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Wohn(T)räume - Der Paritätische Berlin

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»Das geht zu Lasten unserer<br />

Kernkompetenz«<br />

Von Uli Schulte Döinghaus<br />

<strong>Berlin</strong>er Mietenexplosion verdrängt soziale Träger<br />

und ihre Klienten aus den Kiezen<br />

Jeder dritte <strong>Berlin</strong>er hat Schwierigkeiten, eine bezahlbare <strong>Wohn</strong>ung<br />

in der Hauptstadt zu finden. Das geht aus einem aktuellen<br />

»<strong>Berlin</strong>Trend« hervor. In dieser Meinungs- und Stimmungsumfrage,<br />

die der Rundfunk <strong>Berlin</strong>-Brandenburg (RBB) und die<br />

<strong>Berlin</strong>er Morgenpost regelmäßig veröffentlichen, zeigten sich<br />

die 18- bis 44-jährigen <strong>Berlin</strong>er besonders betroffen; rund die<br />

Hälfte der Befragten gab Probleme bei der <strong>Wohn</strong>ungsfindung zu<br />

Protokoll – ernüchternde Zahlen in einer Stadt, die sich lange<br />

Zeit eines »entspannten <strong>Wohn</strong>ungsmarktes« rühmte, in dem<br />

jeder ein Dach finden konnte, das über seinen Kopf passte und<br />

zu Kosten, die sein Portemonnaie verkraftete.<br />

Die Prozentzahlen wären in der Umfrage richtig krass ausgefallen,<br />

wenn die Interviewer auch Menschen befragt hätten,<br />

die von akuter <strong>Wohn</strong>ungslosigkeit bedroht oder betroffen sind.<br />

Oder Menschen mit Suchtproblemen und einer entsprechenden<br />

Arbeits- und Schuldenkarriere. Auch Bürger mit psychischen<br />

Erkrankungen oder geistigen Beeinträchtigungen kommen in<br />

der Umfrage <strong>Berlin</strong>Trend nicht explizit vor, wahrscheinlich hätten<br />

rund 100 Prozent über massive Probleme bei der Suche nach<br />

geeignetem und passendem <strong>Wohn</strong>raum berichtet.<br />

<strong>Paritätische</strong> Träger drücken in Telefonaten und<br />

E-Mails ihre Sorge aus<br />

Viele von ihnen sind Klienten bei gemeinnützigen Trägern, die<br />

Mitglieder des <strong>Paritätische</strong>n <strong>Berlin</strong> sind. Im März diesen Jahres<br />

richtete der Verband eine interne Mailanfrage an seine Mitglieder,<br />

ob und wenn ja in welcher Weise, sie und ihre Klienten von<br />

der angespannten <strong>Wohn</strong>ungsmarktlage betroffen seien. In Telefonaten,<br />

Briefen und E-Mails drückten daraufhin Verantwortliche<br />

dieser Mitgliedsorganisationen große Sorge darüber aus,<br />

dass »ihre« Bewohner, Klienten, Besucher an den Rand gedrängt<br />

werden, wenn es um geeigneten <strong>Wohn</strong>raum geht, der bezahlbar<br />

ist und gleichzeitig inklusiv; günstig und mittenmang in einer<br />

sozialen, vielfältigen und lebenswerten Stadt.<br />

Ein noch ganz anderes Lied wissen die Träger der <strong>Wohn</strong>ungslosenhilfe<br />

in <strong>Berlin</strong> zu singen, deren Klientel einen zumindest<br />

bedrohten <strong>Wohn</strong>status habe, wie Anna-Sophie Lüdtke berichtet.<br />

Die Einrichtungsleiterin bei der mitHilfe gGmbH führt aus:<br />

»Unsere alltägliche Erfahrung ist, dass Menschen, die auch nur<br />

den geringsten Zweifel an ihrer Bonität aufkommen lassen, vom<br />

regulären <strong>Wohn</strong>ungsmarkt faktisch ausgeschlossen sind.«<br />

<strong>Wohn</strong>ungsverknappung verhindert Betreuung<br />

Die akute <strong>Wohn</strong>ungsnot geht an die Kernkompetenz der Träger:<br />

Immer öfter passiert es, dass Träger Menschen, die bei ihnen<br />

betreut werden möchten, vertrösten oder abweisen müssen (also<br />

ihrer eigentlichen Arbeit nicht nachgehen können), weil sie<br />

keinen <strong>Wohn</strong>raum für Maßnahmen des »Betreuten Einzelwohnens«<br />

anbieten können. Im Jahresbericht des Vereinigung für<br />

Jugendhilfe <strong>Berlin</strong> e. V. (VfJ) beschreibt dessen geschäftsführender<br />

Vorsitzender, Ralf Feuerbaum, diese Entwicklung so: »Selbst<br />

in <strong>Berlin</strong>-Neukölln ist es aber inzwischen kaum noch möglich,<br />

geeignete bezahlbare Mietwohnungen zu finden. Dies führt<br />

dazu, dass trotz eines anerkannten Betreuungsbedarfes durch<br />

den Sozialhilfeträger kein Betreuungsverhältnis zustande kommen<br />

kann.« Und dies, obwohl die Trägerwohnung durch den<br />

Sozialhilfeträger in vielen Fällen nicht finanziert wird.<br />

<strong>Der</strong> VfJ ist über die Tochter Lebens<strong>räume</strong> für Menschen mit<br />

Behinderung gGmbH (LfB) Träger des modernen, inklusiven<br />

Apartmenthauses Hans-Spänkuch-Haus, in dem es 98 Ein-Zimmer-<strong>Wohn</strong>ungen<br />

für behinderte und nicht-behinderte Bewohner<br />

gibt. Man hat Immobilienerfahrung, man ist sogar im Verband<br />

<strong>Berlin</strong>-Brandenburgischer <strong>Wohn</strong>ungsunternehmen (BBU).<br />

Dennoch schrecken VfJ und LfB davor zurück, zusätzlich in den<br />

Bau oder Kauf einer Immobilie zu investieren. Erstens, weil die<br />

umstrittene »<strong>Wohn</strong>ungsaufwendungenverordnung«, etwa für<br />

Hartz-IV-Empfänger, die Kaltmiete bei rund 7,30 Euro/Quadratmeter<br />

deckele – ein Mieterlös, der die Baukosten bei weitem<br />

nicht abdeckt. Und zweitens weil es seit der Abschaffung des<br />

»Sozialen <strong>Wohn</strong>ungsbaus« keine Förderung mehr gebe »die uns<br />

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