02.05.2014 Aufrufe

neurologisch - Österreichische Gesellschaft für Neurologie

neurologisch - Österreichische Gesellschaft für Neurologie

neurologisch - Österreichische Gesellschaft für Neurologie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Tab. 2: Medikamentöse Therapieoptionen bei neuropathischen Schmerzen<br />

Evidenz- Evidenz- Evidenz- Negative<br />

klasse A klasse B klasse C Evidenz<br />

PZN Amitriptylin Tramadol ret. NSAID<br />

Nortriptylin Morphin ret. Paracetamol<br />

Gabapentin Oxycodon Metamizol<br />

Pregabalin<br />

Capsaicin-Salbe<br />

Lidocain-Pflaster<br />

PNP Amitriptylin Maprotilin Citalopram Topiramat<br />

Nortriptylin Carbamazepin Fluoxetin Lamotrigin<br />

Venlafaxin Capsaicin-Salbe Paroxetin<br />

Duloxetin<br />

Oxcarbazepin<br />

Gabapentin<br />

Pregabalin<br />

Tramadol<br />

Oxycodon<br />

PTN<br />

PHAN<br />

HIV<br />

STR<br />

RM<br />

MS<br />

Diagnose liefern können. Es muss jedoch klar<br />

sein, dass es trotz aller diagnostischen Bemühungen<br />

beim neuropathischen Schmerz,<br />

so wie für alle anderen Schmerzarten auch,<br />

keine zu 100 % objektivierbaren Untersuchungsverfahren<br />

gibt.<br />

Relevante Komorbiditäten wie etwa Diabetes<br />

mellitus, Alkoholabusus, Niereninsuffizienz,<br />

Depression, Medikamenteneinnahme etc.<br />

müssen ebenfalls berücksichtigt werden.<br />

Therapie<br />

Tetrahydrocannabinol<br />

Amitriptylin<br />

Capsaicin-Salbe<br />

Gabapentin<br />

Tramadol<br />

Morphin<br />

Gabapentin<br />

Lamotrigin<br />

Amitriptylin<br />

Lamotrigin<br />

Gabapentin<br />

Pregabalin<br />

Lamotrigin<br />

PZN = Post-Zoster-Neuralgie; PNP = Polyneuropathie; PTN = posttraumatische Neuralgie; RM = Rückenmarkläsion;<br />

STR = Stroke; HIV = HIV-Neuropathie; PHAN = Phantomschmerz; MS = multiple Sklerose<br />

Quelle: AWMF online, Diagnostik und Therapie neuropathischer Schmerzen 2008<br />

Eine kausale Therapie der zugrunde liegenden<br />

Ursache ist das erste Ziel jeder Therapie<br />

(z. B. diabetische Polyneuropathie – Zuckereinstellung;<br />

Karpaltunnelsyndrom – Opera -<br />

tion). Aber gerade bei neuropathischen<br />

Schmerzen kann nur selten eine kausale Therapie<br />

eingeleitet werden. Oberste Prämisse<br />

ist in Kooperation mit den PatientInnen die<br />

Definition eines realistisch erreichbaren Therapiezieles.<br />

Eine Schmerzreduktion um > 50 %,<br />

Verbesserung von Schlaf- und Lebensqualität<br />

sowie Erhalt von Arbeitsfähigkeit und sozialer<br />

Aktivität sollten und können erfolgreich angestrebt<br />

werden, wobei rasche Therapie -<br />

erfolge innerhalb weniger Tage nur selten<br />

erreicht werden. Ein langfristiges Therapieschema<br />

sollte angestrebt werden, das sowohl<br />

pharmakologische wie auch nichtpharmakologische<br />

Behandlungsansätze (z. B. interventionelle/invasive<br />

Verfahren, TENS, psychologische<br />

bzw. physikalische Therapie) beinhaltet<br />

und dem chronischen Schmerzsyndrom gerecht<br />

wird.<br />

Pharmakologische Intervention<br />

Bei der pharmakologischen Behandlung des<br />

neuropathischen Schmerzsyndroms befinden<br />

sich TherapeutInnen, im Gegensatz zu anderen<br />

<strong>neurologisch</strong>en Erkrankungen oder<br />

Schmerzsyndromen, in der glücklichen Lage,<br />

eine breite Palette wirksamer Medikamente<br />

unterschiedlichster Wirksubstanzen zur Verfügung<br />

zu haben. Es besteht die Option, lokal<br />

oder systemisch mit Pflastern, oraler und i. v.<br />

Medikation zu therapieren. Fast alle Wirkstoffe<br />

haben eine sehr günstige NNT (number<br />

needed to treat), d. h., unter medikamentöser<br />

Therapie ist eine 50%ige Schmerzreduktion<br />

bei jedem 2. bis 4. Patienten zu erwarten.<br />

Absolute Schmerzfreiheit kann jedoch<br />

fast nie erzielt werden.<br />

Alle medikamentösen Optionen sind in Tabelle<br />

2 und 3 zusammengefasst, wobei die<br />

Nebenwirkungen ebenso aufmerksam beobachtet<br />

werden sollten wie ihre Wirksamkeit.<br />

Die Substanzauswahl orientiert sich nicht<br />

mehr ausschließlich an der zugrunde liegenden<br />

Ursache, vorherrschenden Symptomen<br />

und Zeichen, sondern an Alter und Komorbiditäten<br />

sowie Medikamenteninteraktionen<br />

und Verträglichkeit. Auch der Grundsatz,<br />

immer einer Monotherapie mit oralen Medikamenten<br />

den Vorzug vor einer intelligenten<br />

Kombination von peripher und zentral wirksamen<br />

Substanzen zu geben, gilt nicht mehr.<br />

Die Findung der richtigen Medikamentenkombination<br />

in der richtigen Dosierung ist<br />

individuell und abhängig von Wirkung und<br />

Nebenwirkungen. Wesentlich ist, der gewählten<br />

Substanz in ausreichender Dosierung ausreichend<br />

Zeit (mindestens 2–4 Wochen) zur<br />

Entfaltung ihrer Effektivität zu geben. Wesentliche<br />

weitere Faktoren für den Behandlungserfolg<br />

sind Geduld von PatientInnen<br />

und ÄrztInnen sowie ein konsequentes Therapiemonitoring.<br />

Therapie-Algorithmus<br />

Aus den derzeit vorliegenden kontrollierten<br />

Studien lassen sich folgende Empfehlungen<br />

in Abhängigkeit vom Alter ableiten:<br />

Mittel erster Wahl: Lokale Therapie: Lidocain-Pflaster<br />

(Versatis ® ), Capsaicin-Pflaster<br />

(Qutenza ® ).<br />

82

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!