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Broschüre "Heilpädagogik in Regelschulen" - Schoenbrunn.de

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Arbeitsassistenz“, die nach nordamerikanischem Vorbild<br />

„supported employment“ Erwachsene mit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>de</strong>rung<br />

bei <strong>de</strong>r Integration <strong>in</strong> <strong>de</strong>n ersten Arbeitsmarkt begleitete.<br />

Inzwischen hat die Bun<strong>de</strong>sarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft „Unterstützte<br />

Beschäftigung e.V.“ <strong>in</strong> allen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn <strong>in</strong>tensive<br />

Aktivitäten entwickelt, die ab <strong>de</strong>m Jahre 2001 sogar gesetzliche<br />

Grundlagen haben. Im Sozialgesetzbuch IX wur<strong>de</strong>n die<br />

Integrationsfachdienste festgeschrieben und e<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzierung<br />

von Arbeitsassistenzen gesichert, auch wenn das nicht<br />

darüber h<strong>in</strong>wegtäuschen darf, dass nach wie vor die beruflichen<br />

Integration von Schwerbeh<strong>in</strong><strong>de</strong>rten, wie es <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

Amtssprache heißt, völlig unzureichend ist und sich viele<br />

Betriebe mit <strong>de</strong>r Ausgleichsabgabe von <strong>de</strong>r Verpflichtung<br />

zur Beschäftigung Schwerbeh<strong>in</strong><strong>de</strong>rter freikaufen. Die Entwicklung<br />

auf <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt mit e<strong>in</strong>er hohen Arbeitslosigkeit<br />

von immerh<strong>in</strong> noch 3,5 Millionen Menschen schafft<br />

überdies ke<strong>in</strong>e beson<strong>de</strong>rs guten Voraussetzungen für die<br />

Verbesserung dieser Ausgangssituation.<br />

Im S<strong>in</strong>ne <strong>de</strong>r Perspektive „<strong>in</strong><strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nt liv<strong>in</strong>g“ ließen auch<br />

<strong>in</strong>tegrative Wohn- und Freizeitprojekte nicht lange auf sich<br />

warten. Gera<strong>de</strong> <strong>in</strong> diesem Bereich stehen wir im neuen<br />

Jahrtausend allerd<strong>in</strong>gs vielfach auch noch am Anfang (vgl.<br />

Heimlich 2003). In je<strong>de</strong>m Fall haben die vergangenen dreißig<br />

Jahre Integrationsentwicklung <strong>in</strong> <strong>de</strong>r BRD gezeigt, dass<br />

sich hier e<strong>in</strong>e gesellschaftliche Bewegung etabliert hat, die<br />

nicht nur das Bildungs- und Erziehungssystem verän<strong>de</strong>rn<br />

wird, son<strong>de</strong>rn auch gesellschaftliche Teilhabestrukturen<br />

nicht unangetastet lassen wird. Im Mittelpunkt e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrativen<br />

Pädagogik steht von daher gegenwärtig e<strong>in</strong>e lebenslaufbezogene<br />

Perspektive, die die Integrationsaufgaben<br />

begleitend zu verschie<strong>de</strong>nen Lebensphasen zum Gegenstand<br />

hat. Insofern zeigen die bisherigen Erfahrungen mit<br />

<strong>de</strong>r Integration, dass letztlich die Gesellschaft als Ganzes<br />

durch die Aufgabe <strong>de</strong>r Integration herausgefor<strong>de</strong>rt wird.<br />

Deshalb lehrt die Erfahrung mit Integration auch, dass<br />

Integrationsentwicklung sich nicht nur auf e<strong>in</strong>zelne K<strong>in</strong><strong>de</strong>r,<br />

Jugendliche und Erwachsene bezieht. Immer wer<strong>de</strong>n<br />

zugleich etablierte Kooperationsstrukturen zwischen Fachkräften<br />

aus unterschiedlichen Professionen und auch <strong>in</strong>stitutionelle<br />

Strukturen <strong>in</strong> Frage gestellt. Stets geht es darum,<br />

nicht nur e<strong>in</strong>ige „Reform<strong>in</strong>seln“ zu schaffen, son<strong>de</strong>rn vielmehr<br />

vernetzte Strukturen <strong>de</strong>r gegenseitigen Unterstützung<br />

und Ressourcenbün<strong>de</strong>lung zu etablieren. Integrationsentwicklung<br />

gilt von daher gegenwärtig<br />

allenthalben als Aufgabe, die sich auf mehrere<br />

sozialräumliche Ebenen verteilt. Ausgehend von<br />

K<strong>in</strong><strong>de</strong>rn, Jugendlichen und Erwachsenen mit<br />

beson<strong>de</strong>ren Bedürfnissen s<strong>in</strong>d immer wie<strong>de</strong>r<br />

Entwicklungsprozesse erfor<strong>de</strong>rlich, die das E<strong>in</strong>gehen<br />

auf diese Bedürfnisse an <strong>de</strong>n Anfang stellen.<br />

Dazu zählt sicher e<strong>in</strong>e beson<strong>de</strong>re Sensibilität, die<br />

vor allem die prekäre Balance zwischen vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Fähigkeiten und Selbstbestimmungsmöglichkeiten<br />

auf <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>en und <strong>de</strong>n notwendigen<br />

