neurologisch - Ãsterreichische Gesellschaft für Neurologie
neurologisch - Ãsterreichische Gesellschaft für Neurologie
neurologisch - Ãsterreichische Gesellschaft für Neurologie
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
NEUROLOGIE AKTUELL<br />
Schlaganfall<br />
Die aufwändige prozedurale Logistik einerseits<br />
und die limitierte Fallfrequenz andererseits<br />
(nur ca. 20 % proximale Gefäßverschlüsse)<br />
sind Argumente für die Etablierung regionaler<br />
Interventionszentren.<br />
Der aktuellen Entwicklung Folge tragend hat<br />
sich zwischenzeitlich in nahezu jedem österreichischen<br />
Bundesland ein Interventionszentrum<br />
etabliert. Zusätzlich scheint die Schaffung<br />
abteilungsübergreifender Kooperationsstrukturen<br />
zielführend zur Minimierung des<br />
therapiefreien Intervalls.<br />
In Oberösterreich ist seit Jänner 2011 ein<br />
Interventionsnetzwerk aktiv. Um individuelle<br />
Therapieoptionen möglichst zu standardisieren,<br />
wurde auf Basis klinischer und radiologischer<br />
Befunde (NIHSS, Bildgebung<br />
vor Ort) ein Schlaganfall-Szenarienmodell (1<br />
bis 4) erarbeitet. Anhand dessen wird die<br />
Entscheidung zwischen konventioneller i. v.<br />
Lyse vor Ort oder Sekundärtransport zum<br />
Interventionszentrum getroffen. Im Zentrum<br />
erfolgt in Kooperation mit der Anästhesiologie<br />
das periprozedurale Management.<br />
Nach abgeschlossener Behandlung<br />
wird der/die PatientIn ehestmöglich rücktransferiert<br />
(üblicherweise innerhalb 48<br />
Stunden). Die Behandlungsdaten werden in<br />
einem prospektiven Register erfasst, halbjährlich<br />
werden „Netzwerktreffen“ abgehalten.<br />
Mit dieser Struktur gelang es, die<br />
monatliche Interventionsfrequenz von 2,2<br />
(2009 und 2010) auf 7 Fälle (Jänner bis August<br />
2011) zu verdreifachen. Hohe Interventionsfrequenzen<br />
in standardisierten Prozessen<br />
führen zu einer signifikanten Verkürzung<br />
des therapiefreien Intervalls und<br />
damit zu einer höheren Behandlungsqua -<br />
lität.<br />
n<br />
NEUROLOGIE AKTUELL<br />
Schmerz<br />
Zusammengestellt im Namen des Beirats „Schmerz“:<br />
Prim. Priv.-Doz. Dr. Christian Lampl<br />
Abteilung für Allgemeine <strong>Neurologie</strong> und Schmerzmedizin, Spital der Barmherzigen Brüder, Linz<br />
EUROlight-Studie<br />
Kopfschmerzen und Migräne –<br />
unterschätzt und vernachlässigt<br />
Kopfschmerzen und Migräne sind weit verbreitet,<br />
werden jedoch nicht ausreichend<br />
anerkannt, diagnostiziert und behandelt.<br />
Darauf weist die Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) in einem neuen Bericht hin,<br />
der das vom Centre de Recherche Public<br />
de la Santé, Luxemburg geleitete europäische<br />
Forschungsprojekt „EUROlight“ ergänzt.<br />
Im Rahmen eines WHO-Workshops wurden<br />
im Mai 2011 die ersten Ergebnisse der groß<br />
angelegten EUROlight-Studie präsentiert,<br />
welche die Prävalenz von Kopfschmerzen und<br />
Migräne sowie Behandlung, Lebensqualität<br />
der Patienten und sozioökonomischen Auswirkungen<br />
untersuchte und von 16 Ländern<br />
und 25 Institutionen unterstützt wurde.<br />
In Europa leiden 47 % der Erwachsenen unter<br />
Kopfschmerzen oder Migräne, 10 % haben<br />
wiederkehrende oder ständig beeinträchtigende<br />
Kopfschmerzen. Migräne wird nicht<br />
nur angesichts ihrer großen Verbreitung unzulänglich<br />
behandelt, sondern verursacht<br />
auch beträchtliche Kosten: In Europa werden<br />
die jährlichen (direkten und indirekten) Kos -<br />
ten auf 155 Millionen Euro geschätzt, 190<br />
Millionen Arbeitstage gehen jedes Jahr aufgrund<br />
von Migräne verloren. Im WHO-Workshop<br />
wurde hervorgehoben, dass nur bei<br />
einer Minderheit der Betroffenen eine angemessene<br />
Diagnose gestellt wird. Weltweit behandeln<br />
ca. 50 % der Migränebetroffenen<br />
ihre Migräne selbst, ohne sich an einen<br />
Arzt/eine Ärztin zu wenden. Nur 10 % konsultieren<br />
NeurologInnen, wobei die Zahlen in<br />
Afrika und Südostasien noch niedriger sind.<br />
E-TEACCH: Im Anschluss an das EUROlight-<br />
Projekt werden die Bemühungen fortgesetzt,<br />
die medizinische Betreuung von MigränepatientInnen<br />
zu verbessern. Ein neues,<br />
auf 3 Jahre angelegtes Projekt hat zum Ziel,<br />
das erste Ausbildungstool „E-TEACCH (Electronic<br />
– Educational, Training and Assessment<br />
Competence Center for Headache)“<br />
zu ent wickeln.<br />
Für die Entwicklung eines solchen elektronischen<br />
Ausbildungszentrums wurde<br />
wieder um Unterstützung durch wissenschaftliche<br />
Organisationen, Patienten -<br />
organisationen und Partner von EUROlight<br />
angesucht, damit ÄrztInnen in ihrer Behandlungs-<br />
und BeraterInnenrolle unterstützt<br />
und PatientInnen geschult werden<br />
können.<br />
n<br />
96