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neurologisch - Österreichische Gesellschaft für Neurologie

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Die viel versprechenden Ergebnisse der RE-<br />

LY-Studie (Dabigatran), ROCKET-AF-Studie<br />

(Rivaroxaban) sowie der AVERROES-Studie<br />

(Apixaban) werden jedenfalls Anlass geben,<br />

bisherige Therapiestrategien zur Sekundärprophylaxe<br />

von Schlaganfällen/TIA bei Vorhofflimmern<br />

kritisch zu überdenken. Insbesondere<br />

die noch immer übliche Verabreichung<br />

von Aspirin bei PatientInnen mit<br />

Kontraindikationen für eine orale Antikoagulation<br />

dürfte damit bald der Geschichte angehören.<br />

In diesem Zusammenhang merkte der Kardiologe<br />

Michael Ezekowitz aus Wynnewood,<br />

USA, auch kritisch an, dass InternistInnen wie<br />

NeurologInnen in der täglichen Praxis noch<br />

immer vielen PatientInnen mit klarer Indikation<br />

eine orale Antikoagulation vorenthalten.<br />

Als Grund dafür bezeichnete er das Überwiegen<br />

der Angst vor iatrogener Schädigung<br />

(Blutungskomplikation) gegenüber dem in<br />

den Köpfen vieler ÄrztInnen weniger verankerten<br />

Vertrauen in eine evidenzbasierte Verhinderung<br />

kardioembolischer Ereignisse.<br />

Weiters wurde hervorgehoben, dass auch<br />

kurze (paroxysmale) Episoden von Vorhofflimmern<br />

eine große klinische Bedeutung für Kardioembolien<br />

darstellen. Wiederholte EKG-<br />

Langzeit-Analysen in Form von mehrmaligen<br />

24-Stunden-EKG oder kontinuierliches Monitoring<br />

mittels automatisierter Algorithmen<br />

bzw. implantierter Eventrecorder sollten deshalb<br />

vermehrt eingesetzt werden, um die<br />

Wahrscheinlichkeit der Detektion eines paroxysmalen<br />

Vorhofflimmerns zu erhöhen und<br />

somit eine beeinflussbare Schlaganfallursache<br />

ausfindig machen zu können.<br />

Blutdrucksenkung<br />

im akuten Schlaganfall<br />

In der doppelblinden, placebokontrollierten,<br />

multizentrischen SCAST-Studie 1 (The Scandinavian<br />

Acute Stroke Trial), der bis dato größten<br />

Studie zum Blutdruckmanagement beim<br />

akuten Schlaganfall (n = 2029), wurde untersucht,<br />

inwieweit PatientInnen mit akutem<br />

ischämischen oder hämorrhagischen Schlaganfall<br />

und erhöhtem Blutdruck (> 140 mmHg<br />

systolisch) von einer frühzeitigen Blutdrucksenkung<br />

mit dem Angiotensin-Rezeptor-Blo -<br />

cker (ARB) Candesartan profitieren.<br />

Als Grundlage diente die 2003 in Stroke publizierte<br />

ACCESS-Studie, die bei knapp 350<br />

PatientInnen einen Benefit von Candesartan<br />

hinsichtlich Reduktion von vaskulären Ereignissen<br />

und Tod in der ersten Woche nach<br />

zerebrovaskulärem Ereignis zeigte, sowie Arbeiten<br />

über potenzielle neuroprotektive Effekte<br />

von ARB.<br />

Als Endpunkte wurden einerseits vaskulärer<br />

Tod, Myokardinfarkt und Schlaganfall in den<br />

ersten 6 Monaten sowie andererseits das<br />

funktionelle Outcome (gemessen am modified<br />

Rankin-Score, mRS) ein halbes Jahr nach<br />

dem initialen Event gewählt. Die Ergebnisse<br />

dieser mittlerweile in Lancet erschienen Arbeit<br />

wurden von der Erstautorin Else Charlotte<br />

Sandset, Oslo, berichtet: Der mittlere<br />

blutdrucksenkende Effekt von Candesartan<br />

nach einer Woche war 5 mmHg (p < 0,0001)<br />

systolisch sowie 2 mmHg (p = 0,001) diastolisch.<br />

Bezüglich beider Endpunkte ergab sich<br />

