Dekodierung moderner Mythen: von Star Wars zur Popkultur
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den <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> Helden in ‚Das Imperium schlägt <strong>zur</strong>ück’ erneut begegnen, brechen sie<br />
bereits auf in das nächste Abenteuer. Für die Zuschauer bleibt ihr Alltag die Heldenfahrt.<br />
An diesem Punkt wendet sich Lucas und übrigens beinahe jede moderne Heldenfahrt, <strong>von</strong><br />
der klassischen Heldenfahrt ab. In der Summe entsteht der Eindruck, als sei die Tragik des<br />
Alltäglichen, der ‚Post-Heldenfahrt’, dem Konzept des modernen Mythos nicht zuträglich. Der<br />
moderne Mythos bedarf des Happy Ends am Ende der Heldenfahrt. Das Abenteuer darf<br />
nicht alltäglich werden. Findet das Abenteuer eine Fortsetzung, dann nur als Abenteuer. Das<br />
Leben wird im modernen Mythos also als permanentes Abenteuer präsentiert.<br />
Möglicherweise findet sich unter anderem darin ein Motor für die ständig postulierte und<br />
durchexerzierte Dynamik der <strong>Popkultur</strong>, die jedes <strong>zur</strong> Ruhe kommen als unverzeihlich<br />
abstraft.<br />
1.2.7 Zusammenfassung<br />
Bereits beim ersten Blick auf <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> Episode IV, fällt der idealistische Anspruch des Films<br />
ins Auge. Die Helden sind blond, blauäugig, aufrecht, nur gut und sie gewinnen. Sie<br />
gewinnen nicht zuletzt deshalb, weil sie die metaphysische Ordnung des Universums auf<br />
ihrer Seite wissen. Die Bösen tragen dagegen schwarz oder zeigen zumindest kein Gesicht,<br />
bzw. sind alt, nur böse und verlieren. Sie verfügen zwar auch über die Macht in ihren Reihen,<br />
aber sie ist nur die gute Macht des Universums ins Böse gewendet, bzw. die vom Hellen und<br />
Guten abgefallene Ordnung und entspricht damit nicht der kosmogonischen Ordnung des<br />
<strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> Universums. Nicht nur wegen dieses Ordnungsprinzips wird <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> immer<br />
wieder in die Nähe des Mythos gerückt, bzw. mit dem Etikett des modernen Mythos behaftet.<br />
Bei der Darstellung und der Analyse der Story <strong>von</strong> <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> habe ich immer wieder die<br />
Nähe <strong>zur</strong> Analyse der Heldenfahrt, wie sie Joseph Campbell darstellt, gesucht. Das rührt<br />
nicht <strong>von</strong> ungefähr. Die Nähe, die <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> <strong>zur</strong> Struktur des klassischen Mythos, wie er <strong>von</strong><br />
Campbell vorgestellt wird, einnimmt, ist erst in der jüngeren Vergangenheit ganz publik<br />
geworden. So weist beispielsweise Marcus Hearn darauf hin, dass Lucas sich bei Campbell<br />
bedient hat: „Campbells Forschung im Bereich Mythologie und vergleichender<br />
Religionswissenschaft hatte schon seit der Zeit am College großen Einfluss auf Lucas<br />
ausgeübt. Unter Bezugnahme auf Campbells Buch sowie zahlreiche weitere Quellen<br />
konstruierte Lucas sein Drehbuch für Krieg der Sterne als filmischen Ausdruck für<br />
mythologische Archetypen, die sich Jahrtausende <strong>zur</strong>ückverfolgen ließen.“ 52 Die hier<br />
vorgenommene Analyse zeigt nun, dass Lucas sich, abgesehen <strong>von</strong> der Differenz beim<br />
Happy End, ganz linear an der Idee der klassischen Heldenfahrt nach Campbell orientiert<br />
hat. Ein weiteres Beispiel dafür ist die Definition der Macht, die Campbell anbietet. „…, die<br />
52 Hearn, M., 2005, S. 87<br />
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