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Regionalplan Havelland-Fläming 2020 - Brandenburg an der Havel

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Erläuterung und Begründung<br />

Naturräumliche Glie<strong>der</strong>ung und L<strong>an</strong>dschaftseinheiten in <strong>der</strong> Region <strong><strong>Havel</strong>l<strong>an</strong>d</strong>-<strong>Fläming</strong><br />

Die Region <strong><strong>Havel</strong>l<strong>an</strong>d</strong>-<strong>Fläming</strong> ist großräumig in vier L<strong>an</strong>dschaftseinheiten geglie<strong>der</strong>t. Diese L<strong>an</strong>dschaftseinheiten<br />

unterscheiden sich vonein<strong>an</strong><strong>der</strong> durch natur- und kulturräumliche Merkmale, was zum Verständnis <strong>der</strong> Empfindlichkeit<br />

bzw. Robustheit vor bzw. gegenüber Überformungen und Entstellungen von Bedeutung ist. Diese<br />

L<strong>an</strong>dschaftseinheiten sind in <strong>der</strong> Übersichtskarte 3.1.02 im Anh<strong>an</strong>g 1, 4.5 auf S. 112 dargestellt; auf sie wird in<br />

den nachfolgenden Abschnitten beson<strong>der</strong>s Bezug genommen.<br />

Natur- und kulturräumliche Alleinstellungsmerkmale <strong>der</strong> Region<br />

Keine <strong>an</strong><strong>der</strong>e Region <strong>der</strong> nordostdeutschen Tiefebene ist so stark geprägt durch mehrere l<strong>an</strong>ge und weite Talzüge<br />

zweier Urstromtäler wie die Region <strong><strong>Havel</strong>l<strong>an</strong>d</strong>-<strong>Fläming</strong>. Hinzu kommen die beiden kürzeren Talabschnitte von<br />

Unterer und Mittlerer <strong>Havel</strong> mit noch weitgehend naturnahem Gewässerverlauf und Uferzonen. Allenfalls am<br />

Unterlauf <strong>der</strong> O<strong>der</strong> o<strong>der</strong> entl<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Elbe finden sich ähnlich weite Tal- bzw. Nie<strong>der</strong>ungsl<strong>an</strong>dschaften. Ebenso<br />

einmalig in ihrer Ausdehnung ist die große und offene Platte des Nie<strong>der</strong>en <strong>Fläming</strong>. An<strong>der</strong>e Regionen in <strong>Br<strong>an</strong>denburg</strong><br />

sind dagegen viel kleinteiliger geglie<strong>der</strong>t, ihnen fehlen die über 60 km l<strong>an</strong>g gezogenen und offenen<br />

Großformen. Lausitz, Prignitz und Uckermark werden durch kleinteiligere, flachwellige bis kuppige L<strong>an</strong>dschaften<br />

bestimmt und allenfalls ausgedehnte, bewaldete Heiden (z.B. Wittstock-Ruppiner, Schorfheide) verteilen<br />

sich über alle Regionen des L<strong>an</strong>des. Die starke Prägung durch eiszeitliche und nacheiszeitliche Umgestaltung <strong>der</strong><br />

Erdoberfläche belegen auch die L<strong>an</strong>dschaftsschutzgebiete <strong>der</strong> Region. 13 von 19 Verordnungen heben im<br />

Schutzzweck unmittelbar auf diese Formenbildung ab, wenngleich die Schutzgebietsabgrenzung beson<strong>der</strong>s bei<br />

den großen Schutzgebieten die Grenzen <strong>der</strong> L<strong>an</strong>dschaftseinheiten regelmäßig überspringen.<br />

Die Region <strong><strong>Havel</strong>l<strong>an</strong>d</strong>-<strong>Fläming</strong> gehört auch zu den bedeutendsten Kulturl<strong>an</strong>dschaften <strong>der</strong> mitteleuropäischen<br />

Geschichte. Aus einer scheinbar unbedeutenden, armseligen Grenzmark entwickelt sich ein starkes Kurfürstentum<br />

und mit Berlin die Mitte des Königreiches Preußen und Deutschl<strong>an</strong>ds. Die herausragende kulturgeschichtliche<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Region <strong><strong>Havel</strong>l<strong>an</strong>d</strong>-<strong>Fläming</strong> ist eng verknüpft mit den naturräumlichen Eigenheiten in den vier<br />

L<strong>an</strong>dschaftseinheiten. Der W<strong>an</strong>del von einer Natur- und einer Kulturl<strong>an</strong>dschaft beginnt mit Innovationen in <strong>der</strong><br />

