Z8 Wer darf ins Leben, wer muss hinaus?
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Weigerungsrecht<br />
Foto: © Daniel Rennen<br />
In zwei Stress-<br />
Situationen sah<br />
ich mich trotzdem<br />
gezwungen, Frauen<br />
Medikamente<br />
für ihre Abtreibung<br />
zu geben.<br />
Das hat mich sehr<br />
belastet.<br />
und auch an meinen Arbeitsplätzen meine persönliche<br />
Haltung stets deutlich ausgedrückt. Aber in zwei<br />
Stress-Situationen sah ich mich trotzdem gezwungen,<br />
den Frauen Medikamente für ihre Abtreibung<br />
zu geben. Das hat mich sehr belastet.” 6<br />
Bereits 1994 erregte der Fall der Schweizer Hebamme<br />
Myriam Häfliger 7 Aufsehen. Von der Gebärsaal-Leitung<br />
vor die Entscheidung gestellt: „<strong>Wer</strong> bei<br />
Abtreibungen nicht mitmacht, <strong>muss</strong> gehen”, reichte<br />
sie geme<strong>ins</strong>am mit sechs weiteren Kolleginnen die<br />
Kündigung ein.<br />
Doch nicht nur im deutschen Sprachraum wird<br />
das Recht auf Gewissensverweigerung untergraben:<br />
Zwei schottische Hebammen verklagten Anfang des<br />
Jahres ihr Krankenhaus, weil es sie nicht länger von<br />
einer Beteiligung bei Abtreibungen freistellen wollte.<br />
Die Klage der Hebammen wurde abgewiesen mit der<br />
Begründung, dass mit dem Zwang, andere Mitarbeiter<br />
bei der Durchführung von Abtreibungen zu überwachen,<br />
keine „direkte Beteiligung” vorliege.<br />
Wie gefährdet die in der Praxis zwar ausgehöhlte,<br />
aber gesetzlich existierende Gewissensfreiheit<br />
tatsächlich ist, zeigt ein Blick auf eine Debatte im<br />
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Europarat im Oktober 2010. Damals kam ein Resolutionsentwurf<br />
von Abtreibungsbefürwortern zur Abstimmung,<br />
der die Gewissensfreiheit stark beschneiden<br />
wollte. Dieser McCafferty-Bericht forderte beispielsweise<br />
eine Liste, auf der Ärzte, die keine Abtreibungen<br />
vornehmen wollen, vom Staat erfasst würden,<br />
sowie die Schaffung eigener Besch<strong>wer</strong>destellen. Nur<br />
mit einer knappen Mehrheit der Stimmen wurde dieser<br />
Angriff auf die Gewissensfreiheit abgewehrt und<br />
das – theoretische – Recht der Ärzte bekräftigt, aus<br />
Gewissensgründen Abtreibungen abzulehnen.<br />
Sonja Dengler, Familientherapeutin, 1. Vorsitzende von Tiqua e.V.,<br />
seit vier Jahrzehnten im <strong>Leben</strong>sschutz aktiv. www.tiqua.org<br />
1 „Ärzte, Hebammen & Co.: Mitwirken bei Abtreibungen obligatorisch?<br />
Die Gewissensfreiheit wird verletzt”, www.mamma.ch,<br />
22.11.2010<br />
2 Deutsche Gesellschaft für Gynäologie und Geburtshilfe e.V.: Zur<br />
Ausübung des Rechts, die Mitwirkung an einem Schwangerschaftsabbruch<br />
zu verweigern (§ 12 SchKG). Leitlinien, Empfehlungen,<br />
Stellungnahmen. Stand August 2010<br />
3 „Schwangerenvorsorge durch Hebammen.” Hg. v. Deutscher<br />
Hebammen Verband e.V. 2010, S. 335f<br />
4 „Tapfere Hebammen. Glaubensmut statt Abtreibung“, idea Spektrum,<br />
5.12.2007<br />
5 „Tapfere Hebammen. Glaubensmut statt Abtreibung“, idea Spektrum,<br />
5.12.2007<br />
6 „Hebamme: Seit der Fristenregelung entscheiden die Frauen vorschnell”,<br />
www.jesus.ch<br />
7 vgl. „Weil sie mutig war, durfte sie nicht mehr Hebamme<br />
sein ...“, von Markus Häfliger, Chrischona Magazin, 29.03.2002<br />
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