Play3 Sonderheft – 65 Playstation 4 Spiele 65 PlayStation 4 Spiele (Vorschau)
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play³ vorschau<br />
nicht begeistern <strong>–</strong> man merkt der<br />
id-Tech-5-Engine ihr Alter an. Hübsche<br />
Zerstörungs- und Partikeleffekte<br />
und das satte Waffengefühl<br />
gleichen die maue Wasserdarstellung<br />
und die tristen Umgebungen<br />
aber wieder aus. (Hinweis: Wir haben<br />
die PC-Fassung auf den zweithöchsten<br />
Grafikeinstellungen gespielt.<br />
Die PS4-Fassung könnte<br />
also deutlich besser aussehen!)<br />
Mit Pathos gegen Nazi-Mechs<br />
Immer wieder wird die Action von<br />
Blazkowicz’ inneren Monologen<br />
unterbrochen, die der deutsche<br />
Sprecher mit tiefer Stimme ins Mikro<br />
raunt. Was eigentlich für Atmosphäre<br />
sorgen soll, droht oft ins Kitschige<br />
abzudriften: „Der Tod klopft<br />
wieder an … nicht heute, mein<br />
Freund … ich muss einen Krieg<br />
gewinnen“, denkt sich unser Soldat.<br />
Später dann Perlen wie diese:<br />
„Meine Tränen würden Meere füllen.<br />
Ich würde ertrinken, wenn ich<br />
sie rausließe.“ Nichts gegen einen<br />
Kriegshelden mit Tiefgang <strong>–</strong> doch<br />
zu viel Pathos kann auch schnell<br />
peinlich werden.<br />
Immerhin verzichtet das Spiel<br />
auf Fantasy-Elemente und setzt<br />
stattdessen auf eine neue Sci-Fi-<br />
Ausrichtung. So werden wir beispielsweise<br />
schon früh von gefährlichen<br />
Roboterhunden attackiert<br />
<strong>–</strong> ein Vorgeschmack auf die überlegene<br />
Waffentechnologie des Regimes.<br />
Und es kommt noch schlimmer:<br />
Eine haushohe Stahlbestie<br />
mitsamt Strahlenkanone baut sich<br />
vor uns auf und beginnt damit, unsere<br />
Luftoffensive vom Himmel<br />
zu pusten. Der Job ist darum klar:<br />
Zuerst „borgen“ wir uns eines der<br />
feindlichen Flakgeschütze und verarbeiten<br />
damit den Stahlkoloss zu<br />
Schrott. Danach machen wir uns<br />
auf in das Schloss von General Totenkopf.<br />
Gerade als dort aber die<br />
Spannung nachzulassen droht,<br />
überrascht uns das Spiel mit einer<br />
fiesen Wendung: Blazkowicz scheitert<br />
<strong>–</strong> und zieht sich dabei eine<br />
schwere Kopfverletzung zu.<br />
Grausame, neue Welt<br />
Was nun folgt, ist ein clever inszenierter<br />
Zeitsprung und auch der<br />
Grund, warum Wolfenstein: The<br />
New Order weit mehr als nur ein<br />
einfacher Shooter sein könnte:<br />
Blazkowicz wird in ein polnisches<br />
Pflegeheim eingeliefert, wo er 14<br />
Jahre lang vor sich hin vegetiert.<br />
Später wird er erfahren: Die Nazis<br />
haben in dieser Zeit den Krieg gewonnen,<br />
die USA mit Atomwaffen<br />
in die Knie gezwungen und weite<br />
Teile der Welt mit ihren Maschinenarmeen<br />
erobert. Gefangen im<br />
eigenen Körper, muss Blazkowicz<br />
hilflos mit ansehen, wie Regime-<br />
Soldaten das Pflegeheim stürmen<br />
und damit beginnen, Personal wie<br />
Patienten kaltblütig zu ermorden.<br />
Es sind grausame Szenen, die keinen<br />
Zweifel daran lassen, dass<br />
sich das Spiel ausschließlich an<br />
ein erwachsenes Publikum richtet.<br />
Wachgerüttelt von all der Gewalt,<br />
gelingt es Blazkowicz schließlich,<br />
die Kontrolle über seinen Körper<br />
zurückzuerlangen <strong>–</strong> und so schreiten<br />
wir wieder zur Tat: Mit einem<br />
Messer und futuristisch anmutenden<br />
Waffen kämpfen wir uns den<br />
Weg frei und retten dabei Anna,<br />
