die wir - Pro Homine
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<strong>wir</strong>: pro Gesundheit homine & Medizin<br />
Artikelserie zur<br />
Schulterchirurgie,<br />
Teil 2<br />
Dr. Roland Gruhn, Ltd. Arzt des Bereichs<br />
Schulterchirurgie der Orthopä<strong>die</strong> im St. Willibrord-Spital<br />
Emmerich, mit einem Modell des Schultergelenks<br />
Der künstliche Gelenkersatz an der Schulter:<br />
immer individuell, niemals „08/15“<br />
Die <strong>wir</strong>: setzt ihre Artikelserie zur<br />
Schulterchirurgie fort. In <strong>die</strong>ser<br />
Ausgabe geht es um den künstlichen<br />
Gelenkersatz. Dazu ein Interview mit<br />
Dr. Roland Gruhn, Ltd. Arzt des Bereichs<br />
Schulterchirurgie der Orthopä<strong>die</strong><br />
im St. Willibrord-Spital Emmerich und<br />
Mitglied der Deutschen Gesellschaft<br />
für Schulter- und Ellenbogenchirurgie<br />
(DVSE). Dr. Gruhn ist Orthopäde,<br />
Unfallchirurg und Sportmediziner.<br />
<strong>wir</strong>:-Redaktion: Über <strong>die</strong> hohe Anzahl<br />
von Hüft- und Knieprothesenoperationen<br />
in Deutschland war zuletzt viel in<br />
der Presse zu lesen. Können Sie <strong>die</strong>s<br />
für den Gelenkersatz an der Schulter<br />
ebenfalls bestätigen?<br />
Dr. Gruhn: Nein, das Schultergelenk<br />
<strong>wir</strong>d wesentlich geringer beansprucht<br />
als lasttragende Gelenke wie Hüfte<br />
und Knie. Dies drückt sich auch in den<br />
Implantationszahlen aus: Angesichts<br />
von ca. 200.000 künstlichen Hüft- und<br />
160.000 künstlichen Kniegelenken ist<br />
<strong>die</strong> Anzahl der Schulterprothesen mit<br />
ca. 15.000 pro Jahr in Deutschland eher<br />
gering.<br />
<strong>wir</strong>:-Redaktion: Bereitet <strong>die</strong> Schulter<br />
<strong>wir</strong>klich so viel seltener <strong>Pro</strong>bleme?<br />
Dr. Gruhn: Keineswegs. 15 bis 25<br />
<strong>Pro</strong>zent der Bevölkerung leiden an<br />
Schulterschmerzen, und jeder Zweite<br />
geht mindestens einmal im Jahr mit<br />
Schulterschmerzen zum Arzt. Die Schulter<br />
rangiert damit nur knapp hinter dem<br />
tiefen Rückenschmerz, der 53 <strong>Pro</strong>zent<br />
von uns jährlich plagt. Anders als z. B.<br />
beim Hüftverschleiß kann aber bei der<br />
Schulter das <strong>Pro</strong>blem häufig ohne eine<br />
offene Operation, z. B. minimalinvasiv,<br />
sozusagen mittels „Schlüssellochchirurgie“,<br />
gelöst werden.<br />
<strong>wir</strong>:-Redaktion: Wann ist das Schultergelenk<br />
aus Ihrer Sicht überhaupt „reif“<br />
für eine <strong>Pro</strong>these?<br />
Dr. Gruhn: Häufigste Indikationen für<br />
<strong>die</strong> Schulterprothese im Sinne eines<br />
Wahleingriffes ist mit 35 <strong>Pro</strong>zent der<br />
primäre flächige Abrieb der Knorpeldecke<br />
von Schulterpfanne und Oberarmkopf<br />
(sog. Omarthrose = Arthrose der<br />
Schulter). Auf den Plätzen zwei und drei<br />
rangieren <strong>die</strong> sekundäre Arthrose bei<br />
nicht rekonstruierbarem Sehnendefekt<br />
(23 <strong>Pro</strong>zent) und Verletzungsfolgen (elf<br />
<strong>Pro</strong>zent, Zahlen lt. Deutschem<br />
Schulterprothesenregister).<br />
Aber auch bei Durchblutungsstörungen<br />
des Oberarmkopfes, chronischer<br />
Instabilität der Schulter sowie<br />
entzündlich-rheumatischer Gelenkzerstörung<br />
kann eine Schulterprothese <strong>die</strong><br />
gewünschte Schmerzlinderung oder<br />
-freiheit und Funktionsverbesserung im<br />
Alltag bringen.<br />
Zuvor <strong>wir</strong>d in aller Regel der Hausarzt<br />
oder niedergelassene Orthopäde/Chirurg<br />
einen konservativen, also nichtoperativen<br />
Therapieversuch einleiten.<br />
Krankengymnastik, Schmerzmedikamente,<br />
ggf. Injektionen, Strombehandlung<br />
etc. kommen hier u.a. zur Anwendung.<br />
Nur wenn <strong>die</strong>se konservative<br />
Therapie versagt hat, ist der Einsatz<br />
einer Schulterprothese zu erwägen. Eine<br />
Ausnahme bilden natürlich <strong>die</strong> akuten<br />
Trümmerbrüche des Oberarmkopfes,<br />
Notfälle und dringliche Fälle, <strong>die</strong> in der<br />
Abteilung für Unfallchirurgie im<br />
St. Willibrord-Spital (Chefarzt Dr. Grunwald)<br />
routinemäßig versorgt werden.<br />
Patienten mit Schultererkrankungen<br />
aus dem Raum Wesel werden durch <strong>die</strong><br />
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