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DER NEUE SÄCHSISCHE BERGSTEIGER - Sächsischer ...

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Die KTA läßt’s krachen - umstrittene „Willenberg-Ringe“ im Test<br />

Alexander Huber beging mit „Kommunist“<br />

eine 22 m lange Route im umgerechnet sächsischen<br />

XI. Schwierigkeitsgrad free solo. Die<br />

restlichen Kletterer klinken in solchen Sphären<br />

dann doch lieber alle Ringe. Den Extra-<br />

Stoß Adrenalin holen sie sich anderweitig,<br />

beim Anblick mancher dünnen Ringe, die<br />

verbaut wurden.<br />

Ringe Marke Eigenbau sind kleiner, dünner<br />

und billiger als die der KTA. Einer der produktivsten<br />

Ring-Minimierer unter den Erstbegehern<br />

ist Thomas Willenberg. Der Querschnitt<br />

seiner 8 bis 9 mm dicken Ringe ist halb<br />

so groß, wie es die KTA-Norm mit 12 mm<br />

Dicke fordert. Untertreibt es Thomas Willenberg?<br />

Oder übertreibt es die KTA? Um den<br />

Streit zwischen dem SBB und Thomas Willenberg<br />

mit Fakten zu versachlichen, wurden<br />

7 stichprobenartig gezogene Ringe untersucht.<br />

Die Klettertechnische Abteilung (KTA) ist kein<br />

offizieller Normungsverein wie DIN-EN-ISO.<br />

Dafür vereint die KTA-„Norm“ jahrzehntelange<br />

sächsische Felserfahrung, Berechnungen<br />

und Ergebnisse aus Zerreißversuchen, indem<br />

sie folgende Mindestforderungen an Werkstoffe,<br />

Dimensionen und Bruchkraft für sächsische<br />

Sicherungsmittel stellt: Der Schaft muß<br />

20 cm lang und 2,5 cm dick sein. Der eigentliche<br />

Ring muß aus 12 mm dickem Stahl gefertigt<br />

sein und im Zerreißversuch 75 kN<br />

(7,5 Tonnen) aushalten. Das erscheint über-<br />

20<br />

Klettertechnische Abteilung<br />

trieben viel. Zum Vergleich: Baugleichen (!)<br />

Ringen, die im Auto die Sicherheitsgurte mit<br />

der Karosserie verbinden, reichen 28 kN zum<br />

„Test bestanden“. Wieso fordert die KTA fast<br />

das Dreifache?<br />

Die Ringe für Autos korrodieren weder 50 Jahre<br />

im Freien noch wird an ihnen großartig getoproped.<br />

Alleine durch 50 Jahre Korrosion<br />

halbiert sich der tragende Querschnitt und damit<br />

auch die Bruchkraft (Abb. 1)! Von 12 mm<br />

starkem Ringmaterial bleibt nach 50 Jahren<br />

ganze 9,6 mm übrig. Der Verschleiß durch<br />

Topropen ist da noch gar nicht mit einbezogen.<br />

Abbildung 1 zeigt die Abnahme der<br />

Bruchkraft von Ringen unterschiedlich dicken<br />

Ausgangsmaterials (12 mm, 9 mm, und 8 mm)<br />

infolge der Korrosion. Dabei handelt es sich<br />

hierbei um Mindest-Werte, die auch mit der<br />

schlechtestmöglichen Charge des Stahles<br />

St35-2 („St37“) erreicht werden müßten (Mindest-Zugfestigkeit<br />

350 N/mm²). Das Abrostungsverhalten<br />

dieses Stahles ist außergewöhnlich<br />

gut erforscht /Norm ISO 9224/, weil<br />

mit diesem „Wald-und-Wiesen-Stahl“ üblicherweise<br />

Brücken, Schiffe u. v. m. gebaut<br />

werden.<br />

Wie Abb. 1 zeigt, bedeutet „Im Neuzustand<br />

77 kN Bruchkraft“ auf Deutsch „auch nach 50<br />

Jahren Korrosion im Fels noch 49 kN Bruchkraft“.<br />

Diesen Laborwert von 49 kN kann man,<br />

nein, muß man in der Praxis auf 25 kN halbieren.<br />

Warum? Dieser Sicherheitsfaktor 2<br />

gegen Gewaltbruch beinhaltet<br />

den oft vorhandenen, aber nicht<br />

genau bestimmbaren zusätzlichen<br />

Verschleiß durch Topropen<br />

sowie eventuelle Schwankungen<br />

in der Schweißnahtqualität.<br />

Bleiben trotzdem noch 25 kN<br />

Bruchkraft - genauso viel wie<br />

Gurt, Seil und Karabiner.<br />

Die untersuchten Ringe waren<br />

nach durchschnittlich 2 Jahren im<br />

Fels im Schnitt noch 8,12 +/- 0,1<br />

mm dick. Korrosionsverluste<br />

und Topropen durch andere miteinbezogen,<br />

verwendete Thomas<br />

Willenberg 9 mm dicke Rin-

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