BroschÃƒÂ¼re "HeilpÃƒÂ¤dagogik in Regelschulen" - Schoenbrunn.de

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Inklusion/ Exklusionein heilpädagogisches Thema auch für Regelschulen Lilo Nitz, Leiterin Bildungszentrum Akademie Das Thema „Heilpädagogik in Regelschulen“ liegt mir am Herzen und begleitet mein gesamtes pädagogisches Berufsleben. Als ehemalige Schulleiterin der Fachakademie für Heilpädagogik gab ich 2006 den Startschuss für Projekte zu diesem Thema im Dachauer Landkreis. Ende 2007 gestalteten wir hierzu den ersten Fachtag und in 2008 den zweiten. Im Herbst 2009 startet das Bildungszentrum der Akademie Schönbrunn in Kooperation mit der Münchener Fachakademie für Heilpädagogik eine modularisierte Fortbildung zu diesem Thema. Mit der jetzt heraus gegebenen Broschüre werden bisherige Ergebnisse dieser Initiativen einer breiteren Öffentlichkeit dargestellt. uns die skandinavischen Länder erfolgreich vormachen. Hiermit beschäftigte sich am 10.11.2007 ein sehr gut besuchter Fachtag unserer Fachakademie für Heilpädagogik. Eingeladen waren Lehrer, Heilpädagogen, Eltern, Wissenschaftler und Vertreter des Kultusministeriums. Zentraler Inhalt dieses Fachtages war der Fachdiskurs darüber, wie Heilpädagogik an Regelschulen gelingen kann. Nach einem Vortrag von Herrn Weigl, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, stellte Prof. Dr. Heimlich, als Universitätsprofessor für Lernbehindertenpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München die mit dem Begriff Inklusion verbundene Zielperspektive einer „Schule für alle“ vor. Ein gelungener Fachtag Jedes Kind ist anders und kann etwas anderes. Darauf macht uns das Denkmodell der Inklusion aufmerksam. Es erweitert den Begriff der Integration durch die grundsätzliche Anerkennung von Individualität in einer Gemeinschaft. Inklusion ist seit der UNESCO- Konferenz, die 1994 in Salamanca stattfand, wichtigstes Ziel internationaler Bildungspolitik. Inklusion meint wörtlich „Einschluss“, „Einschließung“ und „Enthaltensein einer Menge in einer anderen“. „Inklusion“ auf Schule übertragen versteht eine Klasse als Einheit vieler unterschiedlicher Schüler, die – jeder auf seine Weise - förderbedürftig sind. Eine wichtige Voraussetzung für eine Schule mit „inklusiver Qualität“ könnte sein, dass verschiedene Berufsgruppen zum Wohl von Kindern und Jugendlichen zusammen arbeiten, so wie es Im Anschluss an die Vorträge wurde in Arbeitsgruppen aufgezeigt, welche Ansätze zu Inklusion und Heilpädagogik in Regelschulen bereits erprobt werden und positive Rückmeldung erhalten. Dazu stellten Absolventen/ -innen und Dozenten/ -innen unserer Fachakademie für Heilpädagogik in der Akademie Schönbrunn ihre integrativen und inklusiven Arbeitsansätze, ihre Methoden und Erfahrungen vor. Heilpädagogik innerhalb der Regelschulen des Dachauer Hinterlandes Wir haben es jedoch nicht bei den guten inklusiven Überlegungen dieses Fachtages belassen, sondern bereits Kooperationen institutionalisiert, so z.B. mit einer Berufsfachschule für Sozialpflege in unserem Haus und mit einer Hauptschule im benachbarten Markt Indersdorf: Der Modellversuch „Integrierte Pflege-Erstausbildung“ an unserer Berufsfachschule für Sozialpflege war Teilpojekt der Lernenden Region Dachau. Wir entwickelten diese Ausbildung als Berufs- und Bildungschance für Hauptschulabsolventen aus der Region. Die Teilnehmer erwerben in dieser zweijährigen Erstausbildung gute berufliche Chancen als Pflegefachhelfer und zugleich Zugangsberechtigungen zu verkürzten sozialpflegerischen Fachkraftausbildungen oder, durch Erwerb der Mittleren Reife bei entsprechendem Notendurchschnitt, Weiterbildungschancen auch im nichtsozialen Bereich. . 3