kein signifikanter Vorteil von Candesartan,<br />

sondern sogar ein etwas schlechteres funktionelles<br />

Outcome nach 6 Monaten und eine<br />

höheren Rate an Gesamtevents (inklusive Tod<br />

jeglicher Ursache) in der Verum-Gruppe.<br />

Damit bleibt die Frage des optimalen Blutdruckmanagement<br />

nach Schlaganfall weiter<br />

ungeklärt. Interessant ist, dass sich in der<br />

SCAST-Studie auch keine Unterschiede im<br />

Verhalten auf die Therapie zwischen ischämischem<br />

und hämorrhagischem Schlaganfall<br />

zeigten. Dieses Ergebnis ist allerdings mit Vorsicht<br />

zu interpretieren, da die Gruppe mit hämorrhagischem<br />

Schlaganfall aus nur 274 PatientInnen<br />

bestand. Man wird also auf die<br />

Ergebnisse der gerade laufenden INTERACT2-<br />

Studie warten müssen, um mehr über das<br />

richtige Blutdruckmanagement bei PatientInnen<br />

mit intrazerebraler Blutung aussagen zu<br />

können.<br />

Fluoxetin und motorische<br />

Rehabilitation nach Schlaganfall<br />

Ein weiterer interessanter Beitrag von François<br />

Chollet aus Toulouse beschäftigte sich<br />

mit dem Effekt des selektiven Serotonin-<br />

Reuptake-Inhibitors Fluoxetin auf das motorische<br />

System in der Neurorehabilitation nach<br />

Schlaganfall. Die AutorInnen der so genannten<br />

FLAME-Studie 2 (Fluoxetin for motorrecovery<br />

after acute ischemic stroke) konnten in<br />

dieser placebokontrollierten Untersuchung<br />

an knapp 120 PatientInnen zeigen, dass eine<br />

frühe Gabe von 20 mg Fluoxetin (5 bis 10<br />

Tage nach ischämischem Schlaganfall mit Hemiparese<br />

bis -plegie) zusätzlich zu etablierten<br />

neurorehabilitativen Maßnahmen die motorische<br />

Funktion – gemessen anhand der Fugl-<br />

Meyer Motor Scale und des motorischen Teils<br />

des NIHSS – nach 3 Monaten signifikant verbessern<br />

konnte.<br />

Mögliche Erklärungsversuche stützen sich auf<br />

tierexperimentelle Daten sowie kleine fMRI-<br />

Studien, die einen positiven Effekt der kurzfristigen<br />

Gaben von SSRI auf die neuronale<br />

Plastizität und im Speziellen auf das motorische<br />

System illustrieren konnten. Dennoch<br />

muss an dieser Stelle auch der antidepressive<br />

Mechanismus und die damit assoziierte vermehrte<br />

Aufmerksamkeit und Zugänglichkeit<br />

für neurorehabilitative Interventionen als<br />

mögliche Begründung mit bedacht werden.<br />

So war eine Depression in der Fluoxetin-<br />

Gruppe nach 3 Monaten signifikant weniger<br />

häufig als in der Vergleichsgruppe.<br />

Prävalenz unrupturierter<br />

intrakranieller Aneurysmen<br />

Monique Vlak aus Utrecht, Niederlande, eine<br />

der GewinnerInnen des „Young Investigator<br />

Awards“, präsentierte eine aktuelle, kürzlich<br />

in Lancet Neurology publizierte Metaanalyse 3<br />

zum Thema Prävalenz unrupturierter intrakranieller<br />

Aneurysmen. Angesichts der zunehmenden<br />

Verfügbarkeit nichtinvasiver bildgebender<br />

Modalitäten zur Gefäßdarstellung<br />

und der damit einhergehenden vermehrten<br />

Detektion inzidenteller Gefäßveränderungen<br />

(v. a. Aneurysmen) ist dies eine klinisch mittlerweile<br />

sehr relevante Fragestellung.<br />

Insgesamt wurden in dieser Übersichtsarbeit<br />

68 Studien mit ca. 95.000 PatientInnen berücksichtigt.<br />

Davon wiesen 1450 ein inzidentelles<br />

unrupturiertes Aneurysma auf. Vlak<br />

konnte zeigen, dass die Prävalenz in einer u<br />

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