. Der<br />
Vorsitzende selbst <strong>muss</strong> für Interviews zur Verfügung<br />
stehen.<br />
• Auch die organisatorische Arbeit vor Ort sollte<br />
nicht vom Vorsitzenden durchgeführt <strong>wer</strong>den, damit<br />
er frei ist für Pressegespräche.<br />
• Presseanfragen sollten vom Pressesprecher koordiniert<br />
<strong>wer</strong>den.<br />
• Wählen Sie Ihre Mitarbeiter sorgfältig aus und bereiten<br />
Sie sie gut vor. Vermeiden Sie jegliche Unprofessionalität;<br />
diese könnte in der Berichterstattung<br />
Niederschlag finden.<br />
• Für das Gespräch mit Journalisten gilt: Kurze und<br />
präzise Antworten! Sonst besteht die Gefahr, sich<br />
in Nebensächlichkeiten zu verlieren und Wichtiges<br />
zu versäumen. Vermeiden Sie Fachchinesisch<br />
– weder Journalisten noch Leser sind mit der<br />
Materie vertraut.<br />
• Wichtig ist der richtige Sprachgebrauch. Wir benutzen<br />
konsequent den Begriff „<strong>Leben</strong>srecht“ (nicht<br />
„<strong>Leben</strong>sschutz“). Es geht um ein Recht, das jedem<br />
Menschen zusteht. Reden wir von „ungeborenen Kindern“,<br />
um zu verdeutlichen,<br />
dass es sich hier<br />
um Menschen handelt.<br />
Es gibt kein Recht auf<br />
Abtreibung! Eine Abtreibung,<br />
die bei uns nach<br />
der Beratungsregelung<br />
vorgenommen wird,<br />
ist zwar straffrei, aber<br />
trotzdem nicht „legal“.<br />
• Aggressive Sprache<br />
ist zu vermeiden. Begriffe<br />
wie „Massenmord“,<br />
„Babycaust“<br />
oder ähnliches schaden<br />
unserem Anliegen<br />
mehr als sie nützen.<br />
Aber bleiben Sie entspannt. Es ist noch kein<br />
Meister vom Himmel gefallen. Wichtig ist, sich ständig<br />
fortzubilden. Themen wie Medienarbeit oder<br />
Rhetorik sind ebenso hilfreich wie der Ausbau der<br />
Kenntnisse im Schreiben von Leserbriefen, das ist<br />
übrigens ein äußerst wirksames Mittel. Leserbriefe<br />
erzielen mit wenig Aufwand viel und sehr große<br />
Wirkung.<br />
Natur- und Tierschutz finden gelegentlich mehr<br />
Beachtung als das Thema <strong>Leben</strong>srecht. Das liegt auch<br />
daran, dass viele Umwelt- und Tierschutzaktivisten<br />
professioneller vorgehen als die Vertreter des <strong>Leben</strong>srechts.<br />
Wenn wir kampagnenfähiger <strong>wer</strong>den, lässt<br />
sich das Blatt wenden. Halten wir uns vor Augen: Ein<br />
gesellschaftlicher Umbruch ist durchaus möglich.<br />
Wir haben die Fakten und die Sachargumente auf<br />
unserer Seite. Niemand findet Abtreibung und ihre<br />
Folgen gut. Niemand treibt gerne ab. Sehr richtig!<br />
Es liegt an uns, diese Trümpfe auch auszuspielen.<br />
Es ist wie im Sport: Beständiges Training bringt<br />
Erfolg. Dieser Erfolg ist notwendig, wenn dem <strong>Leben</strong>srecht<br />
in der Öffentlichkeit Geltung verschafft<br />
<strong>wer</strong>den soll. Die Ungeborenen haben keine Stimme<br />
– geben wir ihnen die unsere!<br />
Thomas Schührer, leitet den Durchblick e.V. und hat umfassende<br />
Erfahrung in der Öffentlichkeitsarbeit für das <strong>Leben</strong>srecht.<br />
www.verein-durchblick.de<br />
Kontakt und weitere Informationen:<br />
Embryomodelle können gegen Spende bezogen<br />
<strong>wer</strong>den bei www.embryomodelle.de.<br />
Auch Holzkreuze bzw. Kinderschuhe sind leihweise<br />
erhältlich. Auf Wunsch bieten wir Schulungen zum<br />
Thema <strong>Leben</strong>srecht und Öffentlichkeitsarbeit an.<br />
Durchblick e.V., Weinbergstraße 22, 76684 Östringen,<br />
Telefon: 07251 – 35 91 81; Fax: 07251 – 35 91 82;<br />
E-Mail: info@verein-durchblick.de<br />
Dieses <strong>Wer</strong>te-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />
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Maximales Format: 19,5 x 26 cm<br />
(A4 auf A5 falzen)<br />
bis 25 g 135,–/p. Tsd.<br />
bis 35 g 155,–/p. Tsd.<br />
bis 45 g 175,–/p. Tsd.<br />
bis 55 g 195,–/p. Tsd.<br />
Preisliste vom 1.1.2011<br />
Alle Preise zuzüglich der<br />
gesetzlichen MwSt.<br />
Z u k u n f t E u r o p a e . V. • G r a b e n w e g 2 0 • 7 3 0 9 9 A d e l b e r g • 0 7 1 6 6 9 1 9 3 0 • i n f o @ Z w i e Z u k u n f t . d e<br />
Z für Zukunft<br />
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S u c h e n a c h d e n W u r z e l n e i n e r v e r s c h w i n d e n d e n K u l t u r<br />
L E S E R R E I S E<br />
8-tägige Exklusiv-Reise<br />
Antiochia - Kappadokien<br />
an die Quelle der Kraft des christlichen Glaubens<br />
16. bis 23. Oktober 2012<br />
In Antiochien wurden die<br />
Nachfolger von Jesus das<br />
erste Mals als Christen<br />
bezeichnet. Hier besuchen<br />
wir die Petrusgrotte.<br />
Mehr zum Reiseverlauf<br />
umsetig innen.<br />
Für SCHNELL Entschlossene!<br />
Zur schönsten Zeit nach<br />
Kappadokien<br />
Spezial-Arrangement für Z-Leser<br />
In Kooperation mit:<br />
52 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de<br />
Z u k u n f t E u r o p a e . V . • w w w . Z f ü r Z u k u n f t . d e
Sonderausgabe zum Them<br />
Auflage 10- bis 15.000<br />
Umfang: 52 Seiten mit ca. 18 Beiträgen<br />
Diese Ausgabe wird besonders im Vorfeld<br />
abgegeben, um zusätzlich zur Teilnahme b<br />
Karlsruhe und Ulm bieten wir eine preisgü<br />
Diese Ausgabe kann von verschiedenen Or<br />
von € 0,95 (zu 100er-Paketen) erworben w<br />
Die Drucklegung ist für den 6.8. geplant.<br />
Inserate können bis Donnerstag 2.8. berüc<br />
Z für Zukunft<br />
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