Z8 Wer darf ins Leben, wer muss hinaus?
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Leitthema<br />
Foto: © Tim-lebt.de<br />
Kundgebung vor dem<br />
Köner Dom, um auf die<br />
dramatischen Folgen von<br />
Spätabtreibungen<br />
hinzuweisen<br />
Spätabtreibung<br />
So nennt man einen Schwangerschaftsabbruch nach der 23. Schwangerschaftswoche.<br />
Das Kind ist zu diesem Zeitpunkt bereits lebensfähig.<br />
Trotzdem sind Spätabtreibungen nach deutschem Gesetz zulässig<br />
und <strong>wer</strong>den mehrmals täglich durchgeführt (etwa 1 000 von 108 867<br />
Schwangerschaftsabbrüchen im Jahr). Der Eingriff ist für die Mutter besch<strong>wer</strong>lich;<br />
das Kind erleidet dabei große Schmerzen.<br />
Methoden der Spätabtreibung, die in Deutschland angewendet <strong>wer</strong>den:<br />
Die Prostaglandin-Methode, hier wird eine Frühgeburt eingeleitet.<br />
Das Kind wird „geboren“, indem die Mutter es zur Welt bringt. Sie spürt<br />
dabei das Treten des Kindes in seinem Todeskampf und nimmt oft auch<br />
Schreie ihres Kindes wahr.<br />
Die Kaliumchlorid-Methode soll verhindern, dass das Kind die Geburt<br />
überlebt. Hierzu wird die Bauchdecke der Frau mit einer langen Nadel<br />
punktiert und Kaliumchlorid in das Herz des Ungeborenen injiziert.<br />
Ultraschall macht es sichtbar. Das Herz des Kindes hört sofort auf zu<br />
schlagen, denn Kaliumchlorid blockiert die Reizleitung am Herzen.<br />
Kaiserschnitt als weitere Abtreibungsmethode. Er kommt bei Komplikationen<br />
während einer eingeleiteten Fehlgeburt zur Anwendung.<br />
chen, müssten die Ärzte alles tun, damit er überlebt.<br />
Er aber soll so schnell wie möglich sterben. Also legt<br />
man ihn in eine Schale und stellt sie zur Seite.<br />
Kinder mit Down-Syndrom, die „reif“ geboren <strong>wer</strong>den,<br />
haben in der Regel keine zusätzlichen Behinderungen.<br />
Tim aber ist zusätzlich sch<strong>wer</strong>stbehindert,<br />
wahrscheinlich aufgrund von Schädigungen durch<br />
die versuchte Tötung und die fehlende medizinische<br />
Versorgung nach der Frühgeburt. Insbesondere sein<br />
Gehirn, seine Augen und die Lungen wurden sch<strong>wer</strong><br />
geschädigt. Monatelang steht sein <strong>Leben</strong> auf der Kippe.<br />
Tims leibliche Eltern bleiben bei ihrer Entscheidung:<br />
Sie wollen nichts mit ihm zu tun haben. Ein<br />
halbes Jahr nach der Geburt findet sich eine Pflegefamilie,<br />
die Tim aufnimmt. Dort lebt er bis heute. „Der<br />
Junge könnte es viel besser haben“, sagt der Pflegevater,<br />
„wenn die Spätabtreibung nicht gewesen wäre.“<br />
Die leiblichen Eltern des Kindes verklagten<br />
die Geburtsklinik und den behandelnden Arzt auf<br />
Schadensersatz und Schmerzensgeld. Sie seien<br />
nicht angemessen informiert worden. Keiner habe<br />
ihnen gesagt, dass das Kind in diesem Stadium der<br />
Schwangerschaft den Schwangerschaftsabbruch<br />
überleben könnte.<br />
Ein Bundestagsabgeordneter, der jetzige Behindertenbeauftragte<br />
der Bundesregierung Hubert<br />
Hüppe, erstattete Strafanzeige zur Prüfung, ob<br />
überhaupt eine Indikation für den Abbruch vorgelegen<br />
habe. Außerdem wies er auf die Behandlungspflicht<br />
der Ärzte hin, die in diesem Fall viele Stunden<br />
lang unterblieben war.<br />
Der „Fall Tim“ war für den Arzt mit der Abtreibung<br />
also noch nicht erledigt: Wegen unterlassener<br />
Hilfeleistung wurde er zu einer Geldstrafe von<br />
13 000 Euro verurteilt. Nicht wegen der Spätabtreibung,<br />
die war legal. Der Arzt beschreib offen sein Dilemma:<br />
„Erst sollte ich das Kind umbringen, um die<br />
Mutter zu retten. Dann sollte ich alles tun, um Tim<br />
am <strong>Leben</strong> zu halten. Dabei hatte ich ihn durch den<br />
Eingriff doch sch<strong>wer</strong> geschädigt.“<br />
Tim ist ein weiteres Beispiel, das Spätabtreibungen<br />
deutlich infrage stellt. Schon längst gelten Ungeborene<br />
im sechsten Monat als lebensfähig. Bei<br />
einem „Frühchen“ wird alle ärztliche Kunst aufgeboten,<br />
um es zu retten. Kann es dann legal<br />
sein, ein behindertes ungeborenes Kind im selben<br />
Alter sterben zu lassen?<br />
Tims leibliche Mutter begab sich nach der gescheiterten<br />
Abtreibung in psychotherapeutische<br />
Behandlung, einige Jahre später nahm sie sich das<br />
<strong>Leben</strong>. Die psychischen Langzeitfolgen von Abtreibungen<br />
für die Mütter <strong>wer</strong>den leider zu<br />
leichtfertig bagatellisiert.<br />
Tim kämpfte sich <strong>ins</strong> <strong>Leben</strong>.<br />
Zwar wurde er durch den Abtreibungseingriff ernsthaft<br />
geschädigt, doch hat er bis heute alle lebensbedrohlichen<br />
Situationen überstanden.<br />
26 Z für Zukunft<br />
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