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deutschland & europa - lehrerfortbildung-gemeinschaftskunde ...

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sollte man aus den Zusammenhängen zwischen der sozialen Herkunft<br />

von Individuen und ihrer Beteiligung an der Politik keine<br />

voreiligen Folgerungen in Bezug auf die Offenheit des politischen<br />

Systems für gruppenspezifische Interessen und Wertvorstellungen<br />

ableiten. Eines der wichtigsten Argumente für repräsentative<br />

Demokratien besteht ja gerade darin, dass repräsentative Institutionen<br />

nicht als Durchlauferhitzer für Gruppeninteressen funktionieren,<br />

sondern sich um einen fairen Ausgleich zwischen den Interessen<br />

verschiedener Gruppen bemühen. Auch wenn dieser nicht<br />

immer gelingt, sind die repräsentativen Verfahren auf das Erreichen<br />

dieses Zieles ausgerichtet.<br />

Doch unabhängig vom Problem der Interessenberücksichtigung<br />

und der politischen Responsivität stellt der Einfluss der gesellschaftlichen<br />

Stellung und Rolle von Individuen eine Herausforderung<br />

des Ideals politischer Gleichheit dar. Zudem beeinträchtigen<br />

diese Strukturen möglicherweise die Repräsentationsleistung<br />

politischer Institutionen, um die es am besten bestellt sein dürfte,<br />

wenn alle sozialen Gruppen gleichermaßen versuchen, ihren Forderungen<br />

Gehör zu verschaffen. Insofern stellt eine Ausweitung<br />

der Beteiligungsmöglichkeiten nur eine unbefriedigende Lösung<br />

des Problems dar, wenn sie vornehmlich dazu führt, dass die ohnehin<br />

Aktiven zusätzliche Einflussmöglichkeiten erhalten, sich für<br />

die Inaktiven aber nichts ändert. Partizipative Reformen müssen<br />

der Mobilisierung der politikfernen Gruppen mehr Aufmerksamkeit<br />

widmen und diese über niedrigschwellige Beteiligungsangebote<br />

in lebensnahen Bereichen an den politischen Prozess heranführen.<br />

Nur unter dieser Bedingung bedeutet mehr Partizipation<br />

mehr Gleichheit.<br />

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University Press.<br />

25<br />

D&E<br />

Heft 65 · 2013<br />

Bürgerbeteiligung und soziale Gleichheit

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