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neurologisch - Österreichische Gesellschaft für Neurologie

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GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Menge an Amyloid bei PatientInnen mit Alzheimer-Demenz<br />

im Vergleich zu altersentsprechenden<br />

Kontrollpersonen gezeigt werden.<br />

96 % der PatientInnen, die eine positive<br />

Florbetapir-PET hatten, erfüllten post mortem<br />

auch die pathologischen Kriterien einer Alzheimer-Demenz.<br />

Weiters korrelierte die regionale<br />

PET-Amyloidlast mit immunhistochemischen<br />

Parametern 3 .<br />

Florbetaben wiederum bietet eine langsame<br />

Eliminationskinetik, die ein längeres Zeitfenster<br />

für PET-Aufnahmen ermöglicht. In der<br />

größten Phase-II-Studie lag die diagnostische<br />

Sensitivität bei 80 % und die Spezifität bei<br />

91 % 4 . Eine aktuell laufende Phase-III-Studie<br />

soll die Wertigkeit des 18 F-Florbetaben-PET<br />

gemessen am Goldstandard der histopathologischen<br />

Bestimmung des Amyloid- zeigen.<br />

Veränderungen der Amyloid--Konzentrationen<br />

im Gehirn finden bereits initial in noch<br />

nicht symptomatischen Stadien der Erkrankung<br />

statt. Deshalb eignet sich für die Früherkennung<br />

gerade das PET mit Liganden, die<br />

offenbar eine hohe Sensitivität bieten. Zurzeit<br />

dient das PET mit Amyloid--Liganden zahlreichen<br />

Studien zum Wirknachweis von Medikamenten/Antikörper<br />

gegen Amyloid-.<br />

Krankheitsmodifizierende<br />

Therapien<br />

Die derzeit für die Therapie der Alzheimer-<br />

Demenz eingesetzten zwei Substanzklassen<br />

wirken hauptsächlich symptomatisch. Das<br />

Hauptaugenmerk der derzeitigen Forschung<br />

liegt auf der Entwicklung krankheitsmodifizierender<br />

Therapeutika, welche die Entstehung<br />

der Pathologie beeinflussen sollen.<br />

Zahlreiche randomisierte Studien mit Cho -<br />

linesterase-Inhibitoren in verschiedenen Stadien<br />

der AD belegen einen eindeutigen Benefit<br />

im Vergleich zu Placebo in Bezug auf<br />

kognitive Defizite sowie die Verbesserung der<br />

ADL (activities of daily living) 5, 6 .<br />

Es gibt zudem starke Hinweise aus experimentellen<br />

Studien, die zeigen, dass Cholin -<br />

esterase-Inhibitoren, wie Galantamin die Akkumulation<br />

von Amyloid- in kultivierten<br />

Neuronen sowie die A1-40-induzierte<br />

Apoptose reduzieren 7 . In einer Studie, in der<br />

Tab.: Übersicht über derzeit laufende Studien<br />

Colostrinin Hemmung der A-Aggregation Phase II<br />

Scyllo-Inositol (AZD103) Hemmung der A-Aggregation Phase II<br />

Bapineuzumab A – passive Immunisierung Phase III<br />

LY2062430 A – passive Immunisierung Phase III<br />

Simvastatin Cholesterinreduktion Phase III<br />

MTC (Rember) Hemmung der Tau-Aggregation Phase II<br />

Clioquinol<br />

hemmt Zink- und Kupferbindung an A Phase II<br />

12 PatientInnen mit Lewy-Body-Demenz mit<br />

und ohne Cholinesterase-Therapie verglichen<br />

wurden, konnte post mortem 68 % weniger<br />

parenchymale Amyloidakkumulation in der<br />

Gruppe mit Cholinesterase-Therapie nachgewiesen<br />

werden. Dieser Effekt lässt stark vermuten,<br />

dass diese Substanzklasse neben<br />

einer symptomatischen auch eine krankheitsmodifizierende<br />

Wirkung aufweist 8 .<br />

Auch bei Memantin, einem NMDA-Antagonisten,<br />

wird eine mögliche krankheitsmodifizierende<br />

Wirkung postuliert. Eine longitudinale<br />

Untersuchung konnte zeigen, dass unter<br />

der Therapie mit Memantin die Phosphorylierung<br />

des Tau-Proteins im Liquor signifikant<br />

abnahm 9 . Eine Metaanalyse mit 3 Studien,<br />

welche Memantin bei milder AD untersuchten,<br />

zeigte keinen Benefit bei der milden AD<br />

und eine wenig zufrieden stellende Wirkung<br />

in der mittelschweren AD 10 . Im Gegensatz<br />

dazu konnte eine Metaanalyse mit 3 randomisierten,<br />

