DER NEUE SÄCHSISCHE BERGSTEIGER - Sächsischer ...
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Gefährten mitteilen zu dürfen, bewog mich,<br />
immer den Sandsteinen treu zu bleiben.<br />
Genau wie sich in unseren (meinen) Lebensphasen<br />
das Verhalten beim Klettern wandelt<br />
und eine Weiterentwicklung einsetzt, so erfahren<br />
auch Sachkompetenz und Kommunikationsfähigkeit<br />
Zuwachs. Nach dem „Sturm<br />
und Drang“ (Abenteuer der ersten Kletterjahre),<br />
dem Anstreben von Qualität und evtl.<br />
Exklusivität in den mittleren Jahren werden<br />
die meisten Kletterer am Ende ihrer Kletterzeit<br />
im Genießen und Verweilen Erfüllung finden.<br />
Werden diese Phasen nicht durchlebt<br />
oder sogar abgebrochen, bleiben Aspekte<br />
des Kletterns unbekannt. Dies kann die Ursache<br />
bilden, anderen Auffassungen und<br />
Ausführungen des Kletterns mit Unverständnis,<br />
Ignoranz oder gar Intoleranz zu begegnen.<br />
„Eine Möglichkeit, aus dieser Isolation auszubrechen<br />
und dabei sogar noch für das eigene<br />
Klettern zu profitieren, ist das bewusste<br />
Einnehmen anderer Perspektiven (Einfühlungsvermögen).<br />
Die eigene Rolle, die eige-<br />
In Sachsen sind die Eroberungen des Amerikaners<br />
Oliver Perry-Smith allen Kletterern<br />
bekannt: Teufelsturm, Schrammtorwächter,<br />
Wilder Kopf, Kanzelturm, Falkenstein-Südriß,<br />
Daxenstein-Klavier und viele andere Gipfel<br />
und Wände bezwang er als erster.<br />
1884 in Philadelphia, einer Metropole der<br />
amerikanischen Ostküste geboren, kam Perry-Smith<br />
1902 in die sächische Residenz. Im<br />
Jahr darauf bereiste er für zwei Monate die<br />
Walliser Alpen, anschließend kehrte er in die<br />
Vereinigten Staaten zurück. Aber schon im<br />
Sommer 1905 kletterte er wieder an den Türmen<br />
des Elbsandsteingebirges, lebte bis zum<br />
Ausbruch des Ersten Weltkrieges in Dresden.<br />
Auf einem der erhaltenen, wiederholt publizierten<br />
Fotos ist Perry-Smith am Steuer eines<br />
Kraftwagens zu sehen. „Bugatti-Renn-<br />
40<br />
Ansichten übers Klettern<br />
nen Vorlieben und Ziele beim Klettern müssen<br />
nicht völlig aufgegeben werden. Am einfachsten<br />
ist es, anderes Verhalten unvoreingenommen<br />
auszuprobieren und sich überraschen<br />
zu lassen.“<br />
(Stefan Winter, „Ich sehe was, was du nicht<br />
siehst!“, 1999)<br />
Durch das Erleben sensibilisiert, erfährt man<br />
persönliche Öffnung, die erst Empfang und<br />
Aneignung ermöglicht.<br />
„Noch kann ich selbst nicht sagen, ob das<br />
Bild ganz klar ist, das ich hier entwarf, aber<br />
es will mir scheinen, daß sich die einzelnen<br />
Gedanken recht wohl zu einem Bild vereinen<br />
lassen. Nur eins weiß ich, daß ich mit<br />
meiner Ansicht so ziemlich allein stehe, und<br />
wenn ich etwas davon äußere, so war die<br />
Antwort immer: Recht idealer Standpunkt,<br />
aber einen Spleen.“<br />
(Paul Preuß, Deutsche Alpenvereinszeitschrift,<br />
1911)<br />
Optimismus - eine Illusion?<br />
Bergsteigergeschichte<br />
Oliver Perry-Smith und sein Rennwagen<br />
Bernd Arnold<br />
wagen“ ist meist in der Bildlegende zu lesen.<br />
Die Rückseite einer Aufnahme jenes Rennautos,<br />
eine Kopie davon befindet sich im Archiv<br />
des Sächsischen Bergsteigerbundes,<br />
beschriftete Perry-Smith mit „De Dietrich<br />
Rennwagen“. „Bugatti oder De Dietrich?“ wird<br />
jetzt mancher fragen.<br />
Der 1881 in Mailand geborene Ettore Bugatti<br />
zog im Juni 1902 ins elsässische Niederbronn,<br />
wo er in der Firma De Dietrich & Cie.<br />
die Leitung der Automobilabteilung übernahm.<br />
Entsprechend hat man die von ihm<br />
konstruierten Autos mit „De Dietrich, System<br />
Bugatti“ bezeichnet. Bei dem von Oliver Perry-Smith<br />
gefahrenen Auto handelt es sich mit<br />
hoher Wahrscheinlichkeit um eines jener<br />
Fahrzeuge. Der Automobilbau steckte damals<br />
noch in den Kinderschuhen; mit fort-