deutschland & europa - lehrerfortbildung-gemeinschaftskunde ...
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Allianz für Beteiligung –<br />
im Netzwerk handeln<br />
Vor einem Jahr habe ich die Initiative für eine<br />
»Allianz für Beteiligung« angestoßen. Im Mai<br />
2012 fand dazu eine Auftaktkonferenz mit<br />
über 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />
mit 90 Initiativen aus ganz Baden-Württemberg<br />
statt. Zentrale Aufgabe der Allianz ist<br />
die Entwicklung einer regionalen Hilfs- und<br />
Unterstützungsstruktur im Sinne einer »Peer<br />
to Peer Beratung«. Darin soll die Nutzung von<br />
Fähigkeiten und Talenten aus der Bürgerschaft<br />
zum Thema Bürgerbeteiligung aktiviert<br />
und vernetzt werden. Grundvoraussetzung,<br />
dass dies gelingt, ist die Entwicklung<br />
der Allianz im bottom-up Verfahren, also<br />
durch die Menschen und Initiativen selber<br />
und nicht von staatlicher Seite. Inzwischen<br />
wurde der Verein »Allianz für Beteiligung«<br />
zum Aufbau und Stärkung einer Beteiligungskultur<br />
in Baden-Württemberg, vor allem<br />
aber zur organisatorischen Abwicklung,<br />
gegründet. Finanziell erfährt die Allianz eine<br />
Förderung durch die Baden-Württemberg<br />
Stiftung, die Robert Bosch Stiftung und die<br />
Breuninger Stiftung. Damit kann eine Grundausstattung<br />
für eine Geschäftsstelle gewährleistet werden und<br />
die Allianz kann starten. Im Laufe dieses Jahres wird die Allianz<br />
mit einem eigenständigen Veranstaltungsformat in allen vier Regierungsbezirken<br />
in unserm Land aktiv und sichtbar.<br />
Demokratietheater, Lernlabor und<br />
Demokratie-Monitoring<br />
Es ist bekannt, dass komplexe Sachverhalte am einfachsten spielerisch<br />
vermittelt werden können. Dieser pädagogischen Erkenntnis<br />
tragen wir durch eine Theaterproduktion mit dem Titel »Bürgerbeteiligung<br />
– ein Lustspiel« Rechnung. Im Rahmen des<br />
Landesjubiläums 2012 habe ich die Produktion in Auftrag gegeben.<br />
Das Stück befasst sich fernab von Runden Tischen, Planungswerkstätten<br />
und Bürgerhaushalten sehr kreativ mit dem<br />
Thema Demokratie und Beteiligung und ist in sich selbst partizipativ<br />
und generationsübergreifend mit 20 ganz normalen Bürgern<br />
zwischen 7 und 70 Jahren angelegt. Gespielt wird es immer<br />
an einschlägigen Demokratieorten in Rathäusern, Landratsämtern<br />
und sogar im Plenarsaal des Landtags in Stuttgart. Das Projekt<br />
wird textlich, fotografisch und filmisch dokumentiert.<br />
Geplant ist eine »Spielkiste« mit methodischen Tipps zu Beteiligungs-Theater-Ideen<br />
für interessierte Kommunen und Theatergruppen.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt, wenn es um eine Pädagogik der Beteiligung<br />
geht, sind die Qualifizierungsangebote für junge Bürgerinnen<br />
und Bürger. Mit ganz spezifischen Formaten wie Onlinespielen,<br />
Planspielen und Programmen wie etwa »Jugend bewegt«, soll<br />
ein demokratisches Lernlabor für die junge Generation eröffnet<br />
werden. Ob und wie all unsere Bestrebungen in Sachen Beteiligung<br />
bei den Bürgerinnen und Bürger unseres Landes ankommen,<br />
wollen wir mit einem regelmäßigen »Demokratie-Monitoring«<br />
herausfinden, das erstmalig im Sommer 2013 Ergebnisse zu<br />
