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AUTOStraßenverkehr Heft 10-2014

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WISSEN TANKEN<br />

SPARTECHNOLOGIEN<br />

Unter Sparzwang<br />

Der nächste Grenzwert für die MINDERUNG DER CO 2<br />

-EMISSIONEN steht fest: 95 Gramm<br />

pro Kilometer. Auf dem Weg dorthin bedienen sich Autohersteller verschiedener technischer<br />

Kniffe. Wir zeigen Ihnen, wie die Industrie dem Verbrennungsmotor das Sparen beibringt.<br />

Einsparpotenzial<br />

~30 %<br />

Elektro und Hybrid<br />

Strom hilft beim Spritsparen<br />

Für schwere Autos ist die Elektrifizierung des Antriebs langfristig die<br />

einzige Chance, die CO 2 -Ziele zu erreichen – durch die Entlastung des<br />

Verbrennungsmotors sowie Bremsenergie-Rückgewinnung.<br />

Fotos: Bosch, Fiat, Valeo, ZF<br />

Die EU legt den Automobilherstellern<br />

die Daumenschrauben<br />

an: CO 2 -Emissionen<br />

sollen spätestens 2021 auf 95<br />

Gramm pro Kilometer sinken.<br />

Dabei soll die Mehrfachanrechnung,<br />

zum Beispiel sogenannte<br />

„Supercredits“ für emissionsfreie<br />

Elektroautos, ab 2020<br />

helfen, das Flottenverbrauchskonto<br />

eines Herstellers aufzuhübschen.<br />

Und wie sich der in<br />

wenigen Jahren zu erwartende<br />

weltweite Normzyklus (WLTC)<br />

auf die CO 2 -Emissionen auswirken<br />

wird, bleibt ungeklärt.<br />

Doch längst verstehen Entwickler<br />

das 95-Gramm-Ziel als<br />

technische Herausforderung,<br />

die gegenüber heute eine Verbesserung<br />

um etwa 30 Prozent<br />

bedeutet.<br />

Längst stehen technische<br />

Komponenten bereit, mit denen<br />

zumindest Kleinwagen das<br />

95-Gramm-Ziel schon erreichen.<br />

Auch für Kompakt- und<br />

Mittelklassewagen dürfte mit<br />

Maßnahmenpaketen bis hin<br />

zur Teilhybridisierung dieses<br />

Ziel erreichbar sein. In höheren<br />

Gewichtsklassen kommt der<br />

Verbrennungsmotor an einer<br />

schrittweisen Elektrifizierung<br />

und an zusätzlichen verbrauchsmindernden<br />

Maßnahmen<br />

im Fahrzeugkonzept wohl<br />

kaum vorbei.<br />

Jedenfalls müssen sowohl<br />

Benziner als auch Dieselmotor<br />

noch sparsamer werden.<br />

Wirkungsvollstes und damit<br />

zentrales Rezept ist das Downsizing.<br />

Denn Verbrennungsmotoren<br />

erzielen ihren besten<br />

Wirkungsgrad, wenn man ihren<br />

Hauptbetriebsbereich hin zu<br />

höherer spezifischer Leistung<br />

verschiebt. Das führt zu hubraumkleineren<br />

Motoren – auch<br />

mit weniger Zylindern –, die<br />

im höheren Lastbereich laufen<br />

müssen. Dies verringert auch<br />

die anteiligen Reibungs- und<br />

Wärmeverluste. Das Hubraumdefizit<br />

wird per Aufladung ausgeglichen,<br />

wodurch der Turbolader<br />

zum elementaren<br />

Bestandteil des Downsizing-<br />

Konzepts wird.<br />

Beim Diesel längst Standard,<br />

führt das Effizienzstreben auch<br />

beim Benziner zur Direkteinspritzung.<br />

Denn mit dem eingespritzten<br />

Kraftstoff lässt sich<br />

eine gute Kühlung der Brennräume<br />

erzielen und zudem eine<br />

effektive Zylinderspülung ohne<br />

Kraftstoffverluste beim Ladungswechsel.<br />

So sind schon<br />

bei niedrigen Drehzahlen Drehmomentwerte<br />

zu erzielen, wie<br />

man sie vom Diesel kennt.<br />

Doch auch dessen Potenzial ist<br />

noch nicht ausgereizt: Höherer<br />

Ladedruck und Einspritzdrücke<br />

bis 2500 Bar versprechen eine<br />

weitere Optimierung.<br />

Ein quasi zeitweiliges Downsizing<br />

lässt sich mit Zylinderabschaltung<br />

umsetzen. Selbst<br />

einen 1.4 TSI macht VW zum<br />

Teilzeit-Zweizylinder und spart<br />

so rund 0,4 Liter Sprit auf<br />

<strong>10</strong>0 km ein, bei moderater<br />

Konstantfahrt sogar mehr.<br />

Einsparpotenzial verbirgt sich<br />

auch dort, wo Drosselklappen<br />

und Ventile die Beatmung des<br />

Motors behindern. Es gilt daher,<br />

den Kompromiss fester<br />

Ventilsteuerzeiten aufzulösen<br />

und sie an unterschiedliche<br />

Last- und Drehzahlpunkte anzupassen.<br />

Konzepte wie die<br />

BMW-Valvetronic oder Univalve<br />

von KS variieren zudem<br />

den Ventilhub. Das entdrosselt<br />

den Ladungswechsel weiter,<br />

kann so die Drosselklappe<br />

überflüssig machen und zu<br />

Einsparungen im einstelligen<br />

Prozentbereich beitragen.<br />

Bei der weiteren Optimierung<br />

des Verbrennungsprozesses<br />

gilt es vor allem, die Präzision<br />

der Abläufe zu verbessern und<br />

Toleranzen einzuengen. Beim<br />

Dieselmotor werden wir zunehmend<br />

Glühkerzen erleben,<br />

die zugleich als Drucksensoren<br />

während der Verbrennung<br />

agieren. Nur so wird künftig<br />

zusammen mit schnellen Prozessoren<br />

eine vorgelagerte<br />

präzise Steuerung möglich.<br />

Neben den genannten Kernthemen<br />

flankieren allerdings weitere<br />

Technikbausteine die<br />

Optimierung des Verbrennungsmotors.<br />

Dazu gehören<br />

ein ausgeklügeltes Thermomanagement,<br />

ein Generator,<br />

der zum Laden der Batterie primär<br />

den Schubbetrieb nutzt,<br />

sowie bedarfsabhängig elektrisch<br />

angesteuerte Nebenaggregate<br />

wie Öl- und Kühlmittelpumpe,<br />

Klimakompressor oder<br />

Servolenkung – Elemente, die<br />

in neue Modelle längst einfließen.<br />

Nachhaltiges Potenzial für<br />

das Erreichen der Klimaziele<br />

verspricht auch der Umstieg<br />

auf Erdgas. Dank seiner günstigen<br />

chemischen Struktur lassen<br />

sich die CO 2 -Emissionen<br />

mit dem Alternativkraftstoff bei<br />

vergleichbarer Motorleistung<br />

um bis zu 25 Prozent mindern.<br />

Natürlich lässt sich das Klimapotenzial<br />

der zahlreichen Bausteine<br />

nicht einfach addieren.<br />

Vielmehr kommt es darauf an,<br />

die Wechselwirkungen einzelner<br />

Technologien zu einem intelligenten<br />

und für den Kunden<br />

letztlich bezahlbaren Optimum<br />

zu kombinieren.<br />

Klaus-Ulrich Blumenstock<br />

34 AUTO <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> www.facebook.com/AUTOStrassenverkehr

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