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REPORT ❯ Falsche DSL-Versprechen<br />
Focus will die Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen<br />
gegen diese Tarife ebenfalls<br />
vorgehen. <strong>Die</strong> kleinen Versorger Mnet und<br />
Netcologne kennen grundsätzlich keine Einschränkungen<br />
bei ihren DSL-Flatrates.<br />
Kein Druck auf der Leitung<br />
Viele Betroffene merken nach Freischaltung<br />
der Leitung oder auch irgendwann später,<br />
dass Ihre Downloads nicht fluppen oder<br />
Websites deutlich zu lange laden. Was tun,<br />
wenn der Datenhahn nur halb offen ist?<br />
Zunächst sollten User, die sich ausgebremst<br />
fühlen, regelmäßig verschiedene Speedtests<br />
durchführen. Empfehlenswert ist der Test der<br />
Initiative Netzqualität. Hier gehen die Daten<br />
gleich in eine groß angelegte Studie <strong>mit</strong> ein.<br />
Dafür muss man ein paar Angaben wie die<br />
Postleitzahl, den Namen des Anbieters und<br />
die angebotene Internetgeschwindigkeit parat<br />
haben. Auch über die Fritzbox lassen sich<br />
verschiedene Parameter der Datenübertragungsgeschwindigkeit<br />
messen, siehe Kasten<br />
auf Seite 13 oben. Wichtig ist es, ordentlich<br />
zu messen, also nicht parallel große Downloads<br />
laufen zu lassen, und den PC zur Messung<br />
ans Kabel, sprich LAN zu hängen.<br />
Was tun bei zu wenig Bandbreite<br />
Wer regelmäßig deutlich zu wenig Datendurchsatz<br />
misst, sollte sich zunächst <strong>mit</strong> seinem<br />
Provider in Verbindung setzen. <strong>Die</strong>ser<br />
kann von seiner Seite aus auch die tatsächlich<br />
verfügbare Bandbreite messen. Ist der Unterschied<br />
zwischen Versprechen und Wirklichkeit<br />
groß, sollte der Anbieter Ihnen ermöglichen,<br />
den Tarif zu wechseln. Mnet bietet<br />
dies standardmäßig an, wenn die tatsächliche<br />
Bandbreite mindesten 25 Mbit/s unter<br />
der beworbenen Maximalbandbreite liegt.<br />
Kulant zeigt sich auch ein 1&1-Mitarbeiter:<br />
„Sollte sich herausstellen, dass die Bandbreite<br />
wesentlich unter der <strong>beste</strong>llten liegt, kontaktieren<br />
wir den Kunden aktiv, und stellen ihm<br />
frei, in einen kleineren Tarif zu wechseln oder<br />
auch komplett zu stornieren.“ Außerdem<br />
weist die Firma darauf hin, dass ihre Produkte<br />
30 Tage lang getestet werden können.<br />
Es hat auch schon Rechtsstreitigkeiten<br />
wegen DSL-Bandbreiten gegeben. 2011<br />
entschied das Kieler Amtsgericht, dass die<br />
Geschäftsgrundlage wegfällt, wenn die ver-<br />
IN DER PRAXIS ERHÄLT NUR EINER<br />
VON FÜNF KUNDEN<br />
DIE BEWORBENE ÜBERTRAGUNGSRATE.<br />
Quelle: Bundesnetzagentur<br />
einbarte Bandbreite dauerhaft um mehr als<br />
die Hälfte unterschritten wird. Dem Kunden<br />
stehe in diesem Fall das Recht zu, seinen entsprechenden<br />
Vertrag zu kündigen.<br />
AGB-Hintertürchen der Anbieter<br />
Um ein genaues Lesen der AGB kommt man<br />
als Kunde kaum herum. Zu den dortigen<br />
Hintertürchen existieren diverse Urteile aus<br />
den vergangenen Jahren. Regelmäßig steht<br />
in den AGB, dass der Kunde sich <strong>mit</strong> dem zufriedengeben<br />
muss, was in seinem Fall technisch<br />
erreichbar ist. Derartige Klauseln sind<br />
nach Auffassung verschiedener Gerichte jedoch<br />
unwirksam. Sollte man also im direkten<br />
ÜBERSICHT: TARIFE MIT UND OHNE DROSSELUNG<br />
ANBIETER TARIF MAX. BAND-<br />
BREITE<br />
1&1 Surf&Phone Flat<br />
special<br />
Kontakt <strong>mit</strong> dem Anbieter nicht weiterkommen,<br />
kann sich ein Gang zur Verbraucherberatung<br />
– in schwerwiegenden Fällen auch<br />
das Gespräch <strong>mit</strong> einem Anwalt lohnen.<br />
<strong>Die</strong> regelmäßige Überprüfung der tatsächlich<br />
erreichten Bandbreite ist ebenfalls angezeigt.<br />
Dass die Provider hier von selbst aktiv werden<br />
– wie die Bundesnetzagentur vorschlägt – ist<br />
bei vielen Anbietern die Ausnahme. <strong>Die</strong> Rechtsprechung<br />
entwickelt sich für den Verbraucher<br />
allerdings recht günstig. Das zeigt unter<br />
anderem das Urteil gegen die geplante Datendrosselung<br />
des Marktführers Telekom. Auch<br />
das Telekommunikationsgesetz von 2012 hat<br />
die Rechte der Verbraucher gestärkt. mm<br />
DOWNSTREAM-<br />
DROSSELUNG<br />
16 Mbit/s bis zu 100 GByte/Monat,<br />
danach Drosselung<br />
auf 1Mbit/s bis zum<br />
Monatsende<br />
1<br />
für die ersten 24 Monate, danach zum Teil saftige Erhöhungen<br />
2<br />
ab 1.10.2014<br />
3<br />
Tarif Young: solange der Kunde Schüler, Student, Auszubildender oder unter 26 ist. Danach Erhöhung auf 30 Euro<br />
PREIS<br />
20 Euro 1<br />
1&1 alle anderen keine 25 1 bis 30 Euro 1<br />
Kabel<br />
Deutschland<br />
Internet &<br />
Telefon<br />
je nach Tarif<br />
10 bis 100 Mbit/s<br />
ab 60 GByte/Tag auf<br />
0,1 Mbit/s bis zum Ende<br />
dieses Tages; Vorbehalt<br />
der Drosselung ab<br />
10 GByte/Tag<br />
Mnet Surf&Fon-Flat je nach Tarif<br />
18 bis 100 Mbit/s<br />
keine<br />
Netcologne Doppel-Flat je nach Tarif keine<br />
6 bis 25 Mbit/s<br />
O2 DSL All-in S 8 Mbit/s ab 100 GByte auf<br />
2 Mbit/s für den Rest<br />
des Monats 2<br />
O2 DSL Young/M/L je nach Tarif<br />
16 bis 50 Mbit/s<br />
Telekom<br />
Call & Surf<br />
Comfort/Comfort<br />
Plus/Comfort<br />
Speed<br />
je nach Tarif<br />
16 bis 50 Mbit/s<br />
je nach Tarif<br />
20 bis 40 Euro<br />
30 bis 45 Euro<br />
30 Euro<br />
25 Euro<br />
ab 300 GByte in drei 25 3 und 40 Euro<br />
aufeinanderfolgenden<br />
Monaten Drosselung<br />
auf 2 Mbit/s für den Rest<br />
des Monats ab einem<br />
erneuten Verbrauch von<br />
300 GByte/Monats 2<br />
keine<br />
35 bis 45 Euro<br />
Unitymedia 2play je nach Tarif keine<br />
20 bis 42 Euro<br />
10 bis 150 Mbit/s<br />
Vodafone DSL Zuhause M 16 Mbit/s keine 30 Euro<br />
14 www.pcgo.de 7/14