Doppelfeuer: Von manchen Waffen kann Blazkowicz zwei Stück gleichzeitig<br />
verwenden. Das ist sehr effektiv, verbraucht aber auch extra viel Munition.<br />
die letzte Überlebende aus dem<br />
Pflegeheim. Sie wird uns auf dem<br />
weiteren Abenteuer begleiten.<br />
Vielversprechendes Solo-Erlebnis<br />
Unser nächster Auftrag: Wir müssen<br />
einen Zug erreichen, der uns<br />
nach Deutschland bringen soll. Auf<br />
dem Weg dorthin müssen wir allerdings<br />
erst mehrere Nazi-Vorposten<br />
von Feinden säubern. Wie wir das<br />
tun, bleibt uns überlassen, sogar<br />
schleichen ist möglich: An einer<br />
Stelle können wir etwa durch einen<br />
Kanalzugang heimlich in die Basis<br />
schlüpfen, wo wir praktischerweise<br />
gleich einen Schalldämpfer für<br />
unsere Pistole finden. So gerüstet,<br />
gelingt es uns, die Kommandanten<br />
des Lagers lautlos auszuschalten,<br />
bevor sie Alarm auslösen <strong>–</strong> alles in<br />
allem eine simple, aber spannende<br />
Stealth-Einlage, die zudem völlig<br />
freiwillig ist. Gut so!<br />
Am Ende unserer Anspielzeit<br />
erleben wir noch ein Highlight: Im<br />
Zug angekommen, treffen wir auf<br />
die abstoßende Frau Engel. Die<br />
überzeugte Faschistin zwingt uns<br />
dazu, an einem Psycho-Test teilzunehmen,<br />
während sie uns mit einer<br />
Waffe bedroht und sich dabei von<br />
Bubi, ihrem jugendlichen Lover,<br />
begrapschen lässt. Es ist eine gespenstische,<br />
gut gemachte Dialogszene,<br />
die Hoffnungen weckt, dass<br />
das fertige Spiel nicht nur ordentliche<br />
Schießereien, sondern auch<br />
einen spannenden Plot zu bieten<br />
hat. Immerhin verzichten die Entwickler<br />
Machine Games sogar auf<br />
einen Multiplayermodus, um sich<br />
ganz der aufwendigen Solo-Kampagne<br />
zu widmen, die Shooter-<br />
Fans bis zu 16 Stunden lang beschäftigen<br />
soll. <br />
FS<br />
Meinung<br />
„Die Geschichte hat mich<br />
neugierig gemacht.“<br />
Felix Schütz Redakteur<br />
Kriegsshooter gibt’s wie Sand am Meer, darum hat<br />
mich der Anfang von The New Order noch ziemlich<br />
kaltgelassen. Erst nach dem cleveren Zeitsprung<br />
ins finstere 1960 begann die Sci-Fi-Story interessant<br />
zu werden <strong>–</strong> ab da hätte ich wirklich gerne<br />
weitergespielt! Auch das unkomplizierte Geballer<br />
hat mir gefallen, obwohl weder das Waffendesign<br />
noch die Grafik bislang für Jubelstürme sorgen.<br />
Was ich mir fürs fertige Spiel wünsche: weniger<br />
Pathos, mehr spannende Figuren wie die schaurige<br />
Frau Engel, dazu abwechslungsreiche Levels<br />
und raffinierte Gegner <strong>–</strong> dann könnte das neue<br />
Wolfenstein richtig gut werden.<br />
Darauf basiert unsere Meinung:<br />
Wir spielten die ersten Kapitel, das entspricht etwa<br />
zwei Stunden Spielzeit. Wir spielten die PC-Fassung,<br />
The New Order erscheint aber auch für PS3 und PS4.<br />
Infos<br />
HERSTELLER <br />
Bethesda<br />
ENTWICKLER <br />
Machine Games<br />
Das schwedische Team wurde erst 2009 von ehemaligen<br />
Mitgliedern der Starbreeze Studios gegründet.<br />
ALTERNATIVE Killzone 3<br />
Ein Shooter mit dreckigem Setting, in dem man gegen<br />
ein repressives Regime antritt? Das hat Killzone 3 auch.<br />
TERMIN 20. Mai 2014<br />
Stimmig: Die id-Tech-5-Engine (bekannt aus Rage) sorgt für eine ordentliche<br />
Optik, die aber nicht mit moderner Konkurrenz wie Battlefield 4 mithalten kann.<br />
Wertungstendenz<br />
70 - 85<br />
0 100<br />
www.playdrei.de play 3 | <strong>Sonderheft</strong> 01.2014 | 81