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Wohn(T)räume - Der Paritätische Berlin

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geschäft. Schnell geht es um große Risiken, etwa wenn dem<br />

Gesetzgeber etwas Neues einfällt, zum Beispiel in Sachen »<strong>Wohn</strong>ungsaufwendungenverordnung«<br />

(WAV). Beispiel Talstraße,<br />

dort haben wir ein Grundstück gekauft, um neu zu bauen.<br />

Geplant waren überwiegend 1-Zimmer-Apartments und eine<br />

Demenz-WG. Pro Bewohner waren ca. 30 m² mit 10 Euro Kaltmiete<br />

geplant. Damit wäre eine kostendeckende Finanzierung<br />

möglich gewesen und bei 300 Euro Kaltmiete wäre die obere<br />

Grenze der Mietkostenübernahme nach dem Sozialgesetzbuch<br />

(SGB) von seinerzeit 376 Euro warm auch eingehalten worden.<br />

Dann kam auf einmal die WAV inklusive einer »Quadratmeter-<br />

Höchstmiete«: Inhalt: Die maximale Kaltmiete darf nur 50 Prozent<br />

über der Durchschnittsmiete liegen. Das Problem bei dieser<br />

Definition: »50 Prozent über der Durchschnittsmiete« basiert<br />

auf der 4,91-Euro-Durchschnittsmiete in einer einfachen <strong>Wohn</strong>lage<br />

in <strong>Berlin</strong>. Wenn ich dort 50 Prozent draufpacke, bin ich bei<br />

7,37 Euro und weit entfernt von der kalkulierten Kostenmiete<br />

von 10 Euro pro Quadratmeter.<br />

urbane Mischung an, mit normalen <strong>Wohn</strong>ungsmietern, Studenten,<br />

Familien und Klienten. Als Arbeitstitel nenn wir es »Inklusionshaus«.<br />

Durch die gemischte Mieterschaft lässt sich darüber<br />

hinaus auch das wirtschaftliche Risiko breiter verteilen.<br />

»Inklusives« Recht auf <strong>Wohn</strong>en. Wir reden über einen <strong>Berlin</strong>er<br />

<strong>Wohn</strong>ungsmarkt, der sich vor allem für die sozial Schwächeren<br />

zuspitzt. Wie kann ein Gemeinwesen deren Interessen und<br />

Rechte absichern?<br />

Ich glaube, dass die öffentliche Hand aktive Mieten- und <strong>Wohn</strong>ungspolitik<br />

machen muss. Die eine Säule sind städtische<br />

<strong>Wohn</strong>ungsbaugesellschaften. Unsere Sorge als Träger ist, dass<br />

es auf diesem Feld staatlicher Steuerung zu einer Konkurrenz<br />

zwischen den sozial Schwachen kommt, bis hin zum Sozialneid.<br />

Die zweite Säule wären intelligente Förderprogramme, die auch<br />

Trägern für Projekte offen stehen. Eine weitere Steuerungsmöglichkeit<br />

könnte sein, dass das Land über den Liegenschaftsfonds<br />

kostenlos oder verbilligt Grundstücke abgibt.<br />

Das Ende des Projektes »Talstraße«?<br />

Im <strong>Wohn</strong>ungsbestand lagen wir auch schon teilweise über dem<br />

Wert, aber das hat uns nicht so nervös gemacht, denn meist<br />

bekommt man das individuell mit den zuständigen Ämtern geregelt.<br />

Wenn man aber ein neues Projekt plant und mit 10 Euro<br />

kalkuliert, es aber auf einmal eine Verordnung gibt, die sagt, bei<br />

7,37 Euro ist Schluss, entsteht eine riesige Lücke, die ein solches<br />

Projekt kippen kann. Deshalb haben wir das Projekt zurückgestellt<br />

und zunächst gemeinsam mit anderen Trägern und dem<br />

<strong>Paritätische</strong>n gekämpft, dass die Vorschrift präzisiert wird und<br />

auf ihren eigentlichen Zweck, nämlich die Bekämpfung von<br />

Mietwucher, die wir sehr begrüßen, zurückgeführt wird.<br />

Mittlerweile gibt es auch schon einige erfolgreiche Klagen<br />

gegen die WAV und es zeichnet sich ab, dass mit einer neuen<br />

Anwendungsverordnung Öffnungstatbestände für die Quadratmeterobergrenze<br />

geschaffen werden.<br />

Aber Sie haben vorläufig keine Rechtssicherheit?<br />

Nein, die werden wir sicher auch nicht bekommen und erst<br />

recht nicht die Sicherheit, dass irgendein neues Hindernis auftaucht.<br />

Wir treiben die Planung für die Talstraße voran und wollen<br />

bauen. Das Haus bietet <strong>Wohn</strong>raum für circa 50 Menschen.<br />

Als Träger sind wir aber nicht angetreten, dass wir jetzt in einem<br />

Haus 50 Menschen mit psychischer Erkrankung unterbringen<br />

wollen, wie in einer Art Hospitalisierung light. Wir streben eine<br />

Was tun?<br />

Machen wir einen Gedankensprung zurück zur Straßburger<br />

Straße. Über diese Immobilie haben wir eineinhalb Jahre verhandelt,<br />

schließlich haben wir das Gebäude im vergangenen<br />

September nach zähem Ringen gekauft.<br />

… und mit welchem Risiko?<br />

Wir hatten den Vorteil, dass wir das Gebäude als Mieter gut<br />

kannten, weil ja von Anfang an unsere »Unter«mieter drin waren.<br />

Wir kannten insofern auch die Schwachstellen und die Vorteile<br />

des Gebäudes. Zudem sind die Zinsen momentan niedrig, so<br />

dass wir eine Bankfinanzierung mit geringen Eigenmitteln auf<br />

die Beine stellen konnten, die durch die unveränderten Mieten<br />

gedeckt werden kann und auch die notwendige Instandhaltung<br />

in der Zukunft möglich macht. Auf diese Weise trägt sich das<br />

Mietgeschäft selbst, und es ist letztendlich die Grundlage dafür,<br />

dass wir dort gute Betreuung leisten können.<br />

i<br />

Kontakt<br />

und<br />

Kooperationspartner<br />

Via Verbund für Integrative<br />

Angebote <strong>Berlin</strong> gGmbH<br />

Ansgar Dietrich<br />

Schönhauser Allee 175 | 10119 <strong>Berlin</strong><br />

Tel 030–443 54-811<br />

a.dietrich@via-berlin.de<br />

www.via-berlin.de<br />

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