Steirische Reise - Landentwicklung - Steiermark

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EINE STEIRISCHE REISE INS MURTAL/STADT MURAU HELMUT RÖMER Murau wirklich aktiv Was sich alles daraus machen lässt, wenn Bevölkerung, Wirtschaft, Politik und Verwaltung an einem Strang ziehen. Murau ist alt, sehr alt – im Jahr 1998 feierte die Stadt ihr 700-jähriges Bestehen. Enge Bürgerhäuser, schmale Gassen – die Innenstadt von Murau atmet gleichsam die Geschichte. Die Bewohner sind sich dessen bewusst und der hohe Stellenwert der Bürgergarde gibt einen Eindruck vom Traditionsbewusstsein der Menschen. Es gibt aber auch eine Tradition der Zusammenarbeit in Murau zwischen den Menschen, den Vereinen, den Wirtschaftstreibenden. So wurde beispielsweise in den 1970er Jahren „Murau Aktiv“ als Verein zur Wirtschaftsförderung gegründet. „Wir wollen durch gemeinsame Werbeaktivitäten die Murauer Unternehmen stärker im Bewusstsein der Bevölkerung verankern“, sagt Hermann Freismuth, der Obmann des Vereins. Innenstadtinitiative Im Jahr 1999 wurde schließlich von der Stadtgemeinde der einstimmige Beschluss gefasst, eine „Lokale Agenda“ umzusetzen. „Dieses Gemeindeentwicklungskonzept hat das Ziel, die Lebensqualität auch für künftige Generationen sichern“, sagt die ÖLE-Regionalbetreuerin Mag. Gudrun Göttfried, „und ich unterstütze die Murauerinnen und Murauer bei diesen Bemühungen“. Kurz gesagt, soll eine florierende Wirtschaft, eine intakte Natur und eine sozial gerechte Gesellschaft kein Gegensatz mehr sein, sondern selbstverständliche Wirklichkeit. Deshalb wurden die Menschen bei der Bürgerversammlung eingeladen, ihre Ideen für ein lebenswertes Murau einzubringen und in einer der Arbeitsgruppen mitzuarbeiten. „Wie konkret unsere Zukunft aussehen soll, können am besten wir, die direkt betroffenen Bürgerinnen und Bürger, entscheiden.“ Anna Stocker Traditionsbewusstsein und Zusammenhalt wird groß geschrieben in Murau (im Bild die Bürgergarde beim alljährlichen Samson-Umzug). Fotos: Römer, <strong>Steiermark</strong> Tourismus Eines der Ergebnisse ist die Innenstadtinitiative „Anna Neumann lebt“ von Anna Stocker. Stocker ist Inhaberin eines Kunstgeschäftes und Initiatorin der Initiative. Zur Erklärung: die Anna-Neumann-Straße ist die traditionelle Geschäftsstraße in der Innenstadt, gleichsam die „Murauer Herrengasse“. Und wie in vielen Städten leiden die Innenstadt-Geschäfte an Käuferschwund. An der Peripherie werden Einkaufszentren gebaut, ziehen die Käufer ab, die Innenstädte veröden. Durch gemeinsame Kulturveranstaltungen und Werbeaktionen sind die Geschäftsleute der Anna-Neumann-Straße auf dem besten Weg, die Trendwende zu schaffen. Impulse für die ganze Region Besonders aktiv bei der „Lokalen Agenda“ war die Arbeitsgruppe „Wirtschaft“. Von zwei dabei beteiligten Unternehmen, der Biobäckerei Karl Hager und dem Installationsunternehmen Heidi Zeiringer, gingen Impulse aus, die für die Entwicklung der Region weit über die Stadt Murau hinaus Bedeutung haben. Hager ist ein engagierter Kämpfer für biologische und gentechnikfreie Produkte und Zeiringer hat sich entschlossen, nur mehr Heizungsanlagen mit erneuerbaren Energieträgern zu installieren. Aus diesen in der Betrieblichen Agenda entwickelten Visionen sind die „Bioregion Murau“ und die „Energievision Murau“ entstanden – österreichweite Vorzeigeprojekte mit einem enormen Entwicklungspotenzial für die ganze Region. „Die Gemeinde hat auch den bis jetzt politisch nicht aktiven Bürgern die Gelegenheit gegeben, sich aktiv bei der Zukunftsentwicklung der Gemeinde zu beteiligen“, sagt Mag. Alfred Baltzer, Leiter des Stadtamtes und Mitglied im Team „Öffentlichkeitsarbeit“ der „Lokalen Agenda“. Kein Zweifel – die Murauer haben die Gelegenheit beim Schopf gepackt und man darf gespannt sein, was sich noch alles daraus entwickelt. E-Mail: roemer@oele-stmk.at 10