placebokontrollierten Studien mit<br />

Memantin bei Patienten mit mittelschwerer<br />

bis schwerer AD verglichen mit Placebo bzw.<br />

einer bereits vorbestehenden Therapie mit<br />

Donepezil nach 6 Monaten einen signifikanten<br />

positiven Effekt in Bezug auf kognitive<br />

Funktionen, ADL sowie der CIBIC (clinical<br />

impression of change) nachweisen 11 .<br />

Krankheitsmodifizierende Medikamente sollen<br />

direkt in die Entstehung der Pathologie<br />

eingreifen und somit z. B. die Akkumulation<br />

von extrazellulärem Amyloid-, die intrazellulären<br />

neurofibrillären Bündeln Inflammation,<br />

oxidativen Stress, die Eisendysregulation oder<br />

den Cholesterinmetabolismus modulieren.<br />

Viel versprechend schien dabei der -Sekretase-Inhibitor<br />

Semagacestat (LY450139) zu<br />

sein, allerdings kam es – trotz guter Ergebnisse<br />

in der präklinischen Phase – zu einer<br />

kognitiven Verschlechterung bei den PatientInnen,<br />

sodass Eli Lilly 2010 die Phase-III-Studien<br />

(IDENTITY 1 und 2) abbrach. Weiters<br />

konnte das kognitive Ausgangsniveau der PatientInnen<br />

7 Monate nach Beendigung der<br />

Studien nicht wieder erreicht werden. Angestrebt<br />

wird nun eine selektive Enzymmodulation.<br />

Weitere Substanzen mit teilweise zufrieden<br />

stellenden präliminären Ergebnissen<br />

werden zurzeit getestet. Die Tabelle soll einen<br />

Überblick über einige derzeit laufende Studien<br />

geben 12 .<br />

n<br />

1 Wimo A, Winblad B, Aguero-Torres H, von Strauss E,<br />

The magnitude of dementia occurrence in the world.<br />

Alzheimer Dis Assoc Disord 2003; 17(2):63–7<br />

2 Braak H., Braak E. Neuropathological stageing of<br />

Alzheimer-related changes. Acta Neuropathol 1991;<br />

82(4):239–59<br />

3 Clark CM, Schneider JA, Bedell BJ, Beach TG, Bilker<br />

WB, Mintun MA et al., Use of florbetapir-PET for imaging<br />

beta-amyloid pathology. JAMA : the journal of the<br />

American Medical Association 2011; 305(3):275–83<br />

4 Barthel H, Gertz HJ, Dresel S, Peters O, Bartenstein P,<br />

Buerger K, Hiemeyer F, Wittemer-Rump SM, Seibyl J,<br />

Reininger C, Sabri O, Florbetaben Study Group. Cerebral<br />

amyloid--PET with florbetaben (18F) in patients with<br />

Alzheimer's disease and healthy controls: a multicentre<br />

phase 2 diagnostic study. Lancet Neurol 2011;<br />

10(5):424–35<br />

5 Loy C, Schneider L, Galantamine for Alzheimer’s<br />

disease and mild cognitive impairment. Cochrane<br />

Dementia and Cognitive Improvement Group.<br />

Cochrane Database Syst Rev 2007; 3<br />

6 Birks J, Grimley Evans J, Iakovidou V, et al Rivastigmine<br />

for Alzheimer’s disease. Cochrane Dementia and<br />

Cognitive Improvement Group. Cochrane Database<br />

Syst Rev 2007; 3<br />

7 Matharu B, Gibson G, Parsons R, Huckerby TN, Moore<br />

SA, Cooper LJ et al., Galantamine inhibits beta-amyloid<br />

aggregation and cytotoxicity. Journal of the neurological<br />

sciences 2009<br />

8 Ballard CG, Chalmers KA, Todd C, McKeith IG,<br />

O'Brien JT, Wilcock G, Love S, Perry EK, Cholinesterase<br />

inhibitors reduce cortical Abeta in dementia with Lewy<br />

bodies. Neurology 2007; 68(20):1726–9<br />

9 Degerman Gunnarson M, Klialnder L., Basu H.,<br />

Lannefelt L, Reduction of phosphorylatedd tau during<br />

memantine treatment of Alzheimer’s disease. Dement<br />

Geriatr Cogn Disord 2007; 24(4):247–52<br />

10 Schneider LS, Dagerman KS, Higgins JP, McShane R,<br />

Lack of evidence for the efficacy of memantine in mild<br />

Alzheimer disease. Arch Neurol 2011; 68(8):991–8<br />

11 McShane R, Areosa Sastre A, Minakaran N. Memantine<br />

for dementia. Cochrane Database Syst Rev 2006;<br />

19(2):CD003154<br />

12 Galimberti D, Scarpini E, Disease-modifying treatments<br />

for Alzheimer’s disease. Ther Adv Neurol Disord 2011;<br />

4(4):203–16<br />

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