Inzwischen steht dieses Pflegeintegrationsmodell mit seinem 3. Ausbildungsgang kurz vor der staatlichen Anerkennung. Im Artikel „Förderung von sozialen Kompetenzen und Selbstmanagement“ stellt Christine Niedermayer ihre Erfahrungen in der heilpädagogischen Arbeit mit diesen Jugendlichen dar. Der Hauptschule Indersdorf sind wir in besonderer Weise verbunden. Der scheidende Rektor und jetzige Landtagsabgeordnete Martin Güll unterstützte unsere Initiativen „Heilpädagogik in Regelschulen“ sehr. Studierende führten in seiner Schule eintägige Projekte durch. Monika Lumbe bot als Dozentin ein heilpädagogisches Gruppenangebot für Mädchen an. Michael Kreisel bietet, unterstützt durch praktizierende Studierende der Fachakademie, Kindern und Jugendlichen der Hauptschule wöchentliche psychomotorische Förderung und koordiniert alle Aktivitäten in der Hauptschule. Von diesen Erfahrungen berichtet der Artikel „Das Kind stärken“. Darin werden auch heilpädagogische Maßnahmen in der Grundschule Hebertshausen beschrieben. Diese heilpädagogische Kooperation wird zukünftig durch die Heilpädagogische Tagesstätte der Caritas in Hebertshausen unterstützt. Was bewegte uns zum Thema des Fachtages und zu unserem Projekt „Heilpädagogik in Regelschulen“? Schon zu Beginn meiner pädagogischen Laufbahn als heilpädagogische Förderlehrerin im HPCA-München bedrückte es mich, dass eine größere Anzahl der Kinder in diesem Förderzentrum keineswegs im G-Schultyp beschult hätten werden müssen, wenn sie dem Unterricht in der Regelschule oder dem im Förderzentrum Lernen bzw. Erziehungshilfe emotional und sozial gewachsen gewesen wären. Wir Pädagogen gaben uns zwar große Mühe, um eine Rückführung oder Umschulung vorzubereiten und zu begleiten, mussten aber immer wieder konstatieren, dass vor allem Kinder aus sogenannten milieuschwachen Familien, aus sozialen Brennpunkten oder Kinder mit besonderen Bedarfen entweder gar nicht zugelassen wurden oder nach einer Rückführung erneut scheiterten. Begründet wurde dieses Scheitern von den dortigen Kollegen so: kann sich nicht konzentrieren, verfügt nicht über die nötige Arbeitshaltung und Disziplin, kann nicht warten, ist zappelig und unruhig, ist zu ängstlich und unsicher, traut sich nichts zu, stört den Klassenfrieden mit seinem aggressiven Verhalten usw. Kurz gesagt: Den Kindern mangelte es an Selbstvertrauen, an einem positiven Selbstbild, an sozialen und emotionalen Kompetenzen, an Lebensmut und an Modellen für angemessenes Verhalten im System Regelschule. Am Beginn meines eigenen pädagogischen Weges, dachte ich, diese Schwierigkeiten beträfen nur Kinder aus dem untersten sozialen Milieu oder Kinder mit mentalen Defiziten. Über die Jahre wurde ich eines anderen belehrt: Als Elternsprecherin in den Klassen meiner eigenen Kinder z.B. musste ich meine heilpädagogische Kompetenz mehrfach beratend, konfliktbearbeitend oder praktisch anleitend einsetzen, um zusammen mit Lehrern und betroffenen Eltern Wege zu suchen und zu spüren, damit wenigstens Kinder mit ADHS, mit körperlichen Behinderung oder mit milieubedingten Lerndefiziten ihren Weg in der Grundschule fortsetzen durften. Wenn es doch zu einer Umschulung in die Förderschule kam, waren es vorwiegend Strukturen der Grundschule, mangelnde Bereitschaft des Klassenlehrers oder/und mangelnde Erziehungsfähigkeit der Eltern, die dem Vorhaben Regelschule im Weg standen, nicht die mangelnden Fähigkeiten und Kompetenzen der Kinder. In meiner Montessori-Weiterbildung lernte ich dann endlich Wege kennen, auf denen ein gemeinsamer Lernweg wunderbar gestaltet wurde und - wie ich feststellen konnte – meist auch hervorragend gelang. Diese Erfahrungen aus der Montessorischule ließ ich 2003 auch einfließen in Gespräche mit vielen Lehrern beim Symposion „Lehren - fördern - lernen“ am Lehrstuhl von Prof. Dr. Heimlich. Einige ließen sich anstecken von Integration als gemeinsame Schulform, die jetzt auch in Bayern möglich werden sollte. Andere Teilnehmer waren bereits frustriert oder entmutigt von ihren Erfahrungen mit Integration, weil sie mit den zusätzlichen Herausforderungen der sog. Integrationskinder allein gelassen wurden. Neben ihrem primären Unterrichts- und Erziehungsauftrag war es ihnen nicht möglich, auch noch den Bedarfen dieser Kinder zu entsprechen, sie waren mit dem Latein ihres Qualifikationsprofils am Ende und auch die Rahmenbedingungen an der Regelschule passten nicht für diese Kinder. 4
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