EINE STEIRISCHE REISE INS MURTAL/GEMEINDE WINKLERN IRMGARD FIXL Auf der Alm, da gibt’s ... den Almerlebnisweg Wer weiß schon etwas über die Almwirtschaft von einst und heute? Kaum jemand kennt die Pflanzen und Tiere, denen man auf den Wanderungen begegnet. Wie wird aus der Milch, die die Sennerin in aller Herrgottsfrüh aus dem Stall bringt, ein „Steirerkas“ zubereitet? Der Almerlebnisweg in Winklern bei Oberwölz – ein Projekt der dortigen Lokalen Agenda – gibt Antworten. „ In unserer Gemeinde tut sich was.“ Diesen Ausspruch hört man in der Gemeinde Winklern nun wieder öfters. Es ist nun beinahe drei Jahre her, als die zuständige ÖLE-Regionalbetreuerin Mag. Gudrun Göttfried in einer Gemeinderatssitzung dem Gemeinderat das Prinzip der nachhaltigen Gemeindeentwicklung vorgestellt hat – und schließlich einstimmig die Durchführung einer „Lokalen Agenda 21“ beschlossen wurde. Gemeinsam mit der Bevölkerung wurden zahlreiche Ideen und Vorschläge erarbeitet, um die Gemeinde lebenswerter zu machen. Um etwa in der ländlich strukturierten Gemeinde den Jugendlichen in den Ferien einen Ferialjob anbieten zu können, wurde ein Beschäftigungsprojekt ins Leben gerufen. Und ein Anliegen des damaligen Bürgermeisters Siegfried Tulnik und der Almbauern des Eselsbergergrabens wurde aufgegriffen: Da Winklern eine bäuerliche Landgemeinde mit alten traditionellen Bauernhöfen und bewirtschafteten Almhütten ist, sollte den Einheimischen und den vielen Gästen, die im Sommer die Almhütten besuchen, die Alm in all ihrer Vielfalt wieder näher gebracht werden. So wurde beschlossen, einen Almerlebnisweg im Eselsbergtal zu errichten. Zusammenarbeit von Gemeinde, Almbauern, Aktivbürgern In den gemeinsamen Besprechungen mit der fachlichen Unterstützung vom Landschaftsplanungsbüro LebensRaum wurde die Gestaltung der Stationen mit den Schautafeln erarbeitet. Dies war eine besondere Herausforderung, da aufgrund der klimatischen Bedingungen mit stürmischem Wind und Lawinengefahr eine besonders massive Bauweise und eine gut überlegte Standortwahl notwendig waren. So entstand nach Monaten intensivster Arbeit ein 1,5 km langer Almerlebnisweg von der Funklhütte über die Knollihütte bis hin zur Hölzlerhütte, auf dem vor allem Familien mit Kindern abseits der befahrenen Straße gemütlich wandern können. An sieben Stationen mit je drei Schautafeln werden die Besonderheiten der Region (Moor, Orchideen, Sölker Marmor), die weitgehend natürliche Artenvielfalt, aber auch die Themen Almwirtschaft, Lawinen oder Wasser informativ aufbereitet. Bereichert werden die Stationen durch Spielgeräte wie zum Beispiel einem Summstein. Hier kann man nach Herzenslust Töne und Geräusche von sich geben und angenehme Schwingungen am ganzen Körper verspüren. Ist man vom Wandern müde, kehrt man bei der nächsten Hütte ein und dort lässt man sich mit selbst erzeugten Köstlichkeiten der Almbauern Der Erlebnisweg ist ein touristisches Leitprojekt für die Gemeinde. Fotos: Gemeinde Winklern (2) verwöhnen. Gleichzeitig hat man die Möglichkeit, ihnen bei ihrer Arbeit etwas über die Schulter zu blicken und die Theorie der Schautafeln wird in die Praxis umgesetzt. Mit dem Projekt Eselsberger Almerlebnisweg hat man es einerseits geschafft, dass Almbauern und Gemeinde eine Idee gemeinsam umgesetzt haben, andererseits ist dadurch die Alm für Einheimische und Gäste noch attraktiver geworden. Da ein Teil des Erlebnisweges auf dem Gemeindegebiet der Marktgemeinde St. Peter am Kammersberg liegt, wurde auch diese in die Umsetzung des Projektes einbezogen. Der Weg wird auch noch in Zukunft „leben“, weil bereits die Errichtung einer archimedischen Wasserspirale und eines Teiches geplant sind. Gemeinde Winklern bei Oberwölz Bezirk: Murau Einwohner (VZ 2001): 949, Fläche: 68 km 2 (von 820 m bis 2.423 m Seehöhe) 8832 Oberwölz, Hauptplatz 9 Tel. 03581/8319 E-Mail: gde@winklern-oberwoelz.steiermark.at www.winklern-oberwoelz.steiermark.at Irmgard Fixl ist Vizebürgermeisterin von Winklern und arbeitet maßgeblich bei der Lokalen Agenda mit. E-Mail: irmgard.fixl@aon.at l e b e n s We r t 11
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