Heilpädagogen haben <strong>in</strong> ihrem Kompetenzprofil die passen<strong>de</strong>n Antworten auf Fragestellungen und Probleme <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Regelschule Schon damals dachte ich, Heilpädagogen hätten auf die beklagten Bedarfe mit ihrem Kompetenzprofil passen<strong>de</strong> Antworten, sie könnten Lehrer im System Regelschule wirkungsvoll unterstützen, Eltern beraten und Schüler mit heilpädagogischen Angeboten so begleiten und unterstützen, dass diesen Erfolge möglich wer<strong>de</strong>n, sie gerne <strong>in</strong> die Schule gehen, sie dadurch selbst ihre Lernbereitschaft und -fähigkeit, ihre Leistungsbereitschaft und -fähigkeit und ihre sozialen Fähigkeiten auf- und ausbauen. Statt e<strong>in</strong>er Entwicklung <strong>in</strong> Richtung dieser optimistischen Prognose durch Integration g<strong>in</strong>g die Entwicklung <strong>in</strong> <strong>de</strong>n letzten Jahren jedoch eher <strong>in</strong> die an<strong>de</strong>re Richtung: Bezüglich e<strong>in</strong>er Schule für alle kamen wir wenig voran. Statt<strong>de</strong>ssen klagen <strong>in</strong>zwischen auch Kollegen <strong>in</strong> Berufsschulen, Realschulen und Gymnasien über zunehmen<strong>de</strong> emotionale, soziale, Verhaltens- und Null-Bock-Probleme, <strong>de</strong>nen sie neben ihrem Kernauftrag immer weniger gewachsen s<strong>in</strong>d. Ich frage mich daher, s<strong>in</strong>d wir Heilpädagogen es nicht selbst, die - e<strong>in</strong>gezwängt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e entgrenzte, globalisierte Gesellschaft mit ihren Patchwork-Familien, ihrer entwurzeln<strong>de</strong>n hypermobilen Arbeitswelt, ihren zu bewegungslosem Sitzen vor technischen Medien verführten K<strong>in</strong><strong>de</strong>rn, diese Probleme unterstützen und weiter produzieren, wenn wir nicht aufstehen und energisch e<strong>in</strong>schreiten? Wir fragen uns daher, was können wir als Heilpädagogen dazu beitragen, welcher Themen müssten wir uns annehmen, damit Schule allen K<strong>in</strong><strong>de</strong>rn und Jugendlichen e<strong>in</strong>e „gute Schule“ se<strong>in</strong> kann? Beispielhaft fallen mir da e<strong>in</strong>: Teilhabe für alle, auch für Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>de</strong>rungen Heilpädagogische Integrationshilfen und Deutsch für Auslän<strong>de</strong>r für K<strong>in</strong><strong>de</strong>r mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund Unterstützung, Beratung und ergänzen<strong>de</strong> Erziehungshilfe für Familien Orientierung und För<strong>de</strong>rung für K<strong>in</strong><strong>de</strong>rn mit Verhaltensauffälligkeiten Assistenz und Begleitung für K<strong>in</strong><strong>de</strong>r mit Lernschwierigkeiten Heilen<strong>de</strong> Angebote für K<strong>in</strong><strong>de</strong>r mit psychischen Problemen und für traumatisierte K<strong>in</strong><strong>de</strong>r Sprachheilpädagogik und Sprach- und Sprechför<strong>de</strong>rung für K<strong>in</strong><strong>de</strong>r mit Sprachproblemen Reguläre psychomotorische Angebote im Regelschulalltag für alle und motorische För<strong>de</strong>rung bei beson<strong>de</strong>ren Bedarfen Perspektiven und S<strong>in</strong>norientierung durch pädagogische Führung und selbstwirksame Angebote für Jugendliche ohne Lern- und Leistungsbereitschaft („Null-Bock-Generation“) Selbstkonzept und I<strong>de</strong>ntität stärken<strong>de</strong> Angebote für entmutigte K<strong>in</strong><strong>de</strong>r und für Jugendliche mit I<strong>de</strong>ntitätsproblemen Präventive und nachsorgen<strong>de</strong> Angebote bei Drogenabhängigkeit Netzwerkarbeit im Sozialraum als Vermittlung zwischen Eltern, Schule, Erziehungshilfe, Jugendhilfe, Diensten, Vere<strong>in</strong>en, Kirchen, Kommune Brauchen wir wirklich Son<strong>de</strong>rwelten? fragen Georg Theunissen und Klaus Dörner seit Jahren und me<strong>in</strong>en „ne<strong>in</strong>“. Sogar Fachverbän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Beh<strong>in</strong><strong>de</strong>rtenhilfe verstehen <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong>klusive Betreuung und Begleitung als Chance. Profis <strong>de</strong>r Beh<strong>in</strong><strong>de</strong>rtenhilfe verabschie<strong>de</strong>n sich von ihrem Anspruch, nur sie alle<strong>in</strong> wüssten, was Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>de</strong>rung brauchen und nur <strong>in</strong> Son<strong>de</strong>re<strong>in</strong>richtungen könnten sie ihre professionelle Begleitung, För<strong>de</strong>rung und Bildung wirklich gut erbr<strong>in</strong>gen. Warum sollte das System Schule nicht auch mitziehen können? Geme<strong>in</strong>same Wege <strong>de</strong>nken, vorhan<strong>de</strong>ne Kräfte bün<strong>de</strong>ln, mite<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r leben und vone<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r lernen, Beh<strong>in</strong><strong>de</strong>rungen und Lernschwierigkeit als normale Form von Leben annehmen, Teilhabe möglich machen, dabei Mitarbeiter <strong>in</strong> Regele<strong>in</strong>richtungen nicht alle<strong>in</strong> lassen, son<strong>de</strong>rn sie fachlich, personell, materiell und moralisch unterstützen und <strong>de</strong>n Wert ihrer Arbeit anerkennen. Ich weiß, dass Heilpädagogen zu e<strong>in</strong>er „guten“ Schule für alle e<strong>in</strong>en großen Beitrag leisten können und freue mich, dass es <strong>in</strong> unserer Fachaka<strong>de</strong>mie für Heilpädagogik gelungen ist e<strong>in</strong>e fachlich ausgereifte Konzeption zum zukünftigen Arbeitsfeld von Heilpädagogen <strong>in</strong> Regelschulen aufzustellen. In diesem Zusammenhang danke ich beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>m Koord<strong>in</strong>ator unseres Projektes „Heilpädagogik <strong>in</strong> Regelschulen“, me<strong>in</strong>em früheren Stellvertreter und jetzigen Leiter <strong>de</strong>r Fachaka<strong>de</strong>mie für Heilpädagogik, ohne <strong>de</strong>ssen Engagement die vorliegen<strong>de</strong> Broschüre nicht zustan<strong>de</strong> gekommen wäre. 5
Der Fachtag Inklusion/ Exklusion 6