Tage förder<br />
Dass es in Baden-Württemberg schon viele gute Beispiele für die<br />
Beteiligung und Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger gibt zeigen<br />
wir mit einem gemeinsamen Wettbewerb des Staatsanzeigers<br />
und der kommunalen Spitzenverbände. Über 130 Beiträge<br />
sind dazu beim Staatsanzeiger eingegangen und zeigen eindrücklich,<br />
dass in den Gemeinden und Kommunen schon eine ganz<br />
hervorragenden Arbeit geleistet wird. Dachten wir zunächst an<br />
Abb. 2 Werbung des Staatsministeriums für das »Bürgerbeteiligungsportal« der baden-württembergischen<br />
Landesregierung: (www.baden-wuerttemberg.de/de/beteiligungsportal-info)<br />
© Staatsministerium Baden-Württemberg<br />
vierzig oder fünfzig Beiträge, so würden wir und vor allem auch<br />
der Staatsanzeiger völlig überrascht. Die außerordentlich erfreuliche<br />
Konsequenz, dass bis in den Sommer hinein, alle Wettbewerbsbeiträge<br />
veröffentlicht werden. Danach sind die Leserinnen<br />
und Leser des Staatsanzeiger für eine Vorauswahl gefragt um<br />
dann diese schließlich und endlich von einer »Bürgerjury« bewertet<br />
werden.<br />
Europäisches Netzwerk zur Bürgerbeteiligung<br />
Das Thema Bürgerbeteiligung und die verschiedenen Methoden<br />
zur Anwendung beschränken sich aber natürlich nicht nur auf<br />
Deutschland. Die Bürgerbeteiligung lebt vom Mitmachen der verschiedenen<br />
Akteure und vom Wissensaustausch untereinander.<br />
Und da viele Fragen, die die Demokratie bzw. die gelebte politische<br />
Praxis betreffend, heute in vielerlei Form mit Europa und der<br />
EU zusammenhängen, kommt der europäischen Komponente der<br />
Beteiligung eine besondere Bedeutung zu.<br />
Genau aus diesem Grunde habe ich im Dezember letzten Jahres in<br />
Stuttgart einen internationalen Workshop zur Bürgerbeteiligung<br />
organisiert. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen kamen aus den<br />
verschiedensten Ländern Europas und der ganzen Welt. Akademische<br />
Koryphäen führten in Ihren Vorträgen in den aktuellen Forschungsstand<br />
zu Demokratie und Demokratieentwicklung ein.<br />
Neben dieser theoretischen Grundlage kamen aber auch in den<br />
Vorträgen schon Anwendungsbeispiele aus verschiedenen Ländern,<br />
so zum Beispiel zu den verschiedenen Beteiligungsnetzwerken<br />
in den USA oder einem speziellen, sogenannten Sunset-Law,<br />
Gesetz zur Beteiligung in der Toskana.<br />
Neben den Inputs aus Vorträgen wurde danach in verschiedenen<br />
Arbeitsgruppen von Vertretern aus den jeweiligen Ländern über<br />
Ihre Erfahrungen mit der Beteiligung und den von Ihnen gewählten<br />
Methoden ausgetauscht. Am Ende des zweitätigen Workshops<br />
stand für alle Beteiligten die Notwendigkeit einer engeren<br />
Kooperation zwischen den Ländern und Regionen, vor allem Europas,<br />
zum Thema Bürgerbeteiligung fest. Daher haben wir ein<br />
europäisches Netzwerk gegründet, dessen Ziel es ist, durch regelmäßig<br />
stattfindende Treffen und den Austausch untereinander<br />
weiter voneinander zu lernen und die Bürgerbeteiligung im<br />
europäischen Kontext zu stärken.<br />
11<br />
D&E<br />
Heft 65 · 2013<br />
Gemeinsam gestalten – Bürgerbeteiligung lebt vom Mitmachen