L<strong>an</strong>dwirtschaft und im Bauwesen, beide ausgelöst durch die Zisterzienser. Trockenere Platten werden wie<strong>der</strong><br />

besiedelt, die Siedlungs- und Bevölkerungsdichte nimmt vor allem durch die schon im Spätmittelalter einsetzende<br />

Kolonisation zu, dauerhafte Stadtsiedlungen mit Stadtrecht entstehen und hinterlassen bis heute Zeugen und<br />

Pioniere erster Feldstein- und Ziegelbaukunst vor allem in den Kirchenbauten. Der Dreißigjährige Krieg wirft<br />

die Region weit zurück: mehr als 100 Jahre vergehen, bis <strong>der</strong> St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Vorkriegsbevölkerung um 1800 wie<strong>der</strong><br />

erreicht ist, Die Entvölkerung bereitet aber einer dritten Innovation den Weg: die Trockenlegung <strong>der</strong> Luche und<br />

<strong>der</strong> Tall<strong>an</strong>dschaften bietet neues Siedell<strong>an</strong>d für weitere Kolonisationen und die Möglichkeit in Ufersümpfen <strong>der</strong><br />

<strong>Havel</strong> mit Potsdam eine neue Residenz zu gestalten. Geringe Bodenfruchtbarkeit, Rohstoffarmut und eine durch<br />

Kriege immer wie<strong>der</strong> unterbrochene Raumentwicklung tragen aber auch dazu bei, dass die Region bis heute mit<br />

rund 110 Einwohnern je km² eher dünn besiedelt ist. Der kulturl<strong>an</strong>dschaftliche Gestaltungswille und die Fähigkeit<br />

und Zähigkeit, auch schwere Rückschläge auszuhalten und auszugleichen machen die Region dennoch einzigartig:<br />

in den Tall<strong>an</strong>dschaften, Luchen und Platten bietet sich ein einmaliges Gefüge für die Projektion von<br />

1000 Jahren Geschichte aus unterschiedlichen St<strong>an</strong>d- und Bezugspunkten und damit die Grundlage für ebenso<br />

vielfältige Identifikationen.<br />

Anlass: Risiken <strong>der</strong> technogenen Entstellung<br />

Die Region <strong><strong>Havel</strong>l<strong>an</strong>d</strong>-<strong>Fläming</strong> ist in ihrer Geschichte über die Jahrhun<strong>der</strong>te hinweg von großräumigen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

gekennzeichnet. Einige haben die Region spürbar aufgewertet und verschönert wie etwa die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Potsdamer Kulturl<strong>an</strong>dschaft aus einem sumpfigen Nie<strong>der</strong>ungsgebiet <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Havel</strong>. An<strong>der</strong>e wie <strong>der</strong> Überg<strong>an</strong>g<br />

<strong>der</strong> Heide in pl<strong>an</strong>mäßig bewirtschafteten Wald haben sich nur allmählich vollzogen, spiegeln sich jedoch im<br />

Ergebnis überwiegend positiv im Bewusstsein <strong>der</strong> Bewohner und Gäste <strong>der</strong> Region (z.B. Lied von <strong>der</strong> “märkischen<br />

Heide“). Wie<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e wie Industrialisierung und Militarisierung belasten die Region teilweise noch<br />

immer, haben sie in ihrer l<strong>an</strong>dschaftlichen Subst<strong>an</strong>z aber nicht deformiert o<strong>der</strong> entstellt.<br />

Neue Risiken <strong>der</strong> technogenen Entstellung bringen Energiewende und Klimaw<strong>an</strong>del-Anpassung mit sich. Der<br />

Flächenbedarf für Windenergie- und Fotovoltaik<strong>an</strong>lagen und den Energiepfl<strong>an</strong>zen<strong>an</strong>bau für die nächsten 20<br />

Jahre lässt sich <strong>der</strong>zeit für die Region allenfalls sehr grob abschätzen. Schon heute ist aber zu erkennen, welche<br />

technogene Entstellung <strong>der</strong> L<strong>an</strong>dschaft beispielsweise durch mo<strong>der</strong>ne Windenergie<strong>an</strong>lagen möglich sein k<strong>an</strong>n.<br />

Hohe und höchste Bauwerke <strong>der</strong> Region bilden seit Jahrhun<strong>der</strong>ten die Kirchtürme, in Dörfern selten 25 m Bauhöhe<br />

überschreitend, in Städten bis <strong>an</strong> 90 m her<strong>an</strong>reichend (Garnisonskirche Potsdam 88 m, Katharinenkirche<br />

<strong>Br<strong>an</strong>denburg</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Havel</strong> 72 m). Auch Prof<strong>an</strong>bauten wie Wassertürme (Kirchmöser: 60 m, Wustermark 56 m,<br />

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