Wohn(T)räume - Der Paritätische Berlin
Wohn(T)räume - Der Paritätische Berlin
Wohn(T)räume - Der Paritätische Berlin
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Wohn</strong>angebote sozialer Träger<br />
in <strong>Paritätische</strong>n Häusern<br />
Von Rita Schmid<br />
Anfang März 2013 wurde das sechste Haus der Parität am<br />
Urban unter breiter medialer und öffentlicher Aufmerksamkeit<br />
eröffnet. Prowo e. V., Träger des Neubaus in der Grimmstraße<br />
16 in <strong>Berlin</strong> Kreuzberg, hat hier auf zwei Etagen für das<br />
»Therapeutische <strong>Wohn</strong>en für Mütter mit ihren Kindern« einen<br />
neuen Standort geschaffen.<br />
Daneben sind <strong>Wohn</strong>- und Projekt<strong>räume</strong> des nova pflegeteams,<br />
der Bürgerhilfe gGmbH, der biffy <strong>Berlin</strong>, der Freiwilligenagentur<br />
Kreuzberg-Friedrichshain und der terra est vita Gesellschaft<br />
untergebracht. Außerdem entstanden Räume für Veranstaltungen<br />
mit kiezbezogenen und sozialen Themen. Bald wird das von<br />
Menschen mit Behinderung betriebene Café urbano Gäste zum<br />
Verweilen einladen.<br />
Immer weniger bezahlbarer <strong>Wohn</strong>raum<br />
machte Neubau notwendig<br />
Bauherrenverantwortung und Immobilienfinanzierung gehören<br />
nicht ins Kerngeschäft eines psychosozialen Trägers, meint Helmut<br />
Elle, Geschäftsführer von Prowo e. V. bei der Eröffnung.<br />
Doch vor dem Hintergrund, dass bezahlbarer <strong>Wohn</strong>raum in<br />
<strong>Berlin</strong> immer weniger werde, sei der Neubau eine Notwendigkeit<br />
gewesen. Elle über<br />
die Anfänge der <strong>Wohn</strong>gemeinschaft<br />
für Mütter mit<br />
Kindern vor fast 20 Jahren:<br />
»Damals hatten psychisch<br />
erkrankte Frauen keine Chance, einen Lebensentwurf mit Kind<br />
zu überprüfen. Das Kind kam ins Heim.« Doch die Erfahrung<br />
aus ihrer Arbeit lehre: »Ein Kind kann Kraftquelle und Motivation<br />
sein, sich zu entwickeln.« <strong>Der</strong> Kinderschutz müsse dennoch<br />
immer an erster Stelle stehen. Es sei ein ständiges Abwägen.<br />
Stiftungen und Bezirk waren Unterstützer<br />
Die Realisierung des Hauses der Parität am Urban wurde<br />
möglich durch die Unterstützung vieler Partner. Die Stiftung<br />
Deutsche Klassenlotterie <strong>Berlin</strong> förderte das Bauvorhaben mit<br />
980.000 Euro, die Stiftung Parität <strong>Berlin</strong> gab 250.000 Euro und<br />
die Stiftung Deutsches Hilfswerk, ARD-Fernsehlotterie »Ein<br />
Platz an der Sonne« 300.000 Euro. Prof. Barbara John, Vorstandsvorsitzende<br />
des <strong>Paritätische</strong>n <strong>Berlin</strong> und Vorsitzende der<br />
Stiftung Parität <strong>Berlin</strong>, dankte dem Bezirksbürgermeister von<br />
Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz, der auf das Anliegen<br />
der Bietergemeinschaft für mehr Anlaufstellen gehört habe. Die<br />
soziale Nutzung in das Haus zu integrieren, findet Franz Schulz<br />
wichtig. Gerade im bürgerlicher werdenden Kiez dürften Menschen,<br />
die auf die Unterstützung der Gesellschaft angewiesen<br />
seien, nicht aus dem Blick geraten.<br />
<strong>Wohn</strong>en im Herzen <strong>Berlin</strong>s<br />
1999 ging das Haus der Parität in der Tucholskystraße, Ecke<br />
Johannisstraße, im Herzen <strong>Berlin</strong>s, gleich um die Ecke zur Touristenmeile<br />
in der Oranienburger Straße, an den Start. Zu den<br />
Erstbeziehern gehörte das Unionhilfswerk mit einer <strong>Wohn</strong>gemeinschaft<br />
für Senioren mit Behinderung. Inzwischen hat sich<br />
die Klientel geändert. Jetzt leben dort vier junge Menschen mit<br />
Beeinträchtigungen. Aufgrund des Standortes und der recht lebhaften<br />
Nachbarn im Haus hatte sich das Unionhilfswerk im Jahr<br />
2010 zu diesem Wechsel der Bewohner entschlossen. Die sehr<br />
gute Verkehrsanbindung, die interessante Umgebung und das<br />
lebhafte Umfeld im Haus sind für junge Menschen gut geeignet.<br />
Jugendwohnen um neu Kraft zu schöpfen<br />
Ebenfalls seit Eröffnung des Hauses der Parität in der Tucholskystraße<br />
ist das Pestalozzi-Fröbel-Haus (PFH) dort Mieter und<br />
betreibt eine Therapeutische Jugendwohngruppe (TWG). Dort<br />
leben sechs Jungen und<br />
Mädchen im Alter zwischen<br />
14 und 20 Jahren, die aus<br />
unterschiedlichen Gründen,<br />
vorübergehend oder dauerhaft,<br />
nicht in ihrer Familie wohnen können oder bisher in anderen<br />
Jugendhilfeeinrichtungen waren. Die Jugendlichen haben<br />
auf verschiedene Weise Schwierigkeiten mit ihrem Leben, ihren<br />
Freundschaften, mit der Schule, mit ihren familiären Beziehungen<br />
und mit sich selbst zurecht zu kommen und waren vor der<br />
Aufnahme in der TWG häufig in stationärer oder ambulanter<br />
jugendpsychiatrischer Behandlung. In ihren Familien oder bisherigen<br />
Heimeinrichtungen sind die Möglichkeiten der Änderung<br />
und konstruktiven Bewältigung der Konflikte und Krisen am<br />
zumindest momentanen Ende angekommen oder nicht (mehr)<br />
vorhanden – die Kräfte sind auf allen Seiten erschöpft. Viele der<br />
Jugendlichen brauchen professionelle pädagogische und psychotherapeutische<br />
Unterstützung in einem gut strukturierten, haltgebenden<br />
Alltagsrahmen, um letztlich eigene Wege zu selbstständigem<br />
und eigenverantwortlichem Leben zu entwickeln.<br />
Gerade im bürgerlicher werdenden Kiez dürfen<br />
Menschen, die auf die Unterstützung der Gesellschaft<br />
angewiesen seien, nicht aus dem Blick geraten.<br />
<strong>Wohn</strong>angebote <strong>Paritätische</strong>r Träger 23