Hilfestellungen und Unterstützungsangeboten auf<br />

onsentwicklung.<br />

Pädagogisches<br />

Team<br />

Integrative Spiel-,<br />

Lern-, Arbeits- und<br />

Lebenssituationen<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite im Blick behält. Integrationsentwicklung<br />

hat es davon ausgehend im Kern immer mit Prozessen <strong>de</strong>r<br />

sozialen Begegnung von Menschen mit unterschiedlichen<br />

Fähigkeiten zu tun, <strong>de</strong>s geme<strong>in</strong>samen Tätig-Se<strong>in</strong>s im Spiel,<br />

beim Lernen, beim Arbeiten o<strong>de</strong>r auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Freizeit. Georg<br />

Feuser hat diesen Kern <strong>de</strong>r Integration als Kooperation aller<br />

auf <strong>de</strong>r Basis ihrer Fähigkeiten am geme<strong>in</strong>samen Gegenstand<br />

(vgl. Feuser 1995, S. 173f.) bezeichnet, e<strong>in</strong> bis heute<br />

schlüssige und allseits akzeptierte Zielvorstellung <strong>in</strong>tegrativer<br />

Pädagogik – <strong>in</strong> welchen Arbeitsfel<strong>de</strong>rn auch immer.<br />

Integrative Angebote s<strong>in</strong>d überdies ke<strong>in</strong> Feld für pädagogische<br />

E<strong>in</strong>zelkämpfer/ -<strong>in</strong>nen. Das mag für viele sozialpädagogische<br />

Arbeitsfel<strong>de</strong>r bereits als selbstverständlich gelten<br />

(vgl. Rauschenbach/ Ortmann/ Karsten 1993) – gera<strong>de</strong> im<br />

schulischen Bereich stehen wir hier vielfach eher an <strong>de</strong>n<br />

Anfängen e<strong>in</strong>er professionellen Entwicklung von tragfähigen<br />

Teamstrukturen. In je<strong>de</strong>m Fall haben Erfahrungen mit<br />

Integrationsentwicklungen <strong>in</strong> pädagogischen Arbeitsfel<strong>de</strong>rn<br />

gezeigt, dass funktionieren<strong>de</strong> Teamstrukturen e<strong>in</strong>e notwendige<br />

und unverzichtbare Rahmenbed<strong>in</strong>gung für erfolgreiche<br />

Integrationsprojekte darstellen. Dabei kommt es häufig zu<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Formen <strong>de</strong>r Zusammenarbeit, <strong>in</strong> <strong>de</strong>ren<br />

Rahmen Fachkräfte mit unterschiedlichem professionellem<br />

H<strong>in</strong>tergrund zusammenarbeiten. Gera<strong>de</strong> die Kommunikation<br />

zwischen pädagogischen Fachkräften und therapeutischem<br />

o<strong>de</strong>r gar mediz<strong>in</strong>ischem Personal erweist sich dabei durchaus<br />

als problematisch. Integrationsprojekte entwickeln über<br />

kurz o<strong>de</strong>r lang ausgehend von vielfältigen <strong>in</strong>tegrativen<br />

E<strong>in</strong>zelaktivitäten Versuche <strong>de</strong>r Gesamtbetrachtung von<br />

Integrationsentwicklungen. K<strong>in</strong><strong>de</strong>rtagese<strong>in</strong>richtungen entwickeln<br />

ihre pädagogische Konzeption unter <strong>de</strong>m Aspekt<br />

<strong>in</strong>tegrativer Pädagogik weiter, Schulen erstellen <strong>in</strong>tegrative<br />

Schulprogramme. Schließlich s<strong>in</strong>d sowohl <strong>in</strong>tegrative Institutionen<br />

als auch <strong>in</strong>tegrative E<strong>in</strong>zelprojekte stets darum bemüht,<br />

sich vielfältige Kontakte im sozialen Umfeld zu schaffen,<br />

mit Eltern, an<strong>de</strong>ren Professionen, sozialen Diensten <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Region <strong>in</strong>tensiv zusammenzuarbeiten und so auch<br />

externe Unterstützungssysteme zu etablieren (s. dazu auch<br />

<strong>de</strong>n Ansatz <strong>de</strong>r lebensweltorientierten sozialen Arbeit bei<br />

Thiersch 1995). In <strong>de</strong>r verallgeme<strong>in</strong>erten Form bezeichnen<br />

wir dies als ökologisches Mehrebenenmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Integrati-<br />

Menschen mit<br />

beson<strong>de</strong>ren<br />

Bedürfnissen<br />

Pädagogische<br />

Konzeption<br />

Externe<br />

Unterstützungssysteme<br />

Abb. 1: Integrationsentwicklung als ökologisches Mehrebenenmo<strong>de</strong>ll<br />

(vgl. Heimlich 2003)<br />

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