Dekodierung moderner Mythen: von Star Wars zur Popkultur
Dekodierung moderner Mythen: von Star Wars zur Popkultur
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good movie. I like ideas, especially movie ideas, that you can hold in your hand.” 80<br />
Künstlerisch ambitionierte Filme wie sie das New Hollywood zwischen 1967 und 1978<br />
hervorgebracht hatte, waren in der Folge zunächst einmal passé. Das entscheidende<br />
Kriterium für eine Filmproduktion war das in Dollars ausgedrückte Interesse der<br />
Kinobesucher.<br />
Der ökonomische Erfolg <strong>von</strong> <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> ist sicherlich ein wesentlicher Grund dafür, dass <strong>Star</strong><br />
<strong>Wars</strong> als ein Modell oder gar als Prototyp für das Blockbusterkino angesehen wird. Das<br />
bedeutet jedoch nicht, dass die Anwendung des Modells automatisch entsprechenden Erfolg<br />
an den Kinokassen garantiert, wie sich mittlerweile durch eine veritable Zahl <strong>von</strong> Flops<br />
bewiesen hat. 81 Dennoch, die mit dem Phänomen <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> eingeläutete Tendenz hat sich<br />
in Hollywood nachhaltig etabliert. Das <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> Universum kann heute allein durch seine<br />
Selbstreferenzialität existieren und Lucas gilt als der erfolgreichste unabhängige<br />
Filmemacher der Welt.. Eindeutige Analysen für die Ursache dieses wegweisenden<br />
Erfolgsphänomens liegen bis dato nicht vor. Die Stimmung der Kritiker gegenüber Lucas und<br />
seinen Filmen ist in der jüngeren Vergangenheit zugunsten <strong>von</strong> Lucas umgeschlagen. Wie<br />
ist das zu erklären?<br />
Sollte es möglich sein, dass ein <strong>von</strong> den herrschenden Kulturwächtern, den Kritikern<br />
jeglicher journalistischer Couleur, des Jahres 1977 verspotteter Film, allein aufgrund eines<br />
genialen Marketingprogramms zum bis dato erfolgreichsten Film aller Zeiten wird? Spricht<br />
man den Mitgliedern der Zielgruppe dieses Films somit jegliche ästhetische Empfindung und<br />
jedes kritische Gespür für Geschmack, Vernunft und Sinn ab? Sind Menschen derart leicht<br />
zu manipulieren? Will man wirklich behaupten, die Menschen ließen sich durch eine<br />
Marketingkampagne derart beeinflussen, dass sie den kritischen Kommentaren der Kritiker<br />
nicht länger folgen wollten? Waren die Menschen in den Jahren vor 1977 wirklich um so viel<br />
mehr aufgeklärt und vernünftiger? Oder hat das Mainstreampublikum möglicherweise nie auf<br />
die Kritiker gehört worden? Musste erst <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> über die Leinwände laufen, um zu<br />
demonstrieren, wie viel mehr Geld verdient werden kann, sofern erst der Geschmack des<br />
breiten Mainstreampublikums bedient wird? Oder wendet sich der Mensch automatisch dem<br />
Geschmack der Masse und deshalb dem Geschmack des Erfolges zu?<br />
Will man diesem Mainstreampublikum nun zugestehen, dass es sich aufgrund der<br />
Marketingkampagne <strong>von</strong> <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> dem Film positiv zuwendet, dann spräche man ihm auch<br />
zu, dass es dafür spricht, dass dort, wo solche Ideen entstehen, die Mittel dafür bereit<br />
gestellt werden, dass solche Ideen entstehen können. Das hieße, dass das Massenpublikum<br />
den Produzenten solcher Ideen bereitwillig Teile ihres Einkommens <strong>zur</strong> Verfügung stellt, weil<br />
sie entsprechende Ankündigungen für ihre Produkte betreiben. Nicht die Person wäre der<br />
80 Spielberg, S. zit. in: Blanchet, R., 2003, S. 155<br />
81 z.B. Kevin Costner’s ‘Waterworld’, Wolfgang Petersens ‘Poseidon’, Renny Harlin’s ‘Die<br />
Piratenbraut’, George Lucas’ ‘Howard the Duck’, Steven Spielberg’s ‘Hook’ etc.<br />
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