26.06.2014 Aufrufe

Broschüre "Heilpädagogik in Regelschulen" - Schoenbrunn.de

Broschüre "Heilpädagogik in Regelschulen" - Schoenbrunn.de

Broschüre "Heilpädagogik in Regelschulen" - Schoenbrunn.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ausblick<br />

Michael Kreisel<br />

Fachaka<strong>de</strong>mie für Heilpädagogik<br />

Manche sagen, dass die Welt heute aus <strong>de</strong>n Fugen geraten<br />

ist. Zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st lässt sie sich nicht mehr so e<strong>in</strong>fach<br />

erschließen. In Zeiten <strong>de</strong>r Globalisierung verän<strong>de</strong>rn sich<br />

die Familien und <strong>de</strong>r soziale Zusammenhalt. K<strong>in</strong><strong>de</strong>r s<strong>in</strong>d<br />

heute radikal an<strong>de</strong>ren Bed<strong>in</strong>gungen unterworfen als<br />

früher. Die Schule muss sich all <strong>de</strong>m stellen.<br />

Der Blick <strong>de</strong>r Heilpädagogik auf die Regelschule<br />

Heilpädagogik wird als Oberbegriff für e<strong>in</strong>e spezielle<br />

Pädagogik genutzt, was <strong>in</strong> Deutschland aber nicht e<strong>in</strong>em<br />

e<strong>in</strong>heitlichen Berufsbild entspricht. Son<strong>de</strong>rpädagogen<br />

arbeiten vorrangig im schulischen Bereich. Heilpädagogen<br />

s<strong>in</strong>d eher generalistisch ausgebil<strong>de</strong>t. Sie arbeiten <strong>in</strong> För<strong>de</strong>rschulen<br />

und ihr Berufsbild hat zusätzlich e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>utliche<br />

außerschulische Orientierung.<br />

Der Blick <strong>de</strong>r Heilpädagogik auf die Regelschule kommt<br />

daher von zwei Seiten. Es ist e<strong>in</strong> Blick, <strong>de</strong>r sich auf direkte<br />

und <strong>in</strong>direkte Formen von För<strong>de</strong>rung bezieht. E<strong>in</strong>erseits<br />

s<strong>in</strong>d unmittelbare Problemschwerpunkte Ausgangspunkt<br />

heilpädagogischer Intervention, an<strong>de</strong>rerseits s<strong>in</strong>d<br />

es eher <strong>de</strong>ren Ursachen und Bed<strong>in</strong>gungsfaktoren 4 .<br />

Üblicher Weise wer<strong>de</strong>n Heilpädagogen h<strong>in</strong>zugezogen,<br />

wenn sich bei K<strong>in</strong><strong>de</strong>rn Auffälligkeiten ergeben. Wir wür<strong>de</strong>n<br />

sagen: wenn bei K<strong>in</strong><strong>de</strong>rn Bee<strong>in</strong>trächtigungslagen<br />

vorliegen.<br />

Die Beiträge dieser Publikation beziehen sich vorrangig<br />

auf <strong>in</strong>direkte För<strong>de</strong>rschwerpunkte und weniger auf direkte<br />

För<strong>de</strong>rprogramme (bezogen auf die Störung e<strong>in</strong>es<br />

K<strong>in</strong><strong>de</strong>s). Liegt e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigung o<strong>de</strong>r Beh<strong>in</strong><strong>de</strong>rung<br />

vor, dann sehen wir, dass das K<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er I<strong>de</strong>ntität <strong>in</strong> Gefahr ist<br />

(d.h. <strong>in</strong> Gefahr ist se<strong>in</strong>e Ganzheit zu verlieren),<br />

<strong>in</strong> Gefahr ist se<strong>in</strong>e soziale Zugehörigkeit zu verlieren.<br />

(d.h. von sozialer Ausglie<strong>de</strong>rung bedroht ist).<br />

Im S<strong>in</strong>ne von Inklusion und Integration för<strong>de</strong>rt Heilpädagogik<br />

dann die Erhaltung und Wie<strong>de</strong>rgew<strong>in</strong>nung von<br />

Handlungsfähigkeit.<br />

Hierfür s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Heilpädagogik Formen spezieller Pädagogik<br />

und heilpädagogischer Handlungskonzepte entwickelt<br />

wor<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Heilpädagogik stellen wir uns vorrangig<br />

die Frage, wie Menschen gestärkt wer<strong>de</strong>n können,<br />

dass sie mit <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Umwelt besser umgehen<br />

können.<br />

Heilpädagogik sollte <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Regelschule <strong>de</strong>r Zukunft<br />

nicht nur auf <strong>de</strong>n E<strong>in</strong>zellfall bezogen se<strong>in</strong><br />

Im schulischen Bereich <strong>de</strong>nken wir dabei nicht nur komplementär,<br />

d.h. ergänzend zum Unterricht. Es geht uns<br />

auch um die Entwicklung von sozial- emotionalen Kompetenzen<br />

und um die Stärkung <strong>de</strong>s Selbstkonzeptes von<br />

K<strong>in</strong><strong>de</strong>rn parallel zu Zielen <strong>de</strong>s Unterrichts.<br />

Heilpädagogik wür<strong>de</strong> im wahrsten S<strong>in</strong>ne „speziell“ bleiben,<br />

wenn <strong>de</strong>r Schritt <strong>de</strong>r Integration und E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>de</strong>s<br />

K<strong>in</strong><strong>de</strong>s <strong>in</strong> das Umfeld nicht gel<strong>in</strong>gt. E<strong>in</strong>e Schule <strong>de</strong>r Zukunft<br />

sollte daher die Schülerschaft weniger zweiteilen.<br />

Hierüber haben wir uns <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>s Fachtages <strong>in</strong>tensiv<br />

ausgetauscht. Vor allem durch die Beiträge <strong>de</strong>r betroffenen<br />

Eltern kamen wir zu <strong>de</strong>m Ergebnis, dass Hilfe und<br />

För<strong>de</strong>rung allen Schülern gleichermaßen gegeben wer<strong>de</strong>n<br />

müsste.<br />

Dafür müssen aber Rahmenbed<strong>in</strong>gungen geschaffen<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Institution Schule und auch ihre Lehrer<br />

müssten sich verän<strong>de</strong>rten Bed<strong>in</strong>gungen anpassen. Die<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>r Ganztagsschule eröffnen hier ganz<br />

neue Perspektiven.<br />

In die Regelschule <strong>de</strong>r Zukunft sollte e<strong>in</strong> Heilpädagoge –<br />

ähnlich wie e<strong>in</strong> Schulsozialarbeiter - als „normale Ausstattung“<br />

dazu gehören. Mit <strong>de</strong>m Projekt „Heilpädagogik <strong>in</strong><br />

Regelschulen“ haben wir dafür geworben und umsetzbare<br />

Konzepte entwickelt, für die wir uns weiter e<strong>in</strong>setzen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Ich danke <strong>de</strong>n beteiligten Dozent<strong>in</strong>nen und Studieren<strong>de</strong>n<br />

für ihr enormes Engagement <strong>in</strong> die Zukunft zu <strong>de</strong>nken<br />

und neue pädagogische Mo<strong>de</strong>lle zu entwickeln.<br />

Vielleicht ist das, was jetzt fachlich manchmal noch als<br />

Vision erarbeitet wor<strong>de</strong>n ist, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Jahren selbstverständlicher<br />

Teil <strong>de</strong>s schulischen Alltags!<br />

4 Zu <strong>de</strong>n Begriffen direkte und <strong>in</strong>direkte För<strong>de</strong>rung vgl.<br />

Heimlich <strong>in</strong> Faulstich 2008 S. 521<br />

30

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!