neurologisch - Ãsterreichische Gesellschaft für Neurologie
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GESELLSCHAFTS-<br />
NACHRICHTEN<br />
SCHWERPUNKT<br />
NEUROLOGIE IN<br />
ÖSTERREICH<br />
KONGRESS-<br />
HIGHLIGHTS<br />
FÜR DIE PRAXIS<br />
Kommunikation mit<br />
MS-Patientinnen und -Patienten<br />
Kommunikation spielt in fast allen Bereichen unseres Lebens eine wichtige Rolle, und die enorme Bedeutung der<br />
„richtigen“ Kommunikation wird auch für den medizinischen Bereich zunehmend erkannt und berücksichtigt.<br />
S<br />
So kann mangelhafte Kommunikation am Arbeitsplatz<br />
nicht nur zu persönlicher Verletzung,<br />
Enttäuschung oder Demotivierung führen,<br />
sondern auch die Gefahr gravierender<br />
Fehler durch fehlende oder fehlerhafte Information<br />
in sich bergen. Denn „Kommunizieren“<br />
beinhaltet immer sowohl die Übermittlung<br />
von Informationsinhalten als auch die<br />
Art und Weise, wie diese Übermittlung stattfindet.<br />
Naturgemäß sind letztendlich beide<br />
Aspekte entscheidend, wie und welche Informationen<br />
dann auch von unserem Gegenüber<br />
„empfangen“ bzw. aufgenommen werden.<br />
Für beide Aspekte der Kommunikation ist im<br />
ärztlichen Umgang mit MS-PatientInnen ein<br />
Wandel feststellbar. Zunehmend wird akzeptiert,<br />
dass die Information von PatientInnen<br />
über ihre Erkrankung nicht nur rechtlich betrachtet,<br />
sondern auch in der Betreuung ein<br />
notwendiges Element darstellt. Aber auch<br />
das Aufbauen einer guten und tragfähigen<br />
zwischenmenschlichen Beziehung wird als<br />
wichtige Basis der therapeutischen Führung<br />
im Rahmen chronischer Erkrankungen und<br />
im Fall der MS auch zur Erhaltung der Therapie-Compliance<br />
bei Langzeittherapien als<br />
unerlässlich akzeptiert. In der täglichen Praxis<br />
und auch im folgenden Artikel sind diese beiden<br />
Ziele nicht klar trennbar und werden<br />
daher in kombinierter Weise dargestellt.<br />
Die Ziele einer positiven Kommunikation betreffen<br />
sowohl sachliche als auch seelische<br />
Bereiche. Es soll über die Krankheit und alle<br />
damit in Zusammenhang stehenden Inhalte<br />
so umfangreich und verständlich informiert<br />
werden, dass der/die PatientIn sich trotz der<br />
Unsicherheit durch die Krankheitssituation<br />
gut und sicher zurechtfindet und auch den<br />
persönlichen Anteil an allen medizinischen<br />
Entscheidungen leisten kann.<br />
Zusätzlich aber soll die Bewältigung der Erkrankung<br />
unterstützt werden und eine Hilfestellung<br />
im Verarbeiten der Lebenssituation<br />
mit MS geboten werden. Außerdem muss<br />
die Kommunikation eine Basis für eine im<br />
Fall chronischer Erkrankungen langjährige Beziehung<br />
darstellen, die auch der Belastung<br />
von eventuellen Verschlechterungen der MS,<br />
wechselnden therapeutischen Aufgaben und<br />
permanenter Forderung durch Informationen<br />
von außen (z. B. Angebote von „Heilungen“)<br />
gewachsen sein muss.<br />
Das ärztliche Gespräch<br />
Univ.-Prof. Dr.<br />
Siegrid Fuchs<br />
Universitätsklinik<br />
für <strong>Neurologie</strong>,<br />
Medizinische Universität<br />
Graz<br />
Prinzipiell ist zu beachten, dass die Stimmung<br />
im Rahmen des Gespräches von unterschiedlichen<br />
Faktoren beeinflusst werden kann.<br />
Deshalb ist es ratsam, schon die Rahmenbedingungen<br />
möglichst positiv zu gestalten.<br />
Eine ruhige Atmosphäre und ein angenehmes<br />
Klima im Raum erleichtern die Situation für<br />
die behandelten Menschen wie auch für<br />
den/die Arzt/Ärztin und sollten schon in der<br />
Auswahl und Adaptierung des Raumes beachtet<br />
werden. Wenn der Raum in seiner<br />
Ausstattung vorgegeben ist, so kann zumindest<br />
für ein Minimieren von Unterbrechungen,<br />
z. B durch Abstellen des Telefons, gesorgt<br />
werden und – als einfache Maßnahme<br />
– z. B. die Sitzgelegenheit des/der PatientIn<br />
gegen ein bequemeres Modell ausgetauscht<br />
werden.<br />
Sachinhalte vermitteln wir ohne Zweifel vorwiegend<br />
verbal, aber auch nonverbale Mitteilungen<br />
beeinflussen die Verständigung mit<br />
unseren PatientInnen intensiv und nachhaltig.<br />
Wenn wir einen/eine Patienten/-in kennen<br />
lernen, müssen die ersten Botschaften kurz<br />
zusammengefasst lauten: „Sie sind willkommen,<br />
Sie sind hier die Hauptperson, Sie werden<br />
in Ihren Bedürfnissen respektiert, und<br />
Ihre Anliegen sind mir wichtig.“<br />
Im Allgemeinen können diese Botschaften<br />
nicht oder maximal zu einem kleinen Teil einfach<br />
verbal mitgeteilt werden. Deshalb ist<br />
schon bei der Begrüßung und im gesamten<br />
Gesprächsverlauf auch auf nonverbale Mitteilungen<br />
zu achten. Das beginnt mit freundlicher<br />
Mimik, der Begrüßung und nament -<br />
lichen Vorstellung und dem Halten von<br />
Blickkontakt. Für die Teilnahme einer Begleitperson<br />
kann nur der/die PatientIn die Erlaubnis<br />
erteilen. Das wird meist von Seiten<br />
der Betroffenen nicht erwartet und die Erlaubnis<br />
oft vom Arzt/Ärztin erbeten! Daher<br />
sollte die Erlaubnis für das Einbeziehen einer<br />
Begleitperson von Seiten des/der PatientIn explizit<br />
erfragt und die Berechtigung für die<br />
Entscheidung erklärt werden.<br />
Im Gesprächsverlauf sollte durch Haltung und<br />
Gesichtsausdruck Interesse und Sensibilität<br />
vermittelt werden. Dass ausreichend Zeit für<br />
Fragen zur Verfügung steht, muss verbalisiert<br />
werden – denn dass von ärztlicher Seite die<br />
Bereitschaft für Zeitinvestition besteht, wird<br />
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