Jugend - Partnerschaft Ruanda
Jugend - Partnerschaft Ruanda
Jugend - Partnerschaft Ruanda
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
E RFAHRUn GEn<br />
Lächeln, bitte!<br />
Die kleinen Dinge im Leben zählen<br />
von Lukas Landoll, Fotos vom Gymnasium Kusel<br />
Neugierige Schüler unserer Partnerschule am ersten<br />
Tag<br />
Lukas Landoll mit einem Mitarbeiter des <strong>Partnerschaft</strong>sbüros<br />
3 Wochen Afrika… 3 Wochen Urlaub? 3 Wochen<br />
Sonne pur? Wenn man an Afrika denkt,<br />
kommen einem viele Schlagwörter in den<br />
Sinn: Waisenkinder, Lehmhütten, trockene<br />
Wüsten, Menschenmassen, Elend, Krieg, notstand<br />
und AIDS.<br />
Wie sollte man sich dann auf einen dreiwöchigen<br />
Aufenthalt in einem afrikanischen Land<br />
vorbereiten? Wenn ich ehrlich bin, wusste ich<br />
es nicht. In meinem Kopf spielte ich manchmal<br />
die schlimmsten Szenarien durch, so dass<br />
mich nichts negativ überraschen konnte.<br />
Wir lernten in der Vorbereitungsphase zwar<br />
viel über das Land, aber praktisch vorstellen<br />
konnte ich mir fast nichts. So bin ich dann<br />
wohl losgezogen – mit 21 anderen Personen,<br />
die mehr oder weniger genauso gespannt<br />
waren wie ich.<br />
Den ganzen Flug über schwirrten die Gedanken<br />
nur so in meinem Kopf herum. Was wird<br />
gegessen? Wo schlafen wir? Gibt es Tiere im<br />
Zimmer? Fragen über Fragen – und das über<br />
neun Stunden! Aber kaum angekommen,<br />
sog ich alle Eindrücke auf. Plötzlich merkte<br />
ich, es sieht gar nicht so aus, wie ich es erwartet<br />
habe: Schöne geteerte Straßen, Palmen,<br />
viele Autos, freundliche Menschen und überall<br />
moderne Straßenlaternen und Ampeln.<br />
Und das soll Afrika sein? Ich glaube, dass das<br />
meine erste Frage war. Welches Bild hat bloß<br />
die restliche Welt von Afrika, dem Kontinent,<br />
der doch sonst die Hilfe aller braucht, der von<br />
Katastrophen heimgesucht wird, der doch<br />
sonst so arm ist, der anscheinend doch komplett<br />
anders ist, als jeder annimmt?<br />
Kaum im Gästehaus angekommen, wurde<br />
mein ursprüngliches Bild von Afrika wiederhergestellt,<br />
denn es gab ein paar tote Ratten<br />
im Garten, einen zertretenen Skorpion vor<br />
der Zimmertür und im Zimmer Käfer und<br />
– zum Glück – Geckos. Dadurch konnte ich<br />
sicher sein, dass die Zahl der Mitbewohner<br />
über nacht erheblich abnehmen würde.<br />
Doch mein Bild von <strong>Ruanda</strong> änderte sich<br />
tagtäglich! Drei Wochen fuhren wir durch das<br />
Land, besuchten Schulen, lernten viele neue<br />
Leute kennen und genossen die Zeit in dem<br />
fremden Land. Überall, wo wir hingingen, sah<br />
es anders aus: Mal waren es Lehmhütten, mal<br />
waren die Behausungen aus Zement oder<br />
nur aus Wellblech. Mal war es heiß und trocken,<br />
mal schwül, mal kälter und nebliger – je<br />
nachdem, wo wir uns im Land aufhielten.<br />
Überall besuchten wir Schulen unterschiedlicher<br />
Größen. Manche hatten „nur“ 700, andere<br />
hatten rund 3.000 Schüler, aufgeteilt auf<br />
Vormittags- und nachmittagunterricht, weil<br />
nicht genügend Lehrer und Räume vorhanden<br />
sind. Unsere Partnerschule wurde am<br />
vierten Tag besucht. Die Anspannung war bei<br />
jedem von uns groß. Wie wird das sein? Wie<br />
werden sie reagieren? Sind sie eher freundlich<br />
und nett oder haben sie Angst? Was für<br />
Vorstellungen haben sie von uns? Ich habe<br />
mich oft gefragt, welches Bild die Einheimischen<br />
von den „Weißen“ haben. Dadurch<br />
entstanden mit unserer Reisebegleitung<br />
viele Diskussionen, bei denen viel gefragt<br />
wurde. Es wurde deutlich, dass viele Afrikaner<br />
eine falsche Vorstellung von den Europäern<br />
haben. Durch die Kolonialzeit hatten sie ein<br />
falsches Bild der westlichen Welt. Auch nach<br />
dieser Zeit trugen viele Faktoren dazu bei,<br />
dass die stereotyp falschen Bilder in ihren<br />
Köpfen immer noch verankert sind. Sie glauben,<br />
dass die „Weißen“ selbstsüchtig sind und,<br />
dass sie immer nur die Führungspositionen<br />
besetzen wollen und dann alle ausbeuten.<br />
Sie halten nichts von den Einheimischen und<br />
behandeln sie ungerecht. Aber wie soll man<br />
einem Menschen begegnen, der diese Vorurteile<br />
hat? Trotz tiefstem Wunsch, ihnen zu<br />
zeigen, dass es nicht so ist, war es nicht einfach.<br />
Alles war neu für sie und für uns! nach<br />
30 RUANDA REVUE